Gnadenloses Leseprotokoll zu »Harry Potter and the Deathly Hallows«
Eintrag 392 — In den letzten zehn Jahren habe ich mich wie viele viele andere Leser und Filmgucker auch von der siebenteiligen Fantasy-Reihe um den englischen Töpferbuben hinreissen lassen. Hier nun mein (gnadenloses) Leseprotokoll zum langerwarteten Abschlußband »Harry Potter and the Deathly Hallows«.
Da ich absolut keine Rücksicht auf Geheimnisverrat nehme, richtet sich dieser Eintrag vornehmlich an andere Harry Potter-Leser, die bereits feddich sind. Wer sich den Spaß erhalten möchte, liest mein Protokoll besser nicht!!!
Deshalb, und um die »Aktuell«-Seite nicht mit ewig langen Auslassungen vollzustellen, habe ich mein Protokoll zu den einzelnen Kapiteln in den Kommantar dieses Beitrages gestellt.
Im Moment reicht mein Protokoll bis einschließlich Kapitel 12. Der Rest wird in den nächsten Tagen nachgereicht.
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Introdubilo: Haberer Oliver vom Literaturwelt-Blog gibt sich (nicht nur als Papa) dem Potterwahn hin und rattert Kapitel für Kapitel seine Zusammenfassung und Ansichen zum letzten Band der Reihe runter. Hut ab für diese Aktion! Das ist im kleinen ein schönes praktisches Beispiel dafür, welche Text-Formen via Internet funktionieren, die per Print so nicht klappen oder möglich sind.
Ich häng mich mal begeistert dran.
Zur Besorgung: Ich hab ja meinen HP#7 ganz gemütlich in der Frankfurter Stadtmitte abgeholt. Kein Stress, erst so gehen 17h unaufgeregt vorbeispaziert. Zuhause dann Inhaltsverzeichnis und Gesamtinhaltsverzeichnis geschrieben (nebenbei: HP hat nach meiner Zählung 3558 Seiten; die Summe kann aber je nach Ausgabe wohl variieren).
Hier meine Gründe, warum ich als 34jähriger Edel-Phantastik-Fachdepp HP überhaupt goutiere:
- HP ist für mich schnell weglesbarer bunter ›Trash‹. Sozusagen für mich als langjähriger TV-Abstinenzler mein Nachmittags- und Vorabendprogramm-Ersatz. (Liebe Potterfans, jetzt bitte nicht den Molo haun).
- Potter ist ein Riesenhype, auf dem ich sozusagen auch als ›Hobby-Anthropologe‹ mitsurfe, um nicht immer nur als Außenstehender über Hype daherreden zu können.
- Schließlich dient mir Potter deshalb bei meiner Lektüreauswahl als eine der seltenen Ausnahmen von meinem sonstigen Lesestoff. Ohne solche Ausnahme-Abwechslung würde mich auch die allerbeste Eliten-, Klassiker- und Randzonen-Literatur auf dauer fad werden. Ab und zu sollte man eben auch als Erwachsen-Sein-Woller auf allen Vieren herumkrabbeln, damit man merkt, was sich in Bodennähe alles tummelt, und um zu merken, wie viel aussichtsreicher der aufrechte Gang ist.
molosovsky Besitzerin
Chapter 1: In der Höhle der Bösen. Voldemort führt sich auf wie ein dekadenter römischer Kaiser (so Commodus mal Bondbösewicht mal Star Wars-Imperator). Taktikbesprechung der HP-Jäger, Geheimdienstreport der Agenten- im Infowar gegen Phönixorden. Fetziges Tarotkartenzitat: Als Zier baumelt eine Gehängte über der Versammlung. Die Malfoys sind nervös vor lauter Gastgeberei. Auch sonst herrscht Angst oder Schadenfreude in der Runde, die Voldi als GruppenLeim zu dirigieren weiß. Minus: Wormtail und Bellatrix fand ich etwas zu dick aufgetragen, wie auch das Voldi-Starren auf die Gefangene. Plus: Feiner Horrormoment beim Einsatz des Killzaubers und die Fütterung Nagnis. Rätsel: wird der weiße Pfau noch eine Rolle spielen?
