molochronik
Dienstag, 22. Juni 2010

Molos Wochenrückblick No. 7

Eintrag No. 628Alleinstellungsmerkmal: Ist schon nötig, dass ich mich im Netz ›molosovsky‹ nenne. Hat sich nämlich ein neuer Namens-Zwilling eingefunden, diesmal in Person eines F.A.Z.-Rezensenten. — Also zur Klärung: der hier bin ich nicht.

Klamotte: Nachdem ich mir Anfang des Monats endlich mal ein PayPal-Konto zugelegt habe, kürte ich zur ersten Einsatzmöglichkeit den englischen T-Shirtversand »Last Exit Nowhere« (auf den ich durch Werbung im leider derzeit nicht erschienenden »DeathRay«-Magazin aufmerksam wurde). Aus deren Kollektion mit »T-Shirtmotiven, die von den erinnerungswürdigsten Orten, Firmen und Kooperationen der Kinogeschichte inspiriert wurden« habe ich (Molo) mir ein Paper Street-, und für meinen Hausandroiden (Alex) ein Nostromo-Shirt geordert. — Pling, und wieder ist das Zeigerchen meines Coolometers höher geklettert.

Lektüre: Nichts groß Erwähnenswertes, außer dem Wolf von Niebelschütz seinem »Der Blaue Kammerherr«. Mittlerweile fast bei der Hälfte, also am Ende von Band 2 von 4, mich kopfkratzend literaturlusterfüllt fragend, wie es sein kann, dass ich diesen Roman erst zum zweiten Mal lese, noch dazu jetzt nach ca. 20 langen Jahren. Muss fürs weitere Leben unbedingt ins Auge fassen, dass ich nicht noch mal so lange herumtrödle.

»Red Dead Redemption«: Zweifelohne das beste Spiel, was meine Playsie 3 mir bisher geboten hat (gefolgt von »GTA IV« und dessen Ergänzung »Episodes from Liberty City« (bestehend aus: »The Lost & The Damned« und »The Ballad of Gay Tony« — respektabel fand ich noch »Fallout 3« und »Batman: Arkham Asylum«; wohingegen mich »Metal Gear Solid 4« genervt und enttäuscht und »Mirror’s Edge« zwar begeistert aber auch merklich gefrustet hat. Im Prinzip ist mein im Grunde simpler ›Ballern, aber mit Anspruch‹-Geschmack nun derart verwöhnt, dass ich wohl warten muss, bis Rockstar und Team Bondi mit »L. A. Noir« nachsetzten). — Moment amal: ist das »Red Dead Redemption«-Erlebnis wirklich einfach nur als ›Spiel‹-Erlebnis glänzend? Mitnichten. Gerade die Story dieses Westerns hat mich überzeugt. Wie sie rätselhaft und sacht beginnt, man langsam zu alten Gunslinger-Kräften zurückkehrt, wie die Hauptfigur bei seiner Menschenjagd in die Wirren einer Revolution gerät. Und das Ende ist derart gelungen konsequent, da wird staubtrocken klar, dass die angeblich superzynischen Rockstarler (im guten Sinne) die Moralisten geben, wie es sich aber gefälligst für einen ordentlichen Western gehört, verdammt noch mal, bzw. Bravo! — Hat mich entsprechend gefreut, dass »RDR« das erste Spiel wurde, das vom sonst ziemlich strengen Angry Joe mit 10 von 10 Punkten, und dem offiziellen ›Bad Ass Anerkennungs-Gütesiegel‹ bedacht wurde.

Zu den Meldungen.

