Eintrag No. 717 — Brutale Woche. Erstens, weil ich kein Sonnenmensch bin und die Invasion des Sommers entsprechend nicht zu schätzen weiß. Die zwanzig Minuten Regenschauer, mit denen ich am Sonntag beglückt wurde, waren mir zu wenig. — Zweitens, weil zwei meiner Kollegen von Krankheit darniedergerafft wurden und ich sechs Tage Dienst hinter mir habe. Dadurch blieb weniger Zeit zum Lesen, Daddeln, Stöbern und entsprechend wenig Links gibt es diese Woche.
Aber: Andrea hat mir von ihrem letzten Kurzaufenthalt in Italien ein hübsches Anti-Atomkraft-Shirt der ›Legambiente‹ mitgebracht. Zu sehen ist der Venezianische Löwe im Simpsons-Stil, mit drei Blinky-Augen und der Pfote auf einem Atommüll-Fass (statt dem Buch der Stadt).
Lektüre: Immer wenn ich besonders wenig Zeit und Nervenstärke fürs Lesen erübrigen kann, greife ich auf die exzellente Hörbuchfassung von Neal Stephensons »Barock-Zyklus« zurück. Im Lauf der letzten Woche habe ich das zweite Drittel dieses gigantischen Werkes, Band 2 »The Confusion«, zu Ende gehört und bin weiterhin äußerst entzückt davon, wie gekonnt Simon Prebble den Roman vorträgt. — Kurze Hörprobe gibt es bei ›Audible‹.
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In zwei Tagen unterwegs weggeschlürft habe ich das neueste auf Deutsch bei Tropen erschienene Buch von Douglas Coupland: »Marshal McLuhan. Eine Biographie«. Dazu muss ich sagen, dass ich (bisher) kaum eine Ahnung von McLuhan hatte, außer, dass er in den Sechzigerjahren prophetische Bücher über unsere moderne Medienwelt geschrieben hat. Natürlich kenne ich die zwei Aussagen von ihm, die zum fixen Fundus eines jeden Bullshit-Bingos zum Thema moderne Medienwelt gehören:
— 1)»Das Medium ist die Botschaft« (gemeint ist laut Coupland: »der augenscheinliche Inhalt sämtlicher elektronischer Medien ist unerheblich und das Medium selbst hat eine viel größere Auswirkung auf die Umwelt und Konsumenten«);
— 2)»Die modernen Medien machen die Welt zu einem globalen Dorf« (gemeint ist: »elektronische Technologien sind eine Ausweitung des menschlichen Zentralnervensystems und die kollektiven Nervenleitungen unseres Planeten bilden eine einzige blubbernde, diffuse, quasi-fühlende, rund um die Uhr akrive Meta-Community«). — Coupland bereitet das Thema kurzweilig und doch eigenwillig auf. Seine Art, sich eher wie ein Objektkünstler dem Schreiben zu widmen ist offenkundig, wenn er wie bei einer Collage Anagramme, Internet-Auszüge und Zitate zu einem großem Gedankenbild anordnet. Zudem traut er sich, seine sehr persönliche Sicht auf McLuhan anzubieten, was das Buch zu einer weniger verkopften Angelegenheit macht, als man bei dem Gegenstand befürchten mag. — Wichtig ist Coupland unter anderem, dass die körperliche Verfassung, vor allem die dies Gehirns, zum Verständnis der Besonderheit eines Denkers wie McLuhan ist. Ein Beispiel dafür (wie auch für Coupland persönliche Färbung) liefert eine Fussnote auf Seite 61, bei der ich Tränen gelacht habe:
Halloween 1988 habe ich mit dem Rauchen aufgehört. Im Dezember lief ich durch einen Schneesturm, nieste wie noch nie zuvor in meinem Leben und hatte danach einen Gewebeklumpen in der Hand, der aussah wie eine kernlose grüne Weintraube. Durchzogen von blutigen Äderchen. Ich war natürlich mit den Nerven am Ende und lief sofort zum Arzt, der mir erklärte, ich solle dankbar sein, »Immerhin ist es jetzt draussen«.
Hier ein Schmankel zum Kennelernen von McLuhan ein vierteiliges Youtube-Video (genauer: Tonmitschnitt) eines Vortrages. Leider ist nicht angegeben, wo und wann McLuhan diesen Vortrag gehalten hat, wahrscheinlich irgendwann in der zweiten Hälfte der 60er-Jahre. Man bekommt einen guten Eindruck, warum McLuhan als provokaten Thesen verbreitender Prohet und fesselnder Redner galt: Marshall McLuhan - Address to Author's Luncheon (1 von 4).
Spiel:Freund David hat bereits gemeldet, dass ihn »L. A. Noire« enttäuscht hat, er aber gespannt ist, wie ich dieses Spiel finde. Ich hatte bis Sonntag noch Dienst, und damit nicht wie David die Möglichkeit »L. A. Noire« in kurzer Zeit durchzudaddeln. Vielleicht ein Vorteil, denn die knappen Sessions, die ich bisher als Kommissar Phelps im Los Angeles des Jahres 1947 verbachte, haben mir sehr gut gefallen. — Okey, es dauerte einige Zeit, bis ich mich an den Stil des Spieles gewöhnt habe. Bei den bisher von mir gespielten Rockstar-Titeln (der moderne Gangster-Kracher »GTA IV« inkl. seiner beiden Erweiterungen und das Spätwestern-Epos »Red Dead Redemption« inkl. der Zombie-Erweiterung) konnte ich weitestgehend frei Schnauze durch die Welt eiern und viele unterschiedliche Dinge abseits der Haupt- und Neben-Geschichte(n) anstellen. Deshalb gelten diese Spiele auch als ruhmvolle Beispiele für das ›Open World‹- oder ›Sandbox‹-Spiel-Genre. Im Gegensatz dazu verschleiert »L. A. Noire« kaum, dass der Spieler auf einem ziemlich gradlinigen Pfad durch die Geschichte gelotst wird. Zudem kann man sich nicht wie in bisherigen Rockstar-Welten nach Herzenslust benehmen. Als Gesetzteshüter ist man angehalten, keinen Sach- oder Personenschaden anzurichten. Kein chaotisches Remmidemmi also, was durchaus schade ist. Allerdings wird dieser ›Makel‹ (für mich) wieder mit der Athmosphäre und Geschichte ausbalanciert. Das Spiel macht auf mich, trotz der ein oder anderen humorigen Nuance, einen erstaunlich reifen und erwachsenen Eindruck. Der Ton und die Figurenzeichnung von »L. A. Noire« sind sozusagen die Umkehrung von »GTA IV« und »Red Dead Redemption«: bei den beiden Vorgänger dominierte deftige, mitunter zynische Satire den Gesamteindruck, und hie und da eingestreute ernste Facetten erinnerten an die grimmigen Tatsachen der realen Welt, die dem Weltenbau der Spiele zugrundeliegen. Bei »L. A. Noire« wird man als Ermittler Phelps Stück für Stück in die unangenehme Position bugsiert, hilflos zu durchschauen, dass man als Handlanger der politisch gut vernetzten Übeltäter einen Unschuldigen nach dem anderen als Sündenbock einbuchtet. — Ich bin schon gespannt, wie die ganze Geschichte ausgeht.
