Bevor ich morgen für ein paar Tage in der Pampas verschwinde (gehe seit langer Zeit mal wieder auf einen Follow-Con, wobei ich nicht so recht weiß, ob es Follow eigentlich noch gibt, bzw. wie weit der langsame Verfall dieses ältesten deutschsprachigen Fantasy-Vereins vorangeschritten ist), will ich den ersten Eintrag der Reihe »PentaLink« loswerden.
Eine der häufigsten Fragen von Molochronik-Lesern lautet: »Wann gibt’s ‘nen neuen Wochenrückblick?« — Offizelle Antwort: so ziemlich sicher gar nimmer mehr. Brotjob, Übersetzen und lektorieren für Golkonda, zwei geheime Übersetzungsprojekte, sowie ein im Werden befindliches Podcast-Projekt halten mich von der nicht unerheblichen Arbeit ab, die so ein Wochenrückblick machte.
Lösung: immer wenn ich fünf Link-Tipps zusammen habe, werde ich die nun weitergeben. Kurz, dreckisch, ohne Terminplan.
Und los gehts.
•••
Andrea Diener — bekannt als Kommentatorin des Bachmann-Wettlesens, Reisenotizen-Bloggerin, eine der vernünftigen Stimmen bei der FAZ, und als WRINT-Weltenbummlerin — hat nach einigen arbeitsreichen Jahren nun wohl wieder mehr Zeit für sich, und also ein eigenes ›Spaßprojekt‹ begonnen: »Tsundoku«, ein Bücherpodcast. Neuste Folge ist am Sonntag online gegangen — »TSU005: Zen und Zebrafische«.
Ich empfehle auch schwer die beiden Folgen, in denen Andrea Gäste empfängt: einmal »TSU002: Smartphone vs. Distelfink«, wenn sie mit Hanna Lühmann, und dann »TSU004: Ein bisschen wie wachträumen«, wenn sie mit Julia Bähr über Literatur babbelt. Ich beobachte wohlig, wie sich ein kleines Thema einschleicht (bzw. halt zufällig so ergibt): lobende Erwähnung von Phantastik-Literatur (für Leute, die eigentlich keine Phantastik mögen) zum Ende der Sendung (einmal Michael Ende, dann »Die Frau des Zeitreisenden« von Audrey Niffenegger).
Nicht verpassen sollte man seine vierteilige Analyse von »A Clockwork Orange« Teil Eins, Zwei, Drei, Vier.
•••
Wie gerufen, auasi als kleiner Nachklapp zu meiner ausführlichen Empfehlung des brillanten Comics »The Thrilling Adventures of Lovelace & Babbage«, kommt dieser Auftritt der Schöpferin Sydney Padua bei »Talks at Google«:
Seit ewig und drei Tagen wird wurde das italienische Autorenkollektiv Wu Ming (ehemals Luther Blissett) bei uns von den Verlagen ignoriert, obwohl ihr Debütroman »Q« als Taschenbuch bei Piper vielfache Neuauflagen erfahren hat. Es freut mich, dass nun mit ›Assoziation A‹ ein kleiner Verlag endlich die Eier hat, diesem Ignoranz-Übel entgegen zu wirken und nun die vorzüglichen Werke von Wu Ming auf Deutsch veröffentlicht. Es geht los mit »54«, einem wüsten Mix aus Thriller, Spionage- & Mafia-Farce, wenn Cary Grant, Tito, Heroinschmuggler und Partisanenschicksale aufeinandertreffen.
Noch nicht eingepflegt sind meine eigenen Prosa- & Lyrik-Werke, die in kleinster Handpresse-Auflage bzw. im Phantastik-Fandom (»Fantasia« und »Follow«) erschienen sind.
»Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes« für den Golkonda Verlag, 2011. Übersetzung der Kurzgeschichten:
• »Der Turmbau zu Babel«,
• »Geschichte deines Lebens«,
• »Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes«,
• »Der Kaufmann und das Portal des Alchemisten« und
• »Ausatmung« von Ted Chiang.
