Wer wäre nicht gern ein »Städtischer Untoter«?
Erstellt von molosovsky um 18:17
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Woanders
(Eintrag No. 474; Woanders, schöne Zeitverschwendung) — Letztens stolper ich über die Netzelecke von Kevan Davis, dessen Vielseitigkeit mich schlicht plättet. Ein Genie, anders kann ichs nicht zusammenfassen. Hier nur ein paar Beispiele seines Ideenreichtums.
Ach ja: Alles auf Englisch.
Erfahrungspunkte einheimsen für Hausarbeiten und sonstige Alltags-Pflichten? Bitteschön, dann bei »Core Wars« tummeln, die eigene WG oder Bürogemeinschaft anmelden und sich der Queste verschreiben, wer der Sauberheld der Gruppe ist.
Oder einfach nur Lust auf sinnloses Geprügel zweier Affen deren Kampffähigekten durch den eingegeben Namen ausgetrudelt werden? Bitteschon, dann auf zu »Food Eating Battle-Monkeys«.
Fast angemeldet (und immer noch am zucken, ob nicht doch) hätte ich mich ja hier: dem 20.000 Mitspieler (und ca. 830.000 Figuren) umfassenden Browser-Zombi-Rollenspiel »The Urban Dead«. Vielleicht melde ich mich ja noch an, aber ich habe Angst davor, dann wieder viel Zeit zu verschwenden. — Wenigstens ‘ne Tasse werd ich mir wohl irgendwann bestellen.
Immer wieder schön und von mir mittlerweile oft geklickt wurden die Träume vom Antiterror-Spezialisten Jack Bauer auf »24 Dreaming«. Ich hab ja nur ein paar Folgen der TV-Serie geguckt und für zu mau befunden. Aber eine Serie die mit folgendem Intro anfängt, würde ich sofort einschalten (Schnellübersetzt von mir):
»In diesem Augenblick planen Särge einen rattenarschigen Wassersprinkler in die Luft zu jagen. Meine Handtasche und mein Fischadler sind nach Norden ausgerichtet, und Konkubinen mit denen ich arbeite könnten kriminell sein.
Ich bin Federal Agent Jack Bauer, und das ist der selbst-haftenste Mumin meines Lebens.«
Hach! Wie uffregend, ich bin ein ›Gemmen-Dies‹
Erstellt von molosovsky um 11:31
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Woanders
(Eintrag No. 469; Gesellschaft, Woanders, Blogosphäre, Medien) — Für die edle (weil wirklich feine) »Medienlese« schrieb Klaus Jarchow gestern erfreulich gegen den vermeidlichen Blog-Blues an. Worum geht’s? Nun ja, irgendwie kommt die Bloggerei und schon gar nicht das ›Kohle machen und Ruhm anhäufen‹ durch’s Bloggen hierzulande mit Schmackes in die Pötte. Die frischgeschlüpften Neo-Bohäm-Mileus, welche mit dem Schoßrechner durch die Kaffeehäuser stromern, fallen zwar auf durch dolle Sprüche und (auch mich für ca. ne halbe Stunde) ansteckenden Enthusiasmus, aber dennoch: der links zwo drei vier Web-ZwoNull-Reibach will nicht fließen.
Im Gegenteil: fieserweise kommen dann auch noch solche kritischen Meckervirtuosen daher, z.B. der nie um ein deutliches Wort verlegene Don Alphonso, der in der »Blogbar« entsprechende Knieschuß- und Übern-Tisch-zieh-Aktionen unermüdlich verbal zerpflückt. — Klar kann man dann als herumkrebsender Web-ZwoNuller der totalen Blauschauerei verfallen (z.B. wenn man mitbekommt, das die Einnahmen durch’s bloggen die einst mal im Alter anfallenden Medizindienstleisungen, wie Organtransplantations-, Kryostase- oder Mind-Download-Kosten, nicht decken können).
Aber egal. Mensch bloggt ja auch nicht, um Organe zu zahlen, sondern um seinen Spaß zu haben beim großen modernen Pa-Hö der vielgleisigen neuen Medienwelt; weil mensch sich eben auch auf der elektronischen Agora rumtreiben und sich dort seine eigene kleine ›Speakers Corner‹ absteckt möchte, eben hinstellt und drauflosmeint und macht (mit oder ohne Handpuppen).
