Macht mich endlich zum Sklaven
(Alltag) - Blöder Sonntag. Minderwertigkeitsmonster und Jammervirus lassen mich nicht los. Dann kommt diese Meldung, über die neuen Ideen der Unionsparteien, was man mit Arbeitslosen anstellen könnte. Immer noch nur dumme unverbindliche Vorschläge und Überlegungen: Arbeitslose in sozialen Einrichtungen sozusagen Zivildienst machen lassen. Ich sage jedesmal beim Arbeitsamt: "Bitte teilt mich ein!", denn mit meinem krudem Lebenslauf, der beschissenen Damit sie mal ein Gefühl dafür bekommen-Ausbildung und meiner vollkommenen Kreativitätsimpotenz, sowie keinerlei Ahnung meinerseits als was ich mich wo wie bewerben, ach was, überhaupt arbeiten soll, bin ich auf den Willen der Mächtigen und Fähigen angewiesen. Ich habe keinen Führerschein, kann nichts verkaufen was mich selbst nicht überzeugt, arbeite schlecht bei allen Themen, die mich nicht interessieren (also 80% dessen womit so Geschäfte gemacht werden), alles was mit Geld zusammehängt macht mich extrem nervös (Summe bei der ich anfange mich anzukacken: ca. 300 Euro aufwärts), und bin - wie mir mehrmals mit diesem besser wärs er würde den Gnadenschuß bekommen-Blick gesagt wurde - zu ehrlich. Ja, ich habe meine 3 Jahre Zeitarbeit hinter mir in Frankfurt und in keinem einzigen Betrieb blieb es mir erspart, diese Standesdünkelmobbereien, diese Unterlagenunterschlagung, Mauscheleien und Schiebereien, die als "normal" behandelt werden, und die mich krank machen. Nirgendwo in dieser Arbeitswelt kommt es darauf an, seinen Job gut zu machen, sondern dieses Mauscheln auszuhalten und dabei mitmachen zu können. Das ist die Schlüsselqualifikation, und die bringe ich absolut nicht mit.
Also liebe Politiker und Arbeitsamtfuzzis: ich habe es mehrmals verlangt, nun macht hinne und richtet dieses verkorkste System auch dementsprechend ein, damit kleine dumme ohnmächtige Arbeitersprößlinge wieder Weisung und Order empfangen und ausführen können. Das selbstständige Denken, daß mir so liebevoll in meiner bayerischen Schule beigebracht wurde, ist zumindest hier in Hessen zu nicht nütze, außer zum Querulieren und Mäkeln. Und so eine Nervensäge will ja dann auch keiner einstellen. Teilt mich ein, ich bin ganz euer Sklave.
david ramirer
vieles von dem obigen mag ja zutreffen, aber: erst wenn ein CIA-Agent mir eine 44er Magnum an die Schläfe drückt, und mit einem zum abdrücken bereiten Gesichtsausdruck bewaffnet meint: sag es, oder stirb: erst dann werde ich es zulassen, dass Du, lieber alex, als "dumm" bezeichnet wirst. denn das ist die unwahrheit. ganz ehrlich.
molosovsky Besitzerin
…aber heute ist ein absoluter Horrortag an Selbsthass. Trübes Wetter, freier Tag, keine Geduld mit mir und ein wie ab und an auftretender Stellensuchepanikanfall machen es nicht leicht. Dumm im Sinne von ungebildet oder denkschwach mag ich ja nicht sein, aber zu irgendwas, wofür bezahlt wird reicht meine Klugheit eben auch nicht. Aber die Erfahrung lehrt, daß solche schwarzen Tage schon am nächsten Morgen weit weit zurückliegen.
deedee523
krist, das kenn´ich ja wirklich gut.
ich mach jetzt 5 jahre sonen verkackten job und merke immer mehr: überleben ist innerhalb dieses systems nur mit einer extraportion ignoranz möglich.
die conclusio ist aber klar: drauf schauen, so wenig wie möglich damit zu tun zu haben.
und im kleinen rahmen das, was man kann, nutzbar machen.
macht nicht reich. aber im idealfall sogar spass.
wenn Sie konkrete anregungen brauchen:
fimrezensionen schreibenfür die homepage des kinos um die ecke/die lokalzeitung.
im buchladen als verkäufer anheuern und dort die comic-ecke betreuen.
auf mittelalterfesten als minnesänger auftreten. mit selbstgeschriebenen minneliedern.
plakate für konzerte malen.
am flohmarkt selbstbedruckte t-shirts verkaufen.
und 10000 andere sachen.
und abgesehen davon:
ich bin jetzt mal ehrlich. ich kenn´ Sie wie gesagt ein bisserl. und wenn Sie sich nicht grundlegend verändert haben, dann haben Sie immer noch ein grosses talent: leute zu finden, die Sie mögen und die sich um Sie kümmern wollen. leute, die dankbar sind, wenn Sie was von Ihrem licht auf sie abstrahlen. und darum kann Ihnen gar nix wirklich schlimmes passieren.
und das mit dem selbsthass und minderwertigkeitsgefühl ist schon ok. lesen Sie mal ein paar biographien, genie und zufriedeneheit sind halt leider nicht vereinbar. und als trost: die glücklichen menschen da draussen beneiden Sie um Ihr genie genauso, wie Sie sie um ihr glück beneiden.
david ramirer
(laut und bestimmt): weitere vorschläge:
roman schreiben
comic zeichnen
noch 'nen roman schreiben
kurzgeschichtensammlung rausgeben mit illus von ramirer
illus mit ramirer im netz posten
rezzis von kulturevents in den bislang sterbensöden lokalpostillen reinsetzen und damit die kohle reinschaufeln
illus für zeitungen machen
konzerte mit improvisationsmusik geben, damit voll abcashen
und und und...
das leben ist ein supermarkt.
(geflüstert): ach ja?
molosovsky Besitzerin
lieber David, lieber DeeDee, Ihr zwei beiden erwärmt mein Herz. Natürlich habt ihr recht und ich müßte es einsehen, daß ich die Zähne zusammenbeißen, Mut zusammenkratzen und mich in Diplomatie üben sollte.
Was die Story mit Ramirer-Illus betrifft: I'm working on that.
Und deedee: ich weiß jetzt nicht mehr, ob Sie ein erklärter Freund des Sietzens sind, oder ob Sie schüchtern sind. Je nach Gusto möchte ich Ihnen also das Du anbieten, aber nicht aufdrängen. So flüchtig kennen wir uns auch wieder nicht, immerhin haben wir einige Stunden türkische Schlager im LKW gelauscht und so manche kosmische Verschwörung genossen.
deedee523
danke für das angebot, herr molosovsky, aber hier auf antville bin ich ein grosser verfechter des siezens. verbal und irl sag´ich gerne Du zu Ihnen, aber geschrieben gefällt mir die höflichkeitsform besser.
ad türkische schlager: die anschliessende wanderung durch die erdberger steppe ist mich noch überdeutlich in erinnerung...
kommen Sie eigentlich mal wieder nach wien, zu besuch ? wenn ja, geben Sie doch vorher bescheid. ich kann mittlerweile viel besser kochen als damals...
molosovsky Besitzerin
…und in der Tat ziert den öffentlichen Raum selten etwas so gut wie Höflichkeit. Ich verbleibe also sitzend bis zum nächsten Mal.