molochronik

Nimbussplitter (6)

(Lyrik) — Eines der unangenehmsten Schnipsel aus meinem Langgedicht.

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Die Alten sind zu fidel. Es reicht ihre Vereinsamung noch nicht für eine effiziente Selbstmordrate.

Nimbussplitter (5)

(Lyrik) — Weiteres Schnipsel aus einem längerem Gedicht von mir.

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Wenn der Mensch dem Menschen ein Wolf ist, wer läßt dann seine Kinder noch zu Schafen erziehen?

Kammern und Zimmer, Verschläge und Keller. Manifestations- und Freizeitmenagerie für Abwegig krampfende Pathologien. Pastorale Provinz oder schillernder Urbs, Verbergen den Augen der Masse Die Räume tatsächlicher Hölle.

Wenn der Mensch dem Menschen ein Wolf ist, und die Fleischfresserei des Menschen Herz bricht:

Dann heul doch.

Nimbussplitter (4)

(Eintrag No. 91; Lyrik) — Wieder mal kleine Schnibsel aus meinem Langgedicht.

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wir sind die affen die das raffen nicht raffen so wie die affen die das raffen raffen

Ins Becken eines ausgetrockneten Vogelbades schnäubt ein Kreis alter Männer aus ihren gebrochenen Nasen Blut. Schweigend schnippen sie Kronkorken ins rinnende Rot, kreisen die Hüften und scharren mit den Füßen im Kies.

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EDIT-Ergänz 27. Januar 2008:
Siehe auch »Kleines Glosar zum Begriff ›Raff‹«

Nimbussplitter (3)

Eintrag No. 18 — Es geht langsam voran mit meinem Langgedicht, in welchem ich versuche, einen barocken Werksgedanken wiederzubeleben. Zur zweiten Lieferung, zur ersten Lieferung und hier die neuen Splitter:

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Wir wollen auf den Gipfeln stehen, in die prächtige Weite sehen. Dabei stört uns nicht das Flehen von denen die unten stehen.

Von Nichts eine Ahnung; eine Ahnung vom Nichts. Ein Käfig als Tarnung vor dem Brennen des Lichts.

Die Seiten des Tagebuches klebten stur aneinander, verbabbt von den Ergüssen der allzu einsamen Tage.

Rektale Sauerstoffschuld.

Psychagogie.

Nimbussplitter (2)

Überlegung letztens: Auf kosmische Zeitalter umgelegt, ist der bisherige Auftritt des Menschen auf seinem ach so einzigartigen Planeten nur ein Blip im Kosmos. Und Blip macht das Universum auf allen Ebenen ja andauernd. Es kracht ja allein schon ein ziemliches Supernovafeuerwerk. In solchen Maßstäben gedacht, mach ich mit absolut keine Sorgen um die Menschheit, selbst wenn sie sich demnächst wieder zurück in die Steinzeit entwickeln sollte.

Völlig ohne Zusammenhang dazu, kamen mir folgende Zeilen zu meinem großen Versepos (zur ersten Lieferung):

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Wie schön war die Steinzeit, als Jäger und Sammler durch die Wälder streiften und brüllten: »Hurrah! Wilde Erdbeeren!«, oder: »Wuaargh! Wilde Eber!«

Nimbussplitter (1)

Zum erstenmal: Verschiedene kleine Zellen eines größeren, längeren Gedichtes. Wenn schon schreiben, dann für die Götter, und die haben schon lange kein großes Versepos mehr bekommen. Die Splitter hier machen aber hoffentlich auch so durcheinander hingeschmissen Freude.

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Wenn Zeit eine Illusion ist, warum ärgern wir uns dann, wenn man sie uns stiehlt?

Manchmal ist im Leben einfach nichts los. Kein Kind, kein Todesfall, kein Hausbau.

Die U-Bahn vollgestellt mit Kleiderpuppen, nur ein freier Barhocker ohne Trockenhaube.

The future is sitting over there and waiting for us to die.

Ein Politikwissenschaftler meint, daß man im Parlament ab und an einen Kanon singen sollte.

Der Sandkasten des Spielplatzes belegt von verzweifelten Eltern, die sich mit Köpfen im Sand die Seele aus dem Leib schreien.

Das Wetter hat keine Gewerkschaft. Wahrscheinlich hat es deshalb noch nie Urlaub gemacht.

Wird der Kapitalismus noch Wege finden, Wettermanipulation zu kommerzialisieren?

Atlas ist kein Gewichtheber, sondern Hammerwerfer.

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