molochronik

Molos Wochenrückblick No. 17

Eintrag No. 648 — Habe arbeitsreiche Tage hinter mir, mit »Museumsuferfest« und letztem Tag der Ausstellung »Zelluloid«.

Freude: Am Samstag ist der Samuel Pepys für Andrea eingetroffen. Große Freude allseits. Hier zu einem Bild, von Andreas unausgepackten Pepys; hier zu einem Bild mit dem ausgepackten Pepys von Herrn Damaschke; und hier zu Pepys bei seinem Verlag Haffmans-Tollkemit inkl. feinen Radio-Sendungen (Feature vom WDR und Interview mit Gerd Haffmans vom HR2).

Musik: In einer Nostalgie-Anwandlung habe ich mir den Soundtrack von »The Hallelujah Trail« (auf Deutsch bekannt als »Vierzig Wagen Westwärts«) beim ›Musikladen‹ bestellt; — mir bei iTunes die ebenfalls von Elmer Bernstein komponierten »Main Title« von »The Great Escape« (= »Gesprengte Ketten«) runtergeladen; — sowie die (für mich) drei wichtigsten Stücke von Bernard Herrmann für Hitchcock: »North by Northwest – Main Title« (= »Der Unsichtbare Dritte«), »A Portrait of Hitch« (= Suite zu »Immer Ärger mit Harry«) und natürlich die Suite zu »Psycho«.

Für das neue Album »Bring mich nach Hause« von »Wir sind Helden« erst ein Mal Zeit gehabt. Kann grob sagen, dass ich mit diesem Album nicht so gut zurecht komme wie mit den drei Vorgängern. Einige Songs finde ich sogar richtiggehend nervig (»Meine Freundin war im Koma…«, Klavier klingt zudem verdächtigt nach »Mad World«). Am besten gefällt mir derweil »Kreise». — Naja, ich verenge mich musikalisch immer mehr. Pop hat es in den letzten Monaten/Jahren immer schwerer bei mir. Kann sein, dass ich in 5 Jahren nur noch Bach oder Savall höre.

NETZFUNDE

  • Andreas längere »Reiseberichte«-Einträge wurden deutlich seltener, seit sie für die F.A.Z. arbeitet. Aber hier ist wieder eine von den prächtigen Gemmen, einer jener Einträge, die für den guten Ruf von Frau Diener als einer der besten Bloggerinnen sorgen: der böse könig mit dem muni, über das Schweizer Schwinger-Fest in Frauenfeld.
  • Kolibris gehören zu meinen Lieblingstieren und so freute ich mich über den Hinweis von ›mentalfloss‹ zu einer Doku über diese Superhelden der Natur zu stolpern. Um genau zu sein, ist das ein kurzer Bericht der Naturfilmerin Ann Prum über die eigentliche Doku, die man bei PBS als Stream gucken kann: Hummingsbirds: Magic in the Air (leider in Deutschland gesperrt, aber vielleicht weiß ja der ein oder andere Molochronik-Leser, wie man diese Sperren umgeht und hat dann seine Freude an der Doku).
  • Vorletzte Woche habe die »Inception«-Besprechung von Peter Brinkemper aus »Glanz & Elend« empfohlen. Mittlerweile habe ich noch einige ältere Beiträge von Brinkemper gefunden, die sich auch unbedingt lohnen:
  • Lustige Zusammenstellung zur Kniffelei, das Science Fiction-Genre zu definieren, liefert Charlie Jane Anders für »io9«: How many definitions of science fiction are there? — Die Kommentare sind lustig.

(Deutschsprachige) PHANTASTIK-FUNDE

  • Ganz vergessen hier zu verlinken! Oliver Kotowskis Phantastische Weltreise ging ja weiter. Hier also der vierte Zwischenstopp: Asien und Ozeanien, mit Empfehlungen zu Büchern von Mo Yan, Amitav Ghosh, Xiaolu Guo, Hwang Sok-yong, Haruki Murakami und Rosie Scott.
  • Auch wenn ich selbst nix mit Steven Eriksons großem Fantasy-Epos »Malazan Book of the Fallan« anfagen konnte (und nach ca. 200 Seiten den ersten Band weggelegt habe), finde ich Olivers Vorhaben großartig, seine Lektüre der über 10.000 Seiten in einem eigenen Blog, dem Malazan-Tagebuch zu protokollieren. — Ach ja: Ich selber verschenke Band 1 und 5!

ZUCKERL

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Molos Wochenrückblick No. 16

Eintrag No. 646 — War diese Woche meistens in der Minderheit … zumindest, als ich wieder mal bei »Wer ist Dir lieber?« vorbeigeschaut habe um abzustimmen. — Butter oder Margarine?: die Mehrheit mag Butter, aber ich nicht. — Caesar oder Cleopatra?: die Mehrheit mag Cleopatra, aber ich nicht. — Lady Gaga oder Madonna?: die Mehrheit mag Madonna, aber ich nicht. — Lediglich bei den Abstimmungen zu Vollmond oder Neumond, sowie Fox Moulder oder Dana Scully gehörte ich zur Mehrheit: Vollmond und Moulder. (Bei den anderen Abstimmungen war ich unentschlossen oder kannte die entsprechenden Kandidaten gar nicht.).

Lektüre: Derzeit ein etwas planloses Lesen verschiedener Sachen. Kapitelweise oder abschnittwiese wechsle ich zwischen Peter Watsons »The German Genius« und dem ersten Roman einer Quatro, seinem, wie der Autor selbst meint, bedeutendstem Werk. Ich bin sehr zerquält. Nach mehr als der Hälfte von Band 1 zweifle ich wirklich an dem Verstand entweder meiner selbst, oder eben all derer, die diesen Autor und sein Werk so hoch einschätzen.

Desweiteren lese ich zur Erholung querbeet in Mark Twains Spätwerk herum. Vor allem »Der Geheimnisvolle Fremde« (hier zur Originalfassung bei ›Project Gutenberg‹: »The Mysterious Stranger«), nach dem Tod von Twain 1916 erstmals erschienen, hat es mir angetan. Diese Wenig bekannte Fantasy-Geschichte spielt 1590 in einem österreichischen Kaff, und der jugendliche Erzähler Theodor erzählt, wie er und seine Kumpels Nikolaus und Seppi von einem Engel namens Satan besucht werden (einem Neffen des Gestürzten). — Und dann bin ich bei »The Walking Dead« mittlerweile auf Seite 800 von 1088. Ich wähne ein Muster zu erkennen, das mir nicht so ganz schmeckt. Trotzdem: ein großartiges Comic. Hier zu Heft 1 umsonst (auf Englisch).

