»Am Herzen herumhängen«
(Alltag) - Ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein gewaltiger für mich. Heute den Mut gehabt, die Sache mit dem Digitalisieren von alten Audio-Kassetten anzupacken.
Also aus der Mikroanlage über den Kopfhörerausgng in den iMac-Mikrophoneingang mit dem Sound Studio aufnehmen, zurechtschnbbeln, Fade Out und Fade In anbringen wo nötig, einmal mit Smooth drüberfiltern, dann abspeichern, in das iTunes schieben, via Apple Talk auf das iBook schicken, um es dort auf CD zu brennen.
Endlich vorbei die Gefahr, daß die alten Bänder meiner Klavierimprovisationen Muskelerschlaffung erleiden, bevor ich eine weitere Aufbewahrung sicherzustellen bewerkstelligen kann. Beginne mit den Aufnahmen von 1993, das Jahr als ich in Wien mit Kollegen Helmut und David eine WG pflegte. Auf Helmuts Steinway klimperte ich die drei Teile von »Am Herzen herumhägnen«, mit den empfindsamen Teilen: »Erholung von der Fröhlichkeit«, »In der Krise Urlaub machen« und »Arbeiten für den Inkubus«. Oh, ich war ein verschreckter junger Twen, fast schon so ängstlich wie heute, aber noch geschützt von einer Geburtshaube der Ahnungslosigkeit.
Schnäppchen
(Alltag, Literatur) - Letzte Woche für sage und schreib knapp 10 Euro in Bornheim aus dem Bücherei-Flohmarkt gerettet. »Kim« und erstes »Dschungelbuch« war dabei - damit fehlt für meiner Sammlung (der Gisbert Haefs-Ausgabe) von Rudyard Kipling nur noch das zweite Dschungelbuch; Endlich mal was von Perutz (»Meister des Jüngsten Tages«); Alte Reiseberichte werden mir immer wichtiger (»Das ergötzliche Reisetagebuch des Nasreddin Schah«, Erdmann Verlag). Lao-Tse und Buddah-Wahrheiten kommen in meine Weltreligion-Nachschlagecke. Nicht auf dem Bild: Schopenhauers Anekdotenbüchlein.
Arno bewacht das Licht über Molochronik
Erstellt von molosovsky um 18:25
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Alltag
(Alltag) - Von wo kommt Molochronik? - Von hier:
Und Arno Schmidt achtet als Schreibtischlampenwächter auf (nu was:) die Schreibtischlampe.
Macht mich endlich zum Sklaven
Erstellt von molosovsky um 12:14
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Alltag
(Alltag) - Blöder Sonntag. Minderwertigkeitsmonster und Jammervirus lassen mich nicht los. Dann kommt diese Meldung, über die neuen Ideen der Unionsparteien, was man mit Arbeitslosen anstellen könnte. Immer noch nur dumme unverbindliche Vorschläge und Überlegungen: Arbeitslose in sozialen Einrichtungen sozusagen Zivildienst machen lassen. Ich sage jedesmal beim Arbeitsamt: "Bitte teilt mich ein!", denn mit meinem krudem Lebenslauf, der beschissenen Damit sie mal ein Gefühl dafür bekommen-Ausbildung und meiner vollkommenen Kreativitätsimpotenz, sowie keinerlei Ahnung meinerseits als was ich mich wo wie bewerben, ach was, überhaupt arbeiten soll, bin ich auf den Willen der Mächtigen und Fähigen angewiesen. Ich habe keinen Führerschein, kann nichts verkaufen was mich selbst nicht überzeugt, arbeite schlecht bei allen Themen, die mich nicht interessieren (also 80% dessen womit so Geschäfte gemacht werden), alles was mit Geld zusammehängt macht mich extrem nervös (Summe bei der ich anfange mich anzukacken: ca. 300 Euro aufwärts), und bin - wie mir mehrmals mit diesem besser wärs er würde den Gnadenschuß bekommen-Blick gesagt wurde - zu ehrlich. Ja, ich habe meine 3 Jahre Zeitarbeit hinter mir in Frankfurt und in keinem einzigen Betrieb blieb es mir erspart, diese Standesdünkelmobbereien, diese Unterlagenunterschlagung, Mauscheleien und Schiebereien, die als "normal" behandelt werden, und die mich krank machen. Nirgendwo in dieser Arbeitswelt kommt es darauf an, seinen Job gut zu machen, sondern dieses Mauscheln auszuhalten und dabei mitmachen zu können. Das ist die Schlüsselqualifikation, und die bringe ich absolut nicht mit.
