molochronik

Molochronik auf der Jury-Shortlist des Deutschen Phantastik Preises

(Eintrag No. 553; Alltag, Literatur, Phantastik, Bloggerei) – Da denkt ich mir heut nix schlimmes beim Heimkommen, aber …! —— Zuerst finde ich eine eMail eines treuen Molochronik-Lesers mit dem kryptischen Hinweis, dass mir seine Stimme sicher wäre beim Deutschen Phantastik Preis. »Wie denn, was denn?«, stutz ich, denn meinen Schwurbel-Essay »Abenteuer Phantastik« aus »Kritische Ausgabe« haben wahrscheinlich nur wenige Phantastikfreaks mitbekommen. Und mein langer Text über Matt Ruff inkl. Interview ist doch nu etwas zuuuu speziell. Oder meinte der treue Leser etwa schlicht das »Magira Jahrbuch 2008«, in dem mein Matt Ruff-Text drinne war? Egal. Die eMail war mir ein passender Stubs, meine diesjährige Stimme für den DPP abzugeben. Was sehen meine entzündenten Augen da?! Nicht nur, dass es (1) löblicherweise für minderbemittelte Kompensationsartisten wie meinereiner nun eine von kompetenter Jury zusammengetrudelte Vorschlags-Shortlist gibt, nein, mein Erstaunen wird in die Sphären der Spontanenthusiasmierung katapultiert, als ich mich (2) unter den Geshortlisteten für die Sparte »Beste Internet-Seite« wiederfinde.

Allein diese Erwähnung ist ja wohl schon der Ehre genug und nach dem wir Stimmenabgeber(innen) mit Kopfkratzen fertig sind, können wir nun ernst weitermachen. — Ich freu mich auch schon auf meine zu erwartende Außernseiterplatzierung. Und ich werde diese Nennung als Anlass nehmen, ganz bestimmt dieses Jahr zum Buchmesse-Con in Frankfurt zu kommen. — Jetzt schon mal ein fettes Danke an wer auch immer in der Shortlistjury (außer besagtem netten eMail-Schreiber) für mich gehebelt hat.

Hier nun meine eigene Stimmabgabe:

  • Bester deutscher Roman: Dietmar Dath für »Die Abschaffung der Arten«, weils mir trotz der Dinge, die ich daran bekrittle enorm gefallen hat.
  • Bestes deutschspariges Romandebüt: Eindeutige Favoritin ist bei mir Ju Honisch für ihr »Das Obsidianherz«. (Empfehlung von mir dazu im Sommer/Herbst erscheinenden »Magira Jahrbuch 2009«)
  • Bester internationaler Roman: Hat die Vorschlagsjury übersehen, und ich glaube, der ist Anfang 2008 erschienen bei uns: Mark Z. Danielewski für »Das Haus«. Weil solche Bücher nur alle paar Jahrzehnte geschaffen werden. (Empfehlung von mir dazu im … na Ihr wisst schon.)
  • Beste deutschsprachige Kurzgeschichte: Bin ich zu unwissend.
  • Beste Original-Antho/Kurzgeschichten-Sammlung: Ebenso.
  • Beste Serie: Ich meide Serien.
  • Bester Grafiker: Geb ich noch eine Stimme ab, wenn ich Zeit gefunden habe, mich mit den Werken der Kandidaten vertraut zu machen.
  • Bestes Sekundärwerk: Kenne ich zuwenig von der Konkurrenz, und da ich selber ja bei »Magira« mitmache, enthalte ich mich.
  • Bestes Hörbuch/Hörspiel: Ebenfalls Anfang 2008 erschienen aber nicht auf der Vorschlagsliste ist das zweistimmige Hörbuch zu »Bad Monkeys« (Hörbuch Verlag) nach dem Roman von Matt Ruff.
  • Beste Internet-Seite: Auch hier enthalte ich mich, da ich ein genannter Shortlistkandidat bin.

Mein sehnlichster Wunsch ist, dass Ju Honisch erfolgreich ist. »Das Obsidianherz« hat alle erdenkliche Anerkennung verdient.