Link-Dank: Marcus Mielke hat für sein Empfehlungs-Blog »365 Tage im Netz« die Molochronik für seinen dritten Eintrag erkoren!

NETZFUNDE

(Deutschsprachige) PHANTASTIK-FUNDE

  • Thomas Neumann rezensiert Douglas Coupland: »Generation A« für ›Literaturkritk.de‹. Das ist wieder so ein Symptom, das mich beunruhigt. Ein SF-Roman wie der von Coupland wird in der SF-Szene selbst eher übersehen. Ich kann »Generation A« nur empfehlen. Zugleich sehr komisch, berührend und philosophisch. Hier die Seite zur deutschen Ausgabe bei Klett-Cotta; dort gibt es auch eine Leseprobe der ersten 25 Seiten. Die Figuren des Buches erzählen sich ab der Hälfte gegenseitig spontan ausgedachte Geschichten. Hier ist eine davon als Motion-Comic: »The Short & Brutal Life of the Channel 3 News Team«.
  • Noch mal Klett-Cotta: Die ersten beiden Bände der neuen Ausgabe von Mervyn Peaks »Gormenghast«-Büchern sind nun erschienen und auch hier bietet Klett-Cotta Leseproben im Netz an, und Interessierte sollten die Vorwörter von Kay Meier (für Band 1: »Der junge Titus«) und Tad Williams (für Band 2: »Im Schloss«) lesen. Vor allem Meiers Einleitung gefällt mir sehr, Williams ist mir etwas zu reisserisch und spoilert mir zu viel von der Handlung (doch seine ehrliche Begeisterung ist trotzdem ansteckend).
  • Fra Anubis von »Lake Hermanstadt« hat mit Dunkle Pilze einen großartigen Blog-Eintrag über die Bande zwischen moderner Phantastik und durchgeknallten Ideologien geschrieben.
  • Hat im strengen Sinne nix mit Phantastik zu tun: langer Auszug aus dem Buch »Literatur und Lust. Glück und Unglück beim Lesen« von Thomas Anz. Dennoch auch für Phantastik-Genreleser interessant.
Zur Erinnerung: Hinweise auf bemerkenswerte deutschsprachige Internet-Beiträge zum Thema Phantastik (in allen ihren U- & E-Spielarten) bitte per eMail an …

molosovsky {ät} yahoo {punkt} de

… schicken. — Willkommen sind vor allem Hinweise zu Texten, die wenig beachtete Phantastikwerke behandeln (also Einzelwerke statt Seriensachen), oder über Autoren, Theorie und Traditionsentwicklungen berichten.

ZUCKERL

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Thomas Mann (die Zweite)

Eintrag No 642 — Beim ersten Mal (Euer Mann. Der Schmerz. Mein Wunsch. vom 12. August 2005) war die Zeichnung noch selbstmotiviert, Teil eines Galle spruckendem Abreg-Rituals.

Nun, im Auftrag für ein im Werden befindliches Buchbprojekt (Ergänz 13. November 2010: Zur Buchseite von Simon Spiegels »Theoretisch phantastisch. Eine Einführung in Tzvetan Todorovs Theorie der phantastischen Literatur«), mit mehr Respekt hier bitte schön, meine Damen & Herren, der einzige, der unvergleichlliche, DER Mann!

Thomas Mann

Wieder mal Niebelschütz: »Der Dachs von Ghissi« (= »Die Kinder der Finsternis«)

Eintrag No. 636 — Letzte Woche trudelte Post aus England ein. Wolf von Niebelschütz: »The Badger of Ghissi«, erschienen bei Unwin Unicorn 1985 (Nachdruck der englischen Erstausgabe von 1963). Befremdend und doch gleich vertraut für mich, dass dieser wunderbare deutsche Roman aus dem Jahre 1959, der bei uns DauerGeheimtipstatus hat, von den englischen Verlagsleuten unumwunden als ›Fiction/Fantasy‹ eingestuft wird. — Sehr schade, dass nur der halbe Roman übertragen wurde. Geht nur bis Ende Kapitel 21 von 39. — Und schräcklich ist das Umschlagsbild von einem gewissen Kevin Tweddell.

Der Übersetzer Barrows Mussey hat, soweit ich das beurteilen kann, eine erstaunliche Arbeit abgeliefert. Hier als Kostprobe der mittlerweile ja fast schon ›berühmte‹ erste (Ab)Satz:

A bishop had been lying dead down in a rock wash of the Cedar Mountains for five hours under teeming cloudbursts. The wash had crumbled away under him and his wagon and his mules and his beloved, away under him, down on top of him, as if earth were flinging him into the maw of hell — all this just before nightfall.

Auf Deutsch nachzulesen z.B. beim Herrn Damaschke.

Als Zuckerl hier die einzige mir bekannte farbige Karte der ›mythischen‹ Provinz Kelgurien, die der tatsächlichen Provence nachempfunden ist, enthalten als beigelegtes Blatt in meiner gebundenen Ausgabe des Eugen Diederichs Verlags (Auflage 7. bis 11. Tausend; — Auf der Rückseite ist der Familienspiegel, ebenfalls mit farblichen Hervorhebungen). Leider geben alle späteren Auflagen, die ich kenne (also die Verlage DTV, Haffmans, Kain & Aber), diese Karte nur schwarz-weiß wieder.

Klick auf die Karte öffnet Fenster mit größerer Ansicht.

Fast in der Mitte der Karte liegt Ghissi, Herkunftsort der Hauptfigur Barral, der als Achtjähriger (geboren 1001) als einziger einen Sarazenenüberfall überlebt, dabei seinen ersten Gegner erschlägt, flüchtet, Jahre später als ca. 14-jähriger Schäfer zurückkehrt und dabei auf besagten hinabgemalmten Karren eines toten Bischofs und dessen verängstigter Liebesgespielin trifft.