Nachtrag: Freund Volker B. hat in seinem Blog ›Random:Notes‹ mehrere Einträge zu »L. A. Noire« geschrieben: einmal seine allgemeinen Eindrücke nach der ersten Spielsitzung: L.A. Noire (I); für die Website von T-Online dann diese (auch oben beim Cover des Spiels verlinkte) Rezension Der Tod in der Stadt der Engel; und wieder in seinem Blog diesen quirligen Bericht einer längeren Session in etwa aus der Mitte des Spieles: L.A. Noire (III) – jetzt mit +++ Liveticker +++.
Netzfunde
Ich sammle ja Anthologien. 1) Weil die sich vorzüglich eignen, Kenntnisse zu erweitern, unnützes Wissen anzuhäufen & sich neuen und unbekannten Themenfeldern zu nähern; 2) Weil mein Anthologie-Vorrat mich davor bewahrt, nicht zu wissen was ich lesen soll, da Anthologien prima Lesekitt zwischen zwei Büchern sind. — Zu meinen Lieblingsanthos gehört »Eyewitness to History«, herausgegeben von John Carey, Avon Books 1990 (US-Augabe von »The Faber Books of Reportage«, 1987). — Zwar hatte ich noch nicht viel Zeit zum Stöbern, finde es aber doll, dass man diese Anthologie-Idee auch ins Internet übertragen hat: EyeWitness to History (Augenzeugen der Historie).
Apropos: Hat zwar nichts mit Bürges Artikel, aber mit Kirche und Christen zu tun. Was mich wundert ist deren großes Schweigen dieser Tage. Im »Spiegel« und anderswo wurde vergangene Woche berichtet, wie ein altbekanntes Hamburger Versicherungshaus Mitarbeiter mit einer Runde Ringelpiez mit Anfassen in Prag ›belohnte‹, kurz: ‘ne Sexorigie auf Kosten des Hauses. Ist einerseits eine feine Art der Belohnung, gleichzeitig schweißen solche gemeinsame ›verruchte‹ Erlebnisse zusammen und machen erpressbar. Angeblich sollen Belohnungs-Veranstaltungen dieser Art verhältnismäßig verbreitet sein (was ich mir durchaus vorstellen kann und für wahrscheinlich halte, auch wenn ich nicht glaube, dass viele Firmen solche Veranstaltungen übers offizielle Konto abrechnen). — Was mich nun völlig verdutzt, ist, dass kein Christenprediger, die sich ja sonst gerne mal in alles mögliche populistisch einmischen, hierüber ein Wort äußert. Oder ich hab’s nicht mitbekommen?
Zu den Autorinnen, die ich außerordentlich schätze, über deren Bücher (z.B. »Schiffsmeldungen«, »Mitten in Amerika« und die Sammlungen mit Kurzgeschichten aus Wyoming, deren bekannteste wohl »Brokeback Mountain« ist, verfilmt von Ang Lee) ich aber bisher noch nichts in der Molochronik geschrieben habe, gehört die Amerikanerin Annie E. Proulx. Hier bei ›Slow TV‹ habe ich ein Video gefunden, in dem sie mit dem australischen Autor Tim Flannery über die Wechselbeziehung zwischen Wissenschaft und Kunst plaudert: Science is the new art. Ist anfangs etwas zäh, aber wenn Proulx und Flannery anfangen, von ihren Naturerlebnissen zu erzählen, wird es hochspannend.
Zuckerl
›Asia Obscura‹ nimmt uns mit auf einen Photorundgang durch den Dongyue Tempel (= ›Tempel des Ostberges‹) in Peking mit 19 unglaublichen Taoistischen Göttern. Für die Hasenfreunde der Molochronik sei insbesondere auf diesen blauen Gott der taoistischen Tierabteilung hingewiesen.
Bei ›Neatorama‹ habe ich dieses runde Drei-Parteien-Schach gefunden. Würde ich gerne mal eine Partie spielen.
›Slash / Paris‹ präsentiert die wundersamen und verstörenden Skulpturen des koreanischen Künstlers Choi Xooang: The Islet of Asperger. Weitere Photos von Xooangs Werken finden sich bei ›This is Colossal‹.
Literatur:Zweimal Neal Stephenson: Als ich diesen Monat in Berlin war, habe ich mir im Otherland-Buchladen ein paar Bücher besorgt, unter anderem »In the Beginning was the Command Line« (1999). Mit diesem bisher einzigen Sachbuch-Titel bietet Stephenson, eine kurzweilige Mixtur seiner persönlichen Erlebnisse mit Computern, Betriebssystemen und graphischen Benutzeroberflächen; — der Nacherzählungen (für mich Laien fein nachvollziehbar) von deren Entwicklungsgeschichte und Funktionsweise; — sowie kenntnisreiche kultur-philosophische Kritik zum Zustand des Marktes. Knapp zusammengefasst findet es Stephenson empörend, wie sehr die Macht von Unternehmen wie Microsoft und Apple auf dem schönen Schein basiert, ihren Kunden gut gemachte Produkte zu verkaufen; — wie sehr sich Kunden dem Glauben hingeben, sie selbst (und nicht etwa die Shareholder dieser Unternehmen) stünden im Zentrum der Geschäftspraxis dieser Unternehmen. Und anhand des Vergleiches von Betriebssystemen und graphischen Benutzeroberflächen mit Disney gelingt es Stephenson, einige grundsätzliche erhellende Gedanken zum Thema ›vermittelte Weltwahrnehmung & -Handhabe‹ anzubringen.
Und dann: Endlich hat der Verlag Harper Collins Einzelheiten zum Ende 2011 erscheinenden neuen Roman von Meister Stephenson veröffentlicht! In »Reamde« (nicht »Readme«!!!) knüpft Stephenson wieder an Computerkultur-Stoffe an, die er in seinen früheren Büchern »Snow Crash« und »Cryptonomicon« verhandelt hat. Diesmal geht es um Richard Forthrast, der sich vor vier Jahrzehnten der Einberufung zum Militär entzogen hat, und einen Haufen Geld mit dem Schmuggel von Dope über die kanadische Grenze gemacht hat. Dieses Geld hat er mit Hilfe von Online-Spielen gewaschen und mit diesem Reichtum ein eigenes Unternehmen für Multiplayer-Fantasy-RPG gegründet. Ein asiatischer Goldfarmer löst dann versehentlich einen virtuellen Krieg um die Weltherrschaft aus und Richard findet sich zwischen den Fronten wieder.
Es freut mich, dass nach vielen Jahren ein neuer Roman von Lawrence Norfolk angekündigt wird: laut dem Ticker von Booktrade hat Norfolk im Frühjahr das Manuskript zu »John Saturnall’s Feast« abgeliefert. Im Englischsprachigen hat noch kein Verlag zugeschlagen, aber in Deutschland wird der Band bei Norfolks Stammverlag Knaus erscheinen. Die Kurzbeschreibung klingt verlockend (Schnellübersetzung von Molo):
»John Saturnalls Gastmahl« spielt im 17. Jahrhundert und erzählt die Geschichte eines Waisen der während des englischen Bürgerkrieges lebt und zum besten Koch seines Zeitalters aufsteigt, und dessen Liebe zu einer Frau, die er niemals heiraten kann, sich zur großen Tragödie seines Lebens entwickelt.
