Verborgene Orte: Eins — Exodus
(Eintrag No. 220)
Prosalyrische Wanderungen ins Unbekannte
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Exodus
Laßt uns auswandern aus diesen Geistesbreiten. Einen anderen Trampelpfad finden, oder einen reizenderen Fluß der Verheißung.
Aber vielleicht haben wir auch den Mut. Die Kraft hinterbehält uns und die Scheu nimmt vor Schreck und Kummer reißaus, ihre Staubwolke umnebelt uns; doch keine Trübung, nur ein Staubkorn im Gesicht, eine brennende Träne rinnt herab; die Dreckwolken senken sich. Stille kehrt ein.
Durst, Angst und Verlohrenheit umklammern uns. Hilflos und gedörrt baumeln wir in der Mitte der Kreuzung.
Halte durch mein scheuer Freund. Bleibe hier und erstarre nicht zu einer Feuersäule. Wir brauchen deinen Charme. Wir wollen dein weiches Fleisch, um unsere Leben formen zu können.
Wir trinken deine nässende Angst und ergötzen uns an deinem Witz. Flüchte weiter, tappse umher auf der Suche und Hoffnung nach deinem Land; deinen Geistesbreiten und Gefühlsmeridianen.
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gosseratz
Selbst einen Lyrikbarbaren wie mir kann dieses Werk etwas sagen, sehr gut. Gefällt mir wirklich. Aber... *DeckungSuch* ...wieso hatn des keine Reime?!? ;-) Voll unproffvehschionell, sorry. Das üb'n mir aber fei noch mal, gell?
aesthet
...der gosseratz. Ein schönes Werk, aber die Reimlosigkeit vermittelt auch mir das Gefühl eines klaffenden, lyrischen Loches. Gedanken formulieren ist gut, aber in Reimen formulieren ist die Meisterdisziplin.
Doch sehen wir darüber noch einmal hinweg und versichern dem Herrn Sovsky, dass sein Gedicht ansonsten sehr gelungen ist. Ist es.
molosovsky Besitzerin
… so sagte einst (glaub ich) der Rainer Kunze. Gebete, Evo- und Invokationen (oder abgeschöpfter Gefühlsüberschuß) funktionieren auch ohne LautEchos.
Freut mich aber, daß Euch der Inhalt so weit zusagt.
gosseratz
Na, die Thematik rockt auf jeden!
Über die Wahl der Waffen zu streiten ist müßig, jeder wählt die Form die ihm am ehesten liegt.