Lee Child: »Killing Floor« (Jack Reacher #1), oder: Der Gestank abgegriffenen Geldes
Angefixt durch den Film (Super-Grusel: »Die Toten Augen von Werner Herzog!«. Sonst: Klassisch ruhig und mit Geduld inszeniert. Die wenige Fressenschläge- & Autohatz-Äktschn kommt um so kraftvoller).
Freund David, großer Fan der Bücher, beglückt mich bald darauf mit dem ersten Roman als Geschenk per Post. Also reingeschnuppert in Originalfassung. Sehr bald vom Stil (die Massen kurzer Sätze; immer und immer wieder Rekapitulationen auch in kurzer Folge nach Erstinfo; stupides Ausbuchstabieren aller Handgriffe und Kleinkramigkeiten) eher angewidert.
Aber … (!) … eben doch auch reichlich schöne kleine Beobachtungen, Ideen, Wendungen, Originalitäten um mich bei Stange zu halten. Die Art der Faszination einem Porno nicht unähnlich (der Kurzsatzstil knetet Hirn halt doch weich; da kann höheres Ästhetikbewußtsein nicht lange gegen an).
Feiner, kräftiger Männerkitsch (als Kompliment zu verstehen, denn ich habe mich ja vergnügt). Einsamer Wolf. Nerven aus Titanium. Reueloser Schädlingsbeseitiger von widerlichen egoistischen Sadisten und skrupellosen Opportunisten. Schöne Träume der gerechtfertigten Gewalt. Frust-Therapeutikum.
Dann auch: angemessene weibliche Mitstreiterin in Gestalt einer Polizistin. Dezent geschilderter Sex. Verherrlichung des Hinterns.
Nicht zu vergessen: interessantes Setting. Kleinkaff. Fälschung. Alle geschmiert oder willig oder eingeschüchtert.
Überraschend: Ausflüge in Schilderung menschliche Nähe und Anteilnahme. Am besten gelungen: die alte schwarze Sängerin. Ach ja: Reachers Liebe für Blues! Ein harter Kerl mit Jukebox-Fähigkeit im geistigen Ohr (sehr sympathisch).
Kurz: Bravouröse Lösung der Problematik, wie man so übergroße Alphamännchenfastschonsuperhelden Feingefühl und humanen Respekt zeigen lassen kann (Hut ab dafür).
Fazit: Als Ganzes eigentlich nicht wirklich hoch gezielt, aber eben souverän getroffen. Also solide Unterhaltung und somit unerschütterliche drei Sterne. (Vier Sterne, wenn man das Buch ›nur‹ als schnelle Arbeitsweg-Bespaßung nutzt.)
Hab mir den zweiten Reacher-Thriller (»Die Trying«) schon als englisches eBook besorgt. Allein schon, um zu gucken, ob ich die Erzählperspektive aus 3. Person besser abkann, als (wie bei »Killing Floor«) aus 1. Person.
Danke David! Ein dolles Geschenk. Überlege nun Revanche.
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Lee Child: »Killing Floor« (Jack Reacher #1); US-Ersterscheinung 1997; 34 Kapitel auf 525 Seiten; Bantam Books Paperback; ISBN: 978-0-553-50540-5.
Kino & DVD: Eine Runde Beendiger-Filme
Eintrag No. 568 — Letztes Wochenende ging mit »Diamantenfieber« ein kleines Connery-James Bond-Festival in meinem Heim zu Ende (und »Sag Niemals Nie« zähle ich mal nicht mit). Andrea war sehr erfreut, denn sie kannte nicht einen dieser legendären Streifen, und ich selbst habe diese Klassiker noch nie auf Englisch gesehen.
Ansonsten habe ich es in den letzten Wochen tatsächlich ein paar Mal ins Kino geschafft, jeweils, um mir große Franchise-Materialschlachten zu gönnen, oder besser: zu begutachten, denn groß genossen hab ich da größtenteils nix. Fang ich mal an mit dem neusten Schiff der Terminatoren-Flotte. Die Kurzrezis zu den ersten drei Filmen habe ich ursprünglich für die Filmdatenbank des SF-Netzwerkes geschrieben, die nun schon lange offline ist. Hier zum Teil leicht überarbeitet.
