molochronik

Sergeij Lukianenko: Die »Wächter«-Tetralogie, oder: Von den Einen, den Anderen und den ganz Anderen

Eintrag No. 509

{Diese Rezension erschien ursprünglich in »Magira 2007 — Jahrbuch zur Fantasy«, Hrsg. von Michael Scheuch und Hermann Ritter.
••• Hier gehts zum Trailer der Sammelrezi mit Introdubilo und Warentrenn-Überleitungen.}

»Russisch würd' ich genre können«, ist das erste was mir zu Sergeij Lukianenko (*1968) einfällt[01]. Der Mann mit der Schmauchpfeife ist in Russland ein Star der Phantastik. Und er ist ein extrem fleißiger Bursche. Ich kann kein Russisch, Englisch bringt nix, denn in UK/USA hinkt man hinter dem deutschen Veröffentlichungsstand sogar hinterher. Wir, das gute alte Europa (Russland und Moskau einfach mal brüderlich voll-eingemeindet), sind hipper als die Amis. Tja, so schaut’s halt aus, wenn die einstmals in Russland so exotisch-bezaubernde westliche Medienvielfalt mit zwanzig Jahren Verzögerung der Reifung und Mutation aus dem Osten zurückreflektiert wird. Nun hat »Wächter der Nacht« den typisch westlichen Medienindustrieverwertungsweg genommen: die Bücher waren ein Hit, eine Filmtrio wurde konzipiert und der erste Teil ließ nicht nur im Reich des Bären die Kassen klingeln, sondern fand weltweit sein Horror-Fantasy-Publikum. Dennoch, wenn man den ersten »WÄCHTER«-Film mit seinem westlichen Nächstverwandten »Underworld« vergleicht, findet man alle Vorurteile bestätigt: der unter amerikanischer Leitung hergestellte »Underworld« bietet poliertes Design selbst dort, wo’s schmuddelig und grindig wirken soll; die Hauptfiguren bewegen athletisch-lässig ihre knackigen, fitten Körper und gucken mit Kosmetikwerbung tauglichen Gesichtern vom Bildschirm; und die Unterschiede zwischen gewöhnlich und futuristisch/historisch werden stärker übertrieben. Bei den Russen herrscht eine verschwitztere, kaputtere und natürlich auch versoffenere Grundstimmung; die Oberfläche wirkt gewöhnlich-authentischer, auch detailfreudiger, und ich anders als bei »Underworld« hatte ich nicht das Gefühl, dass die Haar- und Make Up-Stylisten gleich ins Bild hetzen, um eine widerspenstige Locke oder eine rebellische Pore zu disziplinieren. In »Underworld« bewohnen Vampire schmucke alte Villen, in der »WÄCHTER«-Tetra schuften Vampire in ‘ner Großmetzgerei und wohnen in einem ziemlich unedlen Gemeindewohnklotz, kurz: verzwickte Plattenbauromantik statt edlem Goth-Lifestyle-Schickimicki. Als Film finde ich sowas wie »Underworld« (oder den noch weitaus beknackt-gekünstelteren »Van Helsing«) ganz vergnüglich, aber als Prosa … ich weiß nicht.

Der Weltenbau der »WÄCHTER«-Tetra ist erstmal alles andere als rasend originell: es gibt Magie und die funktioniert mittels des ›Zwielichts‹, einer mehrschichtigen Anderswelt, die sich durch den eigenen Schatten betreten und verlassen lässt. Jedoch: Nur ›Die Anderen‹ können in das Zwielicht wechseln[02], und es wird lange nicht erklärt, was genau die magischen Anderen von gewöhnlichen Menschen unterscheidet. Bei seinem ersten Aufenthalt im Zwielicht, muss sich der frisch initiierte Andere zwischen Licht oder Dunkel entscheiden: ob er mehr Engel (Gutmensch) oder mehr Dämon (Egoarsch) sein will, und man kann sich dazu entschließen, dem Ruf einer Wache zu folgen. Diese Wachen gibt es aufgrund des ›Großen Vertrages‹, denn vor langer Zeit hatten sowohl die lichten wie die dunklen Anderen genug vom ewigen Heckmeck um die Schicksalshoheit, und diesen Waffenstillstand vereinbart. Damit ist alles beieinander für den seit über tausend Jahren schwärenden kalten Krieg zwischen den einen und den anderen, kompletto mit entsprechendem lästigen Bürokratie- und Vertragsklauselkram, klandestinen oder detektivischen Missionen und Intrigen, die manchmal so verwickelt sind, dass sich die Parteien intern zuweilen selbst austricksen müssen, um den Gegner an der Nase herumzuführen.