Geschichten, die ein ganzes Universum enthalten: Die Wahrheit über den Turmbau zu Babel; der folgenreiche Erstkontakt mit einer außerirdischen Spezies; die Verzweiflung angesichts des Verlusts eines unersetzlichen Menschen; ein Zeitreiseabenteuer der anderen Art; und ein bestürzender Ausflug an die Grenzen des wissenschaftlich Machbaren …
Kein anderer Science-Fiction-Autor hat in den letzten zwanzig Jahren auch nur ansatzweise so viel Begeisterung ausgelöst wie Ted Chiang. Kein anderer Science-Fiction-Autor wurde für ein so schmales Werk mit mehr Preisen ausgezeichnet. Nun liegt endlich auch auf Deutsch ein Auswahlband mit seinen Erzählungen vor.
••• Empfehlung des Literaturkritikers Denis Scheck in der »Druckfrisch«-Sendung (ARD) vom 24. Dez. 2013:
•••
»Medusas Rache — Hellboy Stories 1« für den Golkonda Verlag, 2012. Übersetzung der Kurzgeschichten:
• »Medusas Rache« von Yvonne Navarro,
• »Puzzle« von Stephen R. Bissette,
• »Eine Mutter weint um Mitternacht« von Philip Nutman,
• »Versicherungen« von Greg Rucka,
• »Folie à Deux« von Nancy Holder,
• »Dämonenpolitik« von Craig Shaw Gardner und
• »Ein grimmiges Märchen« von Nancy A. Collins.
1994 erblickte Hellboy zum ersten Mal das Licht einer Comicseite und entwickelte sich in den nächsten Jahren zu einem phänomenalen Erfolg, der 2004 und 2008 mit den Kinofilmen von Starregisseur Guillermo del Toro seinen vorläufigen Höhepunkt erreichte. Im Dezember 1999 wiederum erschien der erste von inzwischen drei Sammelbänden mit Hellboy-Geschichten, die bisher nur auf Englisch erhältlich sind. Dem wollen wir nun abhelfen, denn ob im Comic, auf der Leinwand oder in Form des gedruckten Wortes — niemand erlebt so faszinierende, so unheimliche, so abgefahrene Abenteuer wie Hellboy!
Einige der besten Phantastik-Autoren der angloamerikanischen Szene haben zur Feder gegriffen, um dem roten Riesen die Ehre zu erweisen. Jede Erzählung ist mit einer ganzseitigen Illustration von Hellboy-Schöpfer Mike Mignola versehen — ein Augenschmaus für Kenner und ein Muss für jeden Sammler.
•••
»Eine offene Rechnung — Hellboy Stories 2« für den Golkonda Verlag, 2015. Übersetzung der Kurzgeschichten:
• »Waffenbrüder« von Frank Darabont,
• »Der vor dem Zaubrer flieht« von Peter Crowther,
• »In der Flut« von Scott Allie,
• »Newford-Spuk-Schwadron« von Charles de Lindt,
• »Wassermusik« von David J. Schow,
• »Der Vampir-Prozess« von James L. Cambias,
• »Eine offene Rechnung« von Ed Gorman & Richard Dean Starr, und
• »St. Hellboy« von Tom Piccirilli.
Klappentext:
Frank Darabont, bekennender Hellboy-Fan unter Hollywoods Filmemachern, deutet das Motto des zweiten Bandes von Hellboy-Geschichten bereits im Vorwort an: Man reist nicht, um anzukommen, man reist, um unterwegs zu sein. Fast ausnahmslos große anglo-amerikanische Horror-Autoren, darunter David J. Schow, Tom Piccirilli und Ray Garton, entführen uns in Hellboys Welt. Ihnen ist es zu verdanken, dass Hellboys Sprüche so gut passen wie die »rechte Faust des Schicksals« aufs Auge der Ungeheuer − und zwar immer und überall.
Mit dem roten Riesen als Reisegefährten fühlt sich auch der Leser in Mike Mignolas Comic-Universum aus Folklore, Geistergeschichten und aberwitzigem Fantasy-Horror sehr schnell wohl, egal ob in den Abwasserkanälen von New York City oder in einem klassischen Westernsaloon, der nach Whisky, Staub und Pferdeschweiß riecht. Gegen Ende der Reise winkt dann doch ein schmackhaftes Ziel: »Leckere Zähne« aus der Feder von Guillermo del Toro. Der zweite Regisseur im Bunde trifft genau den richtigen Ton, um uns von einem weiteren Hellboy-Film träumen zu lassen — wobei jede der hier versammelten Geschichten zweifellos einen höllisch guten Roadmovie abgeben würde.
