molochronik
Montag, 22. Juni 2009

»Fünf Projekte die jemand anderes unbedingt machen sollte« von China Miéville (Gastblogeintrag 3/3 für »Omnivoracious«)«

(Eintrag No. 564; Woanders, Ideen, Fantasy, Geschichte, Biologie, Soziologie) — Hier nun ein Anreisser zum dritten (und letzten) Gastblogbeitrag von China Miéville, der letzte Woche bei »Omnivoracious« unterwegs war, auch anlässlich der Vorstellung seines jüngsten Romans »The City & The City«.

In »Leave an Idea, Take an Idea« stellt Miéville vier Buch-Ideen und eine Projekt-Idee vor.

Meine komplette Übersetzung von »Schenk eine Idee, nimm eine Idee« kann man auf der deutschen Miéville-Fansite »www.bas-lag.com« lesen.

  1. Aus dem Rahmen gefallen: Ein Sachbuch, eine Essay- und Interviewsammlung über Menschen, deren Mitgliedschaft bei einer Organisationen gegen unsere groben Erwartungen verstößt. Beispielsweise jüdische Mitglieder der Palästinensischen Befreiungsorganisation, muslimische Mitglieder der Bharatiya Janata Partei, Protestanten die der Sinn Fein beigetreten sind, singhalesischen pro-Tamilien-Aktivisten, und so weiter.
  2. Ideen im Überfluss: »Eine Stadt, deren Straßen mit Zeit gepflastert sind«, brabbelt Madoc. »Köpfe aus Licht … ein Wer-Goldfisch…«, und so weiter. Madocs Ideen reichen vom Über-Einsichtsvollem: »Greife sollten nicht heiraten«, über das Numinöse: »Ein alter Mann … dem das Universum gehörte«, bis zum Humoristischen: »Zwei alte Weiber fahren mit einem Wiesel in Urlaub«, bis hin zum (scheinbar) Banalem: »Ein kleines Stück blauer Karton«.
  3. Außergewöhnliche Widersprüchlichkeit: »Romaine die Prophetin (sic!) war ein Mann, der seine Authorität auf seinen göttlichen Attributen gründete.« {…} Sicher, sicher ließe sich ein erstaunliches Buch über Romaine Rivière schreiben, der behauptete der Urenkel der heiligen Jungfrau zu sein, und der zu einem auf dem Kopf stehenden Kreuz betete. Er war verheiratet und hatte Kinder, dennoch drängt sich beharrlich die Frage auf: Liegt es vielleicht nicht an einer ›außergewöhnlichen Widersprüchlichkeit‹, dass er sich die Geschlechtergrenze übertretend benamste?
  4. Fremdländer: Eine Herde {Wallabies} hoppelt emsig im Peak-District-Nationalpark. Dort gibt es auch einen Schwarm Papageien. In der Themse tummeln sich Wollhandkrabben — bei denen es nicht mehr passend ist, sie als ›chinesisch‹ zu bezeichnen, genauso wenig wie bei den Muntjaks, die in Süd- und Mittel-England sowie Wales heimisch geworden sind. Es gibt kleine Süsswasserquallen vom Amazonas die es sich in Yorkshire bequem gemacht haben. Biberratten, Fasane, Mogolische Rennmäuse.
  5. Ein Meta-Vorschlag: Ich schlage vor, dass jemand mit der nötigen Zeit, Konzentration, Coding-Fähigkeit und Durchhaltekraft (die ich nicht nicht habe) die Website ›soemajet.com‹ einrichtet, das steht für ›SOllte Echt MAl Jemand Tun‹.

Hier geht es zu den Molochronik-Trailern der anderen beiden »Omnivoraciuous«-Gastblogbeiträge von Miéville:

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