molochronik
Freitag, 18. Januar 2008

»Deutsches Triptychon«

(Eintrag No. 439; Lyrik, Juvenilia, Deutschland) — Auch heute habe ich wenig Zeit, aber es ist mir nicht zu peinlich etwas aus meinem Archiv anzubieten. Diesmal Jugenddichtung, genauer: mein freies Lyrik-Triptychon über meine Teenagerbefindlichkeit zum Thema ›Deutscher sein‹, geschrieben am 13. Mai 1990, Hepberg. Zur Erinnerung: Damals regierte seit gefühlten 100 Jahren der Kandesbunzler Kohl.

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I. PECHSCHWARZ

pechSCHWARZ wird mir vor augen wenn ich an sie denke

pechSCHWARZ ist das innere ihrer welten die meine zukunft werden sollen

pechSCHWARZ ist wohl der himmel in dem sie zu herrschen glauben

pechSCHWARZ ist ihre treue die sie zum gelde haben

pechSCHWARZ sind die geschäfte die sie betreiben

pechSCHWARZ müssen ihre herzen und ihre seelen sein


II. BLUTROT

bei dem kampf / um die macht / ist jedes mittel / die eignung / wird eingefangen / sterilisiert / eingedost / zu den akten / bei den wahlen / enblößt sich ihr denken / oder auch nicht / am ende sind sie es nicht / sondern andere / im hintergrund.

sie sind die wahren bewahrer / sie kennen sich aus / sie halten wacht / an den toren / freunde und klüngel / überall und immerdar / jeder ist für sie / jeder von ihnen / ist absolut ersetzlich / doch ihre taten sind entsetzlich / sie strecken den gewinn / und nutzen alle hebel / widerstände gibt es viele / und so ist ihr pfad / durch die akten / blutROT


III. KATZENGOLD

Wer sagt denn, dass ich glücklich bin — hat das Leben einen Sinn? Dass alles so schön rosa funkelt, hat wohl ein Elephant gemunkelt. Oder tragt ihr nach ob’rigen Willen etwa alle rosa Brillen?

Ihr seid wohl alle echt vernarrt, in euren Billigsupermarkt. Alles ist so schrecklich günstig, und macht die Zuckenden blutrünstig. In eurem Lifestyleshopzentrum lebt ihr nur für den Konsum.

Der Freigeist wurde arg verzollt, es schwirren keine Träume durch die Köpfe, kein Leben, keine Luft, nur gestutzte Zöpfe, und alles hetzt nach KatzenGOLD.

In diesem Land, da gibt es Leute, die woll’n Geschichte machen — heute! Die nehmen Anlauf, woll’n springen, und das Land hier vorwärtsbringen. Doch ich glaub’ für diesen Kanzlerschein, wird’s wieder nur ein Fettnapf sein.

Wer sagt denn, dass ich glücklich bin —

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