Herr der Ringe (moderne Lyrik)
(Lyrik) - Hier ein transautomatisches Gedicht von mir aus dem 92er Jahr. Basiert auf der Charoux-Übersetzung.
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I. J.R.R. Herr Gefährten Hobbit Cotta
Diese Erzählung wuchs und wuchs,
Und natürlich wird es ein schlechtes Ende nehmen!
Es trat ein langes Schweigen ein.
"Gott behüte Dich, Herr Gandalf!"
Frodo erwachte und entdeckte, daß er im Bett lag.
Es war Abend und das graue Licht schwand rasch.
Am Kamin fand derweil eine Auseinandersetzung statt.
"Und dennoch werden wir es versuchen."
II. J.R.R. Ringe zwei Presse Klett
Er strampelte ein wenig, ganz vergeblich.
zuerst wren Merry und Pippin verblüfft.
"Und was ist mit der Morgendämmerung?"
Sie rauchten eine Weile weiter.
Sie starrten hinunter auf den dunklen Weiher.
Die eilende Dunkelheit, die immer schneller wurde.
Schließlich hielten sie an.
"Ich wünschte, ich wäre nicht der letzte."
III. J.R.R. Der des HobCott
Aber Gandalfs Gesicht war traurig und ernst.
Er ging hinaus und bald folgten ihm alle anderen.
"Die Abendessenszeit ist schon vorbei."
Gandalf rührte sich nicht.
Die Reiter ritten nun schneller und schlugen.
Als Sam erwachte, merkte er, daß er in einem weichem Bett lag.
Als Elrond von der Wahl seiner Tochter hörte:
"Hum, das ist nur recht und billig."
THE LORD OF THE NOSE
Erstellt von molosovsky um 20:48
in
Lyrik
(Trilogie)
H.A.T. Schie:
Part One: The Fellowship Of The Hankerchief.
Part Two: The Two Nostrils
Part Three: The Return Of The Snott
Babel denotiert in Fabrikhalle
Eintrag No. 24 — Mit Lava in den Adern scheint Helmut Krausser seine Gedichte zu schreiben. Manche mögen die Spannweite seiner Sprache und Bilder als unansehlichen Spagat deuten. Tatsächlich aber hat Helmut Krausser in seinen großen Romanen, Kurzgeschichten und Tagebüchern sich um die Wiederaufnahme einer vernachlässigten Tradition gekümmert: die bewußt strotzende Sprache sowohl Himmelhochjauchzend als auch Hosenruntersehenwollend einzusetzten. Angenehm sein Oszillieren zwischen den Niederungen der Parasitenwelt und der Hingabe für antiken Traditionen.
»Denotation Babel«. 1998 geschrieben ließt es sich seit dem 09. Sept. wie eine Prophetie aus jüngerer Zeit:
»Was wirklich groß ist, geht nur unter, um stärker, unaussprechlicher zurückzukehren [...] als Montsalvat, Neuschwanstein, als Eifelturm, Big Ben, die Skyline von New York...«
Als Wahl-Ff/M-ler hab ich mich wie Schnitzel auf die dramatische Umsetzung dieses Textes gefreut. Bin ja nur selten im Theater, aber wenn das Neuste von Helmut Krausser aufgeführt wird, komm ich gerne bei.
Also ins Schauspielhaus, genauer einer kleinen Außenstelle von denen im Gallus. »Denotaion Babel«, eigentlich ein zehnteiliges Gedicht (hier drinn), ist Helmuts kompaktester Text … das meine ich nur so vor mich hin, diese Einschätzung findet sich so in Helmuts Tagebüchern.
Was tut sich?
Drei männliche Stimmen, Veteranen im Archetypencafe, resümieren die wechselreiche Geschichte des Turmes, der sich in den Veränderungen selbst wandelnd in Wahrheit niemals eingestürtzt ist.
Das Trio HCD (Mitglieder des Ensemble Modern) hat für den HR eine Hörspiel- (oder Soundscape?)-Fassung erarbeitet. Besonders schön das Gläsersingenlassen, daß abwechselnde Holzhämmerchenklacken, das Lied vom Fest.
Baff war ich, daß Felix von Mannteufel mit von der Partie war, kenne ich ihn doch schon lange Zeit als eine wichtige Stimme in der Hörspielfassung von »Per Anhalter duch die Galaxis«. So sieht man alte Bekannte zum ersten mal.
Sehr empfehlenswert für alle Freunde poetisch-mythischer Sprach-, Musik- und Klang-Collagen ist die CD (noch amazon.de, aber hier zu finden).
