Kecker Blogger-Style bei der F.A.Z.
(Eintrag No. 431; Gesellschaft, Medien, Zeitungen vs. Blogger, Feindversteher) — Nachdem ich ja nicht ganz vor der Blogger-(Un)Art gefeit bin, schon mal mit Schmackes über die etablierten Einweg-Medien herzuziehen, muß ich jetzt mal als durchaus auch nach Ausgleich strebender Querdenker ein feines Beispiel anführen, wie etablierte Journalisten sozusagen mit gewitztem, subjektivem, frechem Bloggerstil brillieren.
Die »Pro & Contra«-Schubalde der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung« vom vergangenen Heilig-Drei-Königswochenende wurde von Peter Richter und Nils Minkmar dazu genutzt, auf zwei Weisen das Bein zwecks Spottwasserlassens am Baum des Roland Koch’schen ›Gewaltkids Populismus Schwachsinnsgewächs‹ zu heben.
»Roland Koch pocht darauf, ausländische Gewaltkids zittern davor: Sollen deutsche Sitten eine größere Rolle spielen?«, lautet die zu verhandelnde Frage.
Unter der Überschrift »Sitten und Geräusche«, dem »Pro«, unterbreitet Richter die erzpragmatische Idee, die gewalttätigen Jugendlichen mit ausländischem Herkunftshintergrund aus Westdeutschland zu den gewalttätigen Jugendlichen mit neonazistischem Gebahren nach Ostdeutschland zu schicken. Eurosport könne das Gekloppe dann übertragen. Das wäre, so Richter, effizient, was ja mal als deutsche Sitte galt (, oder noch gilt, oder wieder mal gelten sollte). Alle glücklich.
Und mit dem Titel »Bitte ohne Sitte«, dem »Contra«, zählt Nils die drei tatsächlichen deutschesten Sitten der Gegenwart auf: (i) Ausdiskutieren, (ii) Beschildern und (iii) Reservieren.
Zu der ekligen Kampagne von Koch, CDSU und Co fällt mir eigentlich nur folgendes ein. Ehrlichkeit, Anstand, Offenheit und Gastfreundschaft, sind das nicht Werte, die auch für uns Deutsche wertvoll sind, oder mal waren, oder wieder werden sollten?
Was kann man von einem Politiker wie Koch halten(?), der z.B. schon mal das Nachtflugverbot vom Himmel verspricht, um es wieder zu entsorgen, wenn es denn dem ›An der Nase herumführen der Betroffenen‹ beim Ausbau des Frankfurter Flughafens dienlich ist. Wie ehrlich und aufrecht hat sich dieser Koch wirklich für eine ›brutalstmögliche Aufklärung‹ von Korruption und Schwarzgeldgeschiebe ins Zeug geworfen, wenn außer ein paar lächerlich kosmetischen Rügen und harmlosen Konsequenzen nichts geschah? Herr Koch. Machen Sie sich mal stark für eine Überführung von Herrn Schneider aus der Kanadischen Ferne.
Wie dem auch sei, ich freue mich, dass Richter und Minkmar in der »F.A.Z.« so schön in Tucholsky-Beltz’scher Manier herumwitzeln, repektlos und larifarisch, wie es sonst (angeblich) nur pöbelnde Stinkebloggern tun. — Als bereits in jungen Jahren von Kabarret und Satire versauter Springinsfeld ist mir eh klar: Als Satire verpackt, darf man die Wahrheit klar und deutlich auch öffentlich verkünden. Wer jedoch als seriös gelten will, muß sich eiertanzender Euphemismen- und VerSchleiertanzakrobatik bedienen.