Also liebe Politiker und Arbeitsamtfuzzis: ich habe es mehrmals verlangt, nun macht hinne und richtet dieses verkorkste System auch dementsprechend ein, damit kleine dumme ohnmächtige Arbeitersprößlinge wieder Weisung und Order empfangen und ausführen können. Das selbstständige Denken, daß mir so liebevoll in meiner bayerischen Schule beigebracht wurde, ist zumindest hier in Hessen zu nicht nütze, außer zum Querulieren und Mäkeln. Und so eine Nervensäge will ja dann auch keiner einstellen. Teilt mich ein, ich bin ganz euer Sklave.
Ich habe jetzt ARCORophobie
Erstellt von molosovsky um 17:39
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Alltag
(Alltag, nerviger) - Nein, ich habe kein Angst vor Spinnen und mich bei der Überschrift vertippt, sondern vor dem Telefon- und Internetdienstleistungsanbieter, dessen geheimes Ziel als dereinstiger Weltherrscher es wohl ist, allen Menschen blaue Klamotte anzuziehen und die Haare rot zu färben. Und einen brodelnden Hass bugsiere ich seit Tagen in der engen Wohnung umher, verschiedene Urschreie der Wut echoen immer noch durch die Daunenstrata meines Kopfkissens, in das zu beißen mir half. Gelobt seien die alten Hausmittel. Doch wovon schreib ich Wirrer hier?
Also, letztes Jahr hat der kleine feine lokale Internetdienstleister Rhein-Main-Net seine Pforten für Privatkunden geschlossen … bedienen halt nur noch Geschäftskunden, weil Rhein-Main-Net irgendwie mit FAZ und Societäts-Verlag zusammenhängt und das Gürtelengerschnallen des Zeitungssektors (Stichwort: Einbruch des Anzeigenmarktes) veranlaßte wohl dieses beklagenswerte Abwenden von Otto N. Verbraucher als Kunden.
Nach dem Trennungsschmerzverkraften haben Andrea und ich uns im Herbst dann bei Arcor für die sogenannte Online-Power angemeldet, und nach einem Quartal als Kunden dort, wünschen wir uns inniglich den zuvorkommenden Kundenservice von Rhein-Main.net zurück ... wir erinnern uns an freundliche eMails, mit denen angekündigt wurde, wann wegen Umrüst- und Wartungsarbeiten die Internetzugänge vorrübergehend lahm liegen, oder an überraschende Briefe, aus denen man erfuhr, wenn uns für tagelang ungeplant gestörte Leitungen kleine Gutschriften versöhnen sollten. Wählte man die Service-Rufnummer hatte man fluggs jemanden an der Strippe, der einen weiterhelfen konnte, weil er einen als Kunden für voll nahm und sich in seiner überschaubaren Lokaldienstleisterwelt auskannte. Ich kam mir dort als Kunde vor, wie jemand, der bei einem Schuputzer oder Friseur sitzt, ein nettes Geplauder pflegt, derweil an den Füßen oder Haaren Dienst geleistet wird, daß es eine Wonne ist. Jeder Klick auf das Verbinden-Symbol ließ nette Gedanken aufkommen.
Bei Arcor aber beginnet das Chaos schon mit der Zahlung meiner Gebühren. Bei meiner Anmeldung im Oktober 2003 wählte ich als Zahlugsweise den bequemen Lastschrifteinzug und gab Arcor dazu schriftlich meine Bankverbindung sowie mein Einverständnis zum Abbuchen durch.