Aber was fasel ich planlos rum. Zurück zum Thema meiner Freude.
Klaus Jarchow meint jedenfalls, dass es halt zu viele Blogs gibt, um einen Überblick haben zu können. Jeder Ausflug in die Blogwelt kann immer noch zum Abenteuer des Abschweifens werden, und da ist es eben schwer, zu finden, was ganz speziell einem selbst taugt. (Unter anderem deshalb bin ich ein Freund von langen kommentierten Link-Listen!). Schließlich kommt Klaus zu Potte und breitet eine kleine Auswahl mit ihm gefallebdeb Blogs aus, und da entfleuchte mir mein eröffnender Freudenseufzer oben, denn …
Über den vielen Mist rede ich immer nur, wenn ich die alten Medien mal rabenschwarz anstreichen will. Deshalb geht es also auch in Blogville gezielt darum, ‘meine Medien’ abseits der Alphamedien zu entdecken. Wie zum Beispiel
dies oder
dies oder
dies oder
dies oder
dies.
Oder,
oder,
oder … was natürlich andere wiederum alles ganz anders sehen dürfen.
»Peter’s Friends« & Hugh Laurie als Fabulator
(Eintrag No. 459; Film, Woanders, Phantastik & Komödie, Geheimagent) — Heute habe ich mich zum Jubel von Oli über »Peter’s Friends« in seinem Blog dazugesellt. Im Folgenden mein Kommentar von dort, plus einer kleinen Kostprobe des zum Niederknien dollen Räuberpistolen-Romanerstlings von Hugh ›Dr. House‹ Laurie.
Abgesehen vom Spaß den »Peter’s Friends« für’s Publikum bietet, finde ich, dass dieser Film (wie auch einige vergleichbare Werke von Woody Allen) jedem selbst-kreativen Phantasten als beherzigenswerte ›unphantastische‹ Inspiration dienen kann. Hier gibts keine Magie, nichts Wundersames, keine Gadgets, aber eben erfrischend, schockierendes, komisches, absurdes und weises Geschmenschel hochkonzentriert. — Unter anderem die Latte, die dieser Film vorlegt läßt mich (noch) zögern, selber als Fabulatur (professionell) hervorzutreten. Wenn, dann würde ich selbst zu gerne etwas vorlegen können, was Ernst und Alberei wunderbar versöhnt wie »Peter’s Friends«. Allein die Idee, wilde (Genre-)Phantastik zu betreiben, die aber zugleich so berührend einfach nur vom Auf und Ab des ›Person-Sein‹ erzählt, treibt mich seit Jahren um.
Im weitesten Sinne des Wortes ›Phantasie‹ (= sehen machen, erscheinen lassen) finde ich nämlich solche menschlich, allzu menschlichen Dramen überaus ›phantastisch‹, denn in bester Theatermanier werden hier unsichtbare, innere Vorgänge (Ängste, Hoffnungen, Irrungen und Überzeugungen) anschaulich gemacht.
Und nicht zuletzt brilliert Branagh ja auch mit seiner Regie, bzw. bietet der Film atemberaubende (Steady Cam-)Bildarbeit, z.B. bei der großen Ankunftsszene auf der Eingangstreppe zu Peters Haus.
Was Branaghs Ruf und Stellung angeht: an den Vorwürfen, dass dieser umtriebige irische Energiebolzen an einer übergroßen Portion Eitelkeit krankt, ist ja was dran; und auch, dass er nicht immer ein gutes Händchen bei seinen Projekten hatte. Ich für meinen Teil aber verzeihe diese Schwächen gerne einem, der es immer wieder so gut versteht seine Zuschauer mit seiner Begeisterung anzustecken. Wo ich echte Leidenschaft zu spüren meine, bin ich milde mit Kritik.
Und natürlich ist dieser Film für mich Kult, weil Hugh Laurie hier als Mundtrompeter brilliert.