Noch bevor der eigentliche Haupttext beginnt, passiert man eingangs der vier Bücher erstmal Bürokratensprech. In Band 1 heißt es:

Der vorliegende Text ist für die Sache des Lichts / des Dunkels dienlich und zur Verbreitung zugelassen. Die Nachtwache / Die Tagwache.

wobei sich dieses Pfortensprüchlein im Fortlauf der Reihe jedesmal leicht wandelt[03], ein deutlicher Zaunpfahlwink, dass Lukianenko nicht im Traum daran denkt, sich in der »WÄCHTER«-Reihe gänzlich auf eine der beiden Seite zu stellen. Das zunehmende Verwischen der vermeintlich klaren Grenzen zwischen Gut und Böse trägt gehörig zum Charme der Bücher bei, vor allem weil man als Leser diese Verkomplizierung durch die Augen des erfrischend gewöhnlichen Ottonormal-Lichten Anton Gorodezki erlebt (der bis auf Abwechslungssprengsel als Ich-Erzähler dient).

Der formale Aufbau ist übersichtlich. Jeder Band enthält drei (mehr oder weniger) in sich abgeschlossene Geschichten[04] , die mit (meist auktorial erzählten) Stimmungs-Prologen beginnen und in 5 bis 8 Kapitel unterteilt sind. Das Jahr, in dem die Bücher auf Russisch zuerst erschienen ist auch das Jahr der jeweiligen Handlung.

Zu Beginn des ersten Bandes »Wächter der Nacht« (1998) lernen wir Anton als den Hausprogrammierer der Nachtwache kennen. Er ist schon einige Jahre dabei, die Kollegen schätzen ihn als netten Kerl, aber als lichter Magier ist er keine große Wumme. Auffällig unumwunden erinnert die Einteilung der Fertigkeiten der Anderen an Rollenspiel-Erfahrungslevels, und Anton dümpelt zu Beginn im Mittelfeld. In der Eröffnungsgeschichte »Das eigene Schicksal« ist Anton als einsamer Fahnder unterwegs, um Vampire dingfest zu machen, die sich ohne ordnungsgemäße Lizenz über Menschen hermachen. Vampire (ebenso wie Werwölfe automatisch Dunkle) brauchen Blut für ihre Untotenexistenz und damit alles seine Ordnung hat, werden die Lizenzen zum Anknabbern oder Hoppsnehmen von Menschen durch die Lichten der Nachtwache gewährt (oder man greift als Langzahn halt auf Viehzeug und Blutkonserven zurück). Anton ist ein wenig durch den Wind, denn um sich auf die Wellenlänge der gesuchten Vampire einzustimmen, muss er Blut trinken, das er sich mit Hilfe einer im gleichen Plattenbau wohnenden Vampirfamilie besorgt. Ein erster kleiner Höhepunkt für mich, wie Anton sich an seine Bestürzung als frisch eingeweihter Lichter erinnert, als er feststellte, dass seine Nachbarn Vampire sind. Immerhin ist der Teenager Kostja ihm sympathisch, aber Anton kann sich der klaren Frontstellung Lichte vs. Dunkle nicht auf Dauer entziehen, und die Wiedersprüche zwischen Antons Kaderdisziplin als Nachtwachensoldat und der persönlichen Verbundenheit mit seinen Vampirnachbarn spannen sich als großer Bogen durch alle vier Bücher. Bei seiner Suche nach den wildernden Vampiren beobachtet Anton in der Moskauer U-Bahn eine junge Frau, über der (für Andere dank magischem Zwielichtblick zu sehen) ein schwarzer Wirbelsturm tobt, was bedeutet, dass jemand die unbekannte Schönheit, Swetlana, schröcklich heftig verflucht hat. So ein Fluch will sich früher oder später entladen, und der Unglückswirbel über Swetas Kopf ist so ungeheuerlich mächtig, dass bei seinem Ausbruch mindestens ganz Moskau, wenn nicht sogar mehr den Bach runtergehen würde. Und weil Lukianenko ein gut gerüttelt Durcheinander mehrerer Strängen als eine Tugend der »WÄCHTER«-Bücher pflegt, gibt’s als drittes Handlungselement das Gezerre um Igor, einen Jungen mit dem Zeug zum Anderen, denn (!): Eine Prophezeiung macht unter den Anderen die Runde, in der vom Ende des Waffenstillstandes die Rede ist, weil ein außerordentlicher Anderer, ein kommender Messias durch seine Entscheidung für Licht oder Dunkel den Konflikt ein- für allemal für eine der beiden Seiten entscheiden wird. Der junge Igor könnte vielleicht dieser Andere sein. — In der zweiten Geschichte »Der eigene Kreis« wird das Motiv des Wilderers umgekehrt: diesmal ist ein unbekannter Lichter unterwegs der ohne Genehmigung Dunkle killt. Egal welche Art von magischen Eingriff die Lichten oder Dunklen wirken, die Gegenseite hat das Recht zu einer gleichstarken Aktion (und wiederum an Spiele erinnert die haarkleine Gradeinteilung von Zauberspruchstärken, mit der die Balance verrechnet wird). Nach der ersten Geschichte steht Anton im Ruf, ein Lichter mit schmutziger Weste zu sein, und wird der Morde an den Dunklen verdächtigt. Zur Tarnung tauschen zur Wildererhatz er und Olga (die Geliebte von Antons Nachtwachenchef Geser) die Körper. Willkommener Anlass für Gender Studies zum schmunzeln. Zudem erfährt man bröckchenweise mehr über den »WÄCHTER«-Weltenbau. Die groben Verstöße werden von einer dritten magischen Gruppe geahndet, der (Tada!) ›Inquisition‹. — In der dritten Erzählung »Im eigenen Saft« erholt sich Anton größtenteils auf dem Land. Grillparty, Mukke, herzhaft Essen und ordentlich dem Wodka frönen sind angesagt, und ich war überaus begeistert: vom Themen- und Stimmungswechsel, von der hemdsärmelig deftigen und grad deshalb einnehmend menschlichen Art und Weise, wie die Lichten mit ihren Problemen ringen, sich über ihre Existenz als Andere und die Bürden des Wachendienstes beklagen, ihre Ängste und Zweifel aussprechen, sich gegenseitig Mut machen.