Nahe Ghissi liegt der nächste größere Ort Ortaffa und es hat mich schier umgestrahlt, als ich bei Wikipedia ein Panoramabild des Ortes gefunden habe, der für Niebelschütz das Vorbild für Ortaffa: Les Baux. — Das ist wirklich eine feine Landschaft für einen satten Fantasy-/Mittelalterstoff! (Und liegt gar nicht in Neuseeland, na sowas!)

Siehe auch den Link-Service im Wochenrückblick No. 11.

Molos Wochenrückblick No. 11 (mit Link-Service zu Wolf von Niebelschütz)

Eintrag No. 635Appell: Weiland das BKA (übertrieben gesagt) mit der ›tollen‹ Idee aufwartet, dass man nur noch nach Abgabe von Stuhl-, Blut- und Speichelprobe am Internet teilnehmen darf, wird Deutschland für dafür gerügt, dass Polizeigewalt zu einem Problem geworden ist. Da hielt ich es für eine gute Idee mich an der virtuellen Demo von Amnesty International zu beteiligen, die mehr Verantwortung bei der Polizei verlangt.. Ich finde alle vier möglichen Forderungen, für die man unterzeichnen kann sinnvoll:

  1. Kennzeichnungspflicht jedes Polizisten;
  2. Vorgänge in Polizeigewahrsam aufzeichnen;
  3. Mehr Menschenrechtsbildung für Polizisten; und
  4. unabgängige Untersuchung von Polizeiübergriffen.

Lektüre: Abwechselnd (zwischendurch) »The Walking Dead« und (hauptsächlich) »Die Kinder der Finsternis«.

SPEZIAL: KLEINE NIEBELSCHÜTZ-RUNDSCHAU

  • Pascal Cames am 15. April für die »Fränkischen Nachrichten« über »Kinder der Finsternis«: Saftige Handlung, glänzende Literatur.
  • Jutta Ladwig für »Literaturkritik« über »Kinder der Finsternis«: Eine Mär aus alter Zeit.
  • Famos, dass man eine zeitgenössische, also jetzt genauer, zeitgeschichtliche Rezension im »Spiegel«-Archiv nachlesen kann (auch wenn leider nicht nachzuvollziehen ist, wer die Rezi verfasst hat, weil damals der »Spiegel« ja noch größtenteils ohne Autorenangaben erschien): Nur für Aristocraten mit c, aus dem »Spiegel« Nr. 31 von 1949 über »Der Blaue Kammerherr«.
  • Und zum Schluss die Dumpfbacke (genauer: der Dumpfback) der Runde: Tobias Schwarz (schreibt so Berlinromane … ja mei) findet die ewige Wiederentdeckung von Niebelschütz voll für die Füsse: Literarisch aus der Zeit gefallen, und es schmerzt mich, dass diese stumpfsinnige Meinung von der TAZ gedruckt wurde.
  • Eil-Ergänzung: Molochonik-Leser Marengo meldet im Kommentar zu dieser Wochenrundaschu, dass er (wie ich finde: ausführlicher, lesenwert & klug, und deshalb hier ergänzt) die jüngsten Artikel zu Niebelschütz kommentiert hat: Der Blätterwald über den Außenseiter.
  • Ausführliche Rezi bei »rihla« zu »Der Blaue Kammerherr«.
  • Stino empfielt bei »dooyoo«»Die Kinder der Finsternis«.
  • Zweimal »Literaturschock«-Forum: Twillights hat für beide Romane je einen Thread eröffnet und bietet in den Eröffnungsbeiträgen Rezensionen zu »Die Kinder der Finsternis« und »Der Blaue Kammerherr«.
  • Sehr lustig finde ich die Diskussion zu »Die Kinder der Finsternis« bei google-groups. Ich stimme denen freilich zu, die den Roman als gelungenen Fantasy-, bzw. anspruchsvolleren historischen Roman empfehlen, und beeumel mich freilich, dass es natürlich Leser gibt, die meinen, dass der Roman ja gar keine Fantasy ist (wenn man auf Verlagsangaben Wert legt: sieht der Verlag der englischen Ausgabe — Unwin, bei dem ja auch Tolkien erscheint — anders, wie hier berichtet, hihi).

NETZFUNDE

  • Neuer Dauerlink: Schön langsam hat der Jongleur Luke Burrage mich überzeugt, denn zugegeben: seine Stimme klingt ziemlich nervig, er babbelt zu schnell um als freundlich gelten zu können, und bisweilen geht es recht wirr zu, wenn er mit seinen Notizen durcheinanderkommt. Trotzdem bin ich zum Stammhörer des Science Fiction Book Review Podcast geworden, denn mir taugen Lukes Meinungen und Herleitungen derselben. Wunderbar, wie er z.B. die Fantasy-Hypetitel »Name des Windes« und »Game of Thrones« als Durchschnittsware abkanzelt.
  • Eine willkommene Lektion in Beschönigungszauber bietet Klaus Jarchow in seinem »Stilstand«-Blog, wenn er zeigt, wie das Wörtchen ›Machtergreifung‹ bei Texten über Adi und die Nazis dazu dient, die geschichtlichen Zusammenhänge und Umstände schönzufärbeln: Wortlügen.
  • Ich gehe ja davon aus, dass in dem Infowar, in dem wir ja leben, es unter anderem beim Kampf um die besten Köpfe darum geht, wie verschiedene Sprachen miteinander kämpfen. In der Welt des Internets war der letzte Rundfunkstaatsvertrag ein voller Erfolg für die Gegner des Deutschen, eine erfolgreiche Verkrüppelung des Bildungs- und Informationsauftrages der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. — Warum? — Stefan Niggemeier macht es in seinem Bericht Die Leere hinter dem Link vom 19. Juli deutlich. Da werden massenhaft Mannstunden (und also Rundfunkgebühren) dafür verschwendet, mit irrem bürokratischen Aufwand dafür zu sorgen, dass Internetinhalte der öffentlich-rechtlichen nach kürzerer oder längerer Zeit (einer Woche bis 5 Jahren) gelöscht werden.

WORTMELDUNGEN

  • Bei SF-Netzwerk wurde nach den 33 Filmfavoriten der Nullerjahre gefragt. Hier meine Aufzählung meiner auch wenn natürlich hinterher wieder aufgefallen ist, welch großartige Sachen ich aus Platzgründen nicht berücksichtigen konnte (»Gosford Park«, »Master & Commander«, »Enternal Sunshine of the Spottless Mind«, »Wallace & Gromit«, »Home« um nur die ersten die mir einfallen zu nennen). — Trotzdem ist das Zusammenstellen solcher Listen ab und zu immer noch ein feiner Spaß.

