Wissenschaft und Fantasy
Eintrag No. 437 — Frank Weinreich, Autor der erfeulichen Einführung zur »Fantasy«, hat für die Phantastik-Couch unter dem Titel »Äxte am Stamm der Moderne — Fantasy und Romantik« einen lockeren und lesenswerten Essay geschrieben. Unter anderem reagiert er dabei auf das Buch »Romantik« von Rüdiger Safranski.
Im dazu erblüten Thread »Fantasy — Stiefbruder der Romantik« der »Bibliotheka Phantastika« geht man den Banden zwischen Romantik und Fantasy nach und sinniert u.a. über den (vermeindlichen) Gegensatz von Wissenschaft & Magie, von Moderne und Fantasy.
Vor allem meine Lektüren von China Miévilles Bas-Lag-Romanen (z.B. »Perdido Street Station« und »Der Eiserne Rat«), Neal Stephensons »Barock-Zyklus« und Susanna Clarkes wunderbaren Fantasygeschichten die in der Regency-Epoche angesiedelt sind, haben mich in den letzten Jahren heftig über solche Fragen grübeln lassen.
Hier auch für die Molochronikleser meine Ergenisse des Google-Orakels zum Thema.
- »Using Science in Fantasy«: Wie man Wissenschaft in Fantasy einbringen kann.
- Bibliographie zum RPG-System »Castle Falkenstein«: Diese Fantasy-, Romance-, Steam Punk-Welt zeigt wunderbar, wie sich Wissenschaft und Magie in Fantasy die sich moderene Epochen annimmt mixen lassen.
- »The Lost Notebooks of Leonardo da Vinci«: ein Sourcebook des »Castle Falkenstein«-RPGs. Wunderbarer Augenschmaus und hochoriginell. Auch einfach so schön zu genießen, ohne dass man Rolle spielen muss.
- »Mixing Science & Magic: A Recipe for Desaster?«: Brainstorming zum Thema mit einigen Fiktionsbeispielen. China Mievilles »Perdido Street Station« wird erwähnt …
- … dazu verweise ich als Bas-Lag-Aktivist mal auf diesen Thread auf der deutschen Bas-Lag-Seite »Die Crisis-Theorie«:. Miéville ist studierter Anthropologe und Politikwissenschaftler und greift für seine ›Weird Fiction‹-Welt Bas-Lag (für mich) erfreulicherweise auf modernere Denksysteme als Grundlage für seine Magie (= Thaumaturgie) zurück.
- »Fantasy & Reality in Childrens Stories«: Widmet sich unter pädagogischen Gesichtspunkten der Thematik.
- »SF Diplomat: Conservatice Fantasy«: Umfangreicher Thread des Genre-Kritikers Jonathan McCalmont. Ich habs nur überflogen, aber McCalmont kommt u.a. auf Stephens »Barock-Zyklus« und George R.R. Martin zu sprechen und vergleicht den Weltbildbau beider.
Und ganz allgemein erhellend zum Thema sind die »Fantasy World Building Questions« von Patricia C. Wrede.
Ebenfalls sehr ertragreich und abseits des üblichen Fantasy-Mainstreams (wo, zumindest meiner Wahrnehmung nach, eine gewisse romantische Affinität für Magie und Neuheidentum vorherrscht) ist die Reihe »Die Gelehrten der Scheibenwelt« von Meisterfabulator Terry Pratchett und der Wissenschaftler Ian Steward & Jack Cohen. Meine Rezi dazu wird erst in den kommenden Monaten hier eingepflegt (hier derweil mein Trailer). Bis dahin bleibt nur, entweder das aktuelle »Magira — Jahrbuch zur Fantasy 2007« zu lesen, oder auf diese exzellente Besprechung von Andreas Müller beim Humanistischen Pressedient auszuweichen.
frankweinreich
... für diesen Linkservice, Alex!
Frank
molosovsky Besitzerin
Grad fällt mir ja ein, dass gleich zwei der älteren Kaliber der (für mich auch Fantasy-)Phantastik viel Bespiegelung von Wissenschaft und Imagination beinhalten: Swifts »Guilliver« (vor allem die Laputa-Reise) und Carrolls »Alice«.