Im November '03 bekomme ich einen Brief, daß die Abbuchung nicht funktioniert hat, da laut Bankauskunft die Kontonummer falsch ist. Ich fülle einen Rückantwortschein mit meiner Bankverbindung aus, denke mir: "Ach ja, bei dem vielen Dateneintippen kommt schon mal ein Fehlerchen, ein Zahlendreherchen vor ... kenne ich, habe ich ja auch eine Zeitlang Als Manpowerzeitarbeiter gemacht ... bei hunderten von Datansätzen am Tag, ist schon mal der eine oder andere Ausreißer dabei."
Doch zu milde gedacht, denn im Dezember kommt ein weiterer Brief gleichen Inhalts, und noch einmal fülle ich einen Rückantwortschein mit meiner Bankverbindung aus und schicke ihn am 17. Dezember zu Arcor. Anschließend sind Andrea und ich unterwegs in den Urlaub nach Wien.
Erst im neuen Jahr zurück aus Wien aktualisiere ich endlich das Betriebssystem des iMac auf dem ich arbeite. Weil ich befürchte, technisch einen Fehler gemacht zu haben, und deshalb keine funktionierende Internetverbindung zu erreichen, rufe ich am 08. Januar bei Arcor an. Doch dort sagt man mir, daß mein Zugang am Vormittag des Tages gesperrt wurde, weil Rechnungen von mir seit Oktober überfällig sind. Der nette Herr B. von der Service-Rufnummer kontrolliert mit mir zusammen die Zahlen und wir entdecken den Fehler bei Arcor. Meine Kontonummer ist falsch eingepflegt. Angeblich ist das aber kein Problem, Herr B. versichert mir, daß die Sache geklärt wird. In der im Urlaub angehäuften Post entdecke ich einen Antwortbrief vom 19. Dezember auf meinen Rückantwortschein vom 17. und die darin zur Kontrolle wiedergegebene Kontonummer weißt genau den Tippfehler auf, den Herr B. und ich dingfest gemacht haben.
Am 12. und 13. Januar melde ich mich nochmals telefonisch, denn funktionieren tut bisher gar nix, gekümmert hat man sich dort anscheinend um alles mögliche, nur nicht um Kunden, deren Kontonummer offensichtlich zu kompliziert ist, um fehlerlos in eine Eingabemaske übertragen zu werden. Freundlich aber unterkühlt stellt man mich vor folgende Tatsachen: im System ist mein Datensatz gesperrt, kann nicht geändert werden, weil ich von der Buchhaltung (automatisch) Mahnstufe 3 verpaßt bekommen habe, da ich seit Oktober offene Rechnungen aufhäufe. "Das mag ja sein, aber habt Ihr denn nicht verstanden, warum dem so ist! Herr B. und ich haben am 08. festgestellt, daß Ihr meine Kontnummer falsch und immer wieder falsch eingegeben habt! Da könnt ihr lange versuchen abzubuchen, wenn ihr es vermasselt die dafür nötigen Zahlen entsprechend sortiert zu lassen."
Wurscht, meinen Zugang freischalten oder meine Daten korrigieren kann man bei Arcor erst, wenn die brutale Mahnstufe 3 gelöscht wird, also wenn ich die entsprechenden Summen der Oktober- und Novemberrechnung überweise und mich dann noch ca. 48 Stunden gedulde. Die beiden überfälligen Rechnungen, habe ich am 14. Januar überwiesen, sogar mit einem begleitenden Bescheidgebfax an die Arcor-Buchhaltung und einer Internetformularnachricht an den Kundenservice. Nun harre ich der Dinge und vergewissere mich stündlich, ob mir wirklich jemand eine unsichtbare Kette mit Eisenkugel angelegt hat.
Charakterisiert wird Arcor für mich nun durch das Sprüchlein, das ich bei meinen Service-Rufnummer-Anrufen am häufigsten zu hören bekam, wenn ich nach dem Kompletthörenmüssen des akustischen Menüs die Zahl oder das Wort meiner Wahl gedrückt oder durchgesagt habe: "Das haben wir leider nicht verstanden."
