Eintrag No. 749 — Frank Böhmert hat, angeregt von dieser Reihe hier, einen Blick in sein Buchregal gewährt, genauer: in das Regal mit den Büchern, vor denen er den Hut zieht, die er mindestens 3 x gelesen hat.
Das erfüllt mich nun mit genug schlechtem Gewissen und Dringlichkeit, um trotz vollgeballerten Kalender und altweibersommerlicher Lethargie endlich eine neue Folge meiner eigenen Buchregalwanderung zu veröffentlichen.
Wir sind immer noch beim nördlichsten 80cm-Regal der Ostwand. Auf dem dritten Brett von Oben stehen in erster Reihe eigentlich nur zwei Autoren, die ich zu den für mich Wichtigsten zähle.
Links meine Sammlung mit Büchern von Helmut Krausser. Besonders freut mich, dass ich es geschafft habe, die Reihe seiner Tagebücher komplett als Belleville-Erstausgabe zu sammeln (Superidee: Krausser hat je einen Monat literarisch Tagebuch geführt, von Mai 1992 bis April 2004). Die kompletten Tagebücher gibt es auch (antiquarisch) als Rowohlt-Taschenbuch, und unter dem Titel »Substrat« hat Helmut eine ›Best of‹-Auswahl zusammengestellt.
Was kann ich Lesern als guten Einstieg empfehlen? — Wer dicke Dinger mag, der soll zu »Melodien« greifen; wer’s kurz und knackig mag, zu »Schmerznovelle« oder »Der große Bagarozy«. Mein persönlicher Liebling ist die Erzählung »Die Hunde von Pompeii«. — Von den Lyrik-Bänden kann ich alle empfehlen. Ganz besonders aber möchte ich »Denotation Babel« hervorheben, das sich in »Gedichte ’79-’99« findet.
Als kleiner Trenner zwischen Krausser und dem nächsten Autor dieses Regals steht die Taschenbuchausgabe mit einer Auswahl verschiedener Texte von Egon Friedell, »Vom Schaltwerk der Gedanken«.
Nun folgen meine Wolf von Niebelschütz-Bücher. Allen Lesern und Leserinnen, die bestrebt sind, sich mit Hingabe sowohl der deutschsprachigen Literatur als auch der Phantastik zu widmen, sei Niebelschütz dringlich ans Herz gelegt, und sich einen seiner beiden großen Romane widmen: dem heitereren, Barock-Götterspiel »Der Blaue Kammerherr« oder dem düstereren Mittelalterepos »Die Kinder der Finsternis«. — Jahrelang habe ich suchen müssen, bis ich von den beiden Dieterichs-Bänden mit Niebelschützens gesammelten Reden & Essays (»Freies Spiel des Geistes«), bzw. Gedichten & Dramen Ausgaben gefunden habe, die ich mir leisten konnte und wollte.
In erster Reihe oben auf liegen (von links nach rechts) derzeit meine zerlesene Schopenhauer-Bio von Safranski, zwei englische William Morris-Auswahlbände, eine englische »Paradise Lost«-Ausgabe, den von Andrea ausgeliehenen Sammelband mit vier Gothic-Novels (»The Castle of Otranto«, »Vathek«, »The Monk« & »Frankenstein«), und Bunyans »The Pilgrims Progress«. Schließlich noch die zweibändige Taschenbuchausgabe von Egon Friedells »Kulturgeschichte des Altertums«.
Auch die zweite Reihe wird hier von Krausser und Niebelschütz dominiert. Ansonsten kullern hier Bücher von Robert Harris, Gisbert Haefs , Annie E. Proulx, Orhan Pamuk und als besondere Gemme eine die deutsche Ausgabe von Michael Critchtons »Eaters of the Dead« (der Vorlage für den Film »Der 13. Krieger«) herum.