molochronik
Mittwoch, 13. Mai 2009

Coverpanorama von Moorcocks »Pyat-Quartett«

Eintrag No. 550Wie cool ist das denn? Wie hie und da schon gemeldet, habe ich mir für den Mai eine größere Bestellung bei Book Depository in London gegönnt. Neben dem neuen Miéville »The City & The City« habe ich nun auch (endlich) das komplette »Pyat-Quartett« von Michael Moorcock bekommen. Beim Auspacken und zusammenlegen entdecke ich, dass die vier Umschlagsbilder der Vintage-Taschenbuchausgaben von »Byzantinum Endures« (»Byzanz ist überall«), »The Laughter of Carthage«, »Jerusalem Commands« & »The Vengeance of Rome« ein feines Panorama ergeben. —— Nebenbei: es ist eine Schande, dass die Pyat-Bücher (immer noch) nicht komplett auf Deutsch vorliegen, sondern nur der erste Band (antiquarisch zu haben) mal als Bastei Paperback erschienen ist (durchaus fein übersetzt übrigens).

Ist vielleicht (wie irgendwo in den Programmentscheiderkammern gemutmaßt wird) zu heftig (oder zu wenig erfolgsversprechend) für den armen deutschsprachigen Buchmarkt, wenn Moorcock mit seinem ukrainischen Hallodri eine wilde Reise durch die Jahre zwischen den beiden Weltkriegen veranstaltet. Der am 1. Januar 1900 geborene Pyat ist ein jüdischer Antisemit, Drogenjunkie, Bisexueller, Ingenieur, Spion, Saboteur, Agitator und und und.

{EDIT-Ergänz: Zur Erholung heute morgen hier eine kleine Übersicht der Vintage Taschenbuchausgabe des »Pyat-Quartetts«, die vier Bücher werden auch »Between the Wars« (»Zwischen den Kriegen«) genannt. Dazu übersetzte ich flappsig mal die Waschzettel (= Texte des Rückumschlages), damit Neugierige einen Einblick erhaschen können, um was es denn geht.

»Byzantinum Endures« (1981; Deutsch 1984 erschienen als Bastei Paperpack: »Byzanz ist überall«, übersetzt von Michael Kubiak): Europakarte; Intro von Moorcock; 18 Kapitel & 2 kurze Anhänge, 404 Seiten. Im ersten Band des Pyat-Quartetts stellt Michael Moorcock eine seiner großartigsten Schöpfungen vor: Maxim Arturovich Pyatnitski. Geboren in Kiew zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckt er als Jugendlicher die Freuden von Sex und Kokain und erhascht einen Blick auf eine fortschrittliche & gebildete Welt jenseits seines Horizontes, bevor das Wüten der Russischen Revolution anhebt.

»The Laughter of Carthage« (1984; etwa »Das Lachen Karthagos«): Intro, 22 Kapitel, 602 Seiten. Nachdem er dem Grauen des russischen Bürgerkrieges entkommen ist, entdeckt Maxim Arturovich Pyatnitski, daß die Gefahren in Europa wie Nichts erscheinen verglichen mit dem, was ihn in Amerika erwartet. Fast sofort wird er in weitere Skandale verwickelt, bereist das Land als Sprecher für den Ku Klux Klan. Nur das Wiederauftauchen von Pyats ewiger Liebe, der Femme Fatale Mrs. Cornelius, bietet ihm eine Aussicht auf Rettung.

»Jerusalem Commands« (1992; etwa: »Die Befehle Jerusalems«): Intro, 29 Kapitel, kurzer Anhang, 577 Seiten. Maxim Arturovich Pyatnitski wurschtelt sich durch von New York nach Hollywod, von Cairo nach Marrakesch, von Film-Kulterfolgen bis zu den äußersten Grenzen sexueller Erniedrigung, und hinterläßt dabei eine Spur mechanischer und menschlicher Zerstörung während er auf ein Stelldichein mit der schrecklichsten Katasthrophe des 20. Jahrhunderts entgegensteuert (auf dem Cover ist die Titanic zu sehen).

»The Vengeance of Rome« (2006; etwa: »Die Rache Roms«): Intro, 60 Kapitel, 618 Seiten. Maxim Arturovich Pyatnitski begeistert sich für den Faschismus. Er himmelt Mussolini als Helden an, findet Einlass zum inneren Kreis um den Diktator und erfreut sich der innigen Freundschaft mit seiner Frau. Der Duce schickt ihn in geheimer Mission nach München, wo Pyat ein Intimfreund des homosexuellen Sturmtruppenführers Ernst Röhm wird. Seine entscheidene Rolle beim Streben der Nazipartei zur Macht bringt ihn dazu, sich auf perverse Sexspielchen mit ›Alf‹ einzulassen. — Pyats außergwöhnliches Glück läßt ihn als Zeugen nach Hitlers Massakrierung von Röhm und der SA zurück. Schließlich verschlingt das Konzentrationslager Lager Pyat. Dreissig Jahre später, nachdem er den Spanischen Bürgerkrieg überlebt hat, lebt Pyat in der Portabello Road in London, wo er seine Lebensgeschichte dem Schriftsteller Michael Moorcock erzählt.}

Und weil ich grad publikationswunschfreudig bin: Auch zwei andere späte Romane des ›anderen‹ Michael Moorcock sollten mal bei uns erscheinen: »Mother London« und »King of the City« (werden wohl nächsten Monat den Weg in mein Heim finden).

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