molochronik
Donnerstag, 24. März 2005

1999, ein bitteres Phantastik-Sachbuch-Jahr

Eintrag No. 191 – Heute ist mir das Buch »Deutsche Phantastik – Die phantastische deutschsprachige Literatur von Goethe bis zur Gegenwart« von Winfried Freund aus dem hammerseriösen UTB/Wilhelm Fink-Verlag untergekommen. Inzwischen sechs Jahre alt, gehört es in der Stadtbücherei Frankfurt immer noch zu den aktuellsten Sachbüchern zur Phantastik. Dennoch: weder Niebelschütz noch Krausser finden sich darin. Traurig, traurig. Dafür stolperte ich in der Einleitung über dieses eloquente Gedankenunterholz. (Hegel und Adrono, ick hör Euch trapsen).

Seite 13: Die folgende, an den zentralen Gattungen literarischer Phantastik orientierte Darstellung versteht sich als exemplarisch und representativ zugleich. Herausgehoben werden sollen in den einzelnen Genre-Portraits die Einzelwerke, in denen das Phantastische im fundamentalen Sinn Gestalt gewonnen hat und traditionsbildend gewirkt hat bzw. wirken könnte. …
Das »könnte« macht mich bangen.
… Literarische Phantastik wird dabei durchgängig als die Literatur verstanden, die in negativer Dialektik den Aufbruch durch das Ende und Entwicklung zum Höheren durch das Abgründige aller Existenz entwertet, die alle Sinnstiftungen in die Sinnlosigkeit, alle Hoffnungen in die Verzweiflung und jeden Fortschritt in die Katastrophe münden läßt, die das Ideal wie den Glauben desillusionieren und das Gestaltete ins Formlose, das Sein ins Nichts, die Fülle des Daseins in die Leere und die Ordnung in Chaos auflöst. Konstruktive Aspekte des destruktiv Entfesselten bleiben vereinzelt.
Fehlt nicht viel, und mir entfleucht eine schmissige Melodie auf dieses literaturwissenschaftliche Prosagedicht.
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