»Wächter des Tages« (2000) ist was die Erzählstimmen betrifft die Ausnahme der Reihe. In »Zutritt für Unbefugte erlaubt« hören wir die Stimme der rangmäßigen Gegenspielerin Antons, Alissa, einer dunklen Hexe. Bei dem Kampf um die (Nicht-)Festnahme einer illegal ihre finsteren Magiedienstleistungen anbietenden unregistrierten Hexe, verausgabt Alissa ihre magischen Energien und wird zur Regeneration krimwärts in ein Ferienkamp für Jugendliche geschickt. Dunkle, passend zu ihrer egoistischen Einstellungen vom Recht des Stärkeren, tun sich leichter mit dem Zauberkrafttanken, denn sie nähren sich von schlechten Stimmungen, von Zorn, Hass, Neid und Missgunst der Normalen und intensivieren diese Regungen. Lichte dagegen – die für Uneigenützigkeit und Gemeinwohl fechten – stehlen den Menschen die selteneren Gefühle der Freude, des Glücks und der Liebe. Geschwächt merkt Alissa nicht, dass ihr Hedonismus sie in eine unheilvolle Romanze schlittern lässt (es kommt sogar zu einer milden Pornoszene). — »Fremd unter Anderen« stellt eine neue Besonderheit des Lukianenko’schen Weltenbaus vor, den ›Zwielicht-Spiegel‹. Damit ist ein Ausgleich stiftender Anderer gemeint, den das Zwielicht bei eklatanten Kräfteungleichgewicht zwischen Licht und Dunkel hervorbringt. Höchst beklemmend fand ich es, der Icherzählerstimme des Spiegels Witali zu folgen, der sein Gedächtnis einbüßt hat, als er sich in einem kraftstrotzenden Dunklen verwandelt, und nicht begreift wie ihm geschieht. — Auktoial (also nicht von einer Ich-Stimme, sondern neutral) wird »Eine andere Kraft« erzählt. Nach zwei Geschichten, die auf persönlichere Weise vom intim-psychodynamischen Wechselspiel zwischen Licht und Dunkel berichteten, folgt als Abschluss des zweiten Bandes ein Äktschnhöhepunkt von »Die Hard«-Güte am Flughafen, komplett mit vierköpfiger finnischer dunkler Diebesbande, die eines der brazigsten Artefakte aus einem Sicherheitsdepot der Inquisition geklaut hat: die Kralle des Fafnirs. Ja ganz recht, laut Hintergrund der »WÄCHTER«-Welt war Fafnir ein mächtiger frühmittelalterlicher Anderer.

Die zweite Hälfte der Reihe bestreitet dann Anton als Erzähler. Die ersten beiden Bücher zeigten das Spielbrett und die wichtigsten Regeln, nun werden die Detektiv- und Agentenmissionen Antons persönlicher, er steigt zu immer höheren Magier- und Nachtwachengraden auf, und aus dem Eigenbrötler wird durch seine Verbindung mit Swetlana ein Familienmensch und schließlich ein hingebungsvoller Vater[05].

Mit Beginn von »Wächter des Zwielichts« (2003) rückt der spannungsgeladene Unterschied zwischen Anderen und Normalen in den Vordergrund. Tag- und Nachtwache geben sich gleichermaßen beunruhigt, als sie erfahren, dass ein unbekannter Lichter es wagt, mittels eines als Märchenlegende geltenden Zauberspruchs einen normalen Menschen zu einem Anderen verwandeln zu wollen. Also quartiert sich Anton in »Niemandszeit« als verdeckter Ermittler in einer Wohnanlage für Neureiche ein. — »Niemandsraum« erzählt vom winterlichen Landurlaub Antons und Swetlanas. Nahebei haben ein einige Werwölfe ein paar Kinder im Wald gejagt, aber einer nette unbekannte Hexe mit erstaunlicher Macht hat sie gerettet (die Kinder, nicht die Wölfe). Glanzpartien dieser Geschichte sind Antons Besuch bei der Hexe, wenn diese buchstäblich ihre weibliche Verführungszauberkünste gegen den Ermittler anwendet, und der Zauberkampf-Showdown auf einem Schlachtfeld des zweiten Weltkrieges. — »Niemandskraft« glänzt wieder als flottes Äktschnstück, das mich an James Bond-Situationen erinnerte, inklusive Tätersuche im Zug auf der Fahrt östlich durch den russischen Kontinent, Atombomben als letztes schreckliches letztes Mittel für die Guten, und Showdown im Weltraumbahnhof[06] (WARNUNG: Spoilerfußnote).