Chapter 2: Schön die Gegenüberstellung zweier typischer Medien-Reaktionen auf den Tod einer bedeutenden Person. Einmal der empfindsame Nachruf, die freundschaftlich, respektvolle Reminiszenz; dann das Infotainment-Interview mit der skrupellosen Sensationsreporterin. Zudem bieten diese beiden Zeitungstexte viel Fantasy-Welt (= Plus für Details). Erinnerung an Dumbledore und Erkenntnis, ihn gar nicht (wirklich) gekannt zu haben ist Thema (wobei man ja sagen kann, daß man auch Lebende nicht ›wirlich‹ kennt). Ansonsten: Einige Ausführlichkeiten nerven … aber ich bin ja nicht der größe oder leichtzugewinnenste Fan von auktorialem ›Nah rann zoomen‹ auf einen Protag, zumindest nicht, wenn er aufräumt und sich an einem altbekannten Handlungsort umguckt.
Chapter 3: Die erste schöne erhellende Charakterbeobachtung, die wohl zu den entscheidensten Kleinigkeiten gehören, weshalb die HP-Bücher überhaupt Erfolg haben: Harrys Onkel, der unsympathische Kastel/Betonkopf-Unternehmer, mißtraut zwar der ganzen Magierwelt, vetraut aber blind darauf, daß deren Institutionen doch helfen und alles richten können. Große Gefühls-Streicheleinheit: Der Rülpel Duddley darf erste Schritte zum Menschsein machen. Jaaa, auch einer, dem man ein vertrockentes Herz zutraut, kann mit genügend ›Schicksalsdünger‹ aufgehen. Aunt Petunias gerührte Reaktion hab ich mit einem Hihi markiert.
Chapter 4: Jau, das erste fetzige Äktschn-Kapitel. Grundfolie: Luftkampf a la Weltkrieg I & II , bzw. kennen wir die Fantasy/SF-Aufbereitung solcher Dogfights ganz besonders auch seit Star Wars. Der Ablenkplan ist lustig; fein wie Harry von seinen Freunden ›überwältigt‹ wird; weniger zum Schmunzeln sondern ziemlich berechenbar fand ich die Umziehewitze. Zum ersten Mal hab ich Genervtheit vermerkt (S. 50), weil JKR haarklein jedes Kofferpacken und Rucksackeholen erwähnt. Feiner ›Autsch‹-Faktor: Harry haut sich in der Äktschn einen Zahn aus. Auch, daß es zum ersten Harry-Voldi-Duell kommt, fand ich erfrischend aufregend. Von mir aus, könnten die sich 600 Seiten duellieren. Metaphern-Kritik: Eher fad und einfallslos fand ich, wie Hagrids Motorrad mehrmals (!) wie ein Drache brüllt oder wie eine Pistolenkugel davonprescht.
Chapter 5: Sammlung nach der Gefahr. Durchaus ergreifend und spannend für mich, wie die verschiedenen Ablenktrupps eindrudeln (oder eben nicht); ebenso, daß es arge Verletungen und erste Opfer zu beklagen gibt. Löbliche Moral-Lektion zum ›Entwaffnungs‹-Zauber: Harry grenzt sich von Voldi ab, denn anders als dieser, will Harry Gegner nicht einfach killen/umhaun, nur weil sie im Weg stehen. Eine Frost-Metapher für bedrückte, sorgenvolle Stimmung (S. 69) finde ich zu platt. In diesem Kapitel kommt zum ersten Mal harter Schnapps (als Seelentrost) zum Einsatz. Geht es nur mir so, oder ist es nicht in der Tat ein wenig bedenklich, wie JKR in diesem Band Jugendliche Feuerwhisky wegsaufen läßt? Dann aber wieder nett, die ›Free Your Mind‹-Ermahnung, daß Harry seinen Kopf von Voldi-Visionen freihalten soll. Überhaupt gelungen: das Thema Vertrauen spielt eine große Rolle. Harry läßt sich von Medien verunsichern, statt auf seine Freunde zu vertrauen.