ZUCKERL

  • R2-D2 Übersetzer: Muss man doch mal wissen, wie der eigene Name auf R2-D2-isch klingt.
  • Eigentlich zu unheimlich für ein Zuckerl, trotzdem meiner Meinung nach schön genug um ein solches zu sein. Der Film »1945 - 1998« des Künstlers Isaro Hashimoto zeigt alle Atombombentest von 1945 bis 1998 auf der Weltkarte, mit Scorezählung der Länder.

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Molos Wochenrückblick No. 9

Eintrag No. 631 — Immer noch am Rumrotzen und Schniefen mit meiner mysteriösen Sommergrippe, über die mittlerweile beschlossen wurde, dass sie ein simpler Fall von Heuschnupfen ist. Habe mir am Wochenende endlich helfende Arzneien besorgt. Ballern mir zwar das Hirn weg, aber ich kann wenigstens wieder ruhig durchschlafen und tagsüber bei Bedrängung durch schlimme Allergieattacken die Augen offen halten.

Lektüre: Habe eine kurze Pause bei »Der Blaue Kammerherr« eingelegt, bevor ich mit der Kadenz des Solisten (einer sehr argen Traumpassage) und dem Finale weiter mache. — Aber: hab mir endlich den (wie »Kammerherr«-Autor Niebelschütz es in seiner »Anotatio Auctoris« nennt) »Keim zu diesem Tulpenbaum« besorgt, den Anregungstext »Danae, oder Die Vernunfthochzeit«, enthalten in »Lustspiele Band III« der Werke Hugo von Hofmannthals.

Als Neuanschaffung traf Mervyn Peakes »Boy in Darkness and Other Stories« ein. Wunderbare Zusammenstellung: neben der fast 100 Seiten langen Titelnovelle, die zu den Titus-Geschichten (auch bekannt als »Gormenghast«) gehört, versammelt der Band fünf weitere Kurzgeschichten, sowie an die 40 zum Teil farbige Illustrationen von Peake, nebst Vorwörtern von Joanne Harris, Sebastian Peake und Peake-Witwe Meave Gilmore.

Als weltlichen Zwischendurchhappen habe ich mir Tom Schimmecks »Am besten nichts Neues« über ›Medien, Macht und Meinungsmache‹ gegönnt. Wunderbar. Genau das, was einem die schlechte Laune angesichts schlapper politisch-gesellschaftlicher Berichterstattung und widerwärtig boulveardisierter Medienlandschaft kurieren hilft. Schimmeck liefert ein gut zu lesendes Sittengemälde, das nötigen kritischen Kommentar mit Rekonstruktionen von markanten Medien-Ereignissen und -Entwicklungen (sprich: -Degenerationen) der letzten Jahre verbindet. — In den neun Kapiteln wird geschildert: die Routine in Berlin und der Herdentrieb der Journalisten; das Rendite-Modell Burdas in Hamburg; das Prominentengehege und Politikernähe als Währung; Aufstieg des naiven Neoliberalismus; das Unisono der Medien zur Hessenwahl (Koch vs. Ypsilanti); Reality-TV und aufgeblähte Gefühlsevents; Propaganda-Rampensäue am Beispiele Haiders, Putins, Sarkozys & Berlusconis; Das Versagen des Wirtschaftsjournalismus; Das Geschäft der Spin-Doctors. — Ganz große Leseempfehlung meinerseits.

NETZFUNDE

WORTMELDUNGEN

ZUCKERL

  • Stöbert mal herum in der Zusammenstellung der ›Favourite Projects‹ der Graphik-Künstlerin Marian Bantjes, ihr werdet Sachen sehen, die wirklich die Augen zum kreiseln bringen. Bin auf die Künstlerin aufmerksam geworden durch ihren Vortrag »Intricate Beauty by Desing« bei TED.
  • Hurrah!! Es gibt ein neues RSA-animate! Diesmal wurde die Rede »Crises of Capitalism« des Soziologen David Harvey bebildert.

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Und sie rief: »Adorno!«

Eintrag No. 630 — Letzte Woche fanden wieder die Tage der deutschen Literatur, vulgo: Bachmann-Wettlesen in Klagenfurt statt. Wie immer haben viele darüber berichtet und gebloggt (siehe Wochenrückblick No. 8).

Besonders aufgefallen ist die neue Jurorin Karin Fleischanderl, die sich in der Rolle der grummeligen Geschmäcklerin gefiel. Entsprechender Kampfname: Tante Liesel.

Hier also ein weiteres Portrait-Skribbel aus der Reihe: »Nette Leid, die so symbattisch sann, dass da Molo sie zeichnen muas«.

Molos Wochenrückblick No. 7

Eintrag No. 628Alleinstellungsmerkmal: Ist schon nötig, dass ich mich im Netz ›molosovsky‹ nenne. Hat sich nämlich ein neuer Namens-Zwilling eingefunden, diesmal in Person eines F.A.Z.-Rezensenten. — Also zur Klärung: der hier bin ich nicht.

Klamotte: Nachdem ich mir Anfang des Monats endlich mal ein PayPal-Konto zugelegt habe, kürte ich zur ersten Einsatzmöglichkeit den englischen T-Shirtversand »Last Exit Nowhere« (auf den ich durch Werbung im leider derzeit nicht erschienenden »DeathRay«-Magazin aufmerksam wurde). Aus deren Kollektion mit »T-Shirtmotiven, die von den erinnerungswürdigsten Orten, Firmen und Kooperationen der Kinogeschichte inspiriert wurden« habe ich (Molo) mir ein Paper Street-, und für meinen Hausandroiden (Alex) ein Nostromo-Shirt geordert. — Pling, und wieder ist das Zeigerchen meines Coolometers höher geklettert.

Lektüre: Nichts groß Erwähnenswertes, außer dem Wolf von Niebelschütz seinem »Der Blaue Kammerherr«. Mittlerweile fast bei der Hälfte, also am Ende von Band 2 von 4, mich kopfkratzend literaturlusterfüllt fragend, wie es sein kann, dass ich diesen Roman erst zum zweiten Mal lese, noch dazu jetzt nach ca. 20 langen Jahren. Muss fürs weitere Leben unbedingt ins Auge fassen, dass ich nicht noch mal so lange herumtrödle.

