molochronik
Sonntag, 14. Dezember 2003

Am Beispiele von »X-MEN«

(Alltag) - Warum meide ich beim ersten Besuch eines anglo-amerikanischen Filmes im Kino die deutsche Synchronosiation? Weil die Übersetzung manchmal nicht nur schluderig und husch-husch gemacht ist, sondern dabei sogar willentlich Sinn verfälscht wird.

Ich bin fast aus dem Sessel gerutscht, als ich heute folgenden Fall von ideologischer Weichzeichnung durch Eindeutschung erlebte. Gleich der erste Satz von X-XEN (aus dem Jahr 2000) lautet im Original:

"Mutation - it is the key to our evolution. It has enabled us to evolve from a single cell organism to the dominant species on the planet."

Die deutsche Stimme von Patrick Steward alias Prof. X darf aber nur behaupten:

"Mutationen sind der Schlüßel zu unserer Evolution. Sie haben es uns ermöglicht uns von einzelligen Organismen zur komplexesten Spezies des Planeten zu entwickeln."

Das verschiebt den Inhalt des Prologes und lenkt vom zentralen Thema ab: das Schachspiel um Kontrolle und Macht zwischen den guten bzw. bösen Parteien bei Menschen und Mutanten. Ich frage mich nur, warum dominant abgewandelt werden mußte in komplex. Ist es in Deutschland nicht zumutbar, daß in einer Fiktionsblase die Stellung des Menschen als Herrscher darzustellen, als Hauptakteur, als Verbreitungs- und Anpassungsprotagonist auf dem Planeten eben dominiert, führt, alle anderen Arten überragt. Ist man sich der Riesenlatschen des menschlichen ökologischen Fußabdrucks in Deutschland schon derart schmerzlich gewärtig, daß in einer biologistischen Romantik der Erfolg einer Artentwicklung eben in Komplexität (Zier, Feinheit, Verständnis) und nicht in Vorherrschaft ausgedrückt wird. Oder steckt Rumsfeld und sein Desinformation-Kader hinter solchen Begriffsverwandlungen?

Und überhaupt: man sagt auf Deutsch nur in Fachkreisen und als Genbildhauer a la Mabuse und Frankenstein Spezies. Normale Menschen oder gebildete doch stilbewußte Mutanten würden das englische species ganz einfach mit Art übersetzten.

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