Chapter 6: Für mich ein erster fetter Höhepunkt, ein (Ron-Double-)Ghoul im Schlafanzug. Vielleicht eine kleine respektvolle Anspielung auf »Shaun of the Dead«? Ansonsten fand ich es etwas unglaubwürdig, wie Harry, Ron & Hermione auf Trapp gehalten werden von Mama Weasly. Auf S. 78 hudelt JKR das in einem Absatz runter. Mein erster lauter Lacher beim Leser: Rons trockener Kommentar auf Hermiones Schmöcklersortieren, daß er ganz vergaß, daß man Voldi mit einer mobilen Bibliothek jagen wird. ich beginne etwas unleidlich zu werden. Alle Naslang fließen Tränen oder stehen Augen halb unter Wasser. Ansonsten: man achte auf das Leitmotiv der Sprachlosigkeit, daß sich hier mit der zweiten Erwähnung von Wortfindungsproblemen etabliert (S. 86). — Nun ein Beispiel für die fast schon enervierende Anwendung billiger Tricks: Auf S. 88 erklärt Hermione schnell-schnell, wie sie die Bücher über Horcruxe aufgetrieben hat. Jaja, hinterher kann man alle möglichen Handlungslücken erklären. Gute Autorinnen machen sowas organischer und weniger mit Hau-Ruck-Nachreich-Methode. Eine Seite später kommt ein weiteres Leitmotiv des Bandes auf: Bedreuen und Bedauern (S. 89 & 94). Schön auch die Moral-Lektion, daß Horcruxe das genaue Gegenteil von menschlichen Wesen sind. Horcruxe les ich also als Metapher auf Fetisch- und Status-Gegenstände, in die Mensch seine Seele hineinlegt. Ich denke da an den Spruch aus »Fight Club«, daß alles was man besitzt einen früher oder später selbst vereinnahmt. Kurz: Mensch sollte sich nicht über sein Hab und Gut definieren, sondern über sein Handeln und die Art wie er mit Mitmenschen umgeht.
Chapter 7: Gleich auf S. 95 wendet JKR einen inzwischen langweiligen Trick der HP-Reihe an. Harry kann sich vage, aber eben nicht genau an einen Namen erinnern. Aufforderung also für Potterfans entweder in den 6 Vorgängerbüchern zu stöbern, oder das Potter-Wiki zu konsultieren. Schön langsam beginnt mir (wie auch in den vergangenen HP-Büchern) die Erwähnung von Harrys Narbe (pain, prickling ect) auf den Geist zu gehen. Schöner Gag: mit Magie gemachte Knoten zeitigen schlimme Knäul. Die Geburtstagsidylle ist auch nicht so mein Ding (habe so meine Probleme mit Idyllen). Leitmotiv Sprachlosigkeit wird auf S. 97 fortgeführt. Schöne Metapher für das Gefühl beim Küssen (Harry & Ginny): ›blissful oblivion‹. Toll fand ich, wie Hermione (S. 105) das Juristen(un)wesen abkanzelt. Dann die Sache mit der alten Zauberer-Mär von den drei Brüdern. Schon cool, daß Ron und nicht Hermione mal ein Buch kennt. Im weiteren Verlauf von HP#7 aber ist es für mich sehr nervig, wie mit dieser »Tales of Beedle the Bard« ein riesger, wichiger Batzen Handlung plötzlich eingeführt wird. Auch der Hinweis zum geschenkten Snitch (›I open at the close‹) vermindert bei mir enorm Spannung, denn nun weiß ich, daß dieses Requisit erst im Schlußdrittel eine Rolle spielen wird.
Chapter 8: Gnomenspucke zeitigt vorrübergehende Talente, z.B. zum Opernsingen. Jauser, das sind die Weltenbaudetails, die mich begeistern (S. 117/118)! Siehe auch die umherschwebenden Schampusflaschen (S. 126). Hochzeit, das heißt (leider) wieder viele wässrige Augen. Die allein tanzende Luna gefällt mir (kommt meinem Geschmack für Nebenbei-Melancholische entgegen). Infowar-Lektion auf S. 127: sich gegenüber dem Gegener nicht zu emotionellen Ausbrücken hinreissen lassen! Keine Blöße geben, also immer hübsch förmlich-freundlich bleiben. Zwiespältig bin ich, was die plötzliche Info betrifft, daß Harrys Eltern und Dumbledores Familie im gleichen Kaff wohnten. Klar, es erscheint sinnvoll, weil es Teil von Dumblis Infowar-Taktik ist, aber für mich als Leser ist dieses Aus-dem-Ärmel-schütteln von wichigen Fakten auch frustrierend. Immerhin hätten unsere Helden auch irgendwo anders über dieses biographische Detail stolpern können. Ansonsten ein ausgesprochen munteres Kapitel.