Montag, 19. Jan.: Ich Dumpfbacke, ich Depp, ich Zeilenlegasteniker ... Jetzt ist es geschehen, die Fumblefingerigkeit bei Arcor wirkt ansteckend und ich Kapitalhirni habe es geschafft, bei den Überweisungsscheinen die Rechnungsnummer von Oktober und Dezember zu vertauschen. Bezahlt ist nun der überfällige November, der nichtüberfällige Dezember, doch leider nicht der überfällige Oktober und das bedeutet: der Internetzugang bleibt noch gesperrt und ich Depp kann nun nochmal zur Bank latschen und den Oktober hinterherschicken. Am nervigsten dabei, daß das alles dauert! Am 14. Jan. war ich bei der Bank und habe November und Dezember eingezahlt, abgebucht wurde aber erst am 15. und auf dem Arcor-Konto eingetroffen ist das Geld am heutigen Montag, freigeschalten würde innerhalb von 48 Stunden dannach (also am Mittwoch), aber ich Erzdödel habe es ja geschafft, mich selbst zu sabotieren und so startet die 48 Frist wahrscheinlich erst wieder morgen, nach Eingang meiner heute abgeschickten Oktober-Überweisung.
Eisenkugel hab ich keine, aber Papier, Schere und Kleber zum Basteln einer Eselskappe krieg ich noch zusammen.
Doch noch ein Fragebogen
Eintrag No. 35 — Freund David hat zehn Fragen zum Thema Bücher beantwortet (hier) und schon bin ich animiert, meine eigene Prognose in den Wind zu schießen, daß es hier wohl kaum mehr als einen Fragebogen geben wird.
•••
1. Welches ist das längste und/oder langweiligste Buch, durch das Du Dich, aus welchen Gründen auch immer, erfolgreich hindurchgekämpft hast?
Tad Williams »Der Drachenbeinthron«-Fantasy-Saga. Vier mal ca. 700-800 Seiten oberöder Tolkien-Abschklatsch. Wollte wissen, was für Fantasy im Mainstream so gelesen wird.
2. Von welchem Autor/Autorin kannst Du behaupten: Von dem/der habe ich wirklich jedes Buch gelesen?
Matt Ruff (sind nur drei: Fool on the Hill / Sewer Gas & Electric / Set This House In Order);
J.K.Rowling (sind nur fünf, die Harry Potter-Bücher eben);
Laurece Norfolk (sind nur drei: Lempriers Wörterbuch / Ein Nashorn für den Papst / In Gestalt eines Ebers);
Helmut Krausser (8 Romane, 2 Kurzgeschichtensammlungen, eine Anthologie, 2 Gedichtbände, 10 Monatstagebuchbände und ein Bilderbuch);
China Mieville (wieder nur drei: Perdido Street Station, The Scar, King Rat);
Arthur Schopenhauer (was es gibt: also Hauptwerke; Vorlesungen habe ich noch nicht so lang; Handschriftlichen Nachlaß suche ich noch)
3. Welches ist Dein liebster Klassiker (vor mindestens 50 Jahren veröffentlicht)?
Derzeit wohl Balthasar Gracian »Das Kritikon«, erschienen 1651.
4. Welchen Titel hast Du in den letzten Jahren sicherlich am häufigsten verschenkt?
Komme kaum zum Buchverschenken.
5. Von welchem Autoren würdest Du nie wieder freiwillig ein weiteres Buch in die Hand nehmen?
Martin Walser (Tod eines Kritikers gelesen und Auszüge aus Lebenslauf der Liebe, Mesmers Reisen).
6. Welches Buch hast Du mehr als zweimal gelesen?
Ulysses von James Joyce (3 mal englisch, 2 mal deutsch);
Melodien von Helmut Krausser (3-einhalb mal und steigend);
Welt als Wille und Vorstellung von Schopenhauer (derzeit beim zweitenmal);
Unser Kosmos von Carl Sagen (mindetens 3 oder 4 mal seit 15 Jahren);
Name der Rose und Foucaultsche Pendel von Umberto Eco (ersteres 3, zweiteres 2 mal).
Man sollte öfter Bücher mehrmals lesen. Beim ersten Lesen weiß man doch gerade mal, worum es geht.
7. Welchen Titel hast Du erst nach einigen Seiten beiseite gelegt und dann tatsächlich später nochmals in die Hand genommen und durchgelesen?
