Molos Wochenrückblick No. 2
Eintrag No. 619 — Bin auf den letzten Seiten von Miévilles neuestem Roman »Kraken«, und seit Samstag versinke ich zudem in James Webbs »Die Flucht vor der Vernunft« und »Das Zeitalter es Irrationalen« über »Politik, Kultur und Okkultismus im 19. / 20. Jahrhundert«. Großartige Lektüre für Großraumphantastik-Forscher. — Nun aber zum Wochenrückblick
Netzfunde
- Mille Miglia, 1. Etappe und 2. Etappe in Andreas »Reisenotizen« am 12. und 17. Mai 2010. Bereits zum dritten Mal berichtet Andrea von diesem Härtetest für Oldtimer. Wie immer mit hervorragenden selbst geschossenen Fotoschmuckwerk und diesmal einem Gastauftritt von Jamiroquai. — Hier noch die Links zu Andreas Artikel für die »F.A.Z.« von 14. Mai: Tausend Meilen im Ausnahmezustand und zu Andreas Mille Miglia 2010-Flickralbum.
- England hat einen neuen Premierminister. Martin Lewis hat für »Huffingtonpost« (11. Mai 2010) ausgebuddelt, was der Mister Cameron so in seinen wilden Studietagen getrieben hat: UK Election Winner! Meet the New Toff (Same as the Old Toffs) »UK Wahlgewinner! Das sind die neuen feinen Pinkel (Sind genauso wie die alten feinen Pinkel)«: Folgender Absatz ist zu schön um unübersetzt zu bleiben:
Aus den späten 1980ern, als Cameron Mitglied {des berüchtigten Bullington Clubs} war, ist ein typischer Abend gut dokumentiert. Die Mitglieder des Clubs nahmen eine Nacht lang eines der edelsten Restaurants von Oxford in Beschlag, orderten die teuersten Gerichte der Speisekarte, soffen üppige Mengen der teuersten Weine und Champagner — dann verwüsteten und zerstörten sie das ganze Restaurant, Möbel und Ausstattung. Der Gnadenstoß am Ende eines solchen Ausfluges bestand darin, auf den traumatisierten, verzweifelten Restaurantbesitzer zuzugehen, und, entsprechend der Umgangsgepflogenheiten des Adels mit seinen Bauern in vergangenen Jahrhunderten, den unglückseligen Besitzer verächtlich mit Geldbündeln zu bewerfen, als Vergeltung für den angerichteten enormen Schaden.
A well-documented typical evening while Cameron was a member in the late 1980s consisted of the members taking over one of Oxford's fanciest restaurants for the night, eating the priciest food on the menu, ordering and quaffing copious quantities of the most expensive wines and champagnes -- and then totally trashing and destroying the entire restaurant, furniture and fittings. The coup de grace at the end of each such excursion was to go up to the traumatized, distraught restaurant owner and, in a gesture that dates back to the aristocrat-peasant relationship of centuries passed, contemptuously throw wads of banknotes at the hapless owner as recompense for the massive damage caused.(via »BoingBoing«). — Tja, die Inselaffen. Was Tradition und Standesbewußtsein angeht können wir mit denen nicht mithalten.
- Ebenfalls BoingBoing: Cory Doctorow machte am 14. Mai 2010 auf »The People’s Manifesto« von Mark Thomas aufmerksam. Von den Beispiel-Ausschnitten gefällt mir am besten:
Politiker sollten dazu verpflichtet werden, auf ihren Wappenröcken die Namen und Logos der Unternehmen zu tragen, mit denen sie finanzielle Beziehungen pflegen, so wie Rennfahrer (»Sie sollten gezwungen werden, vor ihren Wortmeldungen im Parlament die Erkennungsmelodie des Unternehmehns zu singen«).
Politicians should have to wear tabards displaying the names and logos of the companies with whom they have a financial relationship, like a racing driver ("They should be forced to sing the company's jingle when they stand up in the Chamber") - Jesse Bullington, der begnadete Autor von »The Sad Tale of the Brothers Grossbart«, hat am 13. Mai 2010 diesen lehrreichen Vortrag verlinkt: Tim Wise – The Pathology of Privilege, Teil 1 von 6. — Insgesamt eine gute Stunde Vortrag über den alltäglichen, institutionalisierten Rassismus gegenüber Nichtweißen und die eingeschliffenen, ungerechtfertigten Vorteile welche Weiße genießen, gehalten von einem Weißen, der gleich zu Beginn darauf aufmerksam macht, dass es an seiner Hautfarbe liegt, warum er diesen Vortrag hält, und nicht ein Farbiger, obwohl er, Tim Wise, sein Wissen eben von solchen Leuten bezieht, die den Rassismus und die Vorurteile tatsächlich selbst erleben.
Wortmeldung
Bis auf kurze, nicht erwähnenswerte: keine
Zuckerl
- Der Carlsen Verlag kündigt an, ab Juli 2010 in sieben Bänden die Manga-Fassung von Hayao Miyazakis »Nausicaä aus dem Tal der Winde« herauszubringen. Freude! (Der Film aus dem Jahr 1985 greift nur Teile der Handlung aus den ersten beiden Bänden auf. Die Manga-Fassung entstand 1983 bis 1994. Wie bei »Akira« ist der Film nur eine Art langer Trailer für die wesentlich umfangreichere Mangafassung.)
- Die Trailer zu Christopher Nolans nächstem Streich »Inception« sind wahrlich vielversprechend. Einzig die 08/15-Trailermusik langweilt mich. Das immer gleiche Gepulse und schicksalsschwangere Wummsgeräusch (dieser oft benutzte, und mich eben schon anödende Soundmisch aus Bassblechgewaber, Schlaggepeitsche und Synthieorchester). Aber die Bilder und die Andeutungen der Handlung machen trotzdem enorm Laune.
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