Buchregal-Führung (2): Bildbände
Eintrag No. 729 — Weiter geht es mit dem nord-östlichen Billy-Regal (einem 80-er), in dem meine erste Abteilung Bildbände mit Kunst, Karikaturen und Phantastik stehen.
Von links aus geht es los mit dem Japaner Higashiyama Kaii (dessen Ausstellung in Hamburg ich 1989 besucht habe), wunderbare Meditationsvorlagen; — dann gleich krasser Stilwechsel hin zu den bissigen Satirezeichnern Cássio Loredano und Ralph Steadman; — an die reiht sich der etwas gediegenere (aber immer noch böse) Roland Searle, der zur Mischung ›klassischer‹ 70-er & 80-er-Jahre Fantasy-Künstler überleitet: die »The Studio«-Gruppe (Wrightson, Kaluta, Windsor-Smith), sowie Josh Kirby (der ältere, verstorbene bedeutende ›Scheibenwelt‹-Künstler); — etwas ungeordnet daraufhin altehrwürdige Exzentrik von Archimboldo und Piranesi; — großartig die feinen Sachen des Italieners Tullio Pericoli; — weiter mit Altmeistern Bosch, Breughel, Rops und natürlich Escher; — hier einer von zwei Giger-Bänden, der nicht bei den riesigen Schinken steht (die befinden sich in einem der Ausnahme-Regale für besonders große Bücher); — links und rechts eines kleinen Bandes mit Grosz-Zeichnunen dann die beiden mir kostbarsten Bücher dieses Bildbandregals: Werke der leider kaum bekannten deutschen Satire- und Phantastikmeister A. Paul Weber und Fabius von Gugel; — dann eine Batterie der mittlerweile anerkannten ›Witzebild‹-Künstler Hans-Georg Rauch, die unvergleich genialen Diogenes-Bände von F. K. Wächter , die Haffmans- (bzw. Kain & Aber-)Bücher von Kriegel, Heidelbach, Sowa und schließllich der unschätzbar ergiebige Wälzer »Bernsteins Buch der Zeichnerei« (Plichtlektüre für jeden Zeichenstift-Schwinger! Leider dazu nix im Netzl.); — rechts tröpfelt es dann etwas ungeordnet mit Büchern von Klös, Ehrt und Karikaturen-Anthos aus. Der dicke Sachbildband »Ornament & Abstraktion« gehört Andrea, steht aber schon lange bei mir.
Obenauf liegen Ramschverkaufsexemplare der Frankfurter Stadtbücherei: wunderschön illustrierte Ausgaben von Stevensons »Die Schatzinsel« (dt.; Illus von Eleonore Schmidt) und Scotts »Ivanhoe« (engl.; Illus von Christopher Bradbury). Schließlich noch eine Sammlung mit Chas Adams-Cartoons und das Buch, welches man nur von der Seite sieht ist ein Band mit zotigen Seemans-Cartoons von Jan Sanders.
Serena Zeitblom
... und ich schlug mit der Faust gegen die Wand: voilà un homme!" (Arno Schmidt, Schwarze Spiegel). Freut mich außerordentlich, dass der Gute hierzulande noch (weitere) Freunde hat! Vielen Dank für diese Einblicke, ich erkenne da doch so manches aus dem heimischen Bücherregal wieder :)
molosovsky Besitzerin
Freut mich ebenfalls, Serena!
Aus zweilerlei genaueren Gründen dräut mich, dass Weber nicht bekannter ist:
— a) ganz allgemein, weil er ein irre vielseitiger und markanter Illustrator war, mit einer ziemlich interessanten Biographie, die aufmerken lässt, wie bedeutend einst pfadfinderische und daran hängende lebensreformistische Kultubewegungen damals waren;
— b) speziefischer, weil ich finde, dass Weber (nicht nur) der heutigen heimischen Phantastik-Szene zeigen könnte (wenn man ihnen kennen würde), welch kraftvolle und geistreiche Werke hierzulande durchaus entstanden … kurz: er ist ein Brückenpfeiler einer Tradition, an der anzuknüpfen ich sinnvoller und bereichernder fände, als den sowie so schon bekannten RPG-Herden nach zu trotten.
Hier ein paar meiner Lieblinge, einzusehen auf der oben auch verlinkten A. Paul Weber-Seite (die es beim letzten Mal, als ich nach ihm im Netzl Ausschau hielt, noch nicht gegeben hat): »Das Ende« aus der Reihe »Britische Bilder«; — »Die Angst regiert«; — »Das Gerücht« (eine meiner Lieblingszeichnungen aller Zeiten).
ge-ro
Hi Alex!
Interessant, interessant - und ich bin gespannt, was da noch alles kommen wird.
Bei den Künstlern von »The Studio« hast du allerdings Jeff(rey) Jones vergessen, du Schlingel du, der bzw. die (Jones hat sich in den letzten zehn Jahren einer Geschlechtsumwandlung unterzogen und nannte sich am Schluss Jeffrey Catherine Jones) vor kurzem verstorben ist. Hier ein Link zu Jones' Homepage, auf der man ein paar sehr schöne Beispiele vom Können dieses mMn zu Unrecht vergessenen Künstlers (bzw. dieser zu Unrecht vergessenen Künstlerin) sehen kann: Jeffrey Jones Art-Website.
molosovsky Besitzerin
Ich habe Jeff Jones keineswegs absichtlich vergessen, Gero.
Aber bei einem Rundgang durch meine Regale kann ich nur anführen, was sich auch darin befindet und von Jones habe ich — Schande über mich! — nix.