Wenn die Suche nach DVDs enthüllt, dass man alt und ›spießig‹ wird

(Eintrag No. 552; Alltag, Filme) — Heimgekommen nach einem langen Arbeitstag entspanne ich mich bei der CD »Ludi Musici – The Spirit of Dance 1450-1650« mit den Enselmbles Hespèrion XXI, Le Concert des Nations und La Capella Reial de Catalunya, der Sängerin Montserrat Figueras alle unter der Leitung von Jordi Savall.

Da gabs doch mal so einen dollen Film, durch den ich diesen Jordi Savall und sein gutes Händchen für historische, alte Musik entdeckt habe. Ach ja, der hieß »Die Siebte Saite« (nebenbei: ein ganz doller tragisch-melancholischer Schachtfetzen über unglückliche Liebe). — Gibts nicht als deutsche oder englische DVD. Nur teuer teuer auf Frazösisch. Egal. Vielleicht hats ja diesen anderen französischen Kostümfilm, den von Patrice Lecombe, über einen Provinznaivling, der sich in die Intrigengesellschaft von Versailles begibt: »Ridicule«. Ebenfalls Fehlanzeige. Gibts zwar auf Deutsch, aber teuer teuer ungeheuer, fast 40 Euer. (Mal schaun, hmmm.) Aber was ist mit diesem sehr spannenden und umwerfenden Abenteuerfilm mit Juliette Binochette und Oliver Martinez?: »Der Hussar auf dem Dach«. Gibts auch nicht als deutsche oder englische DVD, also schon zweimal nicht die ungeschnittene, europäische Langfassung.

Ich stelle grollend fest: Diese Filmgemmen aus den 90gern wurden bisher sträflich übersehen bei allen DVD-Lizenzdealern. Ich komme mir alt und mißachtet vor. Gibt es wirklich kaum noch Leute, die sich für diese Filme interessieren würden? Sind die alle schon größtenteils weggestorben? Bin nun am Schmollen. Und am überlegen Französisch zu lernen.

Lebenszeichen & bescheidgeb wegen »Magira 2009 – Jahrbuch zur Fantasy«

(Eintrag No. 547; Alltag, Literatur, Musik) — Einige Freunde meiner chaotischen Schreiberei haben ja enttäuscht (zurecht) nen Flunsch gezogen, weil im letztjährigen »Magira« nur meine Matt Ruff-Werkschau nebst Interview zu finden war, und ich es nicht geschafft habe, meine aus den Jahren 2007 und 2006 gewohnte Sammelrezi fertigzustellen.

Fast hätte ich auch dieses Jahr wieder das Handtuch schmeißen müssen. Zu oft sind meine freien Tage weggeschmolzen, weil es auffe Arbeit drunter und drüber ging. — Aber Dank einer Verschiebung der Deadline wurde es doch noch etwas. Heute habe ich meine diesjährige Sammelrezi abgeschickt (fast 90.000 Zeichen zu 7 Büchern).

Was war sonst?

Ich habe einen Erste Hilfe-Kurs besucht. War hochinteressant. Nur beim Abschlusstest habe ich gnadenlos versagt. Immer zwei mussten vor die Tür treten, die anderen Kursteilnehmern haben sich dann einen Fall ausgedacht, der dann simuliert wurde. Bei meinem Kammeraden und mir hat gabs statt grober Schnittwunde oder Sonnenstich dann einen Patienten mit Herzattacke. Da gibts außer Kragen öffnen und gut zureden nicht viel zu tun. Und weil es eben nichts zum zupacken gab und der simulierende Kurskollege exzellent gespielt hat, verfiel ich vor lauter Schreck in Redestarre. — Trotzdem: hat Spaß gemacht und ich fühle mich nun um einiges besser vorbereitet, sollte mal einem Besucher der Kunsthalle Schirn etwas zustoßen.

Lesend habe ich »Drood« von Dan Simmons beendet (mein erster Simmons) und bin begeistert. Werde wohl bald auch seinen anderen historischen Roman aus der Viktorianischen Zeit, »The Terror« verköstigen.

Heute vormittag habe ich den Sloterdijk-Schinken »Du musst Dein Leben ändern« fertig gelesen. Sehr lohnende Lektüre für meinen Geschmack. Vor allem, wie Sloti diesmal die alles und nichts bedeuten könnende Rumpelkistebegriffe ›Kultur‹ und ›Religion‹ zurechterklärt, hat Eindruck bei mir gemacht.