Im Abschlussband »Wächter der Ewigkeit« (2006) ist Anton dann als Hoher Lichter größtenteils in der Fremde unterwegs. In »Die gemeinsame Sache« soll er einen wildernden Vampir in Edinburgh aufspüren, und macht dabei unangenehme Bekanntschaft mit einem Untergrundkommando abtrünniger Lichter und Dunkler (und ihrer normalsterblichen Helfer), die das allerallermächtigste Artefakt wo’s überhaupt gibt stibitzen wollen: Merlins ›Kranz der Schöpfung‹[07]. — In »Der gemeinsame Feind« recherchiert Anton dann in Samarkand auf einem Schlachtfeld des Krieges der Dunklen gegen die Lichten aus Zeiten, als es noch keinen Großen Vertrag gab, und staunt nicht schlecht, wie locker Tag- und Nachtwachen in der abgelegenen Provinz einander tolerieren. — Das große Finale, »Das gemeinsame Schicksal«, spielt dann wieder zwischen Moskau und Edinburgh und hier erst werden die letzten Rätsel der Zwielicht-Zwiebelschalen entblättert.

Auffällig und erfrischend fand ich Lukianenkos Aufmerksamkeit für die Oberflächen von Popkultur und globalisierter Konsumgesellschaft. Am deutlichsten führt dies Anton mit seinem MD-Player vor, von dessen Zufallsmodus er sich gern überraschen, inspirieren oder trösten lässt. Schade, dass es noch keine Sammlung der in den »WÄCHTER«-Büchern vorkommenden Mukke gibt, bzw. dass man sich als mit russischer Pop- und Rockmusik Unvertrauter recken und strecken muss, um herauszubekommen, was für einen Musikstil genau Anton gerade hört. Auch die ein oder andere erklärende Fußnote hätte meines Erachtens nicht geschadet. Wenn es in einem Lied heißt[08]

Du kannst Dich nicht mehr in die Büsche schlagen | Wenn dich der Schuss aus der Lupara fällt

… wäre es schon nett, wenn man als Hilfestellung ausdeutet, dass mit Lupara (Wolfstöter) eine abgesägte Flinte gemeint ist, und nur wenige werden ohne Recherche wohl verstehen, was gemeint ist, wenn Lukianenko mit Namen um sich wirft[09]:

Du bist unterwegs. Unternimmst deine eigene kleine Queste, in dir steckt etwas von Frodo und etwas von Paganel, dann noch ein Tröpfchen Robinson und ein ganz klein wenig von Radischtschnew.

Gut möglich allerdings, dass ich mit diesem Wunsch lediglich typische Allgemeinbildungslücken eines Wessis entblöße. Aber abgesehen von solchen kleinen Rätselstellen, war es eine Wonne, wie und wozu Lukianenko z.B. Auto- und Klamottenmarken, Essen und Getränke, Filme und Popikonen erwähnt.

Vor allem die beiden ersten »WÄCHTER«-Bände greifen merklich die Milleniumshysterie auf, und die durch radikalisierte Ideologien hochgeschaukelten Spannungen zwischen Apokalyptikern und Integrierten. Lukianenko lässt durch seine immer wieder über Gott und die Welt diskutierenden Figuren seine Skepsis gegenüber linken wie rechten Weltbildvernageltheiten raushängen, sorgt sich über die tatsächlich von statten gehenden Großkonflikte, die alle, die Einen, die Anderen und auch die ganz Anderen ins Chaos zu reißen drohen. Normalerweise erwärme ich mich kaum für Gutmenschenlulu, aber Dank der im richtigen Maße rotzigen Schreibe Lukianenkos, reich gewürzt mit tollen Magie-Spezialeffekten und -Kämpfen stimme ich gerne in das Resümee der »WÄCHTER«-Tetra ein, dass ich mit einem Lied umschreiben kann, mit dem schon die Beatles den Blaumiesen Angst einjagten: »All You Need Is Love«(dann klappt’s auch mit dem Zwielicht).

•••

Alle vier Bände wurden aus dem Russischen übersetzt von Christiane Pöhlmann (mit Hilfe von Erik Simon der einige Liedverse übertrug).
  1. »Wächter der Nacht« (1998); 528 Seiten; Heyne 2005; ISBN: 978-3-453-53080-5;
  2. »Wächter des Tages« (2000) zusammen mit Wladimir Wassilijew; 528 Seiten; Heyne 2006; ISBN: 978-3-453-53200-7;
  3. »Wächter des Zwielichts« (2003); 480 Seiten; Heyne 2006; ISBN: 978-3-453-53198-7;
  4. »Wächter der Ewigkeit« (2006); 448 Seiten; Heyne 2007; ISBN: 978-3-453-52255-8.