Praktisch alle Bücher. Lese sehr viele Bücher gleichzeitig und nur ganz ganz ganz wenige sind dergestalt, daß ich sie ratz fatz an einem Stück von vorne nach hinten lese.
Bemerkenswert war aber »Thanatos« von Helmut Krausser. Das Buch hat nach ca 100 bis 200 Seiten begonnen, mich persönlich anzupöbeln, hat mich fertig gemacht, beschimpft, ausgespottet und ich mußte mich erst eine Weile zurückziehen um genug zu sammeln, dieses schwarze Buch weiterlesen zu können; entwickelte sich noch zu einer düster-euphorischen Lesereise.
8. Wenn man Dich drei Wochen in eine Mönchszelle in Klausur stecken würde, und Du darfst nur drei Bücher mitnehmen, welche drei Titel würdest Du wählen?
Drei Wochen ist doch lächerlich. Aber wenn ich könnte und da demnächst der dritte Teil erscheint nehme ich Peter Sloterdijk Trilogie Sphären (1. Blasen; 2. Globen; 3 Schäume).
9. Bei welchem Titel sind dir schonmal ernsthaft die Tränen (nicht vor Lachen!) gekommen, obwohl es doch nur ein Buch war?
Owen Meany von John Irving;
Girlfriend in a Coma von Douglas Coupland;
Göttliche Zwischenfälle (Biographie Philip K. Dick) von Laurence Sutin;
Der Glöckner von Notre-Dame von Victor Hugo;
Besessen von Antonia S. Byatt;
... ich weine, lache, wüte, häme gern schnell und laut beim Lesen.
10. Welches sonst recht erfolgreiche Buch ist Dir bis heute ein großes Rätsel geblieben, d. h. Du hast es einfach nicht verstanden?
Da es mir nicht um ›das Verstehen‹ geht, ›verstehe‹ ich diese Frage nicht ganz. Ich ›verstehe‹ für mich zwar, warum Tolkiens "Der Herr der Ringe" so erfolgreich ist, aber nicht verstehe ich, warum die neue schlechte verzerrende Übersetzung von Wolfgang Kerge so viele gekauft und gelesen wird, und finde den Tolkien insgesammt einen kuriosen Autor, mindestens so wichtig und marginal zugleich wie Joyce.
Ebenso »Minima Moralia« von Theodor W. Adorno. Sicherlich ein interessantes, gedankenanregendes Buch, doch dermaßen hermeneutisch, daß man nach einiger Zeit beginnt, seine eigene Nase zu suchen.
Wahrscheinlich der einzige Fragebogen in diesem Blog
Erstellt von molosovsky um 20:46
in
Alltag
(Alltag) - Außer natürlich ich komme mal mit einem Eigenbau zugange.
Hier meine Antworten zu dem spaßmachenden Fragebogen von don.antville.org -- ich habe die meisten Fragen am Dienstagmorgen innerhalb einer halben Stunde beantwortet. Für Frage 21 (Schönste letzte Satz eines Buches?) habe ich dann länger durch meine Buchregale kraxeln müssen, und deshalb kann man meine etwas zu redseelige Antwort darauf auch gesondert hier finden.
1. Wie gehts?
Durchs Weitwinkellebensobjektiv betrachtet ganz gut, in der Nahaufnahme als derzeit Erwerbsloser Ich-habe-keine-Ahnung-was-ich-in-dieser-Gesellschaft-arbeiten soll ehr gemischt bis zeitweise extrem niedergeschlagen.
2. Die letzte Mahlzeit bestand aus was?
Westerneintopf mit Roggenbrot.
3. Was trinkst Du gerade?
Alvoradakaffee aus der Presskanne mit 5 Stück Zucker und viel Kondensmilch und starken Hagebuttentee ohne ebbes (aus seperaten Tassen).
4. Schon mal Vanilla/Cherry Coke getrunken?
Erstere gab ihr Gaumendebut bei mir neulich im Kino während "League of Extraodinary Gentlemen". Ganz gut, schmeckt handwarm dann besser als normale Cola, sanftes Kohlesuregeblubbel. Angenehm. Cherry-Coke vergöttere ich seit es auf dem deutschen Markt erhältlich ist (ebenso: Dr. Pepper), und weiß mit Erfurcht von der rülpsbringen Kohlensäureinflation dieses Getränkts zu sprechen.
