Molos Wochenrückblick No. 1
Eintrag No. 615 — Schon seit längerem grüble ich, was zu tun sei, um die Molochronik regelmäßiger mit Beiträgen zu bespeisen. Nun, zum sich nähernden 3000-Tage-Jubiläum habe ich mich entschlossen, einen wöchentlichen Rückblick zusammenzustellen. Hier die Debütnummer darüber, welche Netzfunde mir (im Guten wie Schlechten) bemerkenswert dünken, und wo ich mich zu Wort gemeldet habe.
Artikelfunde
- Leistungsschutzrecht: Marshallplan für alte Träume: Netzpolitik fasste am 9. Mai 2010 kurz zusammen, was am 7. Mai 2010 ausführlich von »irights.info« bezüglich der im Stillen ausgebrüteten Leistungsschutzrecht-Vorstellungen von Presseverlagen und Gewerkschaften öffentlich gemacht wurde. — Und bisher schweigen sich die Publikumsmedien über diese Nachrichten aus! Ich appeliere deshalb an alle Molochronikleser, diese Infos weiterzuverbreiten und den ungeheuerlichen Absichten der Presseverleger und Gewerkschaften entgegenzuwirken.
- »Tschiieep Tschieep Tschieep«: Ein sehr schöner Lokalnaturbericht über Nachtigallhähne in Berlin von Cord Reichelmann in »Der Freitag« vom 06. Mai 2010.
- Bischof Mixa und Father Ted: Andreas Rosenfelder hat am 10. Mai 2010 im Zuge der Causa Mixa auf die irische TV-Serie »Father Ted« hingewiesen. — Natürlich traurig, dass diese Serie nie in Deutschland lief (immerhin gab es ja einst auch mal »Yes Minister« und »Yes Primeminister« bei uns).
- Metaphern lügen nicht: Ein kurzer aber nützlicher Beitrag (für Phantastik-Forscher relevant) am 8. Mai 2010 von Klaus Jarchow in »Stilstand«. Ist eine Ergänzung zu seinem Beitrag »Die Ölprinzen«, in dem Klaus schon fein Aktuelles zum Thema Sprache und Hirnforschung zusammenfasste.
Wortmeldung
- Julie Zeh lehnt Nominierung für Kurd-Laßwitz-Preis ab: Habe bei SF-Netzwerk respektlos herumspekuliert, warum die meiner Meinung nach eh überschätzte Autorin das getan hat.
- Dummerweise im falschen Eintrag Vorsicht, Mühsal von Frank Weinreichs »Polyoinos«-Blog habe ich auf seine beiden neuesten Genretheorietexte reagiert (genauer: freudlich gemeckert): »Die Prometeus-Papiere. Eine kleine Geschichte der Science Fiction.« und »Aufbruch zu (Noch-)Nicht-Orten. Wo uns die Science Fiction hin führt.«. Immerhin habe ich dann noch gemerkt, dass ich mit meiner Kritik das Ziel verfehlte.
Zuckerl
- Darth Maul likes Rainbows: »Super Punch« zeigt eine schöne Bilderstrecke der Werbemotive für das »Star Wars«-Weekend der Disney Hollywood Studios. Mein Liebling: der AT-AT beim Einparken. Man stelle sich dann die herauspurzelnden Stormtroopers vor, die in Richtung Achterbahn, Zuckerwatte und ›Bild mit Goofy machen‹ abzischen wollen, und ein Kommandant, der befiehlt, dass die Jungs sich bitte erstmal in einer ordentlichen Zweierreihe beim Eingang anstellen sollen.
- Die Buchgestaltung des großartigen John Coulthart für »Into the Media Web« von Michael Moorcock: Natürlich will ich den Band mit Sachtexten und Essays des ›Great Old One‹ Moorcock haben, sobald er erscheint.
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Pogopuschel
Father Ted ist wirklich genial und urkomisch. Allerdings sollte man sich die Staffelbox nicht, wie der Artikel empfiehlt, für 62,99 Euro bei amazon.de kaufen, sonder bei amazon.co.uk für 17.93 Pfund. Das sind nämlich nur um die 20 Euro. Also ein Preisunterschied von ca. 40 Euro, da lassen sich auch die Versandkosten von ca. 3 Pfund verschmerzen.
Wenn man einen solchen Artikel mit einer Empfehlung für eine Serie schreibt, sollte man sich auch die günstigste Einkaufsmöglichkeit raussuchen und nicht die mit einem abschreckendem Preis. Damit meine ich jetzt die Welt, nicht dich molo.
PhantaNews
Ja, diese Allmachtsphantasien der Verleger vom Leistungsschutz sind in der Tat erschreckend. Noch viel erschreckender finde ich aber, dass die Politik denen im Prinzip sagt: "Macht euch doch eure Gesetze und wir segnen die dann ab. Wir haben nicht genug Ahnung...". Das ist bereits jenseits allen Lobbyismus, das ist nur noch armselig und antidemokratisch. Ich stimme Dir zu, dass man diese Machenschaften unbedingt verbreiten muss, damit wir nich demnächst alle unsere Blogs zumachen können. In dieselbe Richtung geht der neue JMStV, der lächerliche Altersfreigaben vorschreiben will, die wir alle nicht einhalten können. Mich würde nicht wundern, wenn auch hier die Verleger von Baumfäller-Zeitungen kräftig nachgeholfen haben.
Es kann doch wohl nicht angehen, dass die beim Gesetzgeber um Leistungsschutz für ein veraltetes Geschäftsmodell betteln? Haben das die Faxhersteller auch getan, als die Email Verbreitung fand? Hat es die Verleger interessiert, als der Beruf des Schriftsetzers bei der Einführung des Computersatzes überflüssig wurde?
Manchmal sitze ich sehr fassungslos und wütend vor meinem Rechner und bin sehr dankbar für netzpolitik.org, Piraten und Co.
molosovsky Besitzerin
Was ich ja im größeren, historischen Rahmen betrachtet am peinlichsten finde ist Folgendes: die Internet-Entwicklungen und was die für die alten Medien, vor allem eben Massenmedien an Konkurrenz bedeuten, sind ja nicht gerade erst vom Himmel gefallen. Aber jetzt erst kommen die (Ex-)Hegemonialinhaber der Meinungsmacherei auf den Trichter, da mal was zu machen. — Kurz: die himmelschreiende Offensichtlichkeit, wie gigantisch da gepennt wurde.
Warum kommt man erst seit vergleichsweise Kurzem drauf, dass man das Internet an die Kandare nehmen muss? — Zugegeben: ich kann verstehen, dass man was gegen die wirtschaftlichen Verluste unternehmen will, die durch die ›Piraterie‹ verursacht werden. Aber warum gleich Instrumente schaffen wollen, die Informationsfluß und Gedankenaustausch zu erschweren? Ich frag mich manchmal, ob das auch eine Folge der Entwicklungen von IX.XI ist.