Chapter 9: Es geht los zur Schnitzeljagd auf die Horcruxe. Feine kleine Äktschn-Sequenz in der Tottenham Court Road (da kommen schöne Erinnerungen an einen London-Urlaub bei mir auf, denn in der Gegend gibt es eine günstige Jugendherberge, mitten in Soho! Ich kann das Hähnchen im »Green Dragon« empfehlen). Die Sicherheitsanlage ist wieder ein feines Magie-Detail (einrollende Zunge, ack!). Wieder viel pain und scar (genervt sei). Unterschiedliche Ansichten zur Vorgehensweise: Harry will zum Kaff wo seine Familie und die Dumbledores lebten, Hermione nicht. Achtung: später wird Herione plötzlich ihre Meinung ändern. Ganz billige Verzögerungs- bzw. Hinhalte-Taktik von JKR.
Chapter 10: Ausdrückliche Behandlung der Infowar-Thematik auf S. 146. Wie ›kranke Dinge‹ haben Anschuldigungen gegenüber Dumbli Harrys Hirn infiziert. Tolles Detail im Zimmer von Serius: Pin-Up Poster (S. 148)! Der Brief von Muttern zeitigt freilich gleich wieder feuche Augen (hach). Auf S. 152/153 gehts weiter mit einer Wiederholung der nur schwächlich begründeten Verzögerungstaktik, warum die drei Helden nicht in Godric’s Hollow vorbeischauen sollten. Leitmotiv Vertrauen und Die-Wahl-haben auf S. 153. Wiederum nervig, die plötzliche Erinnerung von Harry, wo sich ein gesuchter Anhänger befindet, nachdem zuvor seitenlang danach gesucht wurde. Der Hauself Kreacher birngt wieder mehr Leben ins Buch. Ich komme ja mit den Bösen und Zwiespältigen meistens besser zurecht, als mit den Strahlehelden. Moral-Lektion: Harry erinnert sich Dumblis Kritik zu Sirius, der seinem Hauself keine Gefühle zusprach. Die Beziehung Hauself & Meister les ich als Metapher des Umgangs von Herr und Bediensteter. In England ein altes Thema, daß katholische/anglikanische Adelige im Allgemeinen einen näheren, herzlicheren Umgang mit ihren Dienern pflegten, als evangelikale/protestantische Adelige. Eine Gefühlskuscheleinheit die mir taugt: Grummel-Hauself Kreacher freut sich über Harrys Geschenk.
Chapter 11: Wie Death Eater vor dem Versteck rumlungern ist cool. Da kommt so Kalter Krieg- und (siehe »Momo«) Graue Herren-Athmo auf. Remus schaut vorbei. Schönes Infowar-Detail: die Bösen knöpfen sich vor, wer immer auch uneingeschüchtert genug ist Voldis Namen auszusprechen. Erinnert nur mich das an entsprechende Filterprotokolle des Internets (siehe China?). Dicke Moral-Lektion: Harry tritt dafür ein, daß oberstes Gebot für Eltern ist, bei ihrer Familie, bei ihren Kindern zu bleiben um diese vor Unbill zu schützen. Weitere Infowar-Einsicht: im von den Bösen mittleriweile gekaperten Ministerium für Magie gibts zwar noch redliche Leut, aber die sind zu verängstigt um sich zu organisieren (S. 171). Richtig heftig die Anspielung auf Ausmerz-Logistik mittels des »Muggle-born Registration Act«. Schön zu sehen, wie (fein unheimlich) das Thema Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung in einem Jugendfantasybuch verarbeitet wird. ›Vergnüglich‹ (im unheimlichem Sinne) die Fadenscheiden-Logik der Bösen, daß Muggle-geborene angeblich nur mittels Diebstahl Zauberkraft erlangen können (S. 172/173). Etwas unschlüssig bin ich, was die ausdrückliche (Vergleichs-)Erwähnung von amerkanischen Ureinwähnern (vulgo: Indianern) angeht, wenn das Aussehen von Dumblis Mutter beschrieben wird. Großes Bonbon für mich: der Auszug aus dem schrecklich sensationsheischenden Enthüllungsschmonz von Rita Skeeters Dumbli-Bio.