<a href="de.wikipedia.org" target=blank" title="Zum deutschen Wiki-Eintrag."><a href="de.wikipedia.org(Film)" target=_blank" title="Zum deutschen Wiki-Eintrag.">»Terminator«
Hach ja! Dieser Film verbreitet nicht zu knapp diese trashige Athmo, die auch so manchem (späten) Klaus Kinski- oder Charles Bronson-Filmen eigen ist. Achzigerjahretrash bei dem man nicht weiß, ob die Gewalt oder die Frisuren grausamer sind. Ein doller Jäger und Kaninchen-Film. Neben seiner Rolle als Conan der Brbr ist der Cyborgkiller DIE ikonographische Paraderolle für die steirische Eiche Schwarzenegger. Auch Michael Biehn und Linda Hammilton brilliren in ihren Rollen.
Fazit: Exzellenter ›B-Movie‹. Eine echte Gemme des unumwundenen Baller- und Krachbumm-Kinos. Nicht umsonst ein Klassiker.
— 7 von 10 Punkten.
<a href="de.wikipedia.org" target=blank" title="Zum deutschen Wiki-Eintrag."><a href="de.wikipedia.org–_Tag_der_Abrechnung" target=_blank" title="Zum deutschen Wiki-Eintrag.">»Terminator (2) – Tag der Abrechnung«
Ohne Frage einer der drei besten Arnie-Filme (neben »Conan der Brbr«, »Total Recall«, »True Lies« und »Last Action Hero«), soweit man die eben ›ernst‹ nehmen kann. Mir waren aber die Terminator-Filme immer etwas zuuuu kalkuliert cool. Für mich hat Cameron erst ab »The Abyss« begonnen, mich wirklich zu verzaubern. —— Dennoch: T2 ist bei weitem besser als die anderen Teile des Franchise. Hier stimmt das Verhältnis aus überlebensgroßer Äktschn, kleinen besinnlichen Charakter-Momenten und sparsam dosierten ›comic relief‹-Szenen. Edward Furlong in der Rolle des jungen John Conner ist ein Glücksgriff der Casting-Geschichte. — Auch die löbliche Botschaft, dass man nicht irgendwelchem Schicksalsgedöns vertrauen sollte wie ein Lemming, sondern sich selber kümmern muss, wenns um die Zukunftgestaltung geht, wird vorzüglich transportiert. — Nur für das hysterisch-lächerliche Gekreische von Guns'n Roses muss ich ‘nen Punkt abziehen.
Fazit: Schwermetallfilmkunst vom Feinsten. Im Prinzip wie Teil 1, nur diesmal mit richtiger Blockbuster-Aussattung inklusive Prix Ars Electronica-gewüdrigten Pionier-CGI-Effekten. Entsprechend zurecht ein staatstragender Klassiker für Alle.
— 9 von 10 Punkten.
<a href="de.wikipedia.org" target=blank" title="Zum deutschen Wiki-Eintrag."><a href="de.wikipedia.org–_Rebellion_der_Maschinen" target=_blank" title="Zum deutschen Wiki-Eintrag.">»Terminator (3) – Rebellion der Maschinen«
Wenn die geplanten Teile 4 und 5 genauso auf den Ideen & der Athmo der Cameron-Teile herumtrampeln, dann kann ich liebend gern darauf verzichten. — Zwei gute Äktschn-Sequenzen (Prügelei beim Tierarzt und Truck-Crashjagd) reißen den Film für mich nicht raus. Die sonst bezaubernde Clare Danes verkümmert aufgrund mangelnder Anforderungen zur (scheiternden) Kreischqueenanwärtin. Stahl und Lockan geben sich Mühe, können aber mit ihren Rollen der schwachen Story auch kein Leben einzuhauchen. Arnie ist schon ein klein wenig zu alt und schleppt sich entsprechend klobig-bratzig und unelegant durch den Film Alle Ansätze, die den Film zu einem bewegenden SF-KaBoom-Drama werden lassen könnten, wurden in einer Soße aus Augenzwinkern und Überraschungslosigkeit ertränkt. Der Schlusskampf mit den aufgemotzten ›Nummer 5‹-Killermaschenen ist ärgerlich lächerlich. Das nutzt auch das Ende mit Conner im Bunker nix mehr.
Fazit: Formelverkrusteter Augenzwinkerschmarrn, der das Franchise gefährlich weit in die Gefilde des Lachhaften und Lahmen navigiert.
— 4 von 10 Punkten.