Desweiteren habe ich nun mit dem zweiten Band der ›Die Zerrissenen Reiche‹-Reihe von Thomas Plischke begonnen: »Die Ordenskrieger von Goldberg«. Nachdem ich Band 1, »Die Zwerge von Amboss«, sehr kritisch aufgenommen habe, versprach ich mir selbst, Band 2 mit einer anderen Haltung zu lesen, mich nicht so schnell aufzuhängen an den Dingen, die mir Band 1 vergällten. Und siehe da: bisher komme ich um einiges besser mit Band 2 zurecht.
Schließlich habe nun endlich alle drei »Hellboy«-Kurzgeschichten-Sammlungen die Dark Horse auf Englisch herausgebracht hat: »Odd Jobs« (1999), »Odder Jobs« (2004) und »Oddest Jobs« (2008), zu denen solche meisterlichen Autoren und Autorinnen beitrugen wie Nancy A. Collins, Poppy Z. Brite, Frank Darabont, Charles de Lint, Guillermo del Toro, Joe R. Lansdale, Tad Williams und China Miéville.
Netzfunde
Zweimal Neues von Andrea ›Reisenotizen‹ Diener: Hier geht es zu einem Interview mit ›stadtkindFFM‹ über Straßenfotographie; — und für die ›FAZ‹ war Andrea jüngst eine Woche in Ägypten und berichtet darüber in ihrem Text Das Prinzip Inschallah (= »So Allah will«, in etwa: »Wenn es sich ausgeht«).
Kirche(n) und Gesellschaft: Es gibt eine nützliche Website namens Informationsportal Staatsleistungen für alle, die mehr wissen wollen warum und wie die Kirchen von den Bundesländern eine Menge Geld bekommen; — für die Hessen unter Euch: bei der Petition Aufhebung des Tanzverbotes kann man sich beteiligen, wenn man es (wie ich) doof findet, wie christliche Privilegien dem Grundgesetzt zuwiderlaufen; — und schließlich erläutert in einem Interview mit der ›Wirtschaftswoche‹Friedrich Wilhelm Graf (Professor für Systematische Theologie und Ethik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und Autor des Buches »Kirchendämmerung«), das unerträgliche Monopol der kirchlichen Sozialunternehmen: »Ein Tauschgeschäft zwischen Staat und Kriche«. Knackigste Aussage für mich ist folgende Passage zum Problem der Kirchen:
Weil sie {die Kirchen}, um einen Modebegriff zu benutzen, auf Nachhaltigkeit setzen sollten statt einen Personen- und Autoritätskult zu betreiben, der ihre eigentliche Botschaft beschädigt. Das gilt übrigens noch stärker für die katholische Kirche. Von der hört man immer nur, dass sie gegen die »Diktatur des Relativismus« antritt und »zurück zu den christlichen Wurzeln Europas« will. Das sind besonders törichte Formeln, weil sie den Pluralismus der modernen Gesellschaft diffamieren. Was, bitte schön!, soll denn an die Stelle des »Relativismus« treten? Ein neuer klerikaler Absolutismus?
In einem sehenswerten ›TED‹-Vortrag erläutert der Kanadier Dave MeslinGegenmittel zur Apathie. Statt der dummen Meinung recht zu geben, dass die meisten Menschen zu selbstsüchtig, dumm oder faul sind, um sich für gesellschaftliche Belange einzusetzten, definiert er ›Apathie‹ um: politische Apathie der Bürger ist keine innere Haltung dieser Bürger, sondern ein komplexes Netz kultureller Hindernisse, durch welche die Teilnahmslosigkeit der Bürger verstärkt werden. Als wichtigste Hindernisse dieser Art nennt Meslin:
Das Informations-Gebahren von Rathäusern (und anderen politischen Einrichtungen) fördert mit Unübersichtlichkeit und Beamtensprech den Ausschluß der Bürger.
Der Öffentliche Raum wird von den Nachrichten derer dominiert, die am meisten bezahlen, also von Werbung. Entspricht einer Kommerzialisieung des Rechts auf freie Meinungsäußerung.
Die Medien konzentrieren sich auf Promis und Skandale. Bei Berichten der Medien über z.B. Bücher, Filme und Restaurants, finden sich so gut wie immer Infos zu den Waren, Öffnungszeiten usw. Jedoch bei Medienberichten zu politisch-gesellschaftlichen Themen liefern Medien nur sehr selten Infos dazu, wie man sich als Bürger an diesen Themen aktiv beteiligen kann.
Das dominierende Heldenbild: wie es auch schon China Miéville grandiös in »Un Lun Don« tat, kritisiert Meslin die weitverbreitete Story vom erwählten Helden, die ein sehr fragwürdiges Ideal von Führungspersönlichkeiten zu formen hilft. — Heldenhafte Taten kennzeichnen sich für Meslin nicht dadurch aus, dass sie Personen unternommen werden, die von Prophezeiungen auserkoren wurden, sondern vielmehr dadurch, dass sie a) gemeinschaftliche Anstrengungen sind; dass sie b) unvollkommene, andauernde Prozesse sind, die nicht glorios beginnen oder enden; und dass man sich c) freiwillig, einer innen Stimme, seinen eigenen Träumen folgend für sie entscheidet.
Politische Parteien sollten eigentlich ein wichtiger Einstieg für Bürger sein, sich politisch zu engagieren. Parteien richten sich aber derart stark nach Meinungsumfragen und Beratern aus, dass sie alle in etwa die gleichen Botschaften verbreiten, die die Bevölkerung eh erwartet (und dann machen die Parteien wiederum, was andere wollen, z.B. die Wirtschaft, die Interessensverbände) und das fördert Zynismus.
Weitere Hindernisse bietet das sogenannte demokratische Wahlsystem (sehr Kanada-speziefisch, aber unsere ›repräsentative‹ Demokratie ist auch nicht besser), und die Tatsache, dass gemeinnützigen Organisationen zu wenig Gehör im öffentlichen Raum und bei Wahlen geschenkt wird.
(Deutschsprachige) Phantastik-Funde
Hurrah! Auf ›Arte‹ wird »Twin Peaks« endlich mal wieder in deutschen Landen gezeigt. Passend dazu hat der Kultursender ein feines Twin Peaks Portal eingerichtet.
Ein neuer Eintrag der Reihe »Der Zwerg liest fremd« im Blog der ›Bibliotheka Phantastika‹. In The Age of Bronze geht um die »Ilias« von Homer und eine graphik-novellische Aufbereitung dieses Klassikers durch Eric Shanower.
Zuckerl
In Wochenrückblick No. 46 habe ich den Comic »Fennek« von Trondheim und Yoann empfohlen. Für alle, die diesen Wüstenfuchs genauso putzig finden wie ich, hier eine kleine Flickr-Galerie: F is for Fennec.
Ab und zu überrascht mich, was bei der englischen Variante von ›Deutschland sucht den Superstar‹, die sich ›Britain Got Talent‹ nennt, abgeht (allein schon der Unterschied der Sendungs-Titel spricht Bände!): Hier singt Edward Reid ein Medley alltbekannter, ziemlich platter Liedchen in der überdrehten Manier der Schmalz- und Schmacht-Popträllerei und dekonstruiert letztere damit deftig. Bravo!!!