•••

ANMERKUNGEN:

[1] Dann könnte ich nämlich das reichhaltige Material von und über Lukianenko schmökern, daß in kyrillischem Teil des Internets zu finden ist. Immerhin kann hier mal schaun, wie Sergej unsere interessanten Zeiten kommentiert. ••• Zurück
[2] Tja, wem fällt es schon leicht »über seinen eigenen Schatten zu springen«?••• Zurück
[3] Band 2: »Der vorliegende Text ist … abträglich und nicht zur Verbreitung zugelassen«; Band 3: »Der vorliegende Text ist … belanglos«; Band 4: »Der vorliegende Text ist … akzeptabel«.••• Zurück
[4] Vergleichbar mit dem Plott einer ca. 60-minütigen TV-Serienfolge, einer Konsolen/PC-Spiele-Mission, oder einem etwa drei Hefte langen US-Comichandlungsbogens. ••• Zurück
[5] Soweit ich von meiner bescheidenen Warte aus überblicke, ist ›echtes‹ familiäres Gemenschel (im Gegensatz zu den Aristokraten-Soaps der ›High Fantasy‹) in der Nicht-Kinder-&-Jugendbuch-Genrefantasy noch etwas ziemliches Seltenes. Aber wen wunderts: haben doch auch auf dem Krimifeld erst mit z.B. Donna Leons Commisario Brunetti und seiner Familienrasselbande entsprechend gewöhnliche Aspekte mit Erfolg ihren Weg ins Genre gefunden. — Meiner Meinung nach ist es ist höchste Zeit, daß solche »banalen« Herausforderungen auch in der Genre-Phantastik vermehrt zur Sprache kommen. Immerhin ist Drachen erschlagen oder die Welt retten Kleinkram im Vergleich zu der Megaqueste Familie. ••• Zurück
[6] Die Kirsche auf dem Sahnehäubchen aber war für mich in diesem Fall das Scheitern des Bösewichts, denn das von ihm so rigoros verfolgte Endziel portraitiert jugendlichen Idealismus so tragisch-packend, dass dem Teenager in mir zum harten Los des romantischen Weltverbesserers ein paar Tränen über die Wängelchen kullerten. ••• Zurück
[7] Damit man ein Gefühl für den oben erwähnten Prophezeihungs-Plot bekommt: In der »WÄCHTER«-Welt war Merlin, wie Jesus auch, ein Messias. Viele halten Merlin für den ›Größen Aller Anderen‹, den die Welt je sah. Und: er gehört zu den wenigen Anderen, die ihre Gesinnung geändert haben. ••• Zurück
[8] Band 3, S. 382. ••• Zurück
[9] Band 3, S. 461. Wem Frodo und Robinson nix sagt, sollte eigentlich gar nicht »Magira« oder mein Blog hier lesen dürfen (streng guck). Aber wegen Paganel (Figur aus Jules Vernes »Die Kinder das Kapitän Grant«) und Radischtschnew (russischer Schriftsteller und Philosoph) mußte ich im Infoozean gründeln, um mir ein genaues Bild davon machen zu können, was Lukianenko meint. ••• Zurück

Jaques Cazotte: »Der verliebte Teufel«

VIERTE FOLGE VON MOLOS WANDERUNGEN DURCH »Bibliothek von Babel«-Banner, klein. DER BÜCHERGILDE GUTENBERG

Jaques Cazotte (1719 - 1792 guillotiniert). Klick auf das Bild führt zu einer größeren Ansicht des Portraits.Eintrag No 456Entgrenzter Beginn: wie sehr treibt mich die Sehnsucht, mich immer und immer wieder der süßen Illusion hinzugeben, ich könne mich zurücklehnen, die Welt wie ein Gemälde betrachten, und zugleich hineinfallen lassen, mit all dem mitempfinden, was sich da im Laporello meines Panoramablicks tummelt. Ich weiß, dass diese Spielart des ›Kuchen essen, und Kuchen behalten‹ ein Ding der Unmöglichkeit ist. Aber es ist diese Spannung, dieses Pendeln, was mich auf Trapp hält bei all meinen Wanderungen durch die Gefilde der Literaturen, Künste, Medien: einerseits der Schönheitsrausch angesichts der Vielfalt und Seltsamkeit der Erscheinungen des Universums, andererseits die Skepsis gegenüber den Verlogen- und Beschränktheiten des Menschen (inklusive meiner eigenen Person).

Ein hilfreicher Rat gegen die Gefahren eines enthemmten Holismus scheint mir da das Sprüchlein: »Der Teufel steckt im Detail«[01], besonders dann, wenn mensch interpretiert. Es ist bestimmt keine exzentrische Übertreibung, wenn ich als Liebhaber der phantastischen Künste der Meinung bin, dass gerade die Phantastik manniglich zu schaffen hat mit einem besonders verknotungs- und verirrungsgefährdetem Gefizzel beim Auseinanderklamüsern von Wahrheit und Lüge, Illusion und Ent-Täuschung, richtig- und daneben-liegen beim Interpretieren. — Ein kleiner Zitatenkranz als Einstimmung.

