molochronik
Mittwoch, 30. Januar 2008

Die Sau zeigt nicht genug Ehrfurcht vor den Göttern!

(Eintrag No. 454; Gesellschaft, Religion, Kritik, Großraumphantastik, Deutungshickhack, Infowar) — Auf der Frankfurter Buchmesse letztes Jahr habe ich bereits hochvergnügt darin geblättert und hätte es ja gerne fürmeine Sammlung respektloser Bilderbücher: »Wo bitte geht’s zu Gott? fragte das kleine Ferkel«von Michael Schmidt-Salomon (Text) und Helge Nyncke (Illustration), erschienen im Alibri Verlag.

Aber — Himmel hilf! — das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend will das Werk verbieten lassen! Der Humanistische Pressedienst berichtete unter der Überschrift »Großer Ärger um kleines Ferkel«, und hat als PDF-Anhang den Indizierungsantrag der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften zugänglich gemacht.

Hanebüchender als der Verbotsantrag der Bundesprüfstelle geht’s ja schon eigentlich nimmer, wie man sich überzeugen kann, wenn man Bilderbuch und Verbotsantrag nebeneinander hält. Immerhin kann man dieses Pa-Hö aber auch so deuten: Das kleine Ferkel macht seine Sache hervorragend. Denn das Bilderbuch soll ja zeigen, wie Religionen mit krassen Phantastereien die wildesten Dinge mythos-bastamäßig behaupten. Wem nutzen solche religiösen Irrationalismen wohl mehr: Den Schäfchen, oder den Hirten? Und wenn man auf die Mythen- und Phantasmenkerne der Religionen zu sprechen kommt, kann man eigentlich gar nicht anders, als diese der Lächerlichkeit preiszugeben. Sich selbst herabsetzten tun jene, die mit Hirngespinsten noch großgesellschaftlich Gestaltungsmacht an sich reissen wollen, nicht jene, die darauf aufmerksam machen.

Exemplarisch für die Einseitigkeit fundi-religiöser Denke und Selbstdarstellung ist ein Bericht zum Verbotsantrag beim »Pro Christliches Medienmagazin«. Da wird über die Macher des Ferkelbuches, bzw. den neuen Atheismus den sie vertreten geschrieben, sie seien ›sendungsbewusst‹ und führten ihren Kampf gegen den Glauben mit ›missionarischem Eifer‹. Naja, kein Wunder dass man als Anhänger von (noch) priviligierten Spiritualitätsverwaltern da schnell mal pikiert reagierend auf seinem Monopol hockt und anderen das Recht auf Mission nicht gönnt. Wie wär’s mal zwecks Glaubwürdigkeitsaufbesserung mit einem kritischen Artikel zu Konkordatslehrstühlen bei Euch, liebes »Pro Chistliches Medienmagazin«?

Habe ich also gleich mal das blaue Solidaritäts-Netzbildchen hier unter Verwendung von Motiven aus Nynckes Zeichnungen gebastelt, weil das erste Webbanner zur Verteidigung der Ferkel-Meinungsfreiheit zu breit für die Molochronik ist. Mittlerweile hat man bei Alibri beschlossen, mein Banner zu übernehmen. Danke für die Ehre!

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