Eintrag No. 705 — Der Auszubildenden unseres Betriebes erste Lektionen in er Kunst des höheren Sprach-Blödsinns vermittelt. Man nehme eine Sache und verknüpfe sie mit einer Tätigkeit. Beides darf nicht zueinander passen. Die Kombo sollte nach Möglichkeit zudem ein extra unsinniges oder gar unmögliches Bild vor dem geistigen Auge heraufbeschwören. Aus der Erinnerung fallen mir noch folgende Beispiele ein:
Ich gehe mal ein paar Pflastersteine aufblasen.
… mal eine U-Bahn bügeln.
… Gurken dressieren.
… Sockenlöcher stapeln.
… Autounfall föhnen.
An der Uni für höheren Blödsinn kann man entweder als ›Dr. jux‹ oder ›Dr. wirr‹ abschließen.
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Lektüre: Lese wie besessen Mervyn Peake. Habe in der letzten Woche sowohl den dritten und (aus dem Nachlass von Peakes Frau komplettierten) vierten Band seiner ›Titus‹-Bücher, sowie die Titus-Novelle »Boy in Darkness« gelesen. Großartige Bücher, bei denen es mir schwer fällt, auf den Punkt zu bringen, was ich an ihnen so toll finde … genauer: es ist schwer, die Vorzüge der Bücher von Peake so zu benennen, ohne dass man klingt, als wolle man eigentlich schwache Werke verteidigen. Die ›Titus‹-Bücher (auch bekannt als ›Gormenghast‹) lassen sich mit den gewöhnlichen Bewertungs-Markmalen, die heutzutage populär sind, schlecht fassen.
(Inzwischen finde ich die Umschlagsgestaltung der neuen Ausgaben so schrecklich, dass ich überlege die Schutzumschläge wegzuwerfen. Auf dem Cover von Band 3 – dem violetten Band – beispielsweise ist ein Ritter auf nem Zombiepferd zu sehen, und im ganzen Buch taucht so eine Figur nicht auf! Ich finde, man darf verlangen, dass ein Umschlagsgestalter den Stoff, den er illustrieren soll, gefälligst zumindest aufmerksam querliest!)
Ach ja: da fällt mir ein, dass ich jüngst eine heftige Abneigung entwickle gegen die Feststellung bei Buch- oder Filmkritiken, die (Haupt)Figuren einer Geschichte wären keine Sympathieträger, mit denen man sich identifizieren könne. Kritiker und Schreibhandwerk-Ratgeber behaupten ja, dass es wichtig sei, sympathische Figuren zur Identifikation anzubieten. Ich finde das empörend flach, zudem hält man damit das Publikum für doof. — Was wichtig ist, sind Figuren die nachvollziehbar sind. Sympathisch müssen sie nicht sein. Im Gegenteil: bestimmt finde nicht nur ich es spannend und unterhaltsam, wenn unsympathische Figuren gut dargestellt werden.
Netzfunde
Interessanter Abgesang auf der ›GQ‹-Magazin-Website von Mark Harris: The Day the Movies died. Warum gibt es nur noch wenige anständig gemachte Filme für Erwachsene? Weil Markteingtypen, für die »Top Gun« ein Klassiker ist, die Entscheidungen in den Studios treffen. Und weil wir – das Publikum – nicht mehr so gern teuer ins Kino gehen, wenn man sich die Filme mit ein bischen warten auch zuhause auf der feinen Anlage angucken kann.
Mistkäferl stellt als Buch des Monats im Blog der ›Bibliotheka Phantastika‹ den wunderbaren Roman »Drachenfels« von Jack Yeovil (= Kim Newman) vor (einem meiner Lieblingsromane, der mein Verständnis dessen, was ›Fantasy‹ sein kann geprägt hat).
Habe Klaus Jarchow in seinem ›Stilstand‹-Blog ob seiner Nervenstärke komplimentiert, da er es schafft, ganze Jan Fleischhauer -Texte zu lesen und anschließend auseinanderzunehmen.
Zuckerl
Jetzt muss ich auch mal auf die süßen und sehr lustigen Zeichentrickffilme von Simon Tofield hinweisen: Simon's Cat. Mein Lieblingsfilm ist »Fly Guy«.
Dank eines Hinweises von Simifilm im SF-Netzwerk wurde ich auf diesen Text von Anja Jardine aufmerksam, die für das ›NZZ Folio‹ mit Liebhaber -- Blem, blem, stun blem über einen James Joye-Lesezirkel (um Meister Fritz Senn!) schreibt, der sich gegenseitig »Finnegans Wake« vorliest und über dieses seltsame Buch diskutiert.
Zum Schluss der Trailer eines Filmes, auf den ich erst am Wochenende aufmerksam wurde: »Super«, einem weiteren Beitrag zum Thema ›normale‹ Menschen wollen Superhelden sein (siehe »Kick-Ass« und »Defendor«). Große Hoffnungen mache ich mir, weil der exquisit durchgeknallte Rainn Wilson (bei uns vielleicht am bekanntesten als Arthur aus »Six Feet Under«) hier mit dem Spruch »Halts Maul, Verbrechen!« (»Shut up, crime!«) aufmacht, seine Freundin Liv Tyler (sic!) von Kevin Bacon zurückzuerobern. Ellen Page und Nathan Fillion sind auch mit dabei. Wird bei uns wohl nur auf Festivals und DVD/Blue Ray erscheinen.
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Eintrag No. 689 — Lektüre: Während hier noch gewartet werden muss, bis ich selbst mit einer Rezension zu meinem letzten Buch von 2010 rüberwachse, verlinke ich mal diese Begeisterungs-Offenbarung zu Edward Abbeys »Die Monkey Wrench Gang«, die Jan Scheper für die ›TAZ‹ verfasst hat.
Fertiggelesen in 36 Stunden habe ich Jakob Arjournis »Chez Max«. Auch hier hoffe ich, bald eine Rezi liefern zu können. Würde mich freuen, wenn sich dieses Buch in SF-Kreisen noch weiter herumsprechen würde. Ist nämlich feine Sozial-SF, und richtig gut geschrieben, mit einem feinem Twist!
Weiterhin unterbeeindruckt bleibe ich von Haruki Murakamis »Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt«. Schön langsam frage ich mich, wie dieses Buch zum Kult werden konnte. Kann aber auch sein, dass ich derzeit einfach nicht den Geist für was Ruhiges habe, wo es schon mal über eine Seite dauern kann, bis ein (immer noch namenloser) Protag aus dem Bett kommt und sich was zum Frühstück macht. Passiert viel nix.
Deshalb habe ich beim englischen Buchladen zugeschlagen und mir den vielseits empfohlenen Roman »The Windup Girl« von Paolo Bacigalupi besorgt (der nächsten Monat bei Heyne als »Biokrieg« erscheinen wird, übersetzt von Hannes Riffel & Dorothea Kallfass). Die ersten vier Kapitel gefallen mir sehr gut. Gut durchdachte viele Infos geschickt dargeboten. In jedem Kapitel steht bisher eine andere Figur im Zentrum. Wenn es so weiter-flockt, bin ich bald durch.