Derzeitiger Lesestoff ist ein Kim Newman-Sammelband mit den drei Romanen »Anno Dracula«, »Der Rote Baron« und (endlich auf Deutsch!) »Dracula Cha-Cha-Cha«. Bei Heyne erschien das alles auf fast 1300 Seiten für schlappe 15 Euronen unter dem Titel »Die Vampire« (Fantasy-Völker-Verkaufsstrategie, ick hör Dir stampfen). Das Cover ist leider leider leider Schrott. — Aber ich bin hin und weg von Newmans Schreibe. Habe die ersten beiden Titel vor über 10 Jahren als Ersterscheinung des Haffmans Verlages schon gelesen und bin baff, wie gut mir Newman immer noch taugt, bzw. wie sehr er meinen Geschmack geprägt hat. Das ist einfach richtig gut gemachter, nichtflacher Trash (noch dazu gut übertragen von Thomas Mohr. Bin schon gespannt, wie Frank Böhmerts Übersetzung von »Dracula Cha-Cha-Cha« geworden ist).

Mukke: Obwohl der Kauf eigentlich eher meiner Fanship fürs Comic geschuldet ist, habe ich mir den »Watchmen«-Score von Tyler Bates angeschafft. Ist ganz nettes Geplänkel auf den Spuren des Achtzigerjahresounds a la Vangelis (»Blade Runner«) und Tangerine Dream, und bei weitem nicht so dolle wie der geniale Wagner/Orff-Metal-Orient-Mix von »300«.

So. Jetzt falle ich erstmal in Erholungsstarre.

Grenzübergang

(Eintrag No. 530; Alltag)— Habe mich von Andreas Jahresbilanz anregegen lassen für diesen Beitrag. Mal gucken, was 2009 kommt, hier auf jeden Fall, was für mich 2008 war:

Gut-Buch (Fiktion): • Thomas Pynchon: »Gegen den Tag«; super kunterbunte Maximalphantastik mit Luftschiffen und einem historisch verbürgten Meteoriteneinschlag. • Neal Stephenson: »Anatham«; philosophische Science Fiction mit Mönchen die sich den Kopf über quantenmechanische Möglichkeitsräume zerbrechen. • Annie E. Proulx: »Mitten in Amerika«; realistischer Heimatroman aus dem Panhandle-Gebiet. • Max Brooks: »World War Z.«; originelle Verwurstung des Zombie-Genres als Globalisierungs-›Dokumentation‹.

Gut-Buch (Sach): • Dietmar Dath: »Maschinenwinter«; macht Laune, den Maschinenpark als Garten zu sehen, den wir besser pflegen und hegen sollten. • Naomi Klein: »Die Schock-Strategie«; spannend wie ein Krimi, Hat mir aber die Zornesadern bedenklich anschwellen lassen. • Douglas R. Hofstadter: »Ich bin eine seltsame Schleife«; berührend, spannend und anregend.

Gut-Buch (Comic): • Brian Wood (Text) & Riccardo Burchielli (Zeichnungen): »DMZ« (US-Trade Band 1-5); Alternativwelt in der New York ein leidgebeuteltes Konfliktgebiet eines neuen amerikanischen Bürgerkriegs ist. • Tardi (Zeichnungen) & Vautrin (Szenario): »Die Macht des Volkes« (4 Alben); wild und ungestüm, wie hier die Figuren durch die Revolutionswirren taumeln. • Alan Moore (Text) & Kevin O’Neill (Zeichnungen): »The League of Extraodinary Gentlemen: The Black Dossier« (US-Trade); gandios, was diesmal wieder alles in Form frecher Homagen aufeinandertrifft. Hoher Erotik-Anteil!

Gut-Mukke (neu) • Red Hot Chili Peppers: »Stadium Arcadium« • Metallica: »Death Magnetic« • Aimee Mann: »#%&*! Smilers«

Gut-Mukke (alt) • Bernstein & die Wiener: »Beethoven Symphonien« (Aufnahme aus den Achtzigern. Neuanschaffung) • Orpheus Chamber Orchestra: »Elgar, Vaughn-Williams, Britten« (Neuanschaffung) • Melos Quartett: »Beethoven Mittlere Streichquartette«

Gut-Film»Speed Racer«»The Assassination of Jesse James…«»No Country for Old Men«»Lost« (Staffel 1-3)

Beste Momente • Wiedersehen mit altem Freund der aus Wien zu Besuch nach Frankfurt kam. • Mit meiner Schwester (die zu Besuch in Frankfurt war) im Palmengarten gewesen. • Matt Ruff kennengelernt und interviewt (siehe »Magira 2008«).