<a href="www.angelaufen.de" target=_blank" title="Zum Eintrag bei »angelaufen.de«."><a href="www.angelaufen.de" target=_blank" title="Zum Eintrag bei »ngelaufen.de«.">»Terminator – Die Erlösung«
Der Film erzählt davon, wie John Conner von einem einfachen Kommandanten (aus der oberen Hierarchie des Widerstandes der Menschen gegen die Skynet-Maschinen) zum Erlöser-Anführer aufsteigt. Und wie er dabei seine aus den Rückblenden, z.B. in »Terminator – Judgemant Day«, bekannte Narbe bekommt. — Der Film krank an einem enormen dramaturgischen Problem: wenn man die bisherigen Terminator-Filme kennt, weiß mann ja, dass Connor sowie sein noch jugendlicher Vater Kyle »Terminator – Die Erlösung« überleben werden. Da kann schon mal keine Spannung aufkommen und die Funktion der anderen Figuren läßt sich entsprechend schnell innerhalb des ersten Aktes an drei Fingern abzählen. —— Den Prolog mit dem oberbeknackten Spruch »Now I know what death tastes like« lass ich mal aus. Das erste Drittel ist ganz okey. Dolles Geballer in einer schön-kaputten »Fallout«-artigen Welt (nur statt Mutanten halt böse Roboter). Höhepunkt ist dann die Begegnung von Marcus mit Connor im Widerstandsbunker. Ab da geht es rapide bergab in die Schlucht des totalen Schwachsinns. Da hilft auch die gelungene Optik (also die gute Art-Work- und Kamera-Arbeit) nix. Der Film nervt ab der Hälfte und schlimmer noch: er langweilt fett. Äktschn ohne Ende aber ohne echte Handlung ist halt strunzöde. Da kann ich mich gleich im Kaufhaus zu den Kiddies stellen die gerade auf ‘ner Konsole zocken und dort zugucken. Ist in etwa genau so ergiebig. —— Was mich am meisten störte, ist der mir sehr unsinnig erscheinende Weltenbau. Beispiel: Wie kommt es, dass die Maschinen die gut bestückten, ziemlich großen Flugzeughangars der Rebellen nicht finden und einfach wegbomben?.
Fazit: Optisch schöner Endzeitstreifen. Tolle Kameraarbeit (irre Bartstoppeloptik!!!), feines Editing und coole Sound-FX. Feine, bratzige Äktschnsequenzen dank CGI-Tricks nach dem letzten Stand der Kunst, die allerdings in den luftleeren Sphären einer behämmerten Story abkacken und den ach so ernsten Streifen einfach nur dröge wirken läßt.
— 4 von 10 Punkten.
»Terminator: The Sarah Connor Chronicles«
Bisher kenne ich nur die erste Staffel. Was ich aber da gesehen habe, hat mich um einiges mehr begeistert als die Kinofilme 3 und 4. Kein Wunder: statt enthirnte FX-Orgien zu absolvieren legt T:SCC Wert auf dramaturgische Entwicklung, originelles Aufgreifen und Weiterspinnen von Infos und Enzy aus den ersten beiden Filmen (wie entstand Skynet? Zeitenkrieg der Zukunft mit Rebellen und Terminatoren in der Gegenwart). Zudem hat man mit der Figur einer weiblichen Schutzengelterminatrix einen echten Geniestreich geleistet. Summer Glau liefert in ihrer Rolle (Roboter/K.I. auf der Mr. Data/Pinochio-Queste hin zum Menschenverstehen & -Immitieren) eine becircende Leistung ab, ja droht fast, den eigentlichen Hauptfiguren (Mama & Sohn Connor) die Schau zu stehlen. Große Schande, dass diese Serie mit Ende der zweiten Staffel eingestellt wurde.
— 7 bis 8 von 10 Punkten.
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10 + + + + + Maßstabsetztendes Meisterwerk; Olympisch.
09 + + + + Überwiegend exzellent; Packend.
08 + + + Bemerkenswert mit leichten Schwächen; Anregend.
07 + + Befriedigendes Handwerk; Kurzweilig.
06 + Unterhaltsam mittelprächtig; Akzeptabel.
Unsichtbare Grenze der absoluten Mittelmäßigkeiten
05 - Brauchbar mittelprächtig; ganz nett, aber insgesamt lau.
04 - - Überwiegend mittelprächtig; Anstrengend bzw. langweilig.
03 - - - Bis auf wenige Momente daneben gegangen; Nervig.
02 - - - - Ziemlich übeles Machwerk; Zeitverschwendung.
01 - - - - - Grottenschlechtes übles Ärgernis; Pathologisch.