In meiner ersten Wanderung durch die von Jorge Luis Borges zusammengestellte Anthologiereihe habe ich mittels eines Schlenkers auf Ecos Roman »Der Name der Rose« ein Beispiel für eine harsche Weisung zu Problemen der Wahrheitsnavigation gegeben:

Wer zweifelt, wende sich an eine Autorität, befrage die Schriften eines heiligen Vaters oder Gelehrten, und schon endet jeder Zweifel.

Diese Art von streng hierarchischer Formatierung der Zugänge zur Wahrheit ist charakterisch für vormoderne Gesellschaftsverfassungen. Und wiederum bei Eco (in seinem Vortrag »Mögliche Wälder«) fand ich eine exemplarische Aussage dazu, was nun den Umgang mit Wahrheitsspannung seit dem Aufbruch der Moderne, spezieller, seit dem Anheben des pluralistischen Spiels der erzählenden Fiktionen betrifft, wenn er auf den Punkt bringt:

Indem wir Romane lesen, entrinnen wir der Angst, die uns überfällt, wenn wir etwas Wahres über die Welt sagen wollen.

Bereits ganz und gar weltliche Äußerungen über die Welt, über Vergangenheit und Zukunft und andere nicht(an)fassbare Phänomene wollen da auf ihren Wahrheits- und Vorgaukelei-Gehalt abgeklopft werden. Wie arg potenziert sich diese Notwendigkeit aber erst, wenn wir das Gebiet der Phantastik betreten? Die sich dabei (nicht für alle locker zur lustvollen) Spannung aufschaukelnden Bredoullien des Durchblickenwollens, umschreibt Ludwig Wittgenstein ganz treffend, als er schrieb[02]:

Die Sprache verkleidet den Gedanken. Und zwar so, daß man nach der äußeren Form des Kleides, nicht auf die Form des bekleideten Gedankens schließen kann; weil die äußere Form des Kleides nach ganz anderen Zwecken gebildet ist als danach, die Form des Körpers erkennen zu lassen.
Die stillschweigenden Abmachungen zum Verständnis der Umgangssprache sind enorm kompliziert.

»Bibliothek von Babel«, Band 6: »Der verliebte Teufel« von Jaques Cazotte; Edition Büchergilde Gutenberg; Umschlagszier von Bernhard Jäger.Zu den stillschweigenden Abmachungen bei Interpretationen gehört im Allgemeinen, dass man sich Werke nicht zurechtbiegt, oder dass man sich nicht nur jene Stellen aus ihnen herauspickt, die zur eigenen Sicht der Dinge passen (oder zumindest, dass man derartig einseitigen Beispiel-Gebrauch eingesteht und erklärt). Gemäß einer der (leider) immer noch einflußreichsten Theorien zum ›Phantastischen‹, Tzetvan Todorovs »Einführung in die fantastische Literatur«, liegt

… das Fantastische im Moment der Ungewissheit …

und dabei wird Jaques Cazottes bekanntester Text als Beispiel für typische ›fantastische Literatur‹ im Todorov-Sinne herangezogen[03].

Für mich dabei Ärgernis: alle Beispiele die Todorov aus Cazottes »Der verliebte Teufel« pflückt, stammen aus Abschnitten des späteren Verlaufs des Buches, in denen sich der Held der Erzählung, der junge Adelige Alvares, tatsächlich nicht ganz sicher ist, ob seine aufgegeilten Sinne nur verrückt spielen und ihm die wildesten Einbildungs-Streiche spielen, oder ob die junge Verführerin Biondetta wirklich der Leibhaftige in Frauengestalt ist. — Ja, Alvares mag sich sich ungewiss sein, aber als Leser bin ich’s nicht einen Moment und wundere mich, wie Todorov die deutlichen Hinweise auf den wundersamen, märchenhaften Charakter der Erzählung unter den Teppich kehrt. Der Roman beginnt immerhin damit, dass Held Alvares in Neapel bei einem lockeren Abend mit Wein und Plausch die Bekanntschaft mit von Alchemie und Geisterbeschwörung raunenden Fremden macht. Im zweiten Kapitel begibt man sich in die nahen Ruinen von Portici und mit Kerzen, Zauberkreisen und Beschwörungsformeln zitiert Alvares den Anleitungen der Fremden folgend Beelzebub herbei, und für mich gibt es hier keine Ungewisseheit darüber, ob der Text lediglich ein Scharadenspiel schildert, oder ob tatsächlich Magisches geschieht. Ein Fenster des Gewölbes öffnet sich und[04]

… ein Lichtstrom bricht durch die Öffnung, glänzender als das Tageslicht; ein Kamelskopf, ebenso scheußlich durch seine Dicke wie durch sein Aussehen, zeigt sich am Fenster; übergroß sind seine Ohren. Das häßliche Gespenst öffnet seinen Rachen und antwortet in einem der übrigen Erscheinung angemessenem Tone:
»Was willst du?«

Und zauberhaft-grotesk geht’s wenige Zeilen später weiter, als[05]

… das anstaunenswürdige Kamel seinen sechszehn Fuß langen Hals aus{reckt}, sein Haupt in die Mitte des Saales {neigt} und ein weißes Löwenhündchen mit feiner, glänzend-seidener Wolle aus{spie}…

Der Hund spricht dann auch noch, und statt seiner steht dann plötzlich ein junger Page am Ort der Teufelsbeschwörung. Der Page ist eigentlich ein junges Mädel (Biondetta eben), das Mädel ist eigentlich eine Sylphe, ist eigentlich der Teufel.

