Molochronik auf der Jury-Shortlist des Deutschen Phantastik Preises
(Eintrag No. 553; Alltag, Literatur, Phantastik, Bloggerei) – Da denkt ich mir heut nix schlimmes beim Heimkommen, aber …! —— Zuerst finde ich eine eMail eines treuen Molochronik-Lesers mit dem kryptischen Hinweis, dass mir seine Stimme sicher wäre beim Deutschen Phantastik Preis. »Wie denn, was denn?«, stutz ich, denn meinen Schwurbel-Essay »Abenteuer Phantastik« aus »Kritische Ausgabe« haben wahrscheinlich nur wenige Phantastikfreaks mitbekommen. Und mein langer Text über Matt Ruff inkl. Interview ist doch nu etwas zuuuu speziell. Oder meinte der treue Leser etwa schlicht das »Magira Jahrbuch 2008«, in dem mein Matt Ruff-Text drinne war? Egal. Die eMail war mir ein passender Stubs, meine diesjährige Stimme für den DPP abzugeben. Was sehen meine entzündenten Augen da?! Nicht nur, dass es (1) löblicherweise für minderbemittelte Kompensationsartisten wie meinereiner nun eine von kompetenter Jury zusammengetrudelte Vorschlags-Shortlist gibt, nein, mein Erstaunen wird in die Sphären der Spontanenthusiasmierung katapultiert, als ich mich (2) unter den Geshortlisteten für die Sparte »Beste Internet-Seite« wiederfinde.
Allein diese Erwähnung ist ja wohl schon der Ehre genug und nach dem wir Stimmenabgeber(innen) mit Kopfkratzen fertig sind, können wir nun ernst weitermachen. — Ich freu mich auch schon auf meine zu erwartende Außernseiterplatzierung. Und ich werde diese Nennung als Anlass nehmen, ganz bestimmt dieses Jahr zum Buchmesse-Con in Frankfurt zu kommen. — Jetzt schon mal ein fettes Danke an wer auch immer in der Shortlistjury (außer besagtem netten eMail-Schreiber) für mich gehebelt hat.
Hier nun meine eigene Stimmabgabe:
- Bester deutscher Roman: Dietmar Dath für »Die Abschaffung der Arten«, weils mir trotz der Dinge, die ich daran bekrittle enorm gefallen hat.
- Bestes deutschspariges Romandebüt: Eindeutige Favoritin ist bei mir Ju Honisch für ihr »Das Obsidianherz«. (Empfehlung von mir dazu im Sommer/Herbst erscheinenden »Magira Jahrbuch 2009«)
- Bester internationaler Roman: Hat die Vorschlagsjury übersehen, und ich glaube, der ist Anfang 2008 erschienen bei uns: Mark Z. Danielewski für »Das Haus«. Weil solche Bücher nur alle paar Jahrzehnte geschaffen werden. (Empfehlung von mir dazu im … na Ihr wisst schon.)
- Beste deutschsprachige Kurzgeschichte: Bin ich zu unwissend.
- Beste Original-Antho/Kurzgeschichten-Sammlung: Ebenso.
- Beste Serie: Ich meide Serien.
- Bester Grafiker: Geb ich noch eine Stimme ab, wenn ich Zeit gefunden habe, mich mit den Werken der Kandidaten vertraut zu machen.
- Bestes Sekundärwerk: Kenne ich zuwenig von der Konkurrenz, und da ich selber ja bei »Magira« mitmache, enthalte ich mich.
- Bestes Hörbuch/Hörspiel: Ebenfalls Anfang 2008 erschienen aber nicht auf der Vorschlagsliste ist das zweistimmige Hörbuch zu »Bad Monkeys« (Hörbuch Verlag) nach dem Roman von Matt Ruff.
- Beste Internet-Seite: Auch hier enthalte ich mich, da ich ein genannter Shortlistkandidat bin.
Mein sehnlichster Wunsch ist, dass Ju Honisch erfolgreich ist. »Das Obsidianherz« hat alle erdenkliche Anerkennung verdient.
ribisello
Guten Morgen.
Ich bin draufgekommen, daß ich von all dem nur den Danielewski kenn. Ich hab ihn auf Englisch versucht, bin aber steckengeblieben. Jetzt will meine Tochter die deutsche Fassung, da werd ich mich mit anhängen.
R.
molosovsky Besitzerin
Selber MoinMoin, ribisello.
Jaaaaa, »Das Haus« macht es einem nicht leicht.
Wie immer, wenn ein Buch ein derart heilloses Durcheinander zumutet, empfehle ich folgende Lesekniffe:
- Schnell lesen. Nicht groß aufhalten lassen vom Gewimmel oder von Zeug, was einem nix sagt.
- Nicht aus der Bahn werfen lassen vom Hin- und Her und In- und Miteinander von Haupttext und Fußnoten, gerade dann, wenn die anheben, sich auf ausgefallene Art auf der Seite zu tummeln. Mir hat es enorm geholfen, erstmal stur einem bestimmten Strang zu folgen. Erst Haupttext, dann Fußnoten. Abzweigungen zu Anhängen habe ich erst hinterher genommen.
- So wie ich das verstehe, ist das »Das Haus« ausdrücklich darauf angelegt, dass man sich spielerisch darin bewegt. Also bei entsprechender Laune hin- und herblättert. Beispielsweise sind ja geheime Botschaften in dem Buch versteckt. Darauf hatte ich beim Lesen so gar keinen Bock und habs gelassen.
Bleibt mir, dem Töchterlein und Dir bei der deutschen Fassung Spaß zu wünschen. Für mich war »Das Haus« eine der unheimlichsten Lektüren seit langem. Hatte zwei- drei mal richtig Alpträume (im guten freilich).