Apropos Laurie: sehr empfehlenswert ist dessen (ich glaub) bisher einziger Roman »Der Waffenhändler« (antiquarisch als Haffmans-Buch zu haben; gut übersetzt von Ulrich Blumenbach! Aber was die Preise angeht, spinnen die Damen/Herren Anbieter da wohl derzeit heftig. Neuauflage als Taschenbuch tut Not, liebe Inhaber der deutschen Rechte.)
Mit »Der Waffenhändler« (»The Gun Seller«) reicht Laurie seinen Lesern einen betörenden Mix aus James Bond und P.G. Woodehouse, wenn Thomas Lang, Ex-Geheimagent, in eine üble Intriegenkiste verstrickt wird und sich zudem noch in die Tochter des Kerls verliebt, den er killen soll.
Da der Roman ja dereit schwerst vergriffen ist, hier als Trost und Probestückerl der Anfang:
Stellen Sie sich vor, Sie müssen jemandem den Arm brechen.
Den rechten oder den linken — spielt keine Rolle. Wichtig ist, Sie müssen ihn brechen, denn wenn nicht … egal, das spielt auch keine Rolle. Sagen wir einfach, wenn nicht, passiert etwas Furchtbares.
Nun frage ich Sie: Brechen Sie den Arm schnell — knacks, hoppla, ‘tschuldigung, kann ich ihnen beim improvisierten Schienen behilflich sein —, oder ziehen Sie die Sache genüßlich in die Länge, erhöhen ab und zu in winzigen Stufen den Druck, bis der Schmerz rosa und grün und heiß und kalt und ganz generell brüllend unerträglich wird?
Jawohl. Genau. Das Richtige, das einzig Richtige ist, daß Sie es möglichst schnell hinter sich bringen. Brechen Sie den Arm, holen Sie den Brandy, seien Sie ein guter Bürger. Eine andere Antwort gibt es nicht.
Außer.
Außer außer außer.
Was ist, wenn Sie die Person am anderen Armende hassen? Und ich meine hassen, richtig hassen.
Diese Überlegung mußte ich jetzt in Betracht ziehen.
Neu-York, oder »Berlin am Hudson«
(Eintrag No. 458; Woanders, Kunst, Alternativwelt) — Man stelle sich vor, dass die Nazis nicht nur in Europa gesiegt (wie das wäre, kann man z.B. im Alternativwelt-Krimi »Vaterland« {1992} von Robert Harris lesen), sondern auch jenseits des Atlantiks Nordamerika eingeheimst hätten ins Roich.
Die Künstlerlin Melissa Gould hat sich dazu am Beispiele eines ›Neu-Yorks‹ en detail alle Mühe gegeben diese ›schauderhafte kontrafaktische Vorstellung‹ zu veranschaulichen. Sie hat alte Karten von New York genommen und die tatsächlichen Namen durch Bezeichnungen alter Karten von Berlin ersetzt.
Das ist dann…
…an exploration of psychological transport, place, displacement and memory. This re-imagining of the city plays with comparison and misrecognition, exploring the coexistence of past and present, fiction and reality.
…eine Erforschung psychologischer Verfrachtung, Orte, Fehlplatzierungen und Gedenkinhalte. Diese Neu-Imaginierung der Stadt spielt mit der Vergleichbarkeit und dem Nicht-Wiedererkennen, ergründet so die Gleichzeitigkeit von Vergangenheit und Zukunft, von Fiktion und Wirklichkeit.
Stegreif-Übersetzung von Molo.
Hier zur Seite des Projekts »Neu-York«, mit 21 Detailansichten, Projektbeschreibung, einem Englisch-Deutschen und Deutsch-Englischen Index, Gästebuch und der Möglichkeit einen Druck der Karte zu kaufen (derzeitiger Preis: 2500 US$).
Gefunden im »Strange Maps«-Blog; darauf aufmerksam geworden durch Neil Gaiman.