NETZFUNDE

  • Thierry Chervel hat für das Perlentaucher-Blog »Im Ententeich« am 16. Juni eine Übersicht zum Thema Christian Wulff und die Evangelikalen zusammengestellt, die in der (m.E. verständlichen) Forderung gipfelt, dass Herr Wulff doch bitte aus dem Kuratorium von Prochrist autreten solle, bevor die Bundespräsi-Wahl von statten geht.
  • Monströses aus der Sphäre der Verlegerintressen legt wieder einmal »Netzwelt« am 18. Juni dar: Leistungsschutzrecht soll Sprache monopolisieren. Wunderbar! Dreht die Uhren zurück in Feudalzeiten, am besten, nur noch bestellte, vereidigte und genehmigte Chronisten, natürlich anonymisiert, dürfen öffentlich die Weltläufte verlautbaren und der Herrschaft genehme Gedanken dazu verbeiten. Schweig, Volk!
  • Ich bin selbst erstaunt, dass ich einen »Spiegel«-Artikel für verlinkenswert befinde, aber Falsches Sparen: Wie Merkel die Verkehrswende topediert von Christian Schwägerl (am 19. Juni) spricht mir aus dem Knochenmark. Was die Automacke unserer Nation angeht grummle ich ja schon seit Ingolstädter Realschulzeiten: ich wollte Kunsterziehung, aber die Klasse kam nicht zustande, weil alle Technisches Zeichnen wählten, denn, wie Eltern andere Erwachsene den Jungs eintrichterten, »Des TeeZett muast nemma, des is’ wichtig wenn’st bei da Audii a’moi guat va’dinna mechast« — (Rechenanmerkung: von vier Klassen mit je ca. 25 bis 30 Schülern, also ca. 100 bis 120 Wahlberechtigten, haben sich keine 7 Jungs ›getraut‹ KE zu wählen. ich war damals einer von 5.).
  • Das Schnippsel Die heilige Banane des Ketzerpodcast von Ketzer 2.0 finde ich so gelungen, dass ich es in eigenen Worten wiedergeben möchte: — Der Gotteslästerungsparagraph diskriminiert Christen- bzw. Religionsgläubige, denn das Gesetz geht davon aus, dass die Gotteslästerer mehr Selbstkontrolle und Verantwortungsfähigkeit inne haben als Gläubige, weshalb sich das Gesetz an die Gotteslästerer wendet, sprich: eben diese in Verantwortung nimmt, stillschweigend davon ausgehend, dass, wenn bei einem religiösen Menschen der entsprechende Blasphemie-Knopf erst mal gedrückt wurde, dieser sich nicht in gut bürgerlicher und zivilisatorischer Art, also angemessener Untertanenweise zusammenzureissen vermag. Kurz: das Gesetzt hält religiöse Menschen als Adressat und Befolger von ordnungsstiftenden Regeln in etwa für so ungeeignet wie Vieh und Sachen. »Kann nicht selbstständig denken. Reagiert auf kritische Schlüsselreize automatisch pavlovsch wie eine Maschine und droht somit Krisen loszubrechen«, dieses Fazit über Gläubige zieht der Gotteslästerungsparagraph. — Wie verträgt sich nun diese Diskriminierung der Religiösen durch den Gotteslästerungsparagraphen mit den Forderungen von gewissen PolitikerInnen, man möge doch, bitte, ach, der religiösen Erziehung (wieder) einen höheren Stellenwert einräumen? Diese Forderung entpuppt sich dann als Wunsch der Regierenden danach, das Volk habe mechanisch sich zu erregen und bar jeglicher Reflektion, Haltung und Kontrolle sich dem Zorn und dem Eifer hinzugeben, wenn Gotteslästerer entsprechend verbal oder durch Kunst und Darstellung reizen. Man vernimmt von Ferne die Klage derjenigen, die mit neuen ordnungspolitisch-technischen Möglichkeiten verdienen wollen: »Es sind leider noch zu viele der Kultivierten, derer, die sich zurückzunehmen verstehen.«

ZUCKERL

  • Naggische und fastnaggische Mädels in Röntgenansicht gefällig? Bitteschön: EIZO »Pin-Up Calendar 2010«. Entworfen von der Agentur Butter Berlin/Düsseldorf. — Angestrebt ist zwar, mit diesem Kalender-Schmankerl Kundentreue zu belohnen und Neukundenwohlgesonnenheit zu gewinnen und zwar für Eizo, Hersteller für Medizintechnik, insbesondere Diagnosemonitore. Ich bin aber sicher, dass es nicht lange dauern wird, und die mehr als nur nacken Damen, ja diese tiefseeisch-gespenstischen GlamMortModels werden, eins, zwei, drei, bald Nacht- und DunkelRomantik-Clubeinrichtungen zieren, zum Wohlgefallen der bleichen und absinthig gestimmten Klientel.

Flattrn Sie diesen Eintrag, wenn Sie der Meinung sind, dass er etwas wert ist. 

Sie sind nicht angemeldet