Surrealster Moment • Mit jemanden, der gerade eine Angstattacke inkl. Teufelsvisionen hatte, gebetet (ich bin Atheist!).

Schlimmster Moment • Anruf meiner Partnerin, nachdem sie einen Leitplankenunfall mit ihrem Auto hatte (nix passiert — puuuuh). • Meine Sammel-Rezi für »Magira 2008« absagen müssen.

Weitere Aussichten • Viel Arbeit (Brotjob). • Wenig Freizeit (wenig Musenjob). • Dafür endlich wieder Kohle (wird wohl in Technikspielzeug wie Draw Pad, oder gutes Mirko oder einen Urlaub in London umgesetzt).

Vorsätze • Die überschaubaren Schulden bald begleichen. • Mit der Digikammera anfreunden. • Weniger daddeln. • Disziplinierter schreiben. • Bahn-Card auch nutzen und Familie & Freund in der Ferne besuchen • Gesünder leben (mehr Bewegung, weniger Fast Food und so).

Jetzt auch Spiele-Rezis. Premiere mit »The Simpsons«.

{Eintrag No. 527} — Nicht nur der Umstand, dass seit Mitte Mai meine Hartz-Vierling-Existenz ein Ende fand, und ich nun einem Vollzeitjob mit an die 200 bis 230 Stunden im Monat nachgehe, sorgte und sorgt dafür, dass die Frequenz meiner Blogeinträge im letzten Halbjahr beschämend ausdünnte, nein, ich leichtsinniger Mensch bin zudem vor einigen Monaten auch auf einen dollen MobTel-Bundle-Deal eingegangen und habe mir somit für schlappe 20 Euro eine Playsie 3 leisten können.

Als Auftakt hatte ich mir im Mai für ein paar Tage aus der DVDiothek das »The Simpsons«-Spiel ausgeliehen. Ich liebe ja die Serie, fand auch den Film wunderbar und da kam mir das Spiel gerade recht. Es war eine große Gaudi, durch Springfield zu stromern, und sich von dort aus auf den verschachtelten Meta-Story-Witz der Spielehandlung einzulassen. Großartig schon das Tutoria: Homer hechelt im Süßigkeitenland dem weißen Schokohasen hinterher. Es folgen einige einfachere Aufgaben im normalen Springfield (beispielsweise das Museum vor nächtlichen Unholden beschützen, oder das Aufdecken korrupter Machaleukes des Bürgermeisters). Dann bedrohen die bekannten, geliebten bösen Außerirdischen die Stadt und also gilt es z.B. mutierten Delphinen und Haien entgegenzutreten. Doch wie sich helfen gegen die extraterristische Übermacht? HaHa!, gut dass Bart ein wundersames Lösungsbuch zum »The Simpsons«-Spiel gefunden hat, womit sich der Weg in andere Dimensionen öffnet um dort den tüftelmächtigen Professor beizuholen. Unterwegs in der Spieleentwicklerwelt-Matrix befreit man den vom Donkey Kong-Affen entführten verrückten Wissenschaftler, erledigt Quest-Aufgaben in vier schrillen Parodie-Leveln (Zwoter Weltkrieg, McTolkien-Fantasy, Gängsteräktschn und Japan-Pop), dringt vor bis zum von Rechtsanwälten verteidigten Prunkanwesen des Schöpfers Matt Groening höchstselbst, der sich, als man ihn stellt, rausredet und auf DEN Schöpfer verweist, also GOtt nochhöherselbst, den es im finalen Tanzbewerb auszudribbeln gilt.

