molochronik
Freitag, 23. Januar 2004

Ich habe jetzt ARCORophobie

(Alltag, nerviger) - Nein, ich habe kein Angst vor Spinnen und mich bei der Überschrift vertippt, sondern vor dem Telefon- und Internetdienstleistungsanbieter, dessen geheimes Ziel als dereinstiger Weltherrscher es wohl ist, allen Menschen blaue Klamotte anzuziehen und die Haare rot zu färben. Und einen brodelnden Hass bugsiere ich seit Tagen in der engen Wohnung umher, verschiedene Urschreie der Wut echoen immer noch durch die Daunenstrata meines Kopfkissens, in das zu beißen mir half. Gelobt seien die alten Hausmittel. Doch wovon schreib ich Wirrer hier?

Also, letztes Jahr hat der kleine feine lokale Internetdienstleister Rhein-Main-Net seine Pforten für Privatkunden geschlossen … bedienen halt nur noch Geschäftskunden, weil Rhein-Main-Net irgendwie mit FAZ und Societäts-Verlag zusammenhängt und das Gürtelengerschnallen des Zeitungssektors (Stichwort: Einbruch des Anzeigenmarktes) veranlaßte wohl dieses beklagenswerte Abwenden von Otto N. Verbraucher als Kunden.

Nach dem Trennungsschmerzverkraften haben Andrea und ich uns im Herbst dann bei Arcor für die sogenannte Online-Power angemeldet, und nach einem Quartal als Kunden dort, wünschen wir uns inniglich den zuvorkommenden Kundenservice von Rhein-Main.net zurück ... wir erinnern uns an freundliche eMails, mit denen angekündigt wurde, wann wegen Umrüst- und Wartungsarbeiten die Internetzugänge vorrübergehend lahm liegen, oder an überraschende Briefe, aus denen man erfuhr, wenn uns für tagelang ungeplant gestörte Leitungen kleine Gutschriften versöhnen sollten. Wählte man die Service-Rufnummer hatte man fluggs jemanden an der Strippe, der einen weiterhelfen konnte, weil er einen als Kunden für voll nahm und sich in seiner überschaubaren Lokaldienstleisterwelt auskannte. Ich kam mir dort als Kunde vor, wie jemand, der bei einem Schuputzer oder Friseur sitzt, ein nettes Geplauder pflegt, derweil an den Füßen oder Haaren Dienst geleistet wird, daß es eine Wonne ist. Jeder Klick auf das Verbinden-Symbol ließ nette Gedanken aufkommen.

Bei Arcor aber beginnet das Chaos schon mit der Zahlung meiner Gebühren. Bei meiner Anmeldung im Oktober 2003 wählte ich als Zahlugsweise den bequemen Lastschrifteinzug und gab Arcor dazu schriftlich meine Bankverbindung sowie mein Einverständnis zum Abbuchen durch.

Im November '03 bekomme ich einen Brief, daß die Abbuchung nicht funktioniert hat, da laut Bankauskunft die Kontonummer falsch ist. Ich fülle einen Rückantwortschein mit meiner Bankverbindung aus, denke mir: "Ach ja, bei dem vielen Dateneintippen kommt schon mal ein Fehlerchen, ein Zahlendreherchen vor ... kenne ich, habe ich ja auch eine Zeitlang Als Manpowerzeitarbeiter gemacht ... bei hunderten von Datansätzen am Tag, ist schon mal der eine oder andere Ausreißer dabei."

Doch zu milde gedacht, denn im Dezember kommt ein weiterer Brief gleichen Inhalts, und noch einmal fülle ich einen Rückantwortschein mit meiner Bankverbindung aus und schicke ihn am 17. Dezember zu Arcor. Anschließend sind Andrea und ich unterwegs in den Urlaub nach Wien.