Mein Vorschlag: Verfilmt »Die Andere Seite« von Alfred Kubin
Erstellt von molosovsky um 10:33
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Woanders
(Eintrag No. 448; Woanders, Film, Phantastik-Genre in Deutschland) — Oli sinniert in seinem Blog über einen Artikel des aktuellen »Filmdienst«, wo über das Symposium »<a href="www.f-lm.de"target="_blank" title="Programmankündigung im »F.LM«-Blog">Die dämonische Leinwand. Zur Wiederbelebung des phantastischen Genrefilms in Deutschland« berichtet wurde. Hier der von Oli zitierte Abschnitt, der auch mich heiß-kalt umtreibt, weil er sich voll deckt mit meinen entsprechenden Verdachtsmomenten:
Zwar signalisierten die Produzenten, dass Interesse am Phantastischen bestehe, die Widerstände bei dessen Umsetzung seien aber beträchtlich. Ein Stolperstein sei, dass die Förderanstalten entsprechenden Stoffen nicht hold zu sein scheinen. Zusammen mit der Tatsache, dass die Ambitionen und Möglichkeiten der Fernsehredakteure, ihnen auf den Weg zu helfen, eher gering sind, sind das schlechte Voraussetzungen für die Filmproduktion, für die die Gelder aus diesen Quellen existenziell sind. Auch der Rückhalt bei Genre-Freunden und damit die Marktchancen wurden als prekär eingeschätzt: Rainer Stefan (Fantasy Filmfest) meinte, die Fans würden heimischen Produkten mit Misstrauen begegnen — da muss wohl durch Pionierleistungen erst wieder der Boden bereitet werden.
Hier zu meinem Kommentar im »OliBlog« zu dieser Sache.
Ich hab ‘ne Band!
(Naja, zumindest ein Albumcover)
(Eintrag No. 444; Alltag, Kurzweil) — Lustige Spielerei, über »Wos waas a Fremda?« gefunden, der’s von Freund »Cynx« hat und viele andere haben sich den Spaß auch gegönnt.
Man klicke …
- … hier für einen Zufalls-Wikiartikel (engl.) und nehme von dort die Wörter der ersten Überschrift der Eintragsstruktur. In meinem Fall von der Seite ›Sony CISC‹, wobei ich nur die ersten beiden Worte ausschnitt. — Ergibt den Gruppennamen.
- … hier für ein Zufalls-Zitat (engl.) und nehme die letzten vier Worte des letzten Zitats. In meinem Fall ›Seeing ourselves as others see us would probably confirm our worst suspicions about them‹, einem Ausspruch des amerikanischen Journalisten Franklin Pierce Adams. — Ergibt den Albumnamen.
- … und hier für ein Zufalls-Flickrbild, in meinem Falle diese ›Bubba Bubbles‹. — Liefert das Albumcover.
Dann schütte man das alles in ein Bildbearbeitungsprogramm, rühre und pfusche solange mit konzentriert herausspitzelnder Zunge herum, bis ein CD/Plattencover rauskommt bei.
Voila! — Meine erste Platte meiner ersten ›Freestyle Impro Postpunk Progrock Schublattl Accapella‹-Band.
Für die Font-Freaks: Ich habe ›Kaiserzeit Gotisch‹, ›Distro Distrob‹ und ›Music Hall‹ verwendet.
Wissenschaft und Fantasy
Eintrag No. 437 — Frank Weinreich, Autor der erfeulichen Einführung zur »Fantasy«, hat für die Phantastik-Couch unter dem Titel »Äxte am Stamm der Moderne — Fantasy und Romantik« einen lockeren und lesenswerten Essay geschrieben. Unter anderem reagiert er dabei auf das Buch »Romantik« von Rüdiger Safranski.
Im dazu erblüten Thread »Fantasy — Stiefbruder der Romantik« der »Bibliotheka Phantastika« geht man den Banden zwischen Romantik und Fantasy nach und sinniert u.a. über den (vermeindlichen) Gegensatz von Wissenschaft & Magie, von Moderne und Fantasy.
Vor allem meine Lektüren von China Miévilles Bas-Lag-Romanen (z.B. »Perdido Street Station« und »Der Eiserne Rat«), Neal Stephensons »Barock-Zyklus« und Susanna Clarkes wunderbaren Fantasygeschichten die in der Regency-Epoche angesiedelt sind, haben mich in den letzten Jahren heftig über solche Fragen grübeln lassen.
