molochronik
Samstag, 18. August 2007

Antwort auf einen »Offenen Brief an einen Atheisten«

(Eintrag No. 397; Großraumphantastik, Polemik, Diesseits, Ernsthaftigkeit) — Noch drei Tage bis zum 2000-Tage-Jubiläum der Molochronik. Entsprechend reflektiere ich über Sinn und Zweck meines Blogs und meines öffentlichen Meinungsschiebens und mir gehen vermehrt ernste Sachen durch den Kopf.

Im Forum der Brights stolperte ich über folgenden »Brief an einen Atheisten« auf den ich folgendes (mal auf die Schnelle) zu antworten weiß.

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Lieber Hobby-Missionar Ingmar. Alle Menschen, ob Religiöse oder Atheisten, gründen ihre Lebenshaltung auf ›Glauben‹. Immerhin verlassen wir uns zu etwa 9/10 auf Informationen zweiter, dritter Hand.

Die Nichtreligiösen spielen halt kein metaphysisches Ponzi-Schema mit einem Phantasie-Jenseits oder fiktiven Wesen. Wie schon andere hier (im Birghts-Forum) schrieben, sind Überwesen wie GOtt, Götter, Teufel usw ›Stimmen im Kopf‹ oder Teil der kollektiven Phantasie der Menschheit.

Der Schlüsselbegriff hierbei lautet meiner Meinung nach ›Verantwortung‹. Verrechne ich mein Handlen mittels einer fiktiven Jenseits-Bank, oder beziehe ich meine Haltung und Entscheidungen auf diese eine Lebenszeit? — Ich kann zwar gut verstehen, daß viele viele Menschen das ›heilige Zittern‹ erfasst, wenn sie derart mit Verantwortung konfrontiert werden und deshalb gerne jeden sich bietenden Strohhalm ergreifen, um diesen Druck zu mildern. Der Trick, Vergänglichkeit als Entlastung und Chance zu sehen, ist nun mal kein einfaches Manöver.

Persönlich bin ich aber lieber als Atheist ein ›Versager‹, als daß ich mich von solchen Machterhaltungs-Praktiken wie ›Sähe Angst und ernte Hoffnung‹, ›Teile und Herrsche‹ an der Nase herumführen lasse. Ich denke, kein noch so religiöser, vom Jenseits überzeugter Mensch würde mir 100000 Euro ›leihen‹, wenn ich als Rückzahlung verspräche, ihm im Jenseits dafür x-Jahrhunderte lang den Rücken zu massieren. Da kommt der andere Schlüsselbegriff zu dieser Angelegenheit ins Spiel: ›Vertrauen‹ = die eigentliche und wichtigste Grundwährung der Menschheit. Atheisten sind halt aus dem Fantasy-Pyramiden-Kettenbriefspiel ausgestiegen und ich für meinen Teil bin stolz auf diesen Schritt.

Als bekennender ›gläubiger‹ Maximal-Phantast finde ich z.B. Comic oder Phantastik-Genre-›Trash‹ und andere wundersame Sachen wie Monster, Garten Eden, Inferno, Limbus, Haus der Seelen, Wiederauferstehung usw ganz faszinierend. Wie aber mittels der Faszinationskraft solcher ›Ideen‹ realpolitisch auf der Kugeloberfläche Erde immer noch im Großen Maßstab Schindluder betrieben wird ist schlicht eine Schande. Die entsprechend hochmütige Einstellung von überzeugt religiös Gläubigen ist meiner Meinung der Abhängigkeit von Süchtigen (egal welcher Substanz) erschreckend ähnlich. Mensch macht sich etwas vor, mehr nicht.

Ein zufriedenstellendes Leben und den Mut den eigenen Verstand zu gebrauchen ohne vom Gewissen niedergemosert zu werden wünscht, der Geschichten erzählende Affe Molosovsky.

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