5. Tageschau? Heute? RTL Aktuell? CNN?
Meist mit woanders (Buch, Comic, Magazin, Zeitung) gebündelter Aufmerksamkeit "Heute" auf 3Sat vor der "KulturZeit". Ich bevorzuge Buchstaben und eigenen Augenschein als zutragende Agenten meines Weltbildes. Film (und Fernsehen ist lediglich Film im Konservendosenformat) ist für mich, wegen seiner hohen suggestiven Virulenz ein ungeeigneter Mittler von "echten" Inhalten und ich genieße deshalb alle seine Ableger als die Vaudeville-Unterhaltung des 20sten und 21sten Jahrhunderts, das sie nun mal ist.
6. Das letzte Mal gelacht? Worüber?
Gestern abend über einen meiner eigenen blöden Witze, genauer: Verleser, nämlich in den Handnotizen meiner Freundin zu John Donne. Verb-reitung: dachte (Pferde und so), das wäre ein mir nicht bekannter Terminus für das, was Donne so zusammengedichtet hat. Gemeint war aber seine Ver-breitung im Sinne von Wirkung.
7. Schlimmste Idiosynkrasie?
Sozialneid... also meiner auf andere. Fühle mich unwohl in geldgeschwängertem Ambiente und habe Probleme um Menschen mit Erfolg. Extrem unfair, is' aber nun mal so.
8. Das Wort aus Frage Sieben nachschlagen müssen?
Ja schon, zur Sicherheit. Nur wer sich dauernd so unsicher ist und sich vergewissert hat, entwickelt die Meisterschaft im Besserwissen.
9. Das letzte Mal jemanden beleidigt?
Im Ernst nicht, unabsichtlich wohl leider meine Freundin, oder auch: siehe Frage 15.
10. Das letzte Mal an Sex gedacht?
Bei zufriedener Zur-Kenntnisnehme meines Morgenständers heute morgen.
11. Wann hast Du das letzte Mal jemanden etwas geschenkt und was war das?
"Die Handschriften von Saragossa" von Jan Poticki einem Freund zum Geburtstag; oder war "Das Kritikon" von Baltasar Gracian an Bekannte aktueller; oder gilt hier auch ein mitgebrachter Krebbel für meine Freundin?
12. Erdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren oder Stachelbeeren?
Stachelbeeren, wenn nicht ganz reif, schön hart und prall.
13. Liebst Du jemanden?
Meine Freundin, den Kosmos und mich, dann alle anderen, alle Erlöser und Propheten, die Ausgestoßenen und die Leidenden, die Kunst und ihre Euter und jene die drann'hängen, die Musik und das Schreien des Geistes, Tiere, da vor allem die Vögel und die Carnivoren, wie schon gestanden Cherry-Coke und und und (schlagt mich, ich bin ein Gutmensch, wenn auch ein extrem misanthropischer).
14. Neben welchen Prominenten würdest Du gerne beerdigt sein?
Finde keinen Zugang zu dieser Frage. Ist mir wurscht. Vielleicht neben einem Zampano in irgendeiner unentdeckten antiken Grabstätte. Oder neben einer Mumie im Kunsthistorischen Museum Wien, wenn das als "Grab" gilt.
15. Wann warst Du das letzte Mal eifersüchtig und wieso?
Siehe 14. (Und dann doch: a) positiv auf Alban Nicolai Herbst, weil er mit "Wolpertinger" und den "Thetis"-Büchern (fast) genau das macht (nur viel E-literaturiger), wozu ich gerne mal den Arsch hochkriegen würde; b) negativ: von Lange, Wetzel, Hermann und all die anderen Sporen aus der Besseren Bürgerwelt, die ihre langweiligen Seelen in langweilige Texte zwirbeln. (Vielleicht habe ich nun eine(n) der Erwähnten beleidigt, siehe Frage 9.)