Netzfunde
Für ›wissenrockt‹ hat Arik Platzek einen längeren Text darüber verfasst, wie dreist der Sepp (andere mögen ihn Papst Bendickt Ix Vau Ih nennen, aber ich komm aus Bayern und nenn ihn halt Sepp) die Wissenschaft in seinen Katholozismus eingemeinden will: Master of the Universe: Papst verteidigt Führungsrolle.
Wortmeldungen
Diesen Punkt könnte ich auch unter ›Rüge‹ ablegen, denn es geht um die schrääcklichen deutschen Umschlagsbilder und Buchtitel, die der Blanvalet-Verlag sich für die hiesigen Ausgaben von Gail Carrigers»Sonnenschirn-Protektorat«-Bücher einfallen ließ, wozu ich im entsprechenden Eintrag des geschätzten ›Clockworker‹-Blogs meinen Senfs beisteuerte. — Nebenbei: Ausgeliehen von Ju Honisch, die mir Carrigers Bücher empfohlen hat, kann ich sagen, dass mir Band 1 »Soulless« ganz gut gefallen hat. Okey, ist keine hohe Literatur, aber ich lese ab und zu auch gerne mal was Leichtes für Zwischendurch, wenn es Charme und Esprit hat und gut gemacht ist.
Zuckerl
Die Designer Jeffrey Thomas und Celeste Green präsentieren in ihrem Blog ›Jeff & Celeste‹ Entwürfe für eine Zeichentrick-Serie, die (bisher) nicht umgesetzt wurde: Gotham High. Ja genau, die Helden und Bösen aus der Batman-Welt als ältere Teens auf der Schule. Haben die gut hinbekommen. Die Serie würde mich interessieren.
Andrea hat in ihrem Photoblog ›color.antville‹ einen Jahresrückblick ihrer 12 gelungensten Bilder zusammengestellt: 2010 in 12 photographs. Mein liebstes Bild dieser Gruppe ist vielleicht Andreas Beitrag ›mr. invisible‹ für das ›Street Fotograohy Now Project‹, genauer, deren Aufgabenstellung No. 4: »Dokumentieren sie menschlichen Einfallsreichtum, der sonst übersehen würde. Menschen dürfen auf dem Bild nicht zu sehen sein.«
Schon so krass auf »$tar Wars« fixiert, dass Eure Libido nur noch durch Erotikbildchen von General Ackbar und Co in lasziven Posen erlöst werden kann? Da gibt es nun Abhilfe im ›technabob‹-Blog in Form dieser $tar Wars Pinups von Yayzus Graphics.
Wieder ein Webcomic. Hans Rickheit (vielleicht den Kennern der US-Alternativ-Comic-Szene bekannt, durch sein bei Fantagraphics errschienenes »The Squirrel Machine«) hat sich mit Ectopiary vorgenommen, pro Woche eine Seite eines auf ca. 600 Seiten angelegten unheimlichen Horror-Comics zu liefern. Beginnt sachte und ein wenig an »Pan’s Labyrinth« erinnernd.
Wer ›Red Letter Media‹ noch nicht kennt, dem soll als Molochronik-Leser nun bescheid gegegen sein, dass es dort die mitunter einleuchtensten und zugleich makabersten Film-Besprechungen gibt, die ich kenne. Stöbert mal, welche Plinkett Reviews Euch reizen. Soviel ist gewiss: Die Filmrezis dieses angeblich über 100-Jährigen alkoholischen Perversen, der seine Gattin umgebracht hat, ab & zu junge Frauen entführt und im Keller quält, ansonsten in einem Casino von Atlanta City wohnt und von seiner Katze beschissen wurde, sind etwas ganz Besonderes. Ich empfehle den Zweiteiler zum neuesten »Star Trek«, oder dein Einteiler zu »Avatar« als Einstieg. — Pizzaröllchen für alle!
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Eintrag No. 668 — Dem Kalender nach sollte es kälter werden, aber das Wetter tüdelt herum, als ob es einen zweiten Frühling anpacken möcht. Mein Immunsysthem spinnt entsprechend, meine Glieder knacken, meine Muskeln knirschen, und mein Nasen- & Stirnhöhlenbereich fühlt sich an wie etwas, das auf der Rückbank eines havarierten Autos vetrocknet. Trotzdem (leider — GOttseidank): zum richtig krank werden reicht es nicht.
Lektüre: Mit »Behemoth« von Westerfeld & Thompson bin ich fertig. Kurzweilig, wunderschön dank der Illustrationen, diesmal mit einer Prise gelungener Niedlichkeit & Liebeswirren. Und obwohl mir dieser zweite Band der »Leviathan«-Trio gut gefallen hat, haben sich merklich Ermüdungs- und Routineeffekte eingestellt, die mich daran hindern ein natürlicher Freund von Serien- & Mehrteilerwerken zu sein .
Die Spätantike erlebte schießlich den Untergang der Philosophie in der Theologie. {…} Fürsten sind an Priestern, nicht an Philosophen interessiert. {…} Monarchen ist nicht an Schülern gelegen, sondern an Gefolgschaften. {…} Der praktische Wert der »Geistigen« beschränkt sich in dieser Zeit aufs Untertanenmachen von innen.
Zu dem Bestand exoribitant schöner und ungewöhnlicher Bücher im Haushalt hat sich »I Wonder« der Typographin und Graphic Designerin Marian Bantjes gesellt. Auf Bantjes bin ich schon vor einigen Monaten aufmerksam geworden durch den TED-Talk »Intricate beauty by design«, für mich als Amœnokrat natürlich von besonderer Bedeutung. »I Wonder« ist eine Wunderkammer der modernen Ornamental-Gestaltung. In 13 Abschnitten denkt Bantjes über so verschiedenen Dinge wie Staunen, Verwunderung, Politik des Ornamementes, Erinnerungen (Photos und Schmierzettel), Heraldik, Firmenlogos, Ehre und Bedeutung nach. Am allerbesten aber finde ich »The Alphabet: A Critique«. In diesem merklich flappsigen Text kommentiert sie jedem Buchstaben und spannt dabei die ulkige Phantasie auf, dass ein anonymes Font-Studio der Altvorderen in Gemeinschaftsarbeit das Alphabet gestaltet hätten.
Ansonsten bin ich mit »Zettels Traum« Arno Schmidt bis etwa Seite 50 vorangekommen. Dän Pagenstecher doziert und das Übersetzerpärchen Paul und Wilma und deren Tochter Franziska lauschen, nicken, geben Widerworte zu den Ethym-Thesen von Dän, und seinen Theorien dazu, was den guten alten Edgar Allan Poe an unbewussten Impulsen und Prägungen zu seinen Texten getrieben hat. Ein Hase sprang bereits herum und Rehe wurden gesichtet. Also: eigentlich nix los, und dennoch, Dank der ungewöhnlichen Schreibe von Schmidt ist das ganze erstaunlicherweise unterhaltsam zu lesen. Wenn ich mein jetztiges Lesetempo beibehalte, dann bin ich in etwa einem Jahr mit diesem Trumm fertig.
Netzfunde
›Junge Welt‹ die Erste: In einem ausführlichen Dossier wird eine der widerlichsten Entwicklungen der gegenwärtigen Jurispudenz beleuchtet: Denn sie wissen was sie tun, legt dar, wie deutsche Rechtsgelehrte sich an dem Projekt beteiligen, in der westlichen Moderne die Folter wieder zu legitimieren.
