molochronik

Buchmesse 2006 (1)

(Eintrag No. 294; Woanders, Literatur) — Erster Beitrag für das Literaturwelt-Blog zur diesjährigen Frankfurter Buchmesse. Wir Buchmesse-Blogger werden nun von der Messe selbst gefeatured, und man hat uns gebeten, etwas über unsere ersten Buchmessenbesuche zu schreiben. Hier also zum Bericht meiner Jungfernfahrt.

Im Literaturwelt-Blog und hier bei mir hab ich Möglichkeit, meine Beiträge zu überarbeiten (größtenteils um meine Legasthenie-Schlampereien auszumerzen); das kann zwar auf der offiziellen Blog-Seite der Frankfurter Buchmesse nicht mehr, aber dort sind all meine diesjährigen Buchmessenberichte gesammelt am Stück (aber halt fehlerbemakelt) dargeboten.

Wächter-Romane; Krise der SF; Malazan

(Eintrag No. 291: Forumsbeiträge, Phantastik, Woanders) — Weiter mit meinem Vorhaben, den Molochronik-Lesern Links zu meinem Forums-Gebabbel zu bieten.

Diesertage bin ich in pulpigen Lektüregefilden unterwegs, mit den »Wächter«-Romanen des Russen Sergej Lukianenko. Den ersten Band »Wächter der Nacht« (WDN) hab ich noch gelesen, bevor ich den Film auf DVD sah. Überrascht hat mich dann freilich, wie sehr Buch und Film sich unterscheiden. So beginnt der Film WDN mit einer Szene, die im Roman so gar nicht vorkommt, sondern mit vertauschten Geschlechterrollen den Prolog des zweiten Bandes »Wächter des Tages« (WDT) abgibt. — Aber ich bin begeistert von diesen hemdsärmeligen Urban-Fantasy-Reissern und vermelde bei SF-Netzwerk entsprechende Freude. Werd wohl gleich mit Band 3 »Wächter des Zwielichts« fortfahren, wenn ich WDT durchhab; und ich bange, daß der letzte und hoffentlich abschließende Band 4 »Wächter der Ewigkeit« noch auf Deutsch erscheint, bevor ich für nächstes Jahr die Serie für »Magira« bespreche.

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Ebenfalls bei SF-Netzwerk hab ich ein paar Meldungen mit Senf zum Thema »Krise der SF« gebracht. Jetzt merk ich erst, daß wenn, dann die Verlage und Literaturvermittler ein Problem mit dem Label SF haben (angeblich zieht das nicht mehr gut, und Fantasy, Horror, Krimi, Erotic usw läuft alles besser). In der ersten Meldung, schwätz ich über die Echtwelt-Probleme und -Entwicklungen, die so arg sind, daß die arme SF und die Roman- und Kurzgeschichtenform nicht nachkommen können; und über Autoren, die eher nicht aus dem Feld der Genre-SF kommen, aber erfreulich belebend zum SF-Terrain beitragen. In der zweiten Meldung kommt ich wiedermal auf Genre-Brillen. In der dritten Meldung lasse ich ein weniges zu ›Eskapismus‹ vom Stapel und stelle mal als Alternative fest, daß die SF gewonnen hat; und belobhudle Dietmar Dath.

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Und zuletzt: Bei Bibliotheka-Phantastika hab ich dreimal (1 | 2 | 3) über mein Ringen mit Steven Eriksons »The Malazan Book of the Fallen (1): Gardens of the Moon« berichtet.

Über fiktive Namen

(Eintrag No. 288: Woanders, Alltag) — Für alle, die sich schon immer fragten, woher ich meinen Nickname ›molososvksy‹ hab. Im Forum von SF-Netzwerk hab ich das Geheimnis gelüftet.