Hier auch für die Molochronikleser meine Ergenisse des Google-Orakels zum Thema.
- »Using Science in Fantasy«: Wie man Wissenschaft in Fantasy einbringen kann.
- Bibliographie zum RPG-System »Castle Falkenstein«: Diese Fantasy-, Romance-, Steam Punk-Welt zeigt wunderbar, wie sich Wissenschaft und Magie in Fantasy die sich moderene Epochen annimmt mixen lassen.
- »The Lost Notebooks of Leonardo da Vinci«: ein Sourcebook des »Castle Falkenstein«-RPGs. Wunderbarer Augenschmaus und hochoriginell. Auch einfach so schön zu genießen, ohne dass man Rolle spielen muss.
- »Mixing Science & Magic: A Recipe for Desaster?«: Brainstorming zum Thema mit einigen Fiktionsbeispielen. China Mievilles »Perdido Street Station« wird erwähnt …
- … dazu verweise ich als Bas-Lag-Aktivist mal auf diesen Thread auf der deutschen Bas-Lag-Seite »Die Crisis-Theorie«:. Miéville ist studierter Anthropologe und Politikwissenschaftler und greift für seine ›Weird Fiction‹-Welt Bas-Lag (für mich) erfreulicherweise auf modernere Denksysteme als Grundlage für seine Magie (= Thaumaturgie) zurück.
- »Fantasy & Reality in Childrens Stories«: Widmet sich unter pädagogischen Gesichtspunkten der Thematik.
- »SF Diplomat: Conservatice Fantasy«: Umfangreicher Thread des Genre-Kritikers Jonathan McCalmont. Ich habs nur überflogen, aber McCalmont kommt u.a. auf Stephens »Barock-Zyklus« und George R.R. Martin zu sprechen und vergleicht den Weltbildbau beider.
Und ganz allgemein erhellend zum Thema sind die »Fantasy World Building Questions« von Patricia C. Wrede.
Ebenfalls sehr ertragreich und abseits des üblichen Fantasy-Mainstreams (wo, zumindest meiner Wahrnehmung nach, eine gewisse romantische Affinität für Magie und Neuheidentum vorherrscht) ist die Reihe »Die Gelehrten der Scheibenwelt« von Meisterfabulator Terry Pratchett und der Wissenschaftler Ian Steward & Jack Cohen. Meine Rezi dazu wird erst in den kommenden Monaten hier eingepflegt (hier derweil mein Trailer). Bis dahin bleibt nur, entweder das aktuelle »Magira — Jahrbuch zur Fantasy 2007« zu lesen, oder auf diese exzellente Besprechung von Andreas Müller beim Humanistischen Pressedient auszuweichen.
Amœnokratische Zeitverschwendung
Erstellt von molosovsky um 10:29
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Woanders
(Eintrag No. 435; Woanders, Spielerei) — Schönheit, Eleganz, Großzügigkeit, Ideenreichtum. Das sind ganz grob einige Eigenschaften die für mich (unter anderem) einen Amœnokraten ausmachen, also einen Anhänger oder Vertreter der ›Herrschaft der Schönheit‹. Wer von den geschätzten Molochroniklesern nix zu tun hat oder schöne Kurzweil von allzu harter Arbeit braucht, den verweise ich auf die wunderbare Seite des amerikanischen Designers Ferry Halim. Nicht nur sind seine Sachen wunderbar gestaltet und auch auf meinem alten, etwas lahmen Mac flüssig zu gucken … nein, der (oder die?) Gute hat hier ein abwechslungsreiches Potpourrie mit derzeit 59 kleinen Zwischendurchspielen zusammengestellt. Alle für umme!
Hier drei Direktlinks zu meinen Favoriten:
- A Daily Cup of Tea: Zwei zuckersüchtige Mäuse räumen im Regal ab und weichen Teebeuteln und grünen Kugeln (Kampferbsen?) aus. Hoher Niedlichkeitsfaktor wenn die Hinterherlaufmaus sich am Schwanz der Pioniermaus hochhangelt.
- Bugs: Bringe das freche Mädel zum Springen und scheuche dadurch die Krabbelkäfer auf.
