molochronik
Samstag, 17. Juli 2004

Greinen wegen der zurückkommenden Welle

(Gesellschaft) – Es gibt in Sätze geformte Zuspitzungen oder Klärungen, die es trotz der Gefahr, aus dem Zusammenhang gerissen mißverstanden zu werden, des Weiterreichens wert sind.

Mein derzeitiger Leib- und Magenphilosoph Peter Sloterdijk (siehe rechts die Links) ist ein fruchtbarer Eierleger solcher Sätze und umsichtig warnt er davor, daß man ihn zitiere, denn seine Sprache ist eine vieldeutige, sein Denken ein schwebendes. Dennoch hier eine Nüchternheit zu dem, was heute vermeidlich Globalisierung genannt wird, obwohl der Ausdruck Globalität treffender ist.

Solange wir {Europäer}, über mehr als vierhundert Jahre hinweg, als Entdecker zu den Entdeckten kamen und die Fremden als Zubehör unserer Weltnahme mit in Kauf nahmen, hat kaum jemand an der »Globalisierung« Anstoß genommen – allenfalls in der Form von Kritik an den Ungerechtigkeiten des Imperialismus und der Sklavenhaltung. Jetzt aber, wo der planetarische Gegenverkehr einsetzt und die anderen uns ebenso leicht erreichen können wie wir sie, schreit alles Zeter und Mordio, die Antipoden nehmen uns Wohlstandsprivilegien weg. ••• aus Peter Sloterdijk und Hans-Jürgen Heinrichs: »Die Sonne und der Tod – Dialogische Untersuchungen«, Suhrkamp 2001, Seite 181.
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