Unentbehrliche morgendliche Tollschocks

(Eintrag No. 285; Woanders, Gesellschaft) — Mein Hauptleseterrain ist Phantastik. Eine der Ausformungen derselben, die man nur selten als Phantastik wahrnimmt ist politisches Gerede. Fragen wie »Wo kommen wir her?«, »Wie ist die Lage?«, »Was sind die dringenden Dinge, was die entbehrlichen?«, »Wie hängen diese und jene Dinge zusammen?« und »Wo wollen wir hin?« bis hin natürlich zum allgemeinen »Warum ich?« gelten zwar bei vielen als nüchterne Themen, dabei übersieht man doch gerne, daß all solche Fragen grundsätzlich im phantastischen Modus beantwortet werden. »Siehst Du dort die neue schöne Welt, die gerechte und freie Zukuft?« — So in etwa.

Albrecht Müller hat in den letzten Jahren mit »Die Reformlüge« und »Machtwahn« zwei Bestseller über die propagandistische, oder schlicht dumme Chicago-Boys-Phantasmagorie-Melange in den Hirnen und Herzen der deutschen Politik geschrieben. »Reformlüge« hab ich gelesen (gibts als leistbares Taschenbuch): kurz gesagt beschreibt es die allgemeine mediale und informative Panik- und Desinformations-Front, mit der die Bevölkerung knetbar-angstweich gemacht werden soll, für die Gestaltungsabsichten der New World-Pfadfinder (die Obergänserichen wie Carl Schmidt, Hayek und Friedman hinterherwatscheln).

Vor ein paar Wochen habe ich die <a href="www.nachdenkseiten.de" target"=_blank">Nachdenkseiten von Albrecht Müller (und Team) entdeckt. Eine sehr feine und nützliche Einrichtung. Hier gibts Montag bis Freitag die dicksten Hämmer der schiefen Kopfverdrehargumente kritisch kommentiert aufbereitet. Bisher die zentralste Übersichts- und Nachlessammelstelle im deutschen Netz, wenn man z.B. unheimlichen Macht-Monstern wie der Krake Bertelsmann auf die Pseudopodien gucken will.

Wer hat die Arbeitslosigkeit erfunden?

(Woanders, Gesellschaft, Großraumphantastik) — Bas-Lag-Haberer Lomax ist einer von diesen mir so teuren Phantastik-Freunden, die erfreulich oft und intensiv über den Tellerrand der geliebten Genres gucken, und der dabei die den helleren Phantasten eigene Weitwinkelperspektive des Denkens auch beim Blick auf Kleinigkeiten nicht aufgibt.

Heut fand ich einen sehr schönen Beitrag von Lomax, in dem er nachvollziehbar und eingängig darlegt, wer denn die Arbeitslosigkeit erfunden hat. Irgendwelche platten Massenmedienwurschtler schickten nämlich einen Interviewer in 'ne Fußgängerzone mit der Frage: »Wer hat die Arbeitslosigkeit erfunden?«, wohl mit der vermeintlich gewitzt-vorausgesetzten Pointe, daß dies eine ›dumme‹ und nicht beantwortbare Frage ist.

Danke Lomax, für Deine nüchterne Antwort, die gerade deshalb für viele wohl so empörend ist.

eText-Beute: Alciatos Embleme, der komplette Lukian, Satire von Seneca, Lyrik & Schriften von Swift, George Tuckers Mondreise

(Literatur, Klassiker der Phantastik) — Schnell und dreckig in alphabathischer Reihung meine neuesten Funde aus der Welt der wunderbaren Umsonstlektüren.