16. Der letzte Rechner Absturz?
Als dem iMac auf dem ich hier werkle nach 5 Jahren die interne Batterie abnippelte, hat er sich bei einem Neustarten nicht mehr gefunden. Aber sonst nur die auch bei einem Mac vorkommenden Hngenbleiber wegen Arbeitsspeicherberlastung. "Systemabstutz" in dem Sinne also gar nicht.
17. Schon mal ne Pornoseite angeschaut?
Jupp.
18. Und?
Finde keine Bürzel. Enttäuscht.
19. Steuern bezahlt?
Möchte ich meinen.
20. Wirklich alle?
Glaube schon. Kümmere mich nicht darum und lasse die Ämter einfach machen. Habe Angst vor Steuererklärungsformularen.
21. Der schönste Schlußsatz eines Buches?
Antwort unfreundlich lang, um sich hier breit machen zu dürfen. Siehe gesonderten Beitrag hier. Aber ganz nebenbei lieber Fragebogendesinger: Schlußsatz ist ein etwas unansehnliches Wort, letzter Satz besser wäre doch gewesen.
22. Dein erstes Konzert?
"We Two Are One"-Tour von Eurythmics mit 14 in München. Erstes (und bisher einziges) selbstgesungenes und akkordeonquetschendes Umsetzen von John Dowland- und Tom Waits-Liedern auf Burg Ludwigstein Anno 1997, glaub ich, kann aber ein Jahr früher oder später gewesen sein.
23. Dein letztes?
Andreas Scholl singt englische Renaissancelieder von Dowland und Co, begleitet von einem Lautenspieler im kleinen Saal der Alten Oper Frankfurt. Ist schon eine ganze Weile her. Geheult vor Entrückung.
24. Du hast 10.000 Euro gewonnen. Du kannst alles behalten, oder alles "Ärzte ohne Grenzen" spenden. Was machst Du? (Nicht lügen!)
Alles meins. Abneigung gegen Medizin, selbst wenn sie sich wohlttig in der Dritten Welt tummelt. Nein ich spende natüüürlich alles alles alles... ehrlich.
25. Sonnen- oder Gefrierbrand?
Was mir lieber ist, oder was ich schon mal hatte? Wenn a) dann Sonnenbrand, wenn b) dann beides. Sonnebrand in meiner Kindheit und Jugend, Gefrierbrand in meiner Zeit bei McDonalds und dort im Kühlraum.
26. Hoher oder niedriger Blutdruck?
Ganz low. Niedrigster gemessener Wert (bei Kirchenbankohnmacht in der 8. Klasse laut Lehrer) 60:40. Kann ich aber selbst nicht ganz glauben. Aber ich kenne die Nebelschwaden, die kreisfrömig von Rande mein Gesichtsfeld fluten.
27. An der Wand oder am Rand schlafen?
Völlig egal. Kann auf einem Stuhl im sitzten schlafen.
28. Das letzte Mal geweint?
Am Ende von "Unbreakable", habe ich vor einigen Tagen wieder mal auf DVD geguckt. Denke aber nicht, da es das letzte Mal war, daß ich weinte.
29. Das letzte Mal auf dem Friedhof?
Lange her, keine Ahnung mehr. Literarisch aber in der "Schmerznovelle" von Helmut Krausser letztes Jahr im Frühling.
30. Das letzte Mal platzen können vor Glück?
Anfang des Monats in Berlin auf der Museumsinsel mit Freundin und Freund die Hintern aller Marmorschönheiten begutachtet und im Ratz-Fatz-Verfahren alle Museum-Shops abgeklappert.
31. Allein oder Einsam?
Alleine nicht mehr (wegen den vielen Stimmen in meinem Kopf auch nie wirklich gewesen), aber im Sinne des stänigen Gewahrens der fundamentalen Ins-Sein-Geworfenheit immer einen leichten Amplitudenauschlag in Richtung einsam.
32. Aktuelle Lieblings CD?
Am ehesten ist das derzeit die intrapolierte Mitte von Aimee Mann "Lost In Space" und "Toxicity" von System Of A Down.
33. Letzte TV Sendung?
Gestern Abend Harald Schmidt.
