Douglas Coupland: »Hey Nostradamus«, oder: Traumasonate für vier Stimmen
Eintrag No. 137 – Zwischen Erst- und Zweitlektüre des hochphantastischen »Iron Council« von China Miéville, genehmigte ich mir als Balancegewicht den neuen Roman von Douglas Coupland »Hey Nostradamus« (244 Seiten, Harper, 2003).
1991 … vor dreizehn Jahren debütierte er mit »Generation X«, dessen Kultstatus vielleicht auch noch sein 1995 erschiener »Microserfs« erreichte. Für mich ist Coupland eine sichere Bank für eine anregende Lektüre. Selbst wenn – wie bei »Miss Wyoming« – mich die Geschichte nicht groß mitzittern läßt, tun sich genug interessante Dinge, und finden sich viele clevere Sätze und Dialoge, so daß ich seine übersichtlichen Romane schnell durch habe. Anregende, wenn nicht sogar atemberaubende Unterhaltung mit einer gehörigen Portion moderne Wirklichkeit, die in 12 Stunden verdrückt ist.
Nach einem Couplandbuch habe ich zudem immer einen spürbaren Weisheits-Boost. Eine sehr verführerische Wirkung und bei dem diesmaligen Thema mehr als erwünscht, denn das Buch ist die vierstimmige Geschichte eines Schulmassakers und dessen Nachwirkungen.
1988: Cheryl, siebzehn Jahre alt und letztes Todesopfer einer willenlosen Schießerei, spricht zum Leser aus dem Jenseits und lauscht den Gebeten auf ihrer Beerdigung. Auf ihr Schulheft hat sie kurz vor ihren Tod immer wieder »God is nowhere / God is now here…« gekritzelt. Vor wenigen Wochen haben sie und ihr Freund insgeheim in Las Vegas geheiratet.
Übersetzung von Molosovsky ••• Uns wurde eingetrichtert, daß Furcht zu empfinden bedeutet, Gott nicht vollkommen zu vertrauen. Wer auch immer sich das einfallen ließ, war niemals unter einem Mensa-Tisch während ihm das Blut von jemand anderem in feinen Bahnen das Bein hinab rinnt.
1999: Jason, ihr Freund, der über den Verlust nie hinwegkam, schreibt einen Schließfach-Brief, den seine beiden noch kleinen Neffen bei ihrer Volljährigkeit lesen sollen.
••• Vielleicht sind Klone die Lösung für alles {…} als Klon plopt man vom Fließband mit einem Besitzerhandbuch das von deinem vorherigen Du geschrieben wurde – so nützlich wie das Handbuch eines 1999 VW Jetta. Der ganze Miste, der einem erspahrt bliebe – die verschwendete Zeit, die aussichtslosen Träume. Ich werde wirklich mal darüber nachdenken: ein Besitzerhandbuch für mich.
2002: Heather, eine Gerichtsstenotypistin, die sich beim Kasseanstehen in Jason verliebt hat.
••• … Manchmal glaube ich, Gott ist wie das Wetter – kann sein, du magst das Wetter nicht, aber es hat nichts mir dir zu tun. Du bist einfach da. Werd damit fertig. Trauer und Schmerz gehören zum Menschsein und das wird immer so sein. Wer wäre ich, um das zu regeln?
2003: Reg, Jasons Vater, ein selbstgerechter christlicher Fundamentalist.
••• Da ich spiritueller Mensch bin, glaube ich an Gott – Ich denke, Er hat eine Ordnung für die Welt geschaffen; Ich glaube, indem wir Ihn ständig um Wunder bedrängen, bitten wir ihn auch darum das Innere der Welt offenzulegen. Eine Welt fortwährender Wunder wäre ein Cartoon, keine Welt.
Interessant für Phantasten: die wenigen aber bedeutenden Thriller- (Geballer, Gewalt), Fantasy- (Totenwelt, Phantasie-Identitäten) und SF-Elemente (Klone, Biometrie) in einem durch und durch realitisch verorteten Roman. Die Phantastik erreicht zwar nicht so gewaltig-apokalyptische Szenarios wie in »Girlfriend in a Coma«, aber nichtsdestotrotz geht auch »Hey Nostradamus« mit mehr Science Fiction-Fusionskraft ab, als eintönige Lasercowboys- und Aliendianer-Opern.
corinthas
Ach die Stille.. so sanft.
Besser gesagt es war so still hier bis Ich die ruhe störte. }]
Tja... eeehh.. das wars so ein bisschen. Wollte nur melden das es hier so stil war. So, das hab' Ich jetzt erledigt und kan beruhingt weiter warten auf ein Update.
Grüsse,
Vince