molochronik
Samstag, 18. Juli 2009

Thomas von Steinaecker in der »F.A.Z.« über Kapitalismus und den Roman

(Eintrag No. 576; Woanders, Kapitalismus, Phantastik) — Ich bin ganz fassungslos vor Begeisterung darüber, wie gut und wie nahe meiner ›Linie‹ Artikel »Das dünne Eis der Fiktion« (Teil der Serie »Zukunft des Kapitalismus«) aus der Feder von Thomas von Steinaecker (zuletzt hervorgetreten mit dem Roman »Geister«) in der F.A.Z. vom 14. Juli ist. Er rüttelt mit seinem Text an dem Roman-Ideal der letzten Jahrzehnte, dessen …

… bevorzugter Stil der des vermeintlichen Realismus {ist}; vermeintlich deshalb, weil sich seine Stoffe, sein Vokabular und seine Struktur auf die Erfassung der Oberfläche eines unmittelbaren Umfelds konzentrieren. Aber nicht nur dessen phantastische Grundierung gerät dabei aus dem Blick, sondern auch der Sinn für Zusammenhänge.

Steinecker beginnt seine Gedankengangargumentation sehr luzide (und erstaunlich knapp gehalten) bei Daniel Defoe und dessen »Robinson Crusoe«, der bereits sehr eindringlich vor den die Phantasie Leichtgläubiger verführenden Scheinerfindungen von Projejktemachern warnte. Die aktuelle Krise des Kapitalismus beruht laut Steinaecker wesentlich auch auf einer »explosiven Zunahme von Phantasien auf allen Seiten«, mit Bankern, Anlegern und Schuldern, die durch ihr Treiben die »Börse als Traumfrabrik« erscheinen lassen.

Man beachte, wie Steinaecker auf das seit »Star Trek: The Next Generation« vertraute Holodeck zurückgreift, um die schlagartige (Spekulations)-Desillusionierung zu veranschaulichen.

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