Freilich kann man diese Teufelsbeschwörung und die damit zusammenhängenden Okkult-Fuzzis unter anderem auch als Metapher lesen. Die gewagteste Deutung dazu von mir läßt mich an Mädchenhandel denken. Aber ausdrücklich nahegelegt wird diese oder andere Deutungen, die Zauberhaftes ausschließen und stattdessen tatsächliche Echtweltmacheleukes als Erklärung nahelegen, nicht. Dazu gleich mehr.

Entsprechend gepfeffert war eine Retourkutsche des polnischen Phantasten Stanislaw Lem gegen Todorovs strukturalistische Zurechtbiegung in »Science Fiction Studies«. Lem greift in seinem Essay dabei selber — mit phantatischem, also verdeutlichenden, ›sehen machenden‹ Kniff — auf eine Metapher zurück, nämlich ›das Bett des Prokrustes‹ und mokiert sich zurecht über die äußerst enge Kropusauswahl, auf die Todorov seine Thesen zum ›fantastischen Genre‹ stützt.

Hinfort nun mit diesem kleinteiligen Einblick in das Hin- und Her zum Nutzen und Übel von über’s Ziel hinauspreschendem Strukturalismus und entsprechend polemischem Zurückgegrunze, und lieber hingewandt zu der ertragreichen und fruchtbaren Internet-Ressource des Romanisten Erich Köhler, der sich in seinen »Vorlesungen zur Geschichte der französischen Literatur« (Aufklärung, Teil II, Hrsg: Dietmar Rieger; Seite 111 bis 120) mit Umsicht und Einsicht Jaques Cazottes verliebtem Teufel widmet.

Dort kann man lernen, dass Cazotte als Monarchist und gläubiger Kathole zwar ein streitbarer Gegner der Aufklärung (insbesondere Voltaires) und der Französischen Revolution war, dass er aber als Künstler und phantastischer Hallodri durchaus genug Eigenwilligkeit im Blut hatte, um mit »Der verliebte Teufel« ein Werk vorzulegen, dass sich als Übergangsbrückchen zwischen die älteren Märchenerzählungen (Conte merveilleux) und den sich neuerdings aufmachenden phantastischen Erzählungen der Romantik deutschen Schlages (Conte fantastique) positioniert. Zudem ragt »Der verliebte Teufel« als anti-aufklärerisch-philosophische Erzählung (Conte anti-philosophique) hervor.

Dazu eine kleine Interpretationsphantasie von mir: Sehr deutlich klingt bei Cazotte an einer Stelle an, dass es einst die Mathematik war, deren Ausraffinierung für das Finanz- und Versicherungswesen binnen einer Genration während der Renaissance dafür sorgte, dass die Astrologie vom wahrscheinlichkeitsberechnenden Risikomanagements verdrängt wurde[06]. Das liest sich dann so, wenn Alvares sich mit Biondetta syphilischer Expertise im Casino vergnügt[07]:

Nichts in der Welt geschieht zufällig. Alles war und ist eine Folge notwendiger Berechnungen, welche nur die Wissenschaft der Zahlen verstehen lehrt, deren Grundsätze so abstrakt und so tief sind, daß sie einen Lehrer erfordern, den man auffinden und sich zu eigen machen kann.

Bei Erich Köhler erfährt man desweiteren genaueres über die von Cazotte in im Nachwort nur angedeuteten zwiefachen allegorischen Schichtung von »Der verliebte Teufel«. Zum einen schildert die Erzählung da, auf der Ebene der individuellen Person, den Kampf der Tugenden und Laster um die Seele von Don Alvares, was in der Sprache der mittelalterlichen Gelehrsamkeit ›Psychomachia‹ genannt wird; und zum anderen, auf der Ebene der gegeneinander strebenden gesellschaftlichen Kräfte, versucht Cazotte das Hauen und Stechen der alten, sich im Rückzugsgefecht befindlichen Ordnung (kirchliche und aristokratische Authorität mit ihren Glaubens- und Offenbahrungswahrheiten) gegen die neuen, aufstrebenden weltlichen Tendenzen der Aufklärung (Bank- und Handelswesen, Empirie, Naturwissenschaft, Pluralität mit ihren klassenübergreifenden Lustbarkeiten) zu fassen.

