molochronik
Freitag, 9. Juli 2004

Nicht mehr da: Pfarr und Poth

(Alltag, trauriger) – Es ist noch nicht so lange her, als daß zumindest ich schon ganz darüber hinweg kommen konnte, daß Michael Mathias Prechtl und Volker Kriegel gestorben sind, nun wurden kurz aufeinander Bernd Pfarr und Clodwig Poth abberufen … und alle (bis auf Prechtl) wohnten hier im Rhein-Main-Gebiet, zwei sogar in Frankfurt. Ich sollte vielleicht doch mal wieder zum Arzt zur Vorsorge … {gulp}

Bernd Pfarr habe ich respektiert, denn er hatte seine Farblehre im kleinen Finger und wußte sie entsprechend einzusetzten. Außerdem zeigte er mit Eleganz, wie man die wackelige Puddingqualität der Gravitation mit den richtigen Winkeln der Zimmerkanten zueinander rüberbringt. Zwar kaputte Welt, aber dargebracht mit Eleganz! Welche heutigen jungen lustigen Zeichner wissen überhaupt noch, was das ist?

Clodwig Poth konnte ich nie ganz nachsehen, daß er sich auf diese »Letzte Ausfahrt Sossenheim«-Strichelei zurückgezogen hatte; allein die Titel-Homage an Hubert Shelby erinnerte mich daran, wie peinlich andere die eigenen tollen Anknüpfungen finden kann … aber sicherlich giftete da auch mein Neid, daß jemand mit dieser superentspannenden Zeichnerei sein Publikum fand. Poth hatte ein großartiges Auge und wohl ein ebensoweites Herz für die (eigentlich schreiend häßliche) Schönheit der Frankfurter Stadtlichkeit.

Habts gut ihr zwei, in welchen Pantheons oder Nichtsen Ihr nun sein mögt. Legt ein Wort bei den Programmgestaltern des kollektiven Unbewusten ein, den Urknall in Urschütt umzubenennen … denn wie die Zeichner dieser Welt wissen: der Kosmos begann mit einem umgestoßenen Tuschefäßchen.

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