34. Wofür schämst Du Dich heute noch?
Vor ein paar Jahren einen Rowohlt-Lektor auf einer privaten Party im Rausch gefragt zu haben, ob er nach dem Selbstmord eines Kollegen und den trüb sich abzeichnenden allgemeinen Entwicklungen des Buchmarkt (war noch vor dem Erfolg mit Franzen) nun auch er "gefährdet" sei; und auch wegen der schrillen und für mich sehr schwulen Klamotten die ich an dem Abend trug.
35. Hoffnung oder Vertrauen?
Strebe keines von beiden an, sondern Wissen und Gleichmut (haha, ich Narr).
Die Wehrmacht meldet sich
Erstellt von molosovsky um 23:05
in
Alltag
(Alltag) - Gerne gehe ich zur Mittagszeit der stahlschweren Sonnenstrahlen durch das backende Frankfurt/Griesheim, erledige meine Lebensmittelkäufe und Postgänge. Heute, auf der Alten Falterstraße, kommt mir ein Mobilphonemensch entgegen, der mich passierend zackig sich ins Sprechende meldet mit: "Oberkommando der Wehrmacht, Kreitel am Apparat."
Ich völlig baff bleib fast stehen, weil zwei Assosziationen gleichzeitig in meinem Hirn einschlagen: a) der Typ ist dienstlich zB als Elektriker unterwegs, und treibt mit seinem Zentrale-Kollegen seine Scherze, wie ich sie im Zivildienst mitbekommen habe, als Oberpfleger Käpt'n und das Pflegepersonalzimmer Brücke genannt wurden, oder b) neben Drogenschiebern, Menschenschmugglern, Saisonschwarzarbeitern und Islamisten nun eben auch Nazis in Griesheim ihr Sommerlager aufgeschlagen haben. Tatsächlich hat eine Spezialeinheit in Griesheim ja ernsthaft nach Osama bin Ladin gesucht, weil jemand meinte, ihn hier gesichtet zu haben. Wer Zivilbeamte beim auffälligen Unauffälligsein beobachten möchte, findet in Griesheim ideale Umweltbedingungen. Manchmal habe ich das Gefühl, in der Tichy-Reise von Lem herumzulaufen, in der sich lauter als Roboter verkleidete Spione gegenseitig beobachten.
Potter per Post
Eintrag No. 27 — Bin gespannt, ob ich hier in Frankfurt, Griesheim Harry Potter Band 5 heute per Post empfangen darf, oder ob ich noch bis Montag (Dienstag, bitte nicht) harren muß, bis ich Harry lesen kann. Amazon hat den Schinken auf jeden Fall irgendwann Donnerstag Nacht, Freitag Herrgottsfrüh verschickt.
Ganz nebenbei, mein Tipp, welche wichtige Figur sterben wird in »...Order of the Phoenix«: Hagrid oder Dumbledore. Das große Geheimnis von Harry ist ja, daß seine Mutter eine Voldemortanhängerin war, die ihren Sohn gegen ihren Meister verteidigte, als der Meister herausfand, daß nur einer seine Macht gefährden kann.
Genug dummes Geraune, sonst beginne ich womöglich noch irgendwann mal recht zu haben.
Hundejammer
Erstellt von molosovsky um 09:19
in
Alltag
Hund bellt ununterbrochen den ganzen Sonntag 14:00 bis 19:30 Uhr. Die Prollfamilie aus dem Paterre gegenüber macht einen Ausflugstag, sperrt die zwei Katzen in den einen, den Kläfferhund in den anderen Teil der Wohnung und braust in den schwülen, heißen Tag. Fenster angelehnt mit dreiviertel herabgelassenen Rollo.
Das nächste Mal wenn das vorkommt, drück die das Rollo hoch, steig ein und erschlag den Hund. Ein Schwert haben wir ja.
Überhaupt bade ich mich mit immer größerer Hingabe in dem Gedankenspiel, daß man einen Hund erschlagen dürfen sollte, wenn er einen Haufen gesetzt hat und der Besitzer einfach weiter zieht. Bekomme das Bild nicht mehr aus dem Kopf, einen Schäferhund mit dem Morgenstern zu perforieren oder wie eine Degenklinge unter dem Gewicht eines frisch aufgespießten Pekinesen wobbelt.