molochronik
Donnerstag, 16. März 2006

Aussterben — Eine edle Kunst

(Gesellschaft) — Die Deutschen sterben aus, werden zur Seltenheit. Darüber sind einige Programmatiker und Placebopolitiker entsetzt. Das Volk vögelt, aber es ist dabei zu unchristlich und will nur Spaß & Erholung. Ein ›guter Fick‹, so die verbreitete Meinung, ist ein solcher, bei dem man sein Weibchen nicht befruchtet.

Persönlich fand ich es bereits als junger Teen grotesk, was für ein sorgfältiges Gewese z.B. um Moped- und Autoführerschein gemacht wird, sich aber jeder Dolm und jede Dolmin ungeprüft reproduzieren dürfen. Winkel von Dachschrägen (selbst von Hundehütten) bei Neubauten werden hierzulande genauer in Augenschein genommen, als die Fortspflanzungstauglichkeit und pädagogische Befähigung von Theo Mustermann und Ließchen Müller.

Warum haben so viele keine Lust mehr das deutsche Volk zu vermehren? Vielleicht aus dem selben Grund (nur invertiert), warum so viele Deutsche unegwillt sind, dunkelhäute und exotische Menschen aus dem Ausland schnell und unkompliziert als Deutsche anzuerkennen. Da funken der Masse bei uns halt diese ›Kulturnation‹-Mythen durchs Blut und Hirn.

Ich denk mir, zum einen vielleicht, weil als Volk freiwillig auszusterben wohl eines der edelsten Großunternehmen ist, dessen sich ein kulturell als zusammengehörig deklariertes Gemensche hingeben kann. Die wohl wahrscheinlichere tragisch-praktische Ursache aber dürfte sein, daß Kinder Verantwortung mit sich bringen. Kurz und deutlich (wird aber in den Medien nie so vbeim Namen genannt): Kinder machen enorm erpressbar. Und zudem gehts ja alles andere als sozial gerecht zu bei uns. Schulen sortieren immer noch mehr die Bälger gemäß des Status und Wohlstandes. Wer kann sich schon seinen Optimismus bewahren, wenn er ein enges Leben führt um seine Kinder groß zu ziehen, nur um zu erleben, wie Bälger der ›Vitamin B‹-Schichten bevorzugt werden. — Tja, da klopf ich allen Generationsgenossen und -Genossinnen die wie ich an der Fortpflanzungsfront streiken kammeradschaftlich auf die Schulter. Sollen doch die Reichen und Schönen wieder Orgelpfeifensippen generieren, wenn sie die deutsche Kulturnation erhalten wollen. Vielleicht sind bald die Entscheidungsmächtigen verzweifelt genug und stellen für ein Dutzend selbstgeugter Kinder die Verleihung der Adelswürde in Aussicht. So gäbe es dann neben dem soldatischen und dem Beamten dann die Sparte des Kinderadels, was ja eine nette Aussicht ist. — Leider die einzige optimistische, die ich diesem Thema abgewinnen kann.

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