molochronik
Montag, 4. Februar 2008

»Peter’s Friends« & Hugh Laurie als Fabulator

(Eintrag No. 459; Film, Woanders, Phantastik & Komödie, Geheimagent) — Heute habe ich mich zum Jubel von Oli über »Peter’s Friends« in seinem Blog dazugesellt. Im Folgenden mein Kommentar von dort, plus einer kleinen Kostprobe des zum Niederknien dollen Räuberpistolen-Romanerstlings von Hugh ›Dr. House‹ Laurie.

Abgesehen vom Spaß den »Peter’s Friends« für’s Publikum bietet, finde ich, dass dieser Film (wie auch einige vergleichbare Werke von Woody Allen) jedem selbst-kreativen Phantasten als beherzigenswerte ›unphantastische‹ Inspiration dienen kann. Hier gibts keine Magie, nichts Wundersames, keine Gadgets, aber eben erfrischend, schockierendes, komisches, absurdes und weises Geschmenschel hochkonzentriert. — Unter anderem die Latte, die dieser Film vorlegt läßt mich (noch) zögern, selber als Fabulatur (professionell) hervorzutreten. Wenn, dann würde ich selbst zu gerne etwas vorlegen können, was Ernst und Alberei wunderbar versöhnt wie »Peter’s Friends«. Allein die Idee, wilde (Genre-)Phantastik zu betreiben, die aber zugleich so berührend einfach nur vom Auf und Ab des ›Person-Sein‹ erzählt, treibt mich seit Jahren um.

Im weitesten Sinne des Wortes ›Phantasie‹ (= sehen machen, erscheinen lassen) finde ich nämlich solche menschlich, allzu menschlichen Dramen überaus ›phantastisch‹, denn in bester Theatermanier werden hier unsichtbare, innere Vorgänge (Ängste, Hoffnungen, Irrungen und Überzeugungen) anschaulich gemacht.

Und nicht zuletzt brilliert Branagh ja auch mit seiner Regie, bzw. bietet der Film atemberaubende (Steady Cam-)Bildarbeit, z.B. bei der großen Ankunftsszene auf der Eingangstreppe zu Peters Haus.

Was Branaghs Ruf und Stellung angeht: an den Vorwürfen, dass dieser umtriebige irische Energiebolzen an einer übergroßen Portion Eitelkeit krankt, ist ja was dran; und auch, dass er nicht immer ein gutes Händchen bei seinen Projekten hatte. Ich für meinen Teil aber verzeihe diese Schwächen gerne einem, der es immer wieder so gut versteht seine Zuschauer mit seiner Begeisterung anzustecken. Wo ich echte Leidenschaft zu spüren meine, bin ich milde mit Kritik.

Und natürlich ist dieser Film für mich Kult, weil Hugh Laurie hier als Mundtrompeter brilliert.

Apropos Laurie: sehr empfehlenswert ist dessen (ich glaub) bisher einziger Roman »Der Waffenhändler« (antiquarisch als Haffmans-Buch zu haben; gut übersetzt von Ulrich Blumenbach! Aber was die Preise angeht, spinnen die Damen/Herren Anbieter da wohl derzeit heftig. Neuauflage als Taschenbuch tut Not, liebe Inhaber der deutschen Rechte.)

Mit »Der Waffenhändler« (»The Gun Seller«) reicht Laurie seinen Lesern einen betörenden Mix aus James Bond und P.G. Woodehouse, wenn Thomas Lang, Ex-Geheimagent, in eine üble Intriegenkiste verstrickt wird und sich zudem noch in die Tochter des Kerls verliebt, den er killen soll.

Da der Roman ja dereit schwerst vergriffen ist, hier als Trost und Probestückerl der Anfang:

Stellen Sie sich vor, Sie müssen jemandem den Arm brechen.
Den rechten oder den linken — spielt keine Rolle. Wichtig ist, Sie müssen ihn brechen, denn wenn nicht … egal, das spielt auch keine Rolle. Sagen wir einfach, wenn nicht, passiert etwas Furchtbares.
Nun frage ich Sie: Brechen Sie den Arm schnell — knacks, hoppla, ‘tschuldigung, kann ich ihnen beim improvisierten Schienen behilflich sein —, oder ziehen Sie die Sache genüßlich in die Länge, erhöhen ab und zu in winzigen Stufen den Druck, bis der Schmerz rosa und grün und heiß und kalt und ganz generell brüllend unerträglich wird?
Jawohl. Genau. Das Richtige, das einzig Richtige ist, daß Sie es möglichst schnell hinter sich bringen. Brechen Sie den Arm, holen Sie den Brandy, seien Sie ein guter Bürger. Eine andere Antwort gibt es nicht.
Außer.
Außer außer außer.
Was ist, wenn Sie die Person am anderen Armende hassen? Und ich meine hassen, richtig hassen.
Diese Überlegung mußte ich jetzt in Betracht ziehen.
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