molochronik
Freitag, 11. Juni 2010

Bald auch Gebühren für Molochronik?

Eintrag No. 625 — Ich weiß gar nicht wohin mit mir. Die Ministerpräsis haben beschlossen, nun auch von mir Fernsehverweigerer (aber Radioliebhaber) ab 2013 den satten Satz an Rundfunkgebühren zu kassieren (also ca. 18 statt bisher ca. 8 € im Monat!). Die Begründungen sind sehr dünn, und ich rechne damit, dass da noch eine Petition, eine Klage oder ein Aufstand losbricht.

Wenn ich schon für den ganzen Schiet von ARD und ZDF mitzahlen soll (also nicht nur für die von mir so geliebten Wort- & Klassik-Radiosender), dann will ich auch ein Mitspracherecht! Dann will ich bestimmen können, dass man z.B. »Father Ted« endlich mal auf Deutsch bringt, dass Herr Gottschalk in Rente geschickt wird, weniger Neoliberale und Neocons herumpropaganderln dürfen usw.

Oder anders: ich will bestimmen können, welchem Programm-Segment meine Kohle zugute kommt. Ich gäbe gerne meine ca. 18 € an die Öffentlich-Rechtlichen, wenn meine Kohle ausschließlich für gescheite Literatursendungen, Kulturzeugs das nicht nur zur Unzeit läuft, für feine Hörbuch- und Hörspielproduktionen, Radiofeatures usw ausgegeben wird. Aber es grämt mich und macht mich zürnen, wenn ich daran denke, welche Fetzenschädel den Löwenanteil der Gebührengelder bekommen werden, und für welchen Dünnpfiff die rausgeballert werden (»Wetten Dass?« aus Dubai und Fussball-EM/WM-Rechte bis 2075 sichern … würg).

Überhaupt, da ich keinen Fernseher habe: Darf ich annehmen, man will dafür sorgen, dass ab 2013 alle öffentlich-rechtlichen Sendungen (Radio und TV bitteschön!) dann jederzeit per Internetzugang abgerufen werden können? — Das würde mich freuen, denn dann komme ich endlich an das »G.A.S.«-Hörspiel des WDR nach dem Roman von Matt Ruff rann! Bisher darbt das in den Tiefen der Rundfunkarchive.

Zuletzt ein lustiges Paraphrasen-Gedankenspiel (basierend auf dem Kirchhof-Gutachten wie es in Robin Meyer-Luchts »Spiegel«-Artikel vom 10. Juni »Gebühren für jede Pommesbude« zitiert wird): meine Molochronik-Inhalte kommen auch »allen zugute, und deshalb sollten sie zukünftig auch durch alle finanziert werden. Man kann jederzeit auf molochronisch-öffentliche Inhalte zugreifen und das ist ja ein ›individualnutziger Vorteil‹ für jeden.«

Da die vollen Rundfunkgebühren auch für internetfähige Geräte erhoben werden, habe ich als Beiträger der ›Gesamtveranstaltung Rundfunk‹ fairerweise auch Anspruch auf einen Teil der neuen Pauschalgebühren, oder darauf, selbst welche zu erheben, oder? Kann man das nicht einfach rückverrechnen? Ich verzichte darauf, für die Molochronik Gebühren zu erheben und zahle also weiterhin nur für die öffentlich-rechtlichen Inhalte, die tatsächlich nutze (nämlich Radio und ganz superselten mal ein Website-Feature).

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