Finsternis in Schwarz-Gelb
(Eintrag No. 589; Gesellschaft) — Hammerschock, dass es reicht für eine CDU & FDP-Koalition. Will nur bescheid geben, dass ich mich nun offiziell in’s innere Exil begebe. Kann gut sein, dass ich mich in den kommenden Monaten auch vermehrt um politische Beiträge hier bemühe werde.
Meine Abneigung und Skepsis gegenüber neoliberalen Modellen und ›Utopien‹ dürften den geneigten Molochronik-Lesern vertraut sein. Es bleibt zu hoffen, dass nun nicht die letzten Reste funktionierender Sozial- und Bürgerstaat von Schwarz-Gelb zertrümmert, verscherbelt und zu Gewinnmaschen gehäkelt werden.
Hab morgen frei. Geh mich jetzt erstmal mit meinem Scotch besaufen.
lomax
Das Ganze wär ja weniger tragisch könnte man nur davon ausgehen, dass jemand etwas daraus lernen würde - dass sich Schwarz/Gelb beispielsweise endgültig disqualifiziert und nach vier Jahren diesmal wirklich keine dummen Kälber mehr übrig sind; oder dass die SPD mal lernt, wieder auf eigenen Beinen zu stehen und sich nicht mehr wie ein Betrunkener nach rechts an die CDU anzulehnen ...
Aber, alas, leider ist mir in den letzten Jahren der Kulturoptimismus abhanden gekommen. Wenn so viele Wähler nur 10 Jahre benötigen, um alles zu vergessen, wofür sich die FDP in der Praxis wirklich eingesetzt hat, stattdessen dem wohlklingenden Parteiprogramm glauben und die Partei als hoffnungsvolle Alternative akzeptieren, dann können sich Parteien in der Regierung vermutlich wirklich alles erlauben, ohne je befürchten zu müssen, an ihren Taten gemessen zu werden.
Und aus der SPD wird vermutlich auch bei 4% Stimmanteil noch lauthals tönen, dass sie ja alles richtig gemacht haben und sie nur auf Kurs bleiben müssen, um mehrheitsfähig zu werden ...
Nein. So bleibt als Lichtblick nur übrig, dass auch Schwarz-Gelb nicht in vier Jahren "den Sozialstaat zertrümmern" wird, sondern in der Zeit auch nur ein paar weitere Salamischeiben abschnippeln kann. Die werden womöglich ein wenig dicker ausfallen als zu Schröders Zeiten, aber wirklich abrupt geht in der Politik nix. ;-)
Hm, und andererseits - womöglich hat die FDP ja doch etwas gelernt und wird sich zumindest auch in Richtung bürgerlicher Rechte ein wenig engagieren ... Au, verflixt, da rührt er sich doch wieder, der Kulturoptimismus. Nicht totzukriegen, diese Hoffnung. Aber womöglich werden die nächsten 4 Jahre meinem Realitätssinn wieder auf die Sprünge helfen, und Ernüchterung und zynische Klarheit wären ja dann zumindest ein positiver Beitrag der neuen Koalition zur Charakterbildung.
molosovsky Besitzerin
Mal schaun, lomax.
Optimistisch bleiben ist natürlich fein, aber ich unke mal, dass einiges, was bisher noch halbwegs offen verhandelt wurde nun mit mehr Wucht als in den letzten Jahren durch-propagandisiert wird. — Allein schon Westerwelle als Außenminister!