Der wüste Planet
Eintrag No. 322 — Bei SF-Fan stellt mephisto einige Fragen zu Frank Herberts epischer SF-Reihe »Der Wüstenplanet«. Hier meine Antworten.
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Fragen
Frage 1: Wie würden sie Science-Fiction Literatur (Kurzgeschichte, Roman usw.) mit eigenen Worten definieren ? — Antwort: Fiktionen sind ausgedachte Geschichten (im Gegensatz zu Schilderunen wirklich vorgefallener Geschehnisse) und ›Science Fiction‹ sind entsprechend ausgedachte Geschichten, in denen im weiteren oder engeren Sinne wissenschaftliche Themen als Kern zu finden sind. SF kann, muß aber nich, Spekulationen und Prognosen über die nähere oder ferne Zukunft liefern. — Der Großteil der SF (vor allem in den neueren Medien nach dem Buchdruck) liefert in meinen Augen ›Fantasy‹ im SF-Gewand (siehe Subgenres Science Fantasy, Space Opera). — SF-Szenarien müssen nicht hauptsächlich auf den harten Wissenschaften gründen (Astrophysik, Technik, Energie, Informationstechnologie ect), sondern können auch Spekulationen auf den Feldern der wiechen Wissenschaften als Thema haben (z.B. Gesellschafts-, Kultur- und Wirtschaftswissenschaften).
Frage 2: Was macht für sie den Reiz an Science-Fiction (Literatur oder auch Film) aus? — Antwort: Wie bei jeglicher Kunst, interessiert mich die Darstellung dessen, was man als menschlich umschreibt oder begreift. Bei Filmen sind freilich auch zu einem Gutteil explodierende Außerirdische und andere Äktschn-Ereignisse, die mich begeistern können. — Speziell die Darstellung von Alltag finde ich immer sehr spannend in der SF; leider widmet man sich dem nicht so häufig, bzw. ausführlich.
Frage 3: Lesen sie SF-Romane ? Wenn ja welche Art von Romanen oder Subgenres (z.B. Cyberpunk oder Military SF ) bevorzugen sie? — Antwort: Ja, ich lese SF-Romane. Im Lauf der Zeit hatte ich wohl am meisten mit Cyberpunk und Steampunk meine Freude.
Frage 4: In welche Richtung wird sich der SF-Roman ihrer Meinung nach in den nächsten Jahren entwickeln ? Stirbt das Genre vielleicht gar aus? — Antwort: ich denke, daß die SF ›gewonnen hat‹, was aber vielleicht in einiger Hinsicht einen Phyrrus-Sieg darstellt. Vielerlei SF-Elemente und Themen sind mittlerweile von Nicht-SF-Genres assimiliert worden. Das Ringen um die Gestaltung der Zukunft läßt sich mehr oder minder offen beobachten; entsprechend sind Inhalte der SF in der Gegenwartswelt angekommen. SF ist mitunter der Anteil des weltweiten Selbstgespräches der Menschheit, in dem über die Wurzeln und anstehenden Probleme der sogenannten Globalisierung/Gloabalität locker flockig verhandelt werden (z.B. Imperialismus oder »Regeln für den Menschenpark«). Man darf davon ausgehen, daß ein nicht unerheblicher Zeck so mancher SF darin besteht, diesbezügliche Erwartungshaltungen zu fördern, sprich: Vorstellungs-Claims in den Köpfen der Individuen abzustecken (siehe z.B. Transhumanismus)
Frage 5: Ist ihnen Frank Herberts „Der Wüstenplanet“ ein Begriff ? Wenn ja haben sie den Roman gelesen oder eine Verfilmung gesehen? — Antwort: Gelesen vor ca. 20 Jahren; damals als er ins Kino kam auch den Lynch-Film gesehen (den ich sehr gut finde), bzw. den ersten Brocken der TV-Verfilmnung mit Uwe Ochsenknecht mitbekomen (die ich sehr schwach fand).
Frage 6: Was gefällt oder missfällt ihnen besonders an dem Roman in Hinsicht auf Handlungsführung , Charakterisierung und Atmosphäre? — Antwort: Skeptisch (bzw. leicht genervt) war ich wegen des ganzen Adels- und Militär- und Messias-Schmu des Romans. Nett dagegen fand ich die Idee des Spice und der Bene Gesserit-Schwesternschaft (sozusagen ein weiblicher Vatikan). Im Großen und Ganzen fand ich den Roman okey, auch wenn ich mich für dessen episches Gepräge nicht unbedingt erwärmen konnte.
Frage 7: Sehen sie in „Der Wüstenplanet“ gesellschaftskritische Ansätze ? Wenn ja welche? — Antwort: Am bemerkenswertesten ist wohl die Abhängigkeit der galaktischen Zivilisation von dem Großraumreisen ermöglichenden Spice; was ich als Bespiegelung der irdischen Abhängigkeit der Avandgarde-Zivilisation von (fossilen) Energieträgern nehme.
Frage 8: Geben sie ein kurzes persönliches Statement zu besagtem Roman ab falls sie in den vorhergehenden Fragen ein Aspekt ausgelassen wurde den sie für wichtig erachten! — Antwort: Unterm Strich ein beeindruckendes Epos, mir persönlich allerdings zu pompös und breitgetreten. Zudem finde ich, daß die Wüstenplanet-Reihe zu viele Fantasy-Elemente birgt. Pragmatisch läßt sich die Dune-Reihe zwar durchaus ohne Verrenkung als SF nehmen (Raumschiffe, Wunderwaffen, Großkonflikte), aber von unserer tatsächlichen Wirklichkeit ist die Reihe doch ziemlich losgelößt und bietet eben überwiegend Aristorkaten-Intrigen und Soldaten/Revoluzzer-Abenteuer, gewürzt mit monotheistischer Mystik. — Ich ordne die Reihe eher der Space Fantasy und Space Opera zu.