Kleines Glosar zum Begriff ›Raff‹
(Eintrag No. 450; Alltag, Kurzweil) — Heute aus Zeitmangel wieder Archivmaterial. Diesmal Notizen aus meinem Tagebuch »Anima Obscura«, igendwann vom Januar 1993, Ingolstadt. Entstanden bei einem Geblödel mit Freund Klaus W.
- Den Raff haben oder etwas gerafft haben — Etwas/alles verstehen.
- Keinen Raff haben oder nichts gerafft haben — Etwas nicht/Nichts verstehen.
- Raffst Du noch alle? — Vorwurf oder Sorge um geistiges Wohl des Gegenübers.
- Voll den Raff oder Das ist ja voll der Raff — Etwas als sehr kompliziert einstufen.
- Auf Raff 7 gehen — Denkanstrengung erhöhen. Siehe »Star Trek« und Lichtgeschwindigkeit.
- Raffgier — Krankheit des unbotnmäßigen Wissens- & Erkenntnistriebes.
- Raffgiere — Typen, die zuviel raffen.
- Gieraffen — Typen, die nix raffen.
- Raffinieren — Typen, die zuviel denken und ihren Lebensunterhalt ohne körperliche Arbeit verdienen.
- Es hat ihn/sie/es dahingerafft — Wenn jmd. am Denken zugrunde gegangen ist.
- Sich aufraffen — Weiterbilden.
- Raffthaus — Ein Haus, in dem vornehmlich gedacht wird.
- Rafftafari — Großer weiser Veteran der Denkkriege.
Siehe auch »Nimbussplitter (4)«
ishiro
Magst du diesen genialen Eintrag nicht ausweiten und einen eigenen Molosovsky-Jargon als Wörterbuch herausbringen?
molosovsky Besitzerin
lieber ishiro. — Aber wenn ich ehrlich bin, ist das (a) wirklich derzeit zuviel Arbeit, und (b) weiß ich nicht, ob der Sprachverhau, den ich pfleg, eigenständig und originär genug ist, um als mein ›Molosovsky-Jargon‹ durchzugehen. — Ist ist halt vielmehr so, dass ich Wörtbücher der Kurzweil wegen lese; dass ich mich gerne in alten und abseitigen Sprachgilden herumtreibe; dass ich zu gewissen Ausdrücken sowas wie eine kumpaneihafte Beziehung pflege; dass ich halt gern zusammenscheuch und zum Sich-Vertragen zwinge, was sonst meist getrennt spielen muss usw. — Als Kind hab ich gern im Schlamm gematscht. Heut matsche ich gern mit Sprache. Das ist eigentlich auch schon das ganze Rezept.
Aber ich merk mir die ermunternde Anregung! Nicht für einen Molo-Jargon hier. Aber in meinem (im langsamen Werden befindlichen) Roman wird’s womöglich einen solchen Eigen-Slang-Charakter geben, eine Figur, die meine Homage auf den polyglotten Salvatore aus »Der Name der Rose« werden könnt.