Waschmittelehe
Eintrag No. 19 — Ich gehöre ja zu der ominösen Gruppe von Menschen, die sich Wartezeiten, Frust und Kummer, Langeweile und Leerzeiten des Lebens damit verschönern, indem sie Silben und deren Anfangsbuchstaben rumschubsen.
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Waschmittelehe
Sie wollten so schnell heiraten,
weil sie noch so viel Rai hatten.
Nimbussplitter (3)
Eintrag No. 18 — Es geht langsam voran mit meinem Langgedicht, in welchem ich versuche, einen barocken Werksgedanken wiederzubeleben. Zur zweiten Lieferung, zur ersten Lieferung und hier die neuen Splitter:
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Wir wollen auf den Gipfeln stehen,
in die prächtige Weite sehen.
Dabei stört uns nicht das Flehen
von denen die unten stehen.
Von Nichts eine Ahnung;
eine Ahnung vom Nichts.
Ein Käfig als Tarnung
vor dem Brennen des Lichts.
Die Seiten des Tagebuches
klebten stur aneinander,
verbabbt von den Ergüssen
der allzu einsamen Tage.
Rektale Sauerstoffschuld.
Psychagogie.
Nimbussplitter (2)
Überlegung letztens: Auf kosmische Zeitalter umgelegt, ist der bisherige Auftritt des Menschen auf seinem ach so einzigartigen Planeten nur ein Blip im Kosmos. Und Blip macht das Universum auf allen Ebenen ja andauernd. Es kracht ja allein schon ein ziemliches Supernovafeuerwerk.
In solchen Maßstäben gedacht, mach ich mit absolut keine Sorgen um die Menschheit, selbst wenn sie sich demnächst wieder zurück in die Steinzeit entwickeln sollte.
Völlig ohne Zusammenhang dazu, kamen mir folgende Zeilen zu meinem großen Versepos (zur ersten Lieferung):
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Wie schön war die Steinzeit, als Jäger und Sammler
durch die Wälder streiften und brüllten:
»Hurrah! Wilde Erdbeeren!«,
oder:
»Wuaargh! Wilde Eber!«
Schemagedicht
Erstellt von molosovsky um 16:59
in
Lyrik
Keine Ahnung, wie man kurz, ohne Begriffe der Psychopathologie zu verwenden, sagen kann, warum man als Schreibender dem Schöpfen (Auslöffeln) moderner Lyrik verfallen ist. Vielleicht reizt mich an Lyrik, daß sie beansprucht heikel zu sein, also Artistik zeigen will, und daß sie angenehmerweise kurz sein kann und daher gleich gesaugt ist und schnelles Aburteilen ermöglicht.
Lyrik, das wird selten gesagt, ist ein verdammt schnelles Medium, funktioniert unabhängig von irgendeinem Material, außer unserem Körper (Stimme und Hirn). Aber bitte, wovon rede ich, hier das Schemagedicht:
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Der 1. Satz fängt an.
Der 2. Satz gibt ab.
Es wandelt das Schema der 3.
Knapp der 4.
Es festigt das Thema der 5.
Der 6. Satz legt vor.
Der 7. Satz setzt fort.
Es spiegelt das Thema der 8.
Kurz der 9.
Es endet das Schema der 10.
Nimbussplitter (1)
Zum erstenmal: Verschiedene kleine Zellen eines größeren, längeren Gedichtes. Wenn schon schreiben, dann für die Götter, und die haben schon lange kein großes Versepos mehr bekommen. Die Splitter hier machen aber hoffentlich auch so durcheinander hingeschmissen Freude.
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Wenn Zeit eine Illusion ist,
warum ärgern wir uns dann,
wenn man sie uns stiehlt?
Manchmal ist im Leben einfach nichts los.
Kein Kind, kein Todesfall, kein Hausbau.
Die U-Bahn vollgestellt mit Kleiderpuppen,
nur ein freier Barhocker ohne Trockenhaube.
The future is sitting over there and waiting for us to die.
Ein Politikwissenschaftler meint,
daß man im Parlament ab und an
einen Kanon singen sollte.
Der Sandkasten des Spielplatzes
belegt von verzweifelten Eltern,
die sich mit Köpfen im Sand
die Seele aus dem Leib schreien.
Das Wetter hat keine Gewerkschaft.
Wahrscheinlich hat es deshalb
noch nie Urlaub gemacht.
Wird der Kapitalismus
noch Wege finden,
Wettermanipulation
zu kommerzialisieren?
Atlas ist kein Gewichtheber,
sondern Hammerwerfer.