›Junge Welt‹ die Zweite: Dass sich die Katholen, ihren eigenen öffentlich verlautbaren Moralansprüchen zum Trotz, zeihenswerterweise mit kriminellen Milieus gemein machen, ist zwar altbekannt, wird aber in diesem Text von Gerhard Feldbauer trefflich zusammengefasst: Gottes Bankster
Ganz grob (im Sinne von: hinfort mit den Privilegien gewährenden Staats-Samthandschuhen gegenüber den organisierten Kirchen) passt dazu thematisch ein Interview, dass die ›Jungle World‹ mit Michael Bauer führte, dem Sprecher des im Werden befindlichen Arbeitskreises Laizistischer Sozis: »Genossin Nahles will uns ausbremsen«.
Die frohe Kunde, dass letzte Woche (endlich) eine sich auf Lobbyismus spezialisierende Wikipedia ihren Betrieb aufnahm, wird unter anderem bei ›Telepolis‹ verbreitet: David gegen Goliath. Und hier geht es zu der Lobbypedia.
(Deutschsprachige) Phantastik-Funde
Hans Schmidt hat für ›Telepolis‹ einen laaangen Artikel geschrieben, in dem er zeigt, welch gewundene Wege im 19. & frühen 20. Jahrhundert die Flickenkreaturen und Blutsauger erlitten haben, bis sie zu den heutigen Kultfiguren im populären Monströsenkabinett werden konnten: »It’s alive!« und doch vergriffen: Frankenstein, Dracula und die Tücken des Urheberrechts.
Zuckerl
Das ›Old Hollywood‹-Blog hat ein altes Absage-Formular der Essanay-Studios ausgebuddelt, das köstlich unfreiwillig komisch-gruselig von der Praxis der frühen Filmindustrie erzählt.
Die ›Galerie 1988‹ aus Kalifornien bietet ätzende Zeitgenossenschafts-Kritik in Form von 55 fiktiven Straßenschildern der TrustoCorp: The New America.
Lobenswerte Photobuch-Idee: Der englische ›Telegraph‹ präsentiert mit einer Bilderstrecke eines Kostprobe des Photobandes Where Children Sleep von James Mollison. Solche Dokumente sagen mehr über die Schlechthinigkeit der Welt als 1000 kluge Worte.
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Eintrag No. 666 — Räume am Sonntag im Billy mit den gebundenen Schinken Zeugs aus der ersten in die zweiten Reihe, um Platz zu schaffen für Sachen, zu denen ich öfters greife, oder denen ich mich auf absehbare Zukunft vermehrt widmen will. Da fällt mir »Das Kritikon« von Gracian aus zwei Meter Höhe auf das Nachschlagwerk-Arbeitsregal, dass es die Dübel aus der Wand reisst. Perdauz aber auch, das Bookanier-Dasein ist gefährlich.
Anna Gielas hat für ›Der Freitag‹ einen lesenswerten Text über die frühe Royal Society, bzw. deren Vorgänger, Invisible College geschrieben: Gezeter, Trotz, Duellpistole.
Endlich! In der SPD versucht sich ein laizistischer Arbeitskreis zu formieren: Soziale und demokratische LaizistInnen. Ich drücke die Daumen! Wenn Ihr mal rausbekommt, was Eremitenhäuser sind, und warum die eine Millionen € im Jahr brauchen, dann gebt mir bescheit.
Nochmal ›Der Freitag‹: Längeres Gespräch mit Susie Orbach»Wir modellieren Körper«, worin dann auch auf das sehr erstaunliche Any-Body-Blog verlinkt wird. Leute davon zu überzeugen, ihren Körper modifizieren zu müssen, bzw. erstmal dafür zu sorgen, dass Menschen sich mit / in ihren eigenen Körper nicht wirklich zuhause fühlen, ist eines der fundamentalsten und perfidesten Herrschafts- & Unterdrückungs-Instrumente die es gibt (und eines der ältesten).
(Deutschsprachige) Phantastik-Funde
Die Damen & Herren der deutschen Steampunker.-Site ›Clockworker‹ waren Im Salongespräch: Oliver Plaschka. Oliver ist einer der ganz wenigen deutschsprachigen lebenden Genre-Phantasten, die für mich in die Suppe kommen. Seine »Die Magier von Montparnasse« fand ich richtig gut, mit »Fairwater – Die Spiegel des Herrn Barthalomew« bin ich zu 1/3 fertig und finde es ganz apart, und ich freue mich schon darauf »Der Kristallpalast« zu lesen.
Bin im Lauf der letzten Woche wieder von einem Agentur-Menschen angeschrieben worden, der einen Linktausch vorschlägt. Wiederum für eine Verlags-Portal- & Onlinebuchhandel- & Social Netwörk-Site. Diesmal aber für eine ganzer Reihe Verlage, die ich sehr schätze, wie Edition Nautilus, Reprodukt, Kein & Aber. Also, ganz umsonst, hier ein Empfehlungslink auf den Eintrag zu Kurt Vonneguts »Ein dreifach Hoch auf die Milchstraße« (inkl. drei Leseproben) im ›Tubuk‹-Blog.
Für den ›Tagesspiegel‹ jubelt Lutz Göllner über Verhängnisvolle Freundschaften, sprich »20th Century Boys« von Naoki Urasawa.
Wortmeldungen
Habe mich im lauf der letzten Woche noch ein paar Mal in dem Exploitation SF-Thread bei ›SF-Netzwerk‹ gemeldet.
Zuckerl
›BoingBiong‹ weist auf Joe Jubnas Schemakarte zu Japanischen Konsolen-Rollenspielen hin: The Japanese RPG formula. Köstlich, und zugleich geeignet als Beweiststück in meinem ewigen Prozess, warum ich mit den allermeisten Franchise-Sachen nix anzufangen weiß, denn was sich auf solche Karten zusammendampfen lässt, kann (in meinen Augen) nicht allzuviel taugen.
Unglaublich aber wahr. Bei ›Life‹ hat man eine alte Photo-Reportage ausgebuddelt, wie einst, im Januar des Jahres 1941 in den Wäldern des US-Staates Mayland, eine Gruppe Leuts (unter anderem William Seabrook) mit einem Voodoo-Ritual dafür sorgten, dass die Nazis den Krieg verlohren: Putting a Hex on Hitler, 1941.
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Eintrag No. 662 — Film: Hinke ja arg weit hinterher, was das Liefern von Film-Rezis oder zumindest Film-Kurzreszis angeht. Also hohle ich mal nach, zumindest von meinen jüngsten Kino-Besuchen zu berichten
Vor ca. zwei Wochen war ich in »Ponyo – Das große Abenteuer am Meer«, und wieder mal bin ich überwältigt von der Macht, die ein ›Studio Ghibli‹-Film über mich hat. Der Film richtet sich unverkennbar zuerst mal an Kinder von etwa 4 bis 7 Jahren, aber wie meine Begleiterin Andrea so trefflich sagt: »Bei einem Miyazaki-Film dauert es etwa zwei Minuten, und ich bin wieder am Staunen wie eine Fünfjährige«. Wie immer bin ich mitunter am meisten von den stillen Momenten fasziniert, wenn ›eigentlich‹ nix passiert. Die kann Regisseur Miyazaki inszenieren, wie kaum jemand sonst. Und fast das Herz gesprengt hat mir natürlich der große Äktschn-Höhepunkt, wenn Ponyo auf wilden Meerenwogen parallel zum einem Auto der Küstenstraße folgt.