Alciatos »Emblemata« von 1550 ist ein guter Einstieg in die Welt der europäischen Proto-Comics. —— Große Freude über einen endlich mal komplett vorliegenden Lukian, meinem antik-griechischem Lieblingsphantasten, dessen »Lügenfreund«, »Wahre Geschichte«, »Luftreise«, »Göttergespräche« ectppff in der Wielandübersetzung zu meiner Lieblingskost gehören. Hier zur Übersicht der 4 Bände englischer Komplett-Ausgabe, sowie zu einem Text über die Syrische Göttin nebst Lukrian-Biographie. —— Politische Satire von Seneca, dem römischen Stoiker (bekannt aus Andreas Eschbachs »Der Letzte Seiner Art«), in der Vergöttlichung als ›Verkürbisierung‹ verballhornt wird, lateinisch (bzw. in englischer Übersetzung) eben zur »Apocolocyntosis«. —— Jonathan Swift ist einer meiner absoluten Lieblingsautoren. »Guillivers Reisen«, ist Dank seiner kräftigen Phantastik in die Weltliteratur eingegangen; ungekürzt und nicht verharmlost immer noch einer bissigsten, kritischsten, abenteuerlichsten und witzigsten Texte über die Irrungen und Widrigkeiten der menschlichen Zivilistationen. Schön langsam wird die englische Werksausgabe fertig, in der vieles, was ich nie auf Deutsch gesehen habe enthalten ist. Entsprechend umfangreich gibts: Band eins und zwei der Gedichte; Band eins und zwei kirchlicher Schriften (Predigten und so); sowie je einen Band mit Briefen an und Beiträgen für Zeitungen (wie den Spectator und den Inquirerer); mit Texten zur Geschichte (mit großem Blickwinkel), bzw mit Texten zur Geschichte und (Lokal-)Politik. —— Ein weiteres, diesmal sozusagen Frühwildwest-Zeugnis über ›die Geburt der SF aus dem Ei der Satire‹ liefert der Ex-Politiker George Tucker mit seinem US-Pionier-SF-Flick »A Voyage to the Moon« von 1827. Siehe auch hier (wie bei Swift) die Querverbindung: Parodie auf abenteuerliche, utopische und exotische Reiseberichte. Überhaupt komme ich immer mehr zu dem Schluß, daß die moderne Phantastik einschließlich ihrer Spielarten Fantasy, Science Fiction, Horror sehr innig mit der faktischen, wirtschaftlichen und kulturellen Globalisierungsgeschichte (bzw. jetztige Gloablität) verbunden ist.

»Desto älter ich werde, umso weniger will ich wissen wo ich bin. Es darf nur nicht alles so weit weg liegen«

(Gesellschaft, Coverstory) — Hat der gute HDHüsch in einem seiner Programme mal gerumpelt.

Andrea aus dem Nachbarzimmer hat einen feinen Beitrag über den Unterschied zwischen Riesen und Tourismus für mindestenshaltbar geschrieben: »Generalstabsmäßig organisierter Kulissenwechsel: Warum Tourismus nichts mit Reisen zu tun hat«. —Danke Andrea.

Für Phantasten relevant?: Nun ja, auch in der Phantastik gibt es All-inclusive-Touristik. Amœnokraten lassen sich nicht wie Topfpflanzen von Konzernen durch Themeparks gondeln.

Und überhaupt: minestenshaltbar ist eine sehr feine Sache. Jede Nummer ist einem Thema gewidmet. Guten Einstieg bietet das Archiv.

Umsonstlektüre de Luxe: Phantastik, Punch, Botanik, Fu Manchu, Steinhütten und Kinderbuchklassiker

(Woanders) — Jedesmal, kaum daß ich meine Schleusenkammer erweitert habe, stolpere ich ein Büschel neuer, feiner Links. Fast alles führt in englische Netzbereiche, ich beginne also mit dem einen deutschsprachigen Link, der noch dazu hier aus der Stadt-Nachbarschaft Frankfurts kommt.

Frankfurter Arbeitskeit für Phantastik der Goethe-Uni hat sich nicht wenig vorgenommen in seiner Lesezirkel- und Theorieabklopfungs-Arbeit. Das Projekt ist frisch aus dem Ei, das dargebotene eigene Material noch entsprechend skizzenhaft, doch ich bin sicher, daß dieser Zirkel im Lauf der Zeit eine spannende und anregende Site zustande bringen wird. Derweil ›übt‹ man mit ehrwürdigeren aber unbekannteren Klassikern, sowie den Theorie-Lektionen von Todorov und Durst. Ich drück die Daumen was das Institutionalisieren betrifft, und wünsch fruchtbare Kontakte. — Bin gespannt, ob, wenn das Forum mal eröffnet wird, ich als Nicht-Akademiker mitreden derfert. Das Manifest und die Skizze zu den anstehenden Aufgaben lassen hoffen.