Originell fand ich, das man mehr machen kann als nur simple Spring-, Renn- und Baller-Herausforderungen zu meistern. Man zieht immer meistens mit zweien aus der Simpson-Familie in ein Abenteuer und alle haben sie ihre ganz eigenentümlichen Heldenfähigkeiten. Ich jauchzte über den Fettball-Homer, der (fast) alles zertrümmern, weite Sprünge und ballonartig schweben kann; genoß es als cooler Bartman mit Umhang und Enterhaken herumzuturnen; verwirrte mit Lust Dank Lisas chaotischem Sax-Gedröhn die Gegner und arrangierte mit ihrer mächtigen Buddah-Hand die Landschaft zu meinen Gunsten; lediglich Marges Empörungs-Mob rekrutierende Flüstertüte und die Möglichkeit mit Baby Maggie in engen Schächten herumzukrabbeln um wichtige Schalter zu drücken fand ich etwas fad.

Wer sich durch die Levels der Story gespielt hat, kann seine Zeit damit vertändeln und die je zum Simpsons-Charakter passenden Sammelobjekte auf der großen Springfield-Karte zusammensuchen. Mir aber war das dann doch zu fizzelig.

Beeindruckt hat mich, wie vorbildlich flüssig-locker sich das Spiel durchdaddeln ließ. Der Detail- und Einfallsreichtum, mit denen das Spiel gestaltet ist, haben mich begeistert: angefangen von den vielen Soundbites der Figuren, über die gewitzten Gastauftritte bekannter Nebenfiguren aus der Serie (wenn z.B. der dicke Comic-Typ erscheint um Spiele-Klischees auszudeuten), bis hin zur gelungenen Grafik, Levelgestaltung und den vielen punktgenauen hämischen Parodien auf bekannte Klassiker der Bildschirmkultur.

Fazit: ein feiner Auftakt für meine PS3. Leider nur geliehen.

Sechs Jahre

(Eintrag No. 522; Alltag, Wartung) — Für alle, die sich für zyklische Wiederkehr interessieren. Am 16. August 2002 erschien der erste Molochronik-Eintrag.

»Achtung! Sicherheitshinweis: Lassen Sie Ihr Gepäck nicht unbeaufsichtigt explodieren!«

(Eintrag No. 515; Alltag, Hinweise) — Endlich mal eine Zwischendurchvermeldung, um es nicht so weit kommen zu lassen, dass hier einen Monat am Stück gaar nix geschieht.

Was ist los? Habe ich den Bloggerblues? — Nein. Aber seit Mitte Mai habe ich nun endlich wieder einen richtigen Vollzeitjob. Derart ›voll‹ sogar, dass ich zu kaum was mehr komme, vor lauter 12- bis 15-Stundenschicht-Tagen, Wäschewaschen, Haushaltspflichten und der ein oder anderen Runde »GTA-IV«-Multiplayer-Rennen. Meine Partnerin witzelt, dass meine Bubu-Rate enorm gestiegen ist und ja, ich penne früh am Abend beim »Heroes«- oder EM-Gucken ein und lasse mir alles hinterher erzählen (bzw. gucke dann als Frühestaufsteher die Serienfolgen am Morgen zum Frühstück). — Aber: Im Verschlingen großer Mengen Zitroneneis, bzw. Wegschlürfen von Bionade und Edelkaffe aber bin ich noch so gut wie immer, wenn nicht sogar noch besser (da ich mir ja nun mehr Eis leisten kann).

Freilich kam ich auch zum Lesen und Filmegucken und eigentlich, ja eigentlich, sollte ich noch eine Sammelrezi für das kommende »Magira« fertigmachen, und meine Empfehlungs-Reihen zur »Bibliothek von Babel« und zu »The Sandman« harren des Fortgesetztwerdens, bzw. könnte für »LiteraturWelt« und eben die »MoloChronik« mal kurz meine Meinung zu solchen jüngst fertiggelesenen Lektüren wie

  • Daths »Maschinenwinter« (lustig)
  • Proulx »Mitten in Amerika« (meisterhaft)
  • Borges »Das Handwerk des Dichters« (kompakt)
  • Armstrongs »Kurze Geschichte des Mythos« (Schmuh!)

usw. liefern. — Ach ja: ein Bericht über das vor zwei Wochen stattgefunden habende Vorbereitungs-Symposium zur im Februar 2009 kommenden Ausstellung »Darwin oder die Suche nach den Ursprüngen« der Schirn Kunsthalle Frankfurt steht auch noch aus! Und Illus für meine »AtD«-Gewinner wollt ich zeichnen und und und.