- Cats: Wolltest Du immer schon mal eine Herde Katzen dirigieren? Wunderbar graziös animiert und einfach nur entspannend.
Ich bin sicher, es ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Viel Vergnügen und nicht vergessen ab und zu auf die Uhr gucken (Kinder! Schon wieder soooo viel Zeit verdaddelt!!)
Neugestaltung Deutschlands
Erstellt von molosovsky um 15:17
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Woanders
(Eintrag 432; Woanders, Hessenwahl 2008) — Andrea hat sich in »Ordentliche Grüße aus dem Zuwandererviertel« eigentlich nur mal ausführlicher Gedanken über einen programmatischen Wahlkampf-Krampf der CDU gemacht, aber in den Comments artete es dann aus zu einem lustigen Ringelrei an Ideen, wie man Deutschland wieder erträglich machen könnte. Die kommentierenden Leser tauschen da munter Städte und Regionen mit Nachbarländern gegen passendere Eckchen und Örtchen ein, entwerfen feine neue Fahnen und und und.
Gesundheitshinweis: Die vielen Anlässe zum lauten Lachen könnten Raucherlungen in Turbulenzen stürzen.
Poetikvorlesung mit Helmut Krausser
Erstellt von molosovsky um 22:39
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Woanders
(Eintrag No. 427; Woanders, Literatur, Pathos) — Eine der regelmäßigsten Stiche meines schlechten Gewissens, bzw. meiner selbstwahrgenommenen Unzulänglichkeit gründet darin, dass mir bisher noch viel zu wenig Einträge über Helmut Krausser gelungen sind. Immerhin ist er einer der wichtigsten lebenden Kreativen für mich.
Da freut es mich, nun »Die Sprachspielerin« gefunden zu haben. Sie berichtet nämlich über die Poetikvorlesungen von Krausser. Es geht um »Pathos und Präzision«.
Erster Teil vom 08. Nov. 2007:
Er feiert das Pathos nicht, aber er befürwortet es besonnen, möchte es wieder aufgenommen wissen ins Repertoire stilistischen Handwerkszeugs, gerne gepaart mit Ironie, verteidigt es gegen Kritiker, die nur noch Textökonomie unterstützen und Klarheit. Pathos sei eine Übertreibung und Verdeutlichung, eine Unterstreichung der Wichtigkeit, ein Schritt an die Kante, bewege manche Menschen, während es für andere nur schwer erträglich sei. Kinder und Jugendliche würden magisch vom Pathos angezogen, es scheine etwas natürliches zu sein, was den Menschen erst später ausgetrieben werde. Und schließlich: Kunst ohne Pathos sei unmenschlich und blutleer.
Zweiter Teil vom 09. Nov. 2007:
Ganz anders als
Alban Nikolai Herbst in seiner
Heidelberger Poetik-Vorlesung befürwortet Helmut Krausser eine Trennung zwischen U- und E-Literatur überhaupt nicht und meint sogar, die E-Literatur sei zumeist marginal, beleidigt, von sich selbst eingenommen und messianisch, obwohl sie ein Randdasein friste. Man solle doch lieber den Reichtum des Nebeneinander anerkennen und genießen. Krausser ist der Meinung, gute Literatur müsse es auch mit Harry Potter oder einem Computerspiel aufnehmen bzw. auch eine Dreizehnjährige ohne viel Leseerfahrung begeistern können.
Dritter Teil vom 06. Dez. 2007:
Kraussers Blick auf die Zukunft: eine neue Romantik, ein neuer Idealismus, ein Sturm-und-Drang des Inneren deute sich zumindest an (auch wenn eine neue Epoche sicher neue Benennungen hervorbrächte). Die Behauptung, nach Joyce könne man nicht mehr auktorial schreiben, stamme von Autoren, die weder auktorial nocht sonst wie schreiben könnten. Ein Autor könne niemals etwas für die Nachfolgenden einengen, die einfachste Definition von Kunst sei schließlich immer noch ‘Bereicherung der Welt, Erweiterung des Horizonts’, das stünde ganz im Gegensatz zu einer Einschränkung.