molochronik
Freitag, 9. Dezember 2005

Harold als Morpheus.

(Gesellschaft, Literatur) — Kaum begeistert mich ’ne Lit-Nobelpreisrede, schon finde ich mich wieder in einer Ecke, aus der man nur noch verwundert auf die bezahlten Meinungsschieber gucken kann. Von wegen, daß Harold Pinters Rede dem ›Niveau‹ des Nobelpreises unwürdig wäre.

Ich zumindest finde es ausgesprochen erfreulich, daß ein alter Knacker wie Pinter seine Erklärung anbietet, was die Matrix unserer Zeit sei:

Politische Sprache, so wie Politiker sie gebrauchen, wagt sich auf keines dieser Gebiete, weil die Mehrheit der Politiker, nach den uns vorliegenden Beweisen, an der Wahrheit kein Interesse hat sondern nur an der Macht und am Erhalt dieser Macht. Damit diese Macht erhalten bleibt, ist es unabdingbar, dass die Menschen unwissend bleiben, dass sie in Unkenntnis der Wahrheit leben, sogar der Wahrheit ihres eigenen Lebens. Es umgibt uns deshalb ein weitverzweigtes Lügengespinst, von dem wir uns nähren.

Oder, wie ich das wahrnehme: Die ganzen ›sauberen‹ Routinen des Kalten Krieges dienen weiterhin dazu, die Konkurrenz im Verwöhnungsressourcenkampf auszutricksen.

Und mir nun nicht wie Harold ›Antiamerikanismus‹ vorwerfen, denn ich denke nicht, daß ›die USA‹, oder ›die Amerikaner‹ die Schuldigen sind. Die USA sind selbst ja nur ein ablenkendes Tarnmäskchen, oder genauer: das A-Liga-Spielbrett des Hartbandagenkampes um die Zukunft. Wir leben im Zeitalter des Infowars, ein weiterer Abschnitt des Kampfs der Utopien.

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