Molos Wochenrückblick No. 12
Eintrag No. 637 — In Bericht dazu, wie ich beim diesjährigen Deutschen Phantastik Preis abgestimmt habe, entspann sich ein Gespräch über Unzufriedenheit mit dem Einerlei routinierter Rezensionen, Wünsche nach besserer Vernetzung oder Zusammenspiegelung der ›anspruchvolleren‹, oder zumindest ›interessanteren‹ Phantastik-Kritikertexte. Ob und was ich unternehmen werde um den gefühlten Mangel zu schmälern will ich nicht zerreden (Aberglaube Aberglaube), was ich aber ab jetzt im Wochenrückblick anbieten werde, ist die Rubrik »Phantastik-Funde« (oder »Fantastik-Pfunde«?).
NETZFUNDE
- Riesenlanges zweiteiliges Interview mit Fiktions-Großmeister Alan Moore anläßlich des englischsprachigen Erscheinens des nächsten Kapitels seiner »League of Extraordinary Gentlemen«-Saga, »Century: 1969«. Teil 1: Bestiary of Fictional Worlds, Teil 1 und Bestiary of Fictional Worlds, Teil 2.
- Solange ich selbst keine Rezi zu China Miévilles jüngstem Roman »Kraken« rummwachsen lasse, hier als Trost ein informatives und offenherziges Interview mit dem Meister, das Jason Heller am 15. Juli für AV-Club geführt hat: Toying Around With The Mack-Daddy Of All Zap-Guns (Titel von Molo vergeben, nach einer Stelle aus dem Interview).
(Deutschsprachige) PHANTASTIK-FUNDE
- Myriel, die fleissige Leserin, lieferte am 22. Juli eine geschickte und lobende Rezi zu Oliver Plaschkas hervorragendem Roman »Die Magier vom Montparnasse«.
- Oliver Kotowsk für »Fantasyguide« »Die Untoten und die Philosophie«, Hrsg. von Richard Greene und K. Silem Mohammad.
- Ralf Steinberg ebenfalls für »Fantasyguide« Nathaniel Hawthorne»Der Scharlachrote Buchstabe«.
- Ich finde es immer spannend, wenn ›Genre-Leser‹ über den Tellerrand gucken und Sachen besprechen, die ›eigentlich‹ nicht als Exemplar aus dem Reich der Phantastik gelten. Gutes Beispiel: Thomas Harbach hat für »SF-Radio« zwei Bücher von Uwe Tellkamp verköstigt, »Der Eisvogel« und »Der Turm«.
WORTMELDUNGEN
- Habe mich im Blog des von mir sehr verehrten Verlages Klett-Cotta gemeldet, bei einem Info-Filmchen zur deutschen Ausgabe von Tolkiens »Sigurd und Gudrún«, um Parkettboden-Alarm zu gebenxnb
ZUCKERL
- Jessica Harrison schafft graphische Werke und Objektkunst, die mich umhauen. Nicht zögern, stöbert durch ihre nach Jahren sortierte Galerie, da gibt es bezaubernd Verstörendes, beunruhigend Zartes zu entdecken. 2010: Geköpfte und entdarmte Porzellan-Damen; 2009: Knotzige Möbel aus Geschlechtsorganflasch mit Schaambehaarung; 2008: Eitle Zungenrausstreck-Spiegel; 2007: Ein tausendäugiger Argus-Messias; 2006: Eine Fliegenflügel-Geige.
- Als komisch deklariert, aber doch schon auch sehr nützlich, erklären diese Filmchen des »Japan Culture Lab« uns Langnasen, wie sich traditionsbewußte Japaner benehmen. (Leider habe ich nicht alle Filmchen der Serie mit englischen Untertiteln gefunden. Es fehlen also die Einträge zu ›Grünem Tee‹, ›Süßen Nachspeisen‹, ›Reiskloßkneten‹ und Teil 3 und 4 von ›Mann wirbt um Frau‹). tejime (手締め): Jubel-Klatschen bei förmlichen Anläsen wie z.B. Shareholder-Versammlung oder Vertragsabschluss; shazai (謝罪): Kunst der Entschuldigung in verschiedensten Härtstufen, je nach Schwere des Vergehens; dogeza (土下座): Weil schwerer als die anderen Entschuldigungen, ein eigener Eintrag nur für das, was bei uns als ›Kotau‹ bekannt ist; origami (折り紙): Die Kunst des Papierfaltens, mit einem spektakulären Kampf zweier Meister; hashi (箸): Ess-Stäbchen, wie man sie trennt und hält; sushi (鮨): Wie man ein Sushi-Restaurant betritt, dort bestellt und bezahlt. Mit englischer Synchronisation; kosai (Mann wirbt um Frau), Teil 1 und kosai, Teil 2: Superkomplex. Leider kann ich Teil 3 und 4 nicht finden.
- Zum Abschluss das beeindruckende Panoramabild »Tribute to Escher« (via Barcelona), von Nico Roig.
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