molochronik
Sonntag, 26. März 2006

Umsonstlektüre de Luxe: Phantastik, Punch, Botanik, Fu Manchu, Steinhütten und Kinderbuchklassiker

(Woanders) — Jedesmal, kaum daß ich meine Schleusenkammer erweitert habe, stolpere ich ein Büschel neuer, feiner Links. Fast alles führt in englische Netzbereiche, ich beginne also mit dem einen deutschsprachigen Link, der noch dazu hier aus der Stadt-Nachbarschaft Frankfurts kommt.

Frankfurter Arbeitskeit für Phantastik der Goethe-Uni hat sich nicht wenig vorgenommen in seiner Lesezirkel- und Theorieabklopfungs-Arbeit. Das Projekt ist frisch aus dem Ei, das dargebotene eigene Material noch entsprechend skizzenhaft, doch ich bin sicher, daß dieser Zirkel im Lauf der Zeit eine spannende und anregende Site zustande bringen wird. Derweil ›übt‹ man mit ehrwürdigeren aber unbekannteren Klassikern, sowie den Theorie-Lektionen von Todorov und Durst. Ich drück die Daumen was das Institutionalisieren betrifft, und wünsch fruchtbare Kontakte. — Bin gespannt, ob, wenn das Forum mal eröffnet wird, ich als Nicht-Akademiker mitreden derfert. Das Manifest und die Skizze zu den anstehenden Aufgaben lassen hoffen.

Nun ins Ausland. Da sind zum ersten zwei historische Magazin-Projekte. • Erstens die bisherigen Nummern des »Punch, or the London Charivari« (Vol. 152 ff), herausgegeben von Owen Seaman. Gaiman-Leser kennen die britische Variante vom Kasperle, den jähzornigeren Proto-Anarchisten Mr. Punch aus der gleichnamigen Graphic Novell mit Dave McKean.

• Dann eine Gemme für alle Pflanzennarren. Wunderbar die eText-Version von William Curtis (1746-1799) »The Botanical Magazine«.

• Zweitverwertungsrechtlich‡ herrscht ja blockierte Stimmung in Sachen Dr. Fu Manchu, aber nun hab ich die Originalromane Sax Rohmer (1883-1959) für umme entdeckt. ‡ Unter anderem deshalb hatte z.B. der kurios-wirre Filmflop »League of Extraodinary Gentlemen« so kläglich wenig mit den ezxellenten Comics von Alan Moore gemein. Als Literatur darf man Fu Manchu weiterspinnen, als Film muß man so Lizenzinhaber zufriedenstellen, damit die ihr okey geben, was sie im Fall des »LXG«-Films nicht taten. Beim Filmstudio setzte man dann auf die fatale Lösung, sich zum größrenteils Selbstgesponnenes aus der Nase zu ziehen, immer schon nach der Maxime: »Zu haarsträubend, zu viel Platz für Logikloch-Öltanker? Ist doch nicht so wild, denn es ist ja ›nur‹ ein Popcorn-Fantasy-Steampunk-Abenteuer-Film.«. — So konnte die ›Rechnung‹ ja nicht aufgehen, und Sean Connerys Chance auf einen tollen Blockbuster-›Abschied‹ von seiner grummeligen Haudegen-Rolle war perdü.

»Fians, Fairies & Picts« von David MacRitchie (1861-1925). Könnte ne Niete sein, aber auf den ersten schnellen Drüberflieg-Blick machts einen brauchbar kuriosen Eindruck.

• Auf die Frage, in welchen Grund die Wurzeln des Fantasy-Genre reichen, verweise ich gerne auf alle möglichen obskuren Bereiche der Litertaur, Spiritualität und Philosophie, aber folgendes ist ein Link zu einem Kernhumusbereich: klassisch-bürgerliche Kinder- und Jugendbücher, die von den großen Geschichten der Bibel, der Mythen (vor allem der griechischen und nordischen), Helden und Heiligen aus den Legenden, der Historie und des ›Fortschritts‹ (bzw. des eigenen Imperiums) erzählen, oder einfach nur Kollektionen mit Fabeln, Berichten über ferne, exotische Länder, sowie Fairie-, Natur- und Pferdegeschichten reichen. — Wie bei so vielem, ist auf Englisch das kostenlose Angebot einschüchternd umfangreich. Lesestoff satt. Im Titelverzeichnis der Best Online Classic Childrend's Books-Site finden sich genug Titel, die so vor 80 bis 150 Jahren im anglo-amerikanischen Klassiker waren. Zum Teil mit Illustrationen.

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