molochronik
Sonntag, 10. Oktober 2010

»Magira – Jahrbuch zur Fantasy 2010«. DPP-Freude & Molo-News

Eintrag No. 660 — Ich hinke etwas hinterher, was die Verkündung des Erscheinens des neusten »Magira – Jahrbuch für Fantasy« angeht. Die Ausgabe für das Jahr 2010 ist zudem eine Jubel-Nummer, denn das »Magira-Jahrbuch« feiert zehnjähriges Bestehen. Und um das Fass der Freude vollends zum Schäumen zu bringen: gestern abend hat »Magira« beim BuCon in Dreieich den ›Deutschen Phantastik Preis‹ als ›Bestes Sekundärwerk‹ erhalten, vom Publikum gewählt über die Seite von ›Phantastik News‹.

Hier gibt es bisher ein (etwas verwackeltes) Photo der anwesenden »Magira«-Crew. Hier das Siegergrüppchen.

V.l.n.r.: Urbanek, Ritter, Scheuch & Schreiber.
Vorne: Hailtel & molo. — Photo von Ralf a.k.a. lapsimont.

Mich selbst freut (und beschämt), wie gut die Reaktionen auf meine diesjährige Sammelrenzension ausfallen, und das, obwohl ich für »Magira 2010« eigentlich nur eine genuin neue Rezension geschrieben habe (zu Grandvilles »Eine andere Welt«), und die restlichen Empfehlungen zu Titeln von Vandermeer, Miéville und Bullington erweiterte, überarbeitete Wiederverwertungen von Molochronik-Einträgen des vergangenen Jahres sind. — Aber zugegeben: nach der Kritik von Thomas Harbach zu meinem letztjährigen Beitrag, habe ich versucht, der diesjährigen Sammelrezi sowas wie eine große argumentative / gedankliche Linie zu verleihen.

Anders als in den zurückliegenden Jahren, werde ich diesmal meinen »Magira«-Beitrag nicht sobald Stück für Stück in der Molochronik zugänglich machen, sondern mindestens bis etwa zum Frühjahr 2011 warten, bis ich eine Übersicht mit der Einleitung, den Überleitungen und den Links zu einzelnen Rezis zusammenstelle. Aber hier sind die bisherigen Reaktionen auf »Stromern auf ungetrampelten Pfaden« (den Titel hat übrigens »Magira«-Layouter Michael Haitel vorgeschlagen, und wer bin ich, um so eine funkelnde Idee abzuweisen, nur weil sie nicht von mir ist)

Christel Scheja findet in ihrer Rezension für »Fantasyguide« (und »Phantastik News«) freundliche Worte für meinen Beitrag:

»Stromern auf ungetrampelten Pfaden« von molosovsky macht deutlich, dass sich Fantasy und Literatur nicht ausschließen müssen. Ausgewählte Beispiele aus den letzten hundertundfünfzig Jahren beweisen, dass es immer Autoren gegeben hat, die phantastische Hintergründe und Figuren verwendet haben, um ihre Gedanken und Botschaften zu vermitteln oder mit Sprache und Form zu experimentieren — und auch heute noch gehen junge Schriftsteller diesen Weg.

Bei seiner Besprechung für »Literra« ist Thomas Harbach (wie in den vergangenen Jahren auch) so hilfreich, meinen Text nicht nur als willkommene Abwechslung zu loben, sondern mir mit seiner begründeten Kritik anzudeuten, wie ich mich verbessern kann:

Nach einer ausführlichen Einleitung, in welcher der Autor frei und sehr beherzt über ausgetretene Rezensentenpfade, das Standardwarenangebot in den Buchhandelsketten und die stereotypen Genreklischees herzieht, folgen eine Handvoll Rezensionen. Dabei bespricht Molosovsky seine persönlichen Favoriten wie China Miéville oder Jeff Vandermeer neben einzelnen bislang unbekannten, aber thematisch wie erzähltechnisch interessanten Werken. Die Mischung ist gut gelungen, auch wenn wie ›angeblich‹ rein Zufallsbedingt sein soll. Stolz auf einen persönlichen Geschmack abseits des Mainstream bleibt dieses Mal das latente Gefühl im Leser zurück, als bespräche Molosovsky manche Bücher weniger hinsichtlich ihres Inhalts, sondern alleine aufgrund ihrer erzähltechnischen Anders- aber nicht immer Einzigartigkeit. Form über Inhalt ist sicherlich ein ehrenwertes Argument, aber zumindest bei Jeff Vandermeers Romanen wird nicht hinterfragt, ob einfache Plotelemente nicht auch einfach erzählt werden können und die Suche nach Künstlichkeit bzw. Künstlerisch immer im Mittelpunkt des Buches stehen muss. Die Kritiken sind vielschichtig, lassen dem Leser ausreichend Interpretationsspielraum, auch wenn Molosovsky manchmal mit geradlinigen Aussagen es seinen Lesern leichter machen könnte, ob die besprochenen Bücher wirklich aus seiner persönlichen und eloquenten Sicht lesenswert sind oder nicht. Wie in den letzten Jahrbüchern als Kontrast zu den ›gängigen‹Rezensionen absolut lesenswert.

Unumwundenes Lob lässt mir Oliver Naujoks in seinem »OliBlog« angedeihen:

Für die Lese-Nische ist auch dieses Jahr Alexander ›molosovsky‹ Müller verantwortlich, der sich wieder ein paar außergewöhnlichere Bücher vorgenommen hat. Fängt er diesmal fast apologetisch damit an, dass er manchmal seine Gedanken allzu sehr schweifen lässt und zitiert dazu einen Kollegen, der ihm das so bescheinigt, will er dann offensichtlich diesen Kollegen Lügen strafen: Liefert er doch seine bisher vielleicht disziplinierteste Kolumne mit gedanklich sehr klar geführten, interessanten, fast straffen Rezensionen (u.a. zu Büchern von J. Bullington und Jeff Vandermeer) ab. Mit den üblichen geliebten Features: Hübsche selbst gezeichnete Portrait-Vignetten der besprochenen Autoren, Fußnoten nicht als wissenschaftliche Balz, sondern als Ventil für Abschweifungen und Assoziationen, und einige sehr schöne Wortschöpfungen und verspielte Formulierungen. Dieser Kolumne ist noch ein langes Leben zu wünschen, auch um in den nächsten Jahren erwartungsvoll-amüsiert zu registrieren, inwiefern sich die thematisch immer gleiche Überschrift (diesmal: »Stromern auf ungetrampelten Pfaden«) noch halbwegs originell paraphrasieren lässt — das wird wohl jedes Jahr nicht leichter werden.
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