— Kurz: ca. 9 bis 10 von 10 Punkten.
Und dann hatte ich letzte Woche Gelegenheit, mir den neuen David Fincher »The Social Network« anzuschauen. Wieder erstaunlich, wie mühelos Fincher sich in einem neuem Genre tummelt. Im Grunde funktioniert »The Social Network« wie ein Theaterstück oder ein Woody Allen-Film. Leute sitzen herum und reden, nicht zu knapp. Der Film veranschaulicht gelungen, wie man als Macher eines Projekt getrieben wird von dem Verlangen, etwas gestalten und bewegen zu wollen, und natürlich, wie im Zuge des Begehrens, Ruhm und Geld anzuhäufen im juristischen Slalomlauf so manche Freundschaft auf der Strecke bleibt. Dass freundschaftliche Bindungen der Erschaffung einer sozialen Netzwerk-Plattform geopfert werden, ist nur die offensichtlichste Ironie des Filmes.
— Wertung: ca. 7 bis 8 von 10 Punkten.
Interessanten Einblick in den Buchkaufhaushandel bietet das Hugendubel Verdi Info-Blog. Besonders gefallen mir die ›Sprachlos‹-Einträge, die ergreifend den Frust engagierter Buchverkäufern, die bei Hugidubi arbeiten, bebildern.
Für ›Jungle World‹ legt Alex Feuerherdt mit Hauptsache Religion einen feinen Kommentar zu den derzeit abgegeben Profilierungsschwachsinn der ›C‹-Parteien vor.
Apropos ›jüdisch-christliche Wurzeln‹: Jeder, der sich auch nur halbwegs mit Kultur- und Religionsgeschichte beschäftigt, und dabei nicht durch Interessens-Doktrinierungen gehirngewaschen wurde, weiß, dass die Rede vom ›jüdisch-christlichen‹ Fundament des Hauses Europa einfach Quatsch ist. Man konsultiere einfach mal ein Kulturgeschichtswerk, in dem Begriffe wie ›Volksreligion‹ und ›Elitenreligion‹ vorkommen. (Zum Beispiel »Lebensformen Europas« von Wolfgang Reinhard.) — Über Holger KleinsStackenblochen-Blog fand ich meinen Weg zu einem Kommentar von Don Alphonso in seinem F.A.Z. Stützen der Gesellschaft-Blog, den ich gerne auch hier zitieren möchte:
Christliches Abendland heisst immer: Ich bin zu blöd, die Schattenseiten der letzten 1200 Jahre zu kennen.
Jüdisch-Christliches Erbe heisst oft mitunter: Ich finde es geil, mein Herrenrassentum so zu verkleiden, dass ich mich notfalls auf Deinen Antisemitismus rausreden kann, wenn Du mich für den stinkenden Fascho hältst, der ich bin. Dabei wird es schwer sein, einen Juden zu finden, der sich auf dieses angebliche Erbe berufen möchte: Als ob es noch nicht genug Geschlichtsklitterung und Fälschung in dem Bereich gegeben hätte.
Klar gesagt: Es gibt kein jüdisch-christliches Erbe. Die allerwenigsten, denen das aus dem Maul trieft, kennen vom Judentum mehr als die Kipah. Christentum und Judentum sind allein schon wegen der Frage des Messias absolut unvereinbar gewesen, und das Verhältnis hat sich von 800 bis 1945 dann auch merklich verschlechtert, um es höflich zu formulieren.
Auch wenn ich, nein: gerade weil ich ja ein bekennender und überzeugter Atheist bin, kann ich nur den Kopf schütteln über diesen Blödsinn: Nicht nur Kirchenaustritt, auch Enttaufung möglich. Zugegeben: nachdem viele ja ohne gefragt zu werden als Kleinkinder getauft wurden, fände ich es nur angebracht, wenn es die Möglichkeit gäbe, sich als Erwachsener, der eine entsprechende Weltsicht angenommen hat, zeremoniell Ent-taufen lassen zu können. Andererseits kann man das ja auch selbst gestalten und vornehmen, sei es alleine, oder im Kreise entsprechend Gleichgesinner. Ohne, dass man einen umgemodelten Föhn kaufen muss. — Durchaus originell finde ich allerdings den im Artikel vorgeschlagenen Gerbauch der Verse von Catull (aus »Carmen 85«) als Ent-Taufungs-Formel, auch wenn diese Zeilen, typisch für diesen römischen Dichter, etwas zu zerknirscht für meinen Geschmack sind:
Odi et amo. Quare id faciam, requiris Fort Asse? Nescio, sed fieri Sentio et excrucior.
Ich hasse und liebe. Du fragst vielleicht, warum ich das tue. Ich weiß es nicht, aber ich fühle, dass es geschieht und ich quäle mich.
Und Marc Fabian Erdl jubiliert in ›Der Freitag‹ ausführlich über die erste komplette deutsche Ausgabe der geheimen Tagebücher von Samuel Pepys (einer durchaus wichtigen Nebenfigur in Neal Stephensons »Barock-Zyklus«): Geiler Bock, Staatsbeamter.
Der großartige Jeff Vandermeer berichtet in seinem Blog flappsig aber erhellend davon, wie sein diesmaliger Anlauf Thomas Pynchons »Gravities Rainbow« (dt. »Die Enden der Parabel«) zu lesen nun vergnügt von statten geht: This Book Is Restoring Mah Brain Powers to Mah Brain und Reading Gravity’s Rainbow: First 75 Pages, Initial Contact. Ich selber gurke derweil irgendwo auf Seite 300 herum, und kann mich nicht so recht entscheiden, ob ich den Roman auf Englisch oder Deutsch lesen soll und pendle entsprechend zwischen beiden Sprachen.
Da beleibt mir nur, mich der Hoffnung anzuschließen, die Daniel Domscheit-Berg für ›Der Freitag‹ in seinem Text Der gute Verrat zur Sprache bringt, nämlich, dass als Ausgleich für solche Sehnsüchte der Gestaltungsmächtigen in Zukunft vermehrt mutige Geheimnisverräter rechtzeitig zur Kenntnis genommen werden, und dass die Anerkennung von solchen Petzer-Helden zunehmen wird.
(Deutschsprachige) Phantastik-Funde
Klaus Jarchow liefert seinem ›Stilstand‹-Blog einen feinen kleinen Text über die Tugend von die Phantasie kitzelnden Leerstellen in Texten, Ehret die Lücken!, illustriert anhand der Geschichte »Die Grube und das Pendel« von Edgar Allan Poe.
Holger M. Pohl hat eine neue Kolumne für ›Fantasyguide‹ verfasst: Proll vs. Niemand. Auch wenn mir HMPs Text ein wenig zu gehässig geraten scheint, finde ich es trefflich, wie er die in SF-Genrekreisen typische Erregung einiger über den Erfolg anderer kommentiert. Stein des Anstoßes war dieser Thread bei SF-Netzwerk: Kritik an SF Neuerscheinungen, Iwoleit vs. Heitz oder schaden Autoren wie Heitz der SF?, aus dem dann dieser allgemeinere Thread hervorging: Exploitation SF, Annäherung an ein Phänomen. Ich denke ja, es ist unfair, sich bei der Klage über die Verflachung des geliebten Genres lediglich auf die erfolgreichen Autoren einzuschießen. Immerhin ist es das Zusammenspiel von Autoren-Ambition, Programmgestaltung und Vermarktungstrategien der Verlage, sowie der Nachfrage von Kunden, die dazu führen, dass enervierend seichtes Zeugs das Feld dominieren.