Erst im neuen Jahr zurück aus Wien aktualisiere ich endlich das Betriebssystem des iMac auf dem ich arbeite. Weil ich befürchte, technisch einen Fehler gemacht zu haben, und deshalb keine funktionierende Internetverbindung zu erreichen, rufe ich am 08. Januar bei Arcor an. Doch dort sagt man mir, daß mein Zugang am Vormittag des Tages gesperrt wurde, weil Rechnungen von mir seit Oktober überfällig sind. Der nette Herr B. von der Service-Rufnummer kontrolliert mit mir zusammen die Zahlen und wir entdecken den Fehler bei Arcor. Meine Kontonummer ist falsch eingepflegt. Angeblich ist das aber kein Problem, Herr B. versichert mir, daß die Sache geklärt wird. In der im Urlaub angehäuften Post entdecke ich einen Antwortbrief vom 19. Dezember auf meinen Rückantwortschein vom 17. und die darin zur Kontrolle wiedergegebene Kontonummer weißt genau den Tippfehler auf, den Herr B. und ich dingfest gemacht haben.

Am 12. und 13. Januar melde ich mich nochmals telefonisch, denn funktionieren tut bisher gar nix, gekümmert hat man sich dort anscheinend um alles mögliche, nur nicht um Kunden, deren Kontonummer offensichtlich zu kompliziert ist, um fehlerlos in eine Eingabemaske übertragen zu werden. Freundlich aber unterkühlt stellt man mich vor folgende Tatsachen: im System ist mein Datensatz gesperrt, kann nicht geändert werden, weil ich von der Buchhaltung (automatisch) Mahnstufe 3 verpaßt bekommen habe, da ich seit Oktober offene Rechnungen aufhäufe. "Das mag ja sein, aber habt Ihr denn nicht verstanden, warum dem so ist! Herr B. und ich haben am 08. festgestellt, daß Ihr meine Kontnummer falsch und immer wieder falsch eingegeben habt! Da könnt ihr lange versuchen abzubuchen, wenn ihr es vermasselt die dafür nötigen Zahlen entsprechend sortiert zu lassen."

Wurscht, meinen Zugang freischalten oder meine Daten korrigieren kann man bei Arcor erst, wenn die brutale Mahnstufe 3 gelöscht wird, also wenn ich die entsprechenden Summen der Oktober- und Novemberrechnung überweise und mich dann noch ca. 48 Stunden gedulde. Die beiden überfälligen Rechnungen, habe ich am 14. Januar überwiesen, sogar mit einem begleitenden Bescheidgebfax an die Arcor-Buchhaltung und einer Internetformularnachricht an den Kundenservice. Nun harre ich der Dinge und vergewissere mich stündlich, ob mir wirklich jemand eine unsichtbare Kette mit Eisenkugel angelegt hat.

Charakterisiert wird Arcor für mich nun durch das Sprüchlein, das ich bei meinen Service-Rufnummer-Anrufen am häufigsten zu hören bekam, wenn ich nach dem Kompletthörenmüssen des akustischen Menüs die Zahl oder das Wort meiner Wahl gedrückt oder durchgesagt habe: "Das haben wir leider nicht verstanden."

Montag, 19. Jan.: Ich Dumpfbacke, ich Depp, ich Zeilenlegasteniker ... Jetzt ist es geschehen, die Fumblefingerigkeit bei Arcor wirkt ansteckend und ich Kapitalhirni habe es geschafft, bei den Überweisungsscheinen die Rechnungsnummer von Oktober und Dezember zu vertauschen. Bezahlt ist nun der überfällige November, der nichtüberfällige Dezember, doch leider nicht der überfällige Oktober und das bedeutet: der Internetzugang bleibt noch gesperrt und ich Depp kann nun nochmal zur Bank latschen und den Oktober hinterherschicken. Am nervigsten dabei, daß das alles dauert! Am 14. Jan. war ich bei der Bank und habe November und Dezember eingezahlt, abgebucht wurde aber erst am 15. und auf dem Arcor-Konto eingetroffen ist das Geld am heutigen Montag, freigeschalten würde innerhalb von 48 Stunden dannach (also am Mittwoch), aber ich Erzdödel habe es ja geschafft, mich selbst zu sabotieren und so startet die 48 Frist wahrscheinlich erst wieder morgen, nach Eingang meiner heute abgeschickten Oktober-Überweisung.

Eisenkugel hab ich keine, aber Papier, Schere und Kleber zum Basteln einer Eselskappe krieg ich noch zusammen.

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