Zwischenmeldungen zu einigem
Eintrag No. 613 — Vorgestern abend: ich am Shrimpsuppeessen, verschlucke mich und werde binnen 5 Minuten von einem heftigen Schnupfen befallen. Supertriefnase seit dem. Heute Vormittag dann dann eine sämig 3/4-verdaute Nudel ausgenossen. Schnupfen runter auf 20%. — Ich meine von Ferne das Lachen der Götter zu vernehmen.
Hinke tadelnswerterweise (wieder) weit hinter meinem Abgabesoll für das kommende »Magira« her. Jedes Mal beginne um die Jahreswende mit ersten Skizzen. Jedes Mal verfranze ich mich dann und werde vor lauter Feilen am Endtext nicht rechtzeitig fertig. Schlimmste Übel, derer ich in den letzten Jahren auch nicht immer ganz beikam, sind gewisse Adjektive und Satzbausteine, die sich doppeln. Ist sauschwer, jedem Buch eine speziefische Rezensionsargumentation angedeihen zu lassen. — Überlege, ob ich in Zukunft einfach alle Bücher die ich im Laufe des Jahres gelesen habe aufliste, mit jeweils einem ›Daumen rauf‹, ›Daumen runter‹ oder ›So mittel‹ dahinter.
Bin unter die Übersetzter gegangen. Also nicht nur so fürs Blog oder Fansites, sondern so richtig, für einen Verlag mit feinen Kurzgeschichten. Bin sehr am zittern, aber die Rückmeldungen meines Auftraggebern machen mir Hoffnung. Ich lerne enorm viel und freue mich schon, wenn die Sache gänzlich spruchreif wird und ich konkret davon erzählen kann. — Ich muss übrigens Frank Böhmert danken. Der hat letztes Jahr einen Blogeintrag geschrieben, der mir Mut machte, ohne dem ich mich nicht getraut hätte, die Anfrage des Verlages zu bejahen.
oliverj
Molo wird Übersetzer? Da bin ich ja mal gespannt, was Du da erzählen wirst! Mit dem Gedanken habe ich (entfernt) auch schon mal gespielt, fürchte aber, mir würde dafür Geduld und Ausdauer fehlen. Obwohl, wer weiß..
molosovsky Besitzerin
Ich dachte, Du hast einen ganz schmucke bezahlten Job in einer Kanzlei. Andere Verehrer Deines Blogs fragen ja, wie Du die Zeit findest so viel zu lesen und zu gucken. Das kann ich verstehen, (be)wundere mich aber, dass Du ein gutes DVD-Biudget haben musst.
Nene, Übersetzter wird man nicht wegen der Kohle, sondern wegen der Ehre :-)
tkl
Herzlichen Glückwunsch zum Literaturfährmannsjob. Die Entlohnung sollte man Hungerminderungsbeihilfe nennen, aber die Arbeit selbst ist so schön nötig und sinnreich.
Comics haben hierzulande ehrbare Nachenstocherer übrigens nach wie vor besonders nötig. Heute habe ich den neuen Panini-Prospekt durchgeblättert, in dem auch Band 10 der Sandman-Neuausgabe angekündigt wird. "The Wake" heißt da immer noch "Das Erwachen". Ein Fall für Molosovsky, a daring last second rescue?
Schöne Grüße,
tkl
molosovsky Besitzerin
Schön Sie wieder mal zu lesen hier, TKL! — (Nebenbei: was ist mit Ihrem Blog? Letztens sagte die URL zu mir, dass es das Blog nicht mehr da gibt, wo es sein soll. Muss ich mir Sorgen machen, mich schon auf Melancholieschübe einstellen?)
Zur »The Sandman«-Übersetzung: Jaja, ›Die Wolke‹ heißt ›the wolk‹, ›die Gurke‹ heißt ›the gurk‹ auf Englisch, entsprechend heißt das Englische ›the Wake‹ zu Deutsch ›das Erwachen‹. — Aber ich glaube die Argumente schon zu kennen: a) so hieß schon die erste Ausgabe des Bandes und man will die Leser von damals nun nicht verwirren; b) soll sich »Das Erwachen« auf den ›metaphorischen Inhalt‹ beziehen (siehe letzte Seite der Zulli-Geschichte) und nicht auf die Totenfeier.
molosovsky Besitzerin
Ich fürchte, dass sich richtig nützlicher Journalismus und Geldverdienen fast gegenseitig ausschließen. Seit ich in meinen Jugendjahren, die immerhin von ewiger Kohlschaft geprägt wurden, gewahr wurde für die neoliberalen Umtriebe, ist mir klar, dass wir schon lange in Zeiten eines ziemlich ernst geführten Infowars leben. Folgendes Science Fiction-, genauer, Cyberpunk-Szenario ist wohl wahrer als bequem ist: dass die großen Unternehmen die ganze Erde zum Wilden Westen transformieren, in dem es für die Elite dann geschützte Neo-Utopias und Neo-Edens geben wird.
Was TKL über die abnehmende Toleranz der Leser schreibt, sorgt mich auch. Ich muss nicht nur Zeitungen lesen, die eh schon meiner Meinung sind. Eine gute Zeitung simuliert mir ein Streitgespräch (oder zumindest lebhafte Diskussion) mit Leuten, die ich wohl nie treffen werde. — Allerdings gibt es eben eine Reihe von Themen, bei denen viele Zeitungen einfach peinlichen Quatsch schreiben, z.B. eben Phantastik, Computerspiele.
Zu Lomax seinem Bericht über den Wandel einer SPD-nahen Zeitung zu einer neolieberaleren kann ich nur sagen: die steten Tropfen von Bertelsmann und dem Institut für Soziale Marktwirtschaft und zig Lobbyisten und von wem nicht nicht alles, höhlt eben jedes Blatt aus.
Ich fürchte, wenns um Politik und Wirtschaft geht, sieht es so aus, dass, wenn man die größeren Zusammenhänge wirklich erklären will man automatisch zu einem eher linken Blatt wird. Und das will/darf eben nicht jedes Blatt sein. Deshalb gerade in diesen beiden Ressorts so viel verschwendeter Text, der (um Fanta 4 zu zitieren) kaum jemanden etwas sagt, obwohl darin viel geredet wird.