Wie immer empfehle ich das neuste RSAnimate-Filmchen. Diesmal illustrieren die Meister von ›cognitive media‹ einen Vortrag von Sir Ken Robinson zum Thema Changing Education Paradigms, und besonders gelungen finde ich, wie das noch übliche Schulsystem mit der Logik von Fabriken verglichen wird.
Sobald ich mein PayPal-Konto entsprechend aufgepimpt habe, werde ich das hier bestellen: The Science Tarot. Obwohl ich mit ›Eso-Kram‹ nichts mehr (oder nicht mehr viel) am Hut habe, hege ich immer noch eine Schwäche für originelle Tarot-Karten. Ich verstehe das Tarot als eine Art interaktives Comic, das sich immer wieder zu neuen Geschichten auslegen lässt.
Mike Shaughnessy hat für ›BoingBoing‹ einen bewegenden Text zum Thema ›der Blick von Immigranten auf die neue Heimat‹ geschrieben, und es geht nicht um Muslime in der westlichen Welt, sondern um einen Deutschen in Amerika: My Man Anton Schutz: An Immigrant's View of the New York.
Dem ›Wall Street Journal‹ hat der geniale Scott Adams — der als Schöpfer der »Dilbert«-Strips dafür sorgt, dass Büromalochern dank Humor emotionelle Gesundheit bewahren — ein Interview gegeben: How to Write Like a Cartoonist.
Als sichere Weihnachtsbeglückung für mich darf ich mich auf den nächsten Film der Coen-Brüder freuen: True Grit, und ich bin schon sehr gespannt, wie sich dieser Rache-Western machen wird. Hier der bisher zweite, längere Trailer.
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Eintrag No. 633 — Hotel gebucht. Fehlt nur noch die Anmeldung abschicken und Bahnfahrt dingfest machen, dann heißt es: »Hamburg und Kongress der ›Gesellschaft für Fantastikforschung‹, ich komme!«
Lektüre: Fertig mit »Der Blaue Kammerherr«, den ich nun also zum zweiten Mal komplett gelesen habe. Unglaublich. Ich bleibe dabei: eines der besten Bücher überhaupt und ever! Vor allem: eines der besten Fantasy-Bücher und wer’s nicht lesen kann, weil des Deutschen nicht mächtig, darf einem aus ganzen Herzen Leid tun. — Es gibt ja verschiedene Ausgaben und Auflagen dieses galanten Romens in vier Büchern (die gekonnt den vier Sätzen einer Symphonie entsprechen:
»Der Botschafter der Republik«: Allegro mit Overtuere und Feuerwerk (sprich: Vulkanausbruch, Erd- und Seebeben);
»Der Reichsgraf zu Weißenstein«: Andante, mit Intriguen-Fuge und Staatsstreich;
»Der Herzog von Scheria«: Scherzo, mit gigantischen Park-Abteilungen und einem Menuett;
»Die Bürgerin Valente« Allegro finale inkl. Traum-Kadenz, Bürgerkrieg, Wahnsinn und Himmelfahrt.
Von allen Ausgaben mag ich die Haffmans-Taschenbüchern am liebsten. Kann man antiquarisch für etwa 20 Euro bekommen. Ich mag die Titelbilder von Nikolaus Heidelbach sehr (die ich vor Jahren schon zu einem Desktop-Schmuck zusammengestellt habe … hier verkleinert wiedergegeben; das Bild zeigt die vier Titelfiguren von links nach rechts). — Aber auch die neue Ausgabe von Kain & Aber ist schön, und wer’s klassisch mag, der kann ja versuchen, die feine kleine (die gebundene, quasi-marmorierte) Schmuckausgabe des Insel-Verlages aufzutreiben.
Nun geht es direkt weiter mit dem anderen großen Roman von Niebelschütz »Die Kinder der Finsternis«.
Ansonsten habe ich mir als Kontrastlektüre den dicken großen Sammelband von »The Walking Dead« besorgt; wunderbar als Zwischendurchstoff in der Küche, während man aufs Heisswerden des Nudelwassers wartet.
NETZFUNDE
Marcus Hammerschmidt hat am 10. Juli für Telepolis ein mein Gemüt erwärmendes Geraunze gegen die sommer-märchenliche Fussball-Irrsinn-Stimmung verfasst: Ölpest an Gefühlen.
Der erstaunliche Herr Damaschke macht aufmerksam und bietet Übersicht zu den Einträgen einer erfreulichen Kolumne von Jan-Frederik Bandel, welcher in der »Jungen Welt« darüber schreibt, wie er auf Arno Schmidts »Zettels Traum« wartet, welchselbiges Monstre-Buch ja im Herbst erstmals in gesetzter Form bei Suhrkamp / Arno Schmidt-Stiftung erscheinen soll. (Ein Großereignis, dem ich auch schon entgegenfibbere.)
Hochinteressante Großreportage, kompletto umsonst zu lesen bei »Digital Culture Books«. Jim Rossignol will mit seinem Text ein positiveres Bild vom Video-Spieler zeichnen, und berichtet, wie Spiele das Leben bereichern und gewissen Dingen förderlich sein können, kurz: dass sie Kultur sind für viele aus der mit ihnen groß gewordenen Generation. This Gaming Life: Travels in Three Cities. Zugegeben, ich bin lediglich mit dem ersten Kapitel fertig, aber das reicht auch schon, um das Buch zu empfehlen.
Gut geschriebener Portrait- / Rezensions-Artikel der »New York Times« über das Autorenpaare Kenneth Rogoff (Schachmeister der in die Wirtschaftsforschung wechselte) und Carmen Reinhardt (aus Exilkubanischer Familie), die mit »Dieses Mal ist alles anders« eine datenreiche Großstudie über 800 Jahre Finanzmurksgeschichte vorgelegt haben: Economists Who Did Their Homework (800 Years of It).
Neuer Dauerlink: Schande, dass ich den jetzt erst einpflege. Herbert Gnauer betreut für Radio Orange in Wien eine kommentierte Lesung der »Kulturgeschichte der Neuzeit« des einzigartigen Egon Friedells. Zu den illustren bisherigen Gästen gehören solch Prominente des Geisteslebens wie Daniela Strigl, Klaus Nüchtern und Heribert Illig: Egon Friedell bei Radio Orange (hier als Podcast-Feed) neue Folgen jeden zweiten und letzten Donnerstag des Monats
WORTMELDUNGEN
Einer der fleissigsten und lesenswürdigsten Comic-Journalisten die wir haben, Stefan Pannor, hat eine Rezension zu dem wunderbaren neusten Band aus Schuiten & Peeters »Die geheimnisvollen Städte«-Welt geschrieben: »Die Sandkorn-Theorie«, und was muss ich Detailfizzelnörgler machen? Eben, in Herrn Pannors Blog mit Detailfizzelgewichtel auffallen.