Nicht zuletzt aber hat mich, trotz der ideologischen Gräben die Cazotte und mich trennen, der blumige Zauber indirekt zur Sprache gebrachter Erotik und wild wallender sinnlicher Begierden begeistert, der (im schönsten Sinne) leidenschaftliche Schwulst des Buches. Da wird ›Ach‹ und ›Oh‹ geseufzt und gestöhnt, da zupfen Whippets gar sehr bedeutungsschwanger an Männerröcken und wird mit einer metaphorischen Lust (wenn auch für heutige Zeiten empörend einfältig) über die Rollenbilder von Männlein und Weiblein fabuliert, dass man das Spitzentüchelchen rausholen möchte um sich Luft zuzufächeln. Nicht immer tönt das dann anachronistisch oder flasch, zum Beispiel wenn Ich-Erzähler Alvares sinniert:

Der Mann entstand aus Ton und Wasser. Warum das Weib nicht aus Tau, Dünsten, Lichtstrahlen, aus einem verdichteten Regenbogen? Was ist möglich, und was ist es nicht?

In diesem Sinne wünsche ich den aus Regenbogendunst gepressten Molochronik-Lesern ein schönes Wochenende.

•••

ANMERKUNGEN:

[01] »Der liebe Gott steckt im Detail – Mikrostrukturen des Wissens«, so nannte der Kunstgeschichtler und Kulturhistoriker Aby Warburg 1925 seine Hamburger Vorlesungen, und irgendwer hat fluggs den entsprechenden Austausch von ›Gott‹ mit ›Teufel‹ getätigt. Vielleicht ringen die beiden ja ›im Detail‹ miteinander, so wie die zwei mythologischen Wölfe, ein guter und ein böser, laut den Legenden nordamerikanischer Indianer im Herzen eines Mannes miteinander ringen. — Zur Bedeutung von Details siehe auch: John Irving: »Witwe für ein Jahr«, bzw. die Verfilmung dessen erster Hälfte »The Door in the Floor«It's the small details. ••• Zurück
[02] »Tractatus logicus-philosophicus« (1918, erschienen 1921), edition suhrkamp, 23. Auflage 1992, Seite 32.••• Zurück
[03] »Einführung in die fantastische Literatur« (fr. 1970; dt. 1972), Kap. 2 »Definition des Fantastischen«. Freilich kann man aus Todorovs Großgedankenspiel-Vorlage durchaus Nützliches machen, wie Simon Spiegel mit seinem Buch »Die Konstitution des Wunderbaren – Zu einer Poetik des Science Fiction Films« (2007) beweist. In meiner Empfehlung dort biete ich auch einen kurzen Überblick zu Todorov durchaus orientungsspendender Phantastik-Einteilung in die fünf verschiedenen Geschmacksrichtungen (i) Reine Phantatsik; (ii) Phantastisch-Wunderbares; (iii) Phantastisch-Unheimliches; (iv) Unvermischt Wunderbares und (v) Unvermischt Unheimliches. — Die Gleichung ›Fantastik = Ungewißheit‹ erscheint mir zudem sprachlich ungeschickt, weil es z.B. mit ›Ambivalenz‹ einen viel gebräuchlichern Begriff für die Schwebe des Unentschiedenen gibt. ••• Zurück
[04] »Der verliebte Teufel« dritte Fassung von 1776, Büchergilde Gutenberg, S. 21. — Nebenbei: »Babylon 5«-Freunde werden das Böse erkannt haben an seiner typischen Verführungsfrage, wie in der SF-Serie die ›Shadows‹ stellen. Die Guten fragen dort ja: »Wer bist du?« Und beide bekommen ja dann für ihre ideologische Verbohrtheit von den Menschen gehörig die Leviten gelesen. ••• Zurück
[05] Ibid. S. 23. ••• Zurück
[06] Mehr zu diesem gigantischen aber etwas im okkulten dümpelden Epochenwendethema findet sich abenteuerlich aufbereitet in Neal Stephensons »Barock Zyklus«, wenn der jesuitische Agent de Gex im Band »System of the World« (Heyne Manhattan, angekündigt für Herbst 2008) über die alle Hierarchien auflösenden Kräfte des Kommerzes flucht; und erzähl-philosophisch aufbereitet in Peter Sloterdijks »Die letzte Kugel – Zu einer philosophischen Geschichte der terristsichen Globalisierung« in »Sphären II – Globen« (Suhrkamp 1999), erweitert gesondert erschienen als »Im Weltinnenraum des Kapitals« (Suhrkamp 2005). Auch der leider immer noch zu sehr übersehene Wolf von Niebelschütz kommt in seinem galantem Roman »Der Blaue Kammerherr« (Suhrkamp 1949), mit einer schwummrig machenden Passage auf das Getrickse fiskalischer Zahlen zu sprechen, im vierten Band »Die Bürgerin Valente«, dort im elften Kapitel (»Der Traum vom Brunnenschacht, plutonisch«). ••• Zurück
[07] »Der verliebte Teufel«, Büchergilde Gutenberg, S. 49. ••• Zurück
Sie sind nicht angemeldet