Wie gesagt: ich komme derzeit nicht nach.

Jetzt geh ich erstmal Socken und Co zusammenkratzen und eine Wäschetrommel füllen. Mal schauen, ob ich heute dann nach dem Altpapier- und sonstigen Müll-Entsorgen noch eines der eben angesprochenen Projekterln abschließen kann.

(P.S.: Die Überschrift zu diesem Eintrag ist ein für Mitarbeiter des Sicherheits- & Wachdienstgewerbes typischer und mir mittlerweise innig ans Herz gewachsener Kalauer, den ich von meinem Vorgesetzten D. habe.)

Urobos-Paradox

(Eintrag No. 466; Alltag, Gedankenwälzerei) — Urobos, die sich selbst verschlingende Weltenschlange. Zugleich leidet sie/er/es an unersättlicher Fresslust, erfreut sich dadurch aber eines steten Nachwachstums und nicht zuletzt scheißt sich dieses autophagische Kosmosreptil dauernd selbst in’s Maul. — Was lernen wir daraus? Großmythologischen Viechern sind menschliche Geschmacksgrenzen herzlich schnurz. Aber eine schöne Metapher für den Wandel in der Vergänglichkeit ist der Urobos dennoch.

(Typische) Zeitungsüberdosis

(Eintrag No. 463; Alltag, Nicht viel los auf der Arbeit) — War heute fast 5 Stunden am Stück dazu angehalten, einfach nur herumzusitzen, ab und zu vor die Tür zu gehen um mir auf eher engem Raum die Beine zu vertreten und frische Luft zu schnappen, und konnte ansonsten die heutige »Le Monde Diplomatique« am Stück weglesen.

Hier, was ich unterstrichen und eingekastelt habe (ich habe nicht in allen Artikeln rumgekritzelt), damit man sich einen Eindruck machen kann, welche Diskursfetzen mir jetzt durch die Birne schwirren.