Chapter 12: Das erste von zwei (gut-spannenden) Kapiteln, in dem unsere Helden (in diesem Band zum ersten Mal) als Riffifi/»Oceans 11«-Einbruchsagenten glänzen. Das Gegenteil des unerhörten Eindringens ist übrigens die Entfesselungskunst. Verbrecher-Helden wie Arsene Lupin beherrschen beides. Ungeschickt geschrieben, bzw. reingerammt in den Fluß der Erzählung finde ich die Rückblende des Ausspähens und Planens des Einbruchs (S. 190f). Zudem: mittlerweile beginnt mir die Visionenschieberei von Harry auf den Geist zu gehen, vor allem weil oft anschließend Zeilen verschwendet werden, für die immer gleichen Wiederholungen von Hermiones Ermahnungen, daß Harry seinen Geist verschließen soll gegenüber Voldi-Visionen (ja, ich habs mitbekommen, danke). Wie mein Literaturwelt-Kollege Oliver schon bekritelte: Völlig unglaubwürdig, wie leicht es für drei Teen ist in das Ministerium reinzukommen. Man stelle sich vor: drei Teen in unserer Welt dringen ähnlich leichtfüßig in Pullach ein und stöbern in »Streng Geheim«-Aktenschränken! Hier stimmt was prinzipiell nicht. Einerseits zeichnen sich die HP-Bücher (für mich erfreulich) dadruch aus, daß Härten des tatsächlich stattfindenden Lebens nicht unter den Teppich gekehrt werden. Anderseits dann solche Spaziergänge unserer Helden in Löwenhölen. Ganz groß aber, für mich ein Höhepunkt des letzten Bandes ist aber die neue Großstatue im Foyer des Ministeriums. Aus dem Hobbes’schen Leviathan, der sich ja aus lauter kleinen Menschen zusammensetzt, wurden fette Throne gemacht, auf denen Magiermonarchen sitzen. Dazu dann eine Abwandlung von Francis Bacons Spruch »Wissen ist Macht« zu »Magie ist Macht«. Es lohnt sich, den Wiki-Eintrag über Bacon zu lesen, vor allem die Abschnitte über Täuschungen. Immerhin ist Magie ganz nüchtern gesagt die Kunst des Irreführens (unbedingt Buch lesen oder Film gucken: Christopher Priest »The Prestige«). Magie ist dann angewandt worden, wenn mehr Ergebnis erreicht wird, als augenscheinlich Aufwand betrieben wurde. Entsprechend ist Magie nichts Übernatürliches, sondern beruht auf Unwissen. Der Autor von »2001«, Arthur C. Clarke, hat treffend geklärt, daß zwischen Magie und Technik eine Wechselbeziehung besteht. Wenn Technik angewandt wird, von der man nicht weiß, wie sie funktioniert, kann man in Versuchung geraten zu glauben, daß Magie angewandt wurde. Im Grunde eine Frage der Einweihung, des Kenntnisstandes. Machthaber, die hinter der Kulisse fuhrwerken (z.B. nichtöffentliche Entscheidergremien), die also die Geschehnisse auf der Bühne (Medien-Öffentlichkeit) wenden also ›Magie‹ an, um die Zuschauer (Bevölkerung) an der Nase herumzuführen. — Mich begeistert es, wie JKR Kindern und Jugendlichen solch heikle Thematiken nahebringt. Trotz aller sonstigen Schwächen bin ich iGuG wegen solcher Aspekte von HP ein Fürsprecher dieser Reihe.
Fortsetzung folgt …
david ramirer
als einer von den wenigen ignoranten, die mit 100%iger sicherheit niemals einen HP-band lesen werden ist deine knappzusammenfassung ein köstlicher (lesbarer+lehrreicher) genuss. danke!
ishiro
Molo, geil! *klatscht in die Hände, wie ein Renter im Musikantenstadl*
Solche Einträge sind für mich Champagner!
Habe ja selbst die "Dessli Hällous" in zwei Nächten runtergeschlungen und war gehörig mitgerissen. Ich wäre vermutlich nie in der Lage (oder gewillt?), ein solch arbeitsaufwändiges Protokoll wie du zu schreiben, einfach weil das Lesen mich immer weiter gesogen hat und ich bereits Stunden später die einzelnen Ereignisse den Kapiteln nicht mehr zuordnen konnte...wie auch immer, eine Schneekönigsfreude, deine Eindrücke zu lesen.
Ich merke, dass grundsätzlich sehr viele deiner Gedanken auch durch meinen Kopf gebraust sind (inklusive mehrfachem Augenroll beim Narbenschmerz und Heuliheul). Dennoch hab' ich dann letzten Endes doch alle Kritik fallen lassen und mich restlos fürs Buch begeistert. Schöne Atmo halt, gell. (Ein genauerer Erklärungsversuch für meine Affektschn hier)
Harre weiterer Kapitelysen, besonders von jenem in dem (*ACHTUNG MEGA-END-SPOILER*)Harry im Jenseits aufwacht...