Nun ins Ausland. Da sind zum ersten zwei historische Magazin-Projekte. • Erstens die bisherigen Nummern des »Punch, or the London Charivari« (Vol. 152 ff), herausgegeben von Owen Seaman. Gaiman-Leser kennen die britische Variante vom Kasperle, den jähzornigeren Proto-Anarchisten Mr. Punch aus der gleichnamigen Graphic Novell mit Dave McKean.

• Dann eine Gemme für alle Pflanzennarren. Wunderbar die eText-Version von William Curtis (1746-1799) »The Botanical Magazine«.

• Zweitverwertungsrechtlich‡ herrscht ja blockierte Stimmung in Sachen Dr. Fu Manchu, aber nun hab ich die Originalromane Sax Rohmer (1883-1959) für umme entdeckt. ‡ Unter anderem deshalb hatte z.B. der kurios-wirre Filmflop »League of Extraodinary Gentlemen« so kläglich wenig mit den ezxellenten Comics von Alan Moore gemein. Als Literatur darf man Fu Manchu weiterspinnen, als Film muß man so Lizenzinhaber zufriedenstellen, damit die ihr okey geben, was sie im Fall des »LXG«-Films nicht taten. Beim Filmstudio setzte man dann auf die fatale Lösung, sich zum größrenteils Selbstgesponnenes aus der Nase zu ziehen, immer schon nach der Maxime: »Zu haarsträubend, zu viel Platz für Logikloch-Öltanker? Ist doch nicht so wild, denn es ist ja ›nur‹ ein Popcorn-Fantasy-Steampunk-Abenteuer-Film.«. — So konnte die ›Rechnung‹ ja nicht aufgehen, und Sean Connerys Chance auf einen tollen Blockbuster-›Abschied‹ von seiner grummeligen Haudegen-Rolle war perdü.

»Fians, Fairies & Picts« von David MacRitchie (1861-1925). Könnte ne Niete sein, aber auf den ersten schnellen Drüberflieg-Blick machts einen brauchbar kuriosen Eindruck.

• Auf die Frage, in welchen Grund die Wurzeln des Fantasy-Genre reichen, verweise ich gerne auf alle möglichen obskuren Bereiche der Litertaur, Spiritualität und Philosophie, aber folgendes ist ein Link zu einem Kernhumusbereich: klassisch-bürgerliche Kinder- und Jugendbücher, die von den großen Geschichten der Bibel, der Mythen (vor allem der griechischen und nordischen), Helden und Heiligen aus den Legenden, der Historie und des ›Fortschritts‹ (bzw. des eigenen Imperiums) erzählen, oder einfach nur Kollektionen mit Fabeln, Berichten über ferne, exotische Länder, sowie Fairie-, Natur- und Pferdegeschichten reichen. — Wie bei so vielem, ist auf Englisch das kostenlose Angebot einschüchternd umfangreich. Lesestoff satt. Im Titelverzeichnis der Best Online Classic Childrend's Books-Site finden sich genug Titel, die so vor 80 bis 150 Jahren im anglo-amerikanischen Klassiker waren. Zum Teil mit Illustrationen.

Sternzeichen für Fortgeschrittene

(Woanders) — Freund David glänzt in seinen Randnotizen. Er eröffnet allen, die nicht genug Sternzeichen haben können neue Horizonte, mit seinem »brandneuen POWER-HOROSKOP«. Sind Sie Opferstockmarder, Wurmfortsatz, Leberwursttier, Pomadenreiher oder eines der anderen insgesammt 12 neuen Schicksalstierchen? Schauen Sie sich um und staunen Sie! Das beste Sterndeutungssystem seit dem Aborigino-Horoskop.

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