»Red Dead Redemption«: Zweifelohne das beste Spiel, was meine Playsie 3 mir bisher geboten hat (gefolgt von »GTA IV« und dessen Ergänzung »Episodes from Liberty City« (bestehend aus: »The Lost & The Damned« und »The Ballad of Gay Tony« — respektabel fand ich noch »Fallout 3« und »Batman: Arkham Asylum«; wohingegen mich »Metal Gear Solid 4« genervt und enttäuscht und »Mirror’s Edge« zwar begeistert aber auch merklich gefrustet hat. Im Prinzip ist mein im Grunde simpler ›Ballern, aber mit Anspruch‹-Geschmack nun derart verwöhnt, dass ich wohl warten muss, bis Rockstar und Team Bondi mit »L. A. Noir« nachsetzten). — Moment amal: ist das »Red Dead Redemption«-Erlebnis wirklich einfach nur als ›Spiel‹-Erlebnis glänzend? Mitnichten. Gerade die Story dieses Westerns hat mich überzeugt. Wie sie rätselhaft und sacht beginnt, man langsam zu alten Gunslinger-Kräften zurückkehrt, wie die Hauptfigur bei seiner Menschenjagd in die Wirren einer Revolution gerät. Und das Ende ist derart gelungen konsequent, da wird staubtrocken klar, dass die angeblich superzynischen Rockstarler (im guten Sinne) die Moralisten geben, wie es sich aber gefälligst für einen ordentlichen Western gehört, verdammt noch mal, bzw. Bravo! — Hat mich entsprechend gefreut, dass »RDR« das erste Spiel wurde, das vom sonst ziemlich strengen Angry Joe mit 10 von 10 Punkten, und dem offiziellen ›Bad Ass Anerkennungs-Gütesiegel‹ bedacht wurde.

Zu den Meldungen.

NETZFUNDE

  • Thierry Chervel hat für das Perlentaucher-Blog »Im Ententeich« am 16. Juni eine Übersicht zum Thema Christian Wulff und die Evangelikalen zusammengestellt, die in der (m.E. verständlichen) Forderung gipfelt, dass Herr Wulff doch bitte aus dem Kuratorium von Prochrist autreten solle, bevor die Bundespräsi-Wahl von statten geht.
  • Monströses aus der Sphäre der Verlegerintressen legt wieder einmal »Netzwelt« am 18. Juni dar: Leistungsschutzrecht soll Sprache monopolisieren. Wunderbar! Dreht die Uhren zurück in Feudalzeiten, am besten, nur noch bestellte, vereidigte und genehmigte Chronisten, natürlich anonymisiert, dürfen öffentlich die Weltläufte verlautbaren und der Herrschaft genehme Gedanken dazu verbeiten. Schweig, Volk!
  • Ich bin selbst erstaunt, dass ich einen »Spiegel«-Artikel für verlinkenswert befinde, aber Falsches Sparen: Wie Merkel die Verkehrswende topediert von Christian Schwägerl (am 19. Juni) spricht mir aus dem Knochenmark. Was die Automacke unserer Nation angeht grummle ich ja schon seit Ingolstädter Realschulzeiten: ich wollte Kunsterziehung, aber die Klasse kam nicht zustande, weil alle Technisches Zeichnen wählten, denn, wie Eltern andere Erwachsene den Jungs eintrichterten, »Des TeeZett muast nemma, des is’ wichtig wenn’st bei da Audii a’moi guat va’dinna mechast« — (Rechenanmerkung: von vier Klassen mit je ca. 25 bis 30 Schülern, also ca. 100 bis 120 Wahlberechtigten, haben sich keine 7 Jungs ›getraut‹ KE zu wählen. ich war damals einer von 5.).
  • Das Schnippsel Die heilige Banane des Ketzerpodcast von Ketzer 2.0 finde ich so gelungen, dass ich es in eigenen Worten wiedergeben möchte: — Der Gotteslästerungsparagraph diskriminiert Christen- bzw. Religionsgläubige, denn das Gesetz geht davon aus, dass die Gotteslästerer mehr Selbstkontrolle und Verantwortungsfähigkeit inne haben als Gläubige, weshalb sich das Gesetz an die Gotteslästerer wendet, sprich: eben diese in Verantwortung nimmt, stillschweigend davon ausgehend, dass, wenn bei einem religiösen Menschen der entsprechende Blasphemie-Knopf erst mal gedrückt wurde, dieser sich nicht in gut bürgerlicher und zivilisatorischer Art, also angemessener Untertanenweise zusammenzureissen vermag. Kurz: das Gesetzt hält religiöse Menschen als Adressat und Befolger von ordnungsstiftenden Regeln in etwa für so ungeeignet wie Vieh und Sachen. »Kann nicht selbstständig denken. Reagiert auf kritische Schlüsselreize automatisch pavlovsch wie eine Maschine und droht somit Krisen loszubrechen«, dieses Fazit über Gläubige zieht der Gotteslästerungsparagraph. — Wie verträgt sich nun diese Diskriminierung der Religiösen durch den Gotteslästerungsparagraphen mit den Forderungen von gewissen PolitikerInnen, man möge doch, bitte, ach, der religiösen Erziehung (wieder) einen höheren Stellenwert einräumen? Diese Forderung entpuppt sich dann als Wunsch der Regierenden danach, das Volk habe mechanisch sich zu erregen und bar jeglicher Reflektion, Haltung und Kontrolle sich dem Zorn und dem Eifer hinzugeben, wenn Gotteslästerer entsprechend verbal oder durch Kunst und Darstellung reizen. Man vernimmt von Ferne die Klage derjenigen, die mit neuen ordnungspolitisch-technischen Möglichkeiten verdienen wollen: »Es sind leider noch zu viele der Kultivierten, derer, die sich zurückzunehmen verstehen.«

ZUCKERL

  • Naggische und fastnaggische Mädels in Röntgenansicht gefällig? Bitteschön: EIZO »Pin-Up Calendar 2010«. Entworfen von der Agentur Butter Berlin/Düsseldorf. — Angestrebt ist zwar, mit diesem Kalender-Schmankerl Kundentreue zu belohnen und Neukundenwohlgesonnenheit zu gewinnen und zwar für Eizo, Hersteller für Medizintechnik, insbesondere Diagnosemonitore. Ich bin aber sicher, dass es nicht lange dauern wird, und die mehr als nur nacken Damen, ja diese tiefseeisch-gespenstischen GlamMortModels werden, eins, zwei, drei, bald Nacht- und DunkelRomantik-Clubeinrichtungen zieren, zum Wohlgefallen der bleichen und absinthig gestimmten Klientel.