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Goldpreis / 2001 / Platzen der New-Economy-Blase / »Ökonomie der Steine« / 2005 den Leitzins / Kettenreaktion / 3 Millionen US-Haushalten / 200 Milliarden Dollar / faulen Schuldtitel / spekulative Finanzierungsfonds / Banken in der Welt abstreuten / Epidemie / riesige Verluste / Abschreibungen / Und mehrere gefährdete Institute mussten neues Kapital von »souveränen Fonds« (goverment-owned investment fonds) akzeptieren, die von Schwellenländern und Ölmonarchien kontrolliert werden. / Finanzökonomie / Realwirtschaft / anhaltende Krise / asiatischen Ökonomien … USA abzulösen / Potsdam blühen die Privatschulen mit Limousinenservice / Herkunftsstolz / Mächten der Bejahung / Krause Kritiker / »Hey, ihr da in der weißen Mitte, macht Babys!« / Schutzmacht des Justemilieu / Resttugenden … kommunale Sozialismus … soziale Wohnungsbau … Fusion von christlicher Soziallehre und halbiertem Sozialismus / Gegensätzen / »Wir haben gewählt, aber hatten wir die Wahl?« / {Fraktion A} nationalkapitalistische Mobilmachung für die Weltmarktschlachten … {Fraktion B} Lebensinteressen der Bürger an Umwelt … Sicherheit … Frieden / Globalisierungs -verweigerern … -gestaltern / Marktstaat / Kirche bleibt im Dorf, alles andere steht zur Disposition / Polarisierung / Kommunismuslabel / »… Wenn Ypsilanti über Ypsilantis Welt spricht, ist es ein wenig so, als sprächen die Hobbits im ›Herrn der Ringe‹ von Auenland.« / Träumerin / Wohlfühlruck / Postdemokratie / zwei verschiedene Wege … großen Akteuren kontrolliert … Blick auf die solare Revolution / Volksentscheid in Hessen für eine Vermögenssteuer zur Finanzierung einer wirklichen Bildungsreform / »Wenn in der Savanne zwei Elefanten miteinander kämpfen, leidet nur das Gras.« / Fantasie / Islamisierung … strategischen Faktor … nationalistischen … ethnischen … tribalistischen / Trauma {1} Scheitern … 1918 … Projekts … arabisches Königreich / Trauma {2} Schaffung Staates Israel / Trauma {3} Verschiebung … Gleichgewichts zwischen Schiiten und Sunniten / Frage der politischen Legitimität / açabiyya oder Solidaritätsgruppe / ausgehöhlt von inneren Spannungen / Geschichtslast / Fantasiegebilde eines »islamistischen Internationale« / Überall neigen die staatliche Logik und die populäre Demagogie zur Ausgrenzung des anderen, mag er auch Muslim sein / Brautpreise / »der Weg nach Jerusalem geht durch Kerbala« / Panisalmismus / Salafismus / Gefühl lokaler Zugehörigkeit / Gefühl supranationaler panarabischer Identität / Nachkriegszeiten / In einer solchen Konstellation flüchtet sich die Identität häufig in eine kulturelle Fantasiewelt / Stämme zur Welt hin offen / Drogenhandel … Schmuggel … Arbeitsmigration / Belutschen / passt nicht zu vorherrschenden Klischees / »Haben Sie ein Kind … Moslems pflanzen sich unentwegt fort« / Irakkrieg … »ein toller Erfolg« / simple Regeln / »Kanadier gegen Selbstmordattentäter« / »Wenn es soweit ist, werden wir die Franzosen nicht noch einmal raushauen.« / Gott für die ›Fox News‹ zu danken / neuen Vietnamkrieg / liberalen Weicheier / Partei der Gewinner … Partei der Verlierer / sind wir hervorragend im Töten von Feinden / ewigen, von oben offenbarten Gewissheiten / Hass auf den gottlosen Kommunismus / Kinder zu Serienkillern herangewachsen / Vierten Weltkrieg / tausend Meilen langen Zaun / Feminismus / Auslieferung Rumsfelds / Vorstellung, dass Europa übernommen wird / europäischen Rassen … Weißen / Antiamerikanismus … Zangenangriff … dekadent seien … nicht dekadent genug sind / raubkopierte … Mixtapes … Kompilationen … Mischungen … improvisatorischen Elemente … originären Beiträge / finanzielle Flaute der Musikindustrie / ganz persönliche »Juwelen« / kreative Bastion / Straßenzeitung / kostenlose Werbung / wie jemand bei den Leuten ankommt / Gesteht eine alteingesessene Branche damit nicht ihr Versagen ein … hartnäckigen Verachtung gegenüber diesen informellen Markt … nicht gelungen ist, auf den fahrenden Zug aufzuspringen / können sehr gut ohne die Plattenfirmen leben / Sündenböcke / alles monopolisieren / zum Teufel scheren.

Ich hab ‘ne Band!

(Naja, zumindest ein Albumcover)

(Eintrag No. 444; Alltag, Kurzweil) — Lustige Spielerei, über »Wos waas a Fremda?« gefunden, der’s von Freund »Cynx« hat und viele andere haben sich den Spaß auch gegönnt.

Man klicke …

  1. … hier für einen Zufalls-Wikiartikel (engl.) und nehme von dort die Wörter der ersten Überschrift der Eintragsstruktur. In meinem Fall von der Seite ›Sony CISC‹, wobei ich nur die ersten beiden Worte ausschnitt. — Ergibt den Gruppennamen.
  2. … hier für ein Zufalls-Zitat (engl.) und nehme die letzten vier Worte des letzten Zitats. In meinem Fall Seeing ourselves as others see us would probably confirm our worst suspicions about them, einem Ausspruch des amerikanischen Journalisten Franklin Pierce Adams. — Ergibt den Albumnamen.
  3. … und hier für ein Zufalls-Flickrbild, in meinem Falle diese ›Bubba Bubbles‹. — Liefert das Albumcover.

Dann schütte man das alles in ein Bildbearbeitungsprogramm, rühre und pfusche solange mit konzentriert herausspitzelnder Zunge herum, bis ein CD/Plattencover rauskommt bei.

Voila! — Meine erste Platte meiner ersten ›Freestyle Impro Postpunk Progrock Schublattl Accapella‹-Band.

Für die Font-Freaks: Ich habe ›Kaiserzeit Gotisch‹, ›Distro Distrob‹ und ›Music Hall‹ verwendet.

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