•••
»Nimmèrÿa 2: Nimmeryána« von Samuel R. Delany (Herausgegeben von Karlheinz Schlögel; Übersetzung von Annette Charpentier) für den Golkonda Verlag, 2015.
Lektorat/Durchsicht der überarbeiteten Neuauflage.
Klappentext:
Dies ist die Geschichte von Pyrn, dem Mädchen, das auf dem Rücken eines Drachens in die Hauptstadt Nimmèrÿas reitet. Aus ihrer Sicht nehmen wir an dem von Gorgik angeführten Sklavenaufstand teil, mit ihr erleben wir die Machtspiele und sexuellen Verstrickungen der Städter. Pyrns Reise führt sie auch in den gefährlichen Süden, zu den Mythen und Rätseln eines dunklen Kontinents.
Die prähistorische Welt Nimmèrÿas dient Delany dazu, über die Ursprünge unserer eigenen Zivilisation zu meditieren: Woher kommen die Dinge, die wir für selbstverständlich halten? Wo nehmen Sprache, Kultur und Macht ihren Anfang, und inwieweit sind wir noch immer von diesen Anfängen geprägt? Gleichzeitig erspart uns Delany die Komplexitäten dieser Welt nicht — sie ist voll von Mythen und Rätseln, von Gewalt und Sexualität, und bietet uns so eine wirklichkeitsnahe und farbenfrohe Fantasywelt.
»Magira Jahrbuch zur Fantasy 2010«: Sammelrezension »Stromern auf ungetrampelten Pfaden« mit Besprechungen zu
• »Eine Andere Welt« von Grandville und Plinius der Jüngere;
• »The City & The City« von China Miéville;
• »Shriek« und »Finch« von Jeff Vandermeer;
• »The Sad Tale of the Brothers Grossbart« von Jesse Bullington.
»Magira Jahrbuch zur Fantasy 2009«: Sammelrezension »Wonniglich verirrt im Laybrinth der Phantastik« mit Besprechungen zu
• »Das Obsidianherz« von Ju Honisch;
• »Un Lon Don« von China Miéville;
• »Wer länger lebt ist später tot — Operation Zombie« von Max Brooks;
• »Die gelöschte Welt« von Nick Harkaway;
• »Gegen den Tag« von Thomas Pynchon;
• »Das Ewige Stundenbuch 1 — Vellum« von Hal Duncan;
• »Das Haus« von Mark Z. Danielwski.
»Magira Jahrbuch zur Fantasy 2007«: Sammelrezension »Gut gelaunte Phantastik-Empfehlungen des Lektürejahres 2006/2007« mit Besprechungen zu
• »Der Barock-Zyklus« von Neal Stephenson;
• »Jonathan Strange & Mr Norrell« und »Die Damen von Grace Adieu« von Susanna Clarke;
• »Die Gelehrten der Scheibenwelt« von Terry Pratchett, Ian Steward und Jack Cohen;
• »Wächter der Nacht«-Bücher von Sergeij Lukianenko;
• »J. R. R. Tolkien — Autor des Jahrhunderts« von Tom Shippey.
»Magira Jahrbuch zur Fantasy 2003«: Einzelne Rezensionen zu
• »Perdido Street Station« von China Miéville;
• »Der Steinkreis des Chamäleons« von Ricardo Pinto;
• »Siegfried und Krimhild« von Jürgen Lodemann;
• »Der Mann der Donnerstag war« von Gilbert K. Chesterton.
•••
Podcasts
Januar 2018: Zu Gast bei ›Polyneux spricht‹ in der »Kristallkugel-Edition« mit Vorschau auf das kommende Games-Jahr.
Mai 2017: Zu Gast bei ›Polyneux spricht‹ in der Sendung über die »Dark Souls«-Spiele.
Juni 2015: Zu Gast bei ›Polyneux spricht‹ in der Sendung über »Bloodborne«.
März 2015: Zu Gast (zusammen mit Markus Widmer) bei ›Sigma 2 Foxtrot‹ in der Sendung über China Miéville.
Januar 2013: Folge 98 der Komplettlesung von Egon Friedells »Kulturgeschichte der Neuzeit« für ›Radio Orange 94.0‹; Lesung des Abschnittes über Arthur Schopenhauer und Selbstgespräch. Gestaltet von Herbert Gnauer. — Zur Sendung.