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Molos Wochenrückblick No. 6

Eintrag No. 626 — Nur damit ihr vergewissert seid. Die Molochronik wird natürlich allen ein Fluchthafen der Ruhe sein, die, wie ich auch, nix mit dem Kommerzsportgroßtrubel anfangen können. Nur soviel: in der Juni-»Le Monde Diplomatique«, die ich letzten Freitag wie immer als »Taz«-Beilage geholt habe, findet sich der Artikel »Dreck am Ball. Die Geschäfte der Fifa« von David Garcia. — Sorry liebe WM-Freunde, aber zu mehr Fussballbegeisterung reicht es bei mir nicht.

Seltsam: Vergangene Woche (zum, ich glaube, etwa 3. oder 4. Mal seit ich dieses Blog führe) einem Autor mitgeteilt, dass ich aus zeitlichen Gründen und weil mich die Leseprobe nicht überzeugen konnte, ein angebotenes Phantastikbuch nicht für die Molochronik besprechen werde. Solche Absagen zu schreiben fällt mir immer noch irrsinnig schwer. Am liebsten würde ich solche Anfragen wegschweigen, aber wenn ich mich auch nur einen izzi-bizzi knappen Augenblick in die Lage dieser anderen Person versetzte, dann packt mich das heilige Pflichtgefühl und lässt mich die Rückmeldung schnellstmöglichst erledigen. — Und immer noch bin ich völlig baff, wenn mir aus dem Nichts von Irgendwoher so ein Angebot unterbreitet wird (oder ich mit einem Dankeschöngeschenk beglückt werde), nur weil ich mehr lahm als flott ein Blog führe und ein-, zweimal im Jahr einen Text publiziere.

Coole Horroshow: Nach dem schweren Sturmgewitter Ende letzter Woche am Griesheimer Ufer herumspaziert (und ich Riesendolm blöderweise wieder keine Kamera dabei!). Wunderschön, wie die Enten, Teichhühner, Gänse, Rabenkrähen, Schwäne, Kinder, RenterInnen, VormittagsAlkies und Uferfischer sich ihre Wege durch’s vom Unwetter angerichtete Chaos bahnen.

Lektüre: Geo-Epoche #43: »Der Zweite Weltkrieg. Teil 1, 1939-1942« und Geo-Kompakt #22: »Evolution« besorgt. Die Sondermagazine von GEO les’ ich sehr gern zwischendurch. Zudem finden sich darin oft wirklich schöne Bilder und Illustration. Vor allem begeistert mich das Sichtbarmachen von Dingen, die man (sonst, normalerweise) nicht sehen kann. Diesmal z.B. im »Evolution«-Heft je eine Doppelseite für Illustrationen einer Pflanzen- beziehungsweise Tierzelle von Jochen Stuhrmann.

Endlich mal das schon vor vier Monaten gekaufte »Tamara Drewe« von Posey Simmonds gelesen. Kein Zweifel, ein großartiges Comic eine großartige Graphic Novel. Kann ich z.B. besonders allen Phantastikfreunden sehr empfehlen, die gerade etwas phantastikmüde sind und / oder die sich mal umgucken möchten, was der (vermeintlich langweilige) Realismus so an Glanzleistungen hervorzubringen vermag.

Und seit gestern lese ich nach ca. 20 Jahren zum zweiten Mal Wolf von Niebelschütz’ »Der Blaue Kammerherr «. Mehr dazu ein andermal.

NETZFUNDE

  • Habe Andreas dringlicher Empfehlung gehorchend im F.A.Z.-Feuilleton das große von Richard Kämmerlings mit Martin Kluger (yeah!!), Ulrich Peltzer (jööö) und David Wagner (buuuh) geführte Schriftstellergespräch Das Fernsehen schaut uns an gelesen und genossen. — Sehr lobenswert, wie Kämmerlings und seine Gesprächspartner uns zeigen, dass deutsche Literatur nicht immer Omphaloscopie, gestelzte Langeweile oder verkrumpelkrampfte Bemühlichkeitlichkeit bedeuten muss, sondern sich auch mal neugierig und begeistert in der großen weiten Welt populären Erzählens umzugucken vermag. — (Die Erkenntnis, dass im US-Fernsehen etwa seit »The Sopranos«, »Deadwood«, »The Wire« und Co. das romanhafte Erzählen erfolgreich, innovativ und relevant aufblüht, habe ich bereits 2008 für »Magira« in meinem Interview mit Matt Ruff mal so nebenbei fallen lassen.)
  • Oliver Kotowski legt als Fantasyguide-Spezial bei seiner phantastischen Weltreise (30 Bücher als aller Welt) den zweiten Zwischenstopp in Osteuropa ein. — Vom ersten Teil, Westeuropa war ich etwas enttäuscht: bei Albert Sánchez Piñol, Marc Agapit, Italo Calvino, Ricarda Junge und Mikael Niemi bimmelt bei mir eben keine Jubelglocke. — Im Osteuropa-Teil empfiehlt Oliver nun aber Milorad Pavić und dessen Lexikonroman »Das Chasarische Wörterbuch« (das ich 1992 als dtv-Taschenbuch gekauft habe). Milorad Pavić war für mich ein Augenöffner, dass es eben auch in der sogenannten (hoch-)literarischen Szene ›Spiele‹-Bücher gibt (zuletzt begeistert hat mich diesbezüglich ja Mark Z. Danielewski).
  • So sieht amœnokratisch gestaltete Aufklärung heute aus! Die ›Königliche Gesellschaft zur Förderung der Künste, der Herstellung und des Handels‹, also die englische ›Royal Society for the Encouragement of Arts, Manufactures and Commerce‹, kurz RSA, zeigt wie man das macht. Man nehme einen etwa 10-minutigen Vortrag mit gesellschaftlich relevanten Inhalt, lasse diesen von einem hochfähigen Zeichner des Cognitive Media Studios illustrieren und heraus kommen spektakuläre Filmchen, die zumindest mich vollends umhaun und begeistern. Hier alle RSA Animate-Filme, die ich finden konnte.
Zimbardo Vortrag war der erste RSA Animate-Film den ich gesehen habe. (Gefunden via BoingBoing.)

ZUCKERL

(Quelle: IT&W)

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Thor Kunkel: »Schaumschwester«, oder: Gesegnet seien die lieblichen Dinge

Eintrag No. 622 — Soweit ich das Feld der gegenwärtigen deutschsprachigen Literatur überblicke, ist mir kein ›Fall‹ bekannt, der die Urteilsfähigkeit der heimischen Literaturkritik derart in Frage stellt, wie die Besprechungen der Romane von Thor Kunkel. Sein umfangreiches Debut »Das Schwarzlicht-Terrarium« erntete Lob und Preise. Auch der schmale Folgeband »Ein Brief an Hanny Porter« wurde noch mit viel Wohlwollen aufgenommen. Dann erschien »Endstufe« und aufgrund der Skandalisierung durch einen »Spiegel«-Beitrag von Henrik M. Broder und des in diese Melodie einstimmenden Chors nachfolgender Rezensenten wurde Thor Kunkel für einige Zeit zum unerträglich geschmacklosen Nazi- und Holocaust-Verharmloser gestempelt. — (Eine ganze Reihe Einträge der Molochronik sind unter dem Stichwort ›Thor Kukel‹ dieser Angelegenheit gewidmet. Das sollte auch reichen als Hinweis, dass ich aufgrund meiner persönlichen thematisch-literarischen Interessen nicht mit distanzierter objektiver Haltung Partei für Thor Kunkel ergreife. Aber Literatur ist für mich zu einem Gutteil eine Sache der Leidenschaft.)

Aber zu »Schaumschwester«.

Kulturkritik an den aus dem Ruder laufenden Entwicklungen der (im verwerflichen Sinne) hedonistisch-konsumistischen Industrie- und Mediengesellschaft, so wie Kunkel sie betreibt, verpackt in pulp-ige Stories, ist nun mal etwas, was den meisten deutschen Feuilliteonisten nicht schmeckt. Da schwellen den Kritkkern schnell Empörungsadern. »Der relativiert ja die Nazis!«, heißt es dann, wenn die Deutungshoheit zu der ›absoluten‹ Einzigartigkeit der Übels des Dritten Reiches verteidigt wird.

Ein mustergültiges Anschauungsbeispiel für eine zu heftig und zu flott mit dem ›Daumen runter‹-Urteil hantierenden Kritik ist die Rezension von Sandra Kerschbaumer in der F.A.Z. vom 14. Mai: »Mit Puppen kann man nur spielen« (Komplette Rezi nicht umsonst im Internet zu haben). — Die Ausführungen zum Inhalt stimmen zwar grob: In unbestimmter naher Zukunft sollen der ›Cyperpunk‹ Robert Kolther und seine Assistentin Lora Heisse in Nizza im Geheimauftrag der EU die Kundendaten von Paddy Scheinbergs Synthetischer Wohlfahrt AG klauen. Deren Schaumschwestern (= raffinierte technologische Weiterentwicklungen von Sexpuppen) verkaufen sich, und befriedigen ihre Besitzer derart erfolgreich, dass man sich um den Fortbestand der Menschheit sorgt. Mit der Hingabe an die Gymnoiden droht der Menschheit ihr eigener Untergang. — Was Kerschbaumer aber schon nicht mehr im Blick hat, ist, dass Kunkel es mittels der biopolitischen Ansichten der im Buch gegeneinander antretenden Gruppen schafft, das unbequeme Thema ›biopolitische Globalstrategien‹ anzusprechen. Beispielsweise ist den Hegemons der schrumpfenden ersten Welt bang wegen der Gebärfreudigkeit zurückgebliebender, fanatisierter Zweit- und Drittwelt-Populationen. Einige Strategen der Handlung kalkulieren deshalb, dass man den triebstarken Afrikanern, Islamisten und anderen Ressourcen-Konkurrenten halt Schaumschwestern schmackhaft machen und ausreichend andrehen müsste.

Worauf sich Kerschbaumer aber sehr heftig kapriziert, sind Anspielung auf die Nazis. Sie wertet die …

{…} in der Figurenrede des Romans immer wieder auftauchenden Erwähnungen {Molos Hervorhebung} des Nationalsozialismus als Provokationszwang des Autors.

Kunkel, so Kerschbaumer (in meiner Paraphrase) »dient ein bekanntes Muster dazu, den Nationalsozialismus zu relativieren«:

Der Hass auf die Moderne lässt das ›Dritte Reich‹ lediglich als eine ihrer Ausgeburten erscheinen. Dem singulären Grauen wird seine Singularität genommen, indem es vergleichbar wird {…}

Dabei gibt es genau drei Stellen mit Nazi-Anspielungen im Roman:

  1. Kapitel 3, Seite 40: Einsatzbesprechung des Spionageauftrages. Figur Ralf Schuhnicht (Interpol-Chef in Brüssel) referiert über die Schaumschwestern, dass sie der post-humanen Wirtschaft zupass kommen.
    »Die Nazis hätten wohl von Keimkraftzersetzung gesprochen und das Wort trifft – so krude es ist – den Kern der Sache.«

    Und Kriminalpsychologin Ulla Bartmann vom BKA ergänzt:

    »Die Geschlechter sind voneinander enttäuscht. Mit diesen Folgen hätte allerdings niemand gerechnet.«

    Kunkel präzisiert anhand seiner Figuren aber deutlich, dass es vor allem an ›klassichen‹ Geschlchtesrollenformaten klebende Männer sind, die von den Frauen enttäuscht sind. ›Held‹ Kolther wird ausführlich als Opfer seiner Ex-Frau inszeniert, dem u.a. durch die gemeine Art, wie seine Frau sich von ihm trennte, Lust und Liebe buchstäblich vergangen ist.

  2. Kapitel 5, Seite 72: Kolther und Lora bei einem ihrer vielen Gespräche über die Schaumschwestern, der Gründe für deren Erfolg, und der Ziele und Zwecke denen sie zuarbeiten. Kolthers und Loras Chef hat als Grund für den Auftrag »die Rettung der Menschheit« genannt. Kolther erklärt Lora während einer Beschattungstour im Naturkundemuseum, dass dies eine Verniedlichung von Sachverhalten sei, denn …
    {Kolther} »Je mehr Menschen, desto mehr Arbeitskräfte, desto mehr Konsumenten. Sex, nicht die Börse, ist der wahre Antriebsmotor der Ökonomie. Wenn wir Paddys Firma {= Synthetische Wohlfahrts AG} ausschalten, dann retten wir nicht der Menschheit den Arsch, sondern der Industrie und der Zinswirtschaft und der …«
    {Lora} »Aber der Chef …«
    {Kolther} »… ist ein Nazi.«

    Toll. Wenn eine Romanfigur eine andere als Nazi bezeichnet, ist das schon Teil einer Methode zur Verharmlosung des Dritten Reiches.

  3. Kapitel 6, Seite 89: Kolther und Lora im Hotelbungalow. Das Frauenbild der Musikclips im Fernsehen wird anhand von Lady Gaga und Shakira kommentiert.
    {Lora} »Waren die Frauen früher wirklich so anders? {…} In der fetischistischen Verwertungsgesellschaft des Westens haben Frauen schon immer ihre Kommodifizierung entschiedener als Männer betrieben {…} Wer es schafft als Traumfrau zu gelten, hat ausgesorgt, oder nicht?« {Kolther} »{H}ast Du diese haptische Wichsvorlage eben Traumfrau genannt? {…} Wenn es das ist, was alle wollen, sowohl Männer als auch Frauen {…} und wenn es niemanden juckt, dass die freie Welt gerade die Körpernormierungsphantasien verwirklicht, die auf dem Reißbrett der Nazis entstanden … warum ziehen wir dann einen wie Scheinberg aus dem Verkehr?«

    Puh. Ich habe meine liebe Not, nachzuvollziehen, wie man anhand dieser drei Stellen so einseitig urteilen kann. Und ich muss aufpassen, dass ich bei dem Zitieren hier nicht falsche Spuren lege.

Man kann und darf natürlich der Meinung sein, dass die Kritik des Romans am westlichen Kulturwesen und seinen Geschlechtsidealen übers Ziel hinausschießt, weil vielleicht die Mißstände so arg nicht sind. Man könnte sich aber auch eine Nachhilfe antun, z.B. mit dem Filmessay »Dreamworlds 3« (»Desire, Sex & Power Music Video«) von Sut Jhally und möglicherweise zu dem Schluss kommen, dass einer wie Kunkel den respektwürdigen Versuch unternimmt, die brutal-entmutigende Monstrosität des Themas mit den Mitteln des erzählerischen Zorns und des spekulativen Spottes zu bannen.

Kunkels ›poetologisches Programm‹, also seine Konzepte was Tonfall, Themen, Figuren, Erzählaufbau usw angeht ist in der derzeitigen deutschen Literatur ziemlich einzigartig. Einerseits nutzt er einen satten Kolportagestil (Äktschn, Schock- und Irritation mittels ätzender sprachlicher Drastik, spott- und hassglasierte Kommentierung prominenter Persönlichkeiten und Ereignisse, gemixt mit wild zusammengetragenen kulturgeschichtlichen Fundstücken, schließlich gewürzt mit Kalauerlust), der nicht verhehlt, dass Kunkel oberflächlich gelesen auf Unterhaltung abziehlende Räuberpistolen fabriziert. Aber er wagt es dabei, große Themenkomplexe wie Menschenbild-Konflikte, Zeitgeist-Kritik, Biopolitik, Hegemonie der Pornokratie im kulturellen Mainstream (um nur einige zu nennen) aufzufalten. Dass dabei nichts herauskommen kann, was bequem und konsensfähig ist, läßt sich an drei Fingern abzählen. Man kann Kunkels Romane diesbezüglich schlicht als Geschmacklosigkeit abtun. Andererseits ist es bei den genannten Problemfeldern so, dass Kunkel (aus meiner Sicht) sehr effektiv mittels seiner Schreibe die den angesprochenen Problemkreisen innewohnende Geschmacklosigkeit verdeutlicht.

Um zu klären, dass ich nicht mit dem Blick eines vollends unkritischen und einseitig wertenden Jubelpersers auf »Schaumschwester« blicke, sei eingestanden, dass ich mich der Kritik anschließe, die, was einige Stellen des Romans angeht, zu dem Schluss kommt, dass mindestens eine weitere Lektorats-Session dem Buch gut getan hätte. Vor allem im letzten Drittel des Buches ist der Wechsel von Tempo- und Erzählhaltung, zwischen brillanten Szenen und ›Draufsicht‹-Hetzte zu holterdipolter um den Roman als gänzlich rund bezeichnen zu können.

Dennoch bin ich weit davon entfernt »Schaumschwester« als misslungen oder auch nur mittelmäßig einstufen zu wollen, denn ich habe auch diesmal wieder den ›Kunkel-Sound‹ genossen und finde, dass er den Lesern einen erstaunlich unterhaltsamen Ritt durch eigentlich bitterstes Themengelände bietet. Auch wenn diese Themen und Motive (Bevölkerungsentwicklungen als Manipulationsfeld der internationalen Konkurrenz, Pornokratie, emotionell kaputte Typen, heilsgeschichtliche Aneignung der Evolutionstheorie, Ekel vor der Kultur der Ersten Welt, Misanthropie usw.) als Stoff für einen kurzweiligen, sprachlich frechen Phantastik-Garn für manche Leser völlig indiskutabel sind, ist das in »Schaumschwester« gebotene Gedankenspiel in meinen Augen gelungen und die somit vom Autor gegebenen Anregungen diesen Themen kritisch Aufmerksamkeit zu widmen sehr lobenswert.

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Thor Kunkel: »Schaumschwester«, Prolog, Epilog, 19 Kapitel und Vorschau/Ausszüge zu weiteren Titeln der Reihe »Neue Welt« auf 288 Seiten; Verlag Matthes & Seitz Berlin, 2010; ISBN: 978-3-88221-690-5.
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