»Die Zeit sei reif für etwas«
Heißt es bzgl. Katholischem »die Zeit sei reif für etwas« bedeuted das, sie kämen ›nur‹ mindestens eine bis fünf Generationen zu spät.
— molosovsky (@molosovsky) 13. Februar 2013
Heißt es bzgl. Katholischem »die Zeit sei reif für etwas« bedeuted das, sie kämen ›nur‹ mindestens eine bis fünf Generationen zu spät.
— molosovsky (@molosovsky) 13. Februar 2013
Finde den Fehler. Innenminister Friedrich so: »Religion bewahrt vor Utopien & hat ein Menschenbild für humane Gesellschaft von morgen«
— molosovsky (@molosovsky) 23. Januar 2013
Eintrag No. 717 — Brutale Woche. Erstens, weil ich kein Sonnenmensch bin und die Invasion des Sommers entsprechend nicht zu schätzen weiß. Die zwanzig Minuten Regenschauer, mit denen ich am Sonntag beglückt wurde, waren mir zu wenig. — Zweitens, weil zwei meiner Kollegen von Krankheit darniedergerafft wurden und ich sechs Tage Dienst hinter mir habe. Dadurch blieb weniger Zeit zum Lesen, Daddeln, Stöbern und entsprechend wenig Links gibt es diese Woche.
Aber: Andrea hat mir von ihrem letzten Kurzaufenthalt in Italien ein hübsches Anti-Atomkraft-Shirt der ›Legambiente‹ mitgebracht. Zu sehen ist der Venezianische Löwe im Simpsons-Stil, mit drei Blinky-Augen und der Pfote auf einem Atommüll-Fass (statt dem Buch der Stadt).
Lektüre: Immer wenn ich besonders wenig Zeit und Nervenstärke fürs Lesen erübrigen kann, greife ich auf die exzellente Hörbuchfassung von Neal Stephensons »Barock-Zyklus« zurück. Im Lauf der letzten Woche habe ich das zweite Drittel dieses gigantischen Werkes, Band 2 »The Confusion«, zu Ende gehört und bin weiterhin äußerst entzückt davon, wie gekonnt Simon Prebble den Roman vorträgt. — Kurze Hörprobe gibt es bei ›Audible‹.
In zwei Tagen unterwegs weggeschlürft habe ich das neueste auf Deutsch bei Tropen erschienene Buch von Douglas Coupland: »Marshal McLuhan. Eine Biographie«. Dazu muss ich sagen, dass ich (bisher) kaum eine Ahnung von McLuhan hatte, außer, dass er in den Sechzigerjahren prophetische Bücher über unsere moderne Medienwelt geschrieben hat. Natürlich kenne ich die zwei Aussagen von ihm, die zum fixen Fundus eines jeden Bullshit-Bingos zum Thema moderne Medienwelt gehören:
— 1) »Das Medium ist die Botschaft« (gemeint ist laut Coupland: »der augenscheinliche Inhalt sämtlicher elektronischer Medien ist unerheblich und das Medium selbst hat eine viel größere Auswirkung auf die Umwelt und Konsumenten«);
— 2) »Die modernen Medien machen die Welt zu einem globalen Dorf« (gemeint ist: »elektronische Technologien sind eine Ausweitung des menschlichen Zentralnervensystems und die kollektiven Nervenleitungen unseres Planeten bilden eine einzige blubbernde, diffuse, quasi-fühlende, rund um die Uhr akrive Meta-Community«). — Coupland bereitet das Thema kurzweilig und doch eigenwillig auf. Seine Art, sich eher wie ein Objektkünstler dem Schreiben zu widmen ist offenkundig, wenn er wie bei einer Collage Anagramme, Internet-Auszüge und Zitate zu einem großem Gedankenbild anordnet. Zudem traut er sich, seine sehr persönliche Sicht auf McLuhan anzubieten, was das Buch zu einer weniger verkopften Angelegenheit macht, als man bei dem Gegenstand befürchten mag. — Wichtig ist Coupland unter anderem, dass die körperliche Verfassung, vor allem die dies Gehirns, zum Verständnis der Besonderheit eines Denkers wie McLuhan ist. Ein Beispiel dafür (wie auch für Coupland persönliche Färbung) liefert eine Fussnote auf Seite 61, bei der ich Tränen gelacht habe:
Hier geht es zu den ersten 26 Seiten des Buches als PDF-Leseprobe.
Hier ein Schmankel zum Kennelernen von McLuhan ein vierteiliges Youtube-Video (genauer: Tonmitschnitt) eines Vortrages. Leider ist nicht angegeben, wo und wann McLuhan diesen Vortrag gehalten hat, wahrscheinlich irgendwann in der zweiten Hälfte der 60er-Jahre. Man bekommt einen guten Eindruck, warum McLuhan als provokaten Thesen verbreitender Prohet und fesselnder Redner galt: Marshall McLuhan - Address to Author's Luncheon (1 von 4).
Spiel: Freund David hat bereits gemeldet, dass ihn »L. A. Noire« enttäuscht hat, er aber gespannt ist, wie ich dieses Spiel finde. Ich hatte bis Sonntag noch Dienst, und damit nicht wie David die Möglichkeit »L. A. Noire« in kurzer Zeit durchzudaddeln. Vielleicht ein Vorteil, denn die knappen Sessions, die ich bisher als Kommissar Phelps im Los Angeles des Jahres 1947 verbachte, haben mir sehr gut gefallen. — Okey, es dauerte einige Zeit, bis ich mich an den Stil des Spieles gewöhnt habe. Bei den bisher von mir gespielten Rockstar-Titeln (der moderne Gangster-Kracher »GTA IV« inkl. seiner beiden Erweiterungen und das Spätwestern-Epos »Red Dead Redemption« inkl. der Zombie-Erweiterung) konnte ich weitestgehend frei Schnauze durch die Welt eiern und viele unterschiedliche Dinge abseits der Haupt- und Neben-Geschichte(n) anstellen. Deshalb gelten diese Spiele auch als ruhmvolle Beispiele für das ›Open World‹- oder ›Sandbox‹-Spiel-Genre. Im Gegensatz dazu verschleiert »L. A. Noire« kaum, dass der Spieler auf einem ziemlich gradlinigen Pfad durch die Geschichte gelotst wird. Zudem kann man sich nicht wie in bisherigen Rockstar-Welten nach Herzenslust benehmen. Als Gesetzteshüter ist man angehalten, keinen Sach- oder Personenschaden anzurichten. Kein chaotisches Remmidemmi also, was durchaus schade ist. Allerdings wird dieser ›Makel‹ (für mich) wieder mit der Athmosphäre und Geschichte ausbalanciert. Das Spiel macht auf mich, trotz der ein oder anderen humorigen Nuance, einen erstaunlich reifen und erwachsenen Eindruck. Der Ton und die Figurenzeichnung von »L. A. Noire« sind sozusagen die Umkehrung von »GTA IV« und »Red Dead Redemption«: bei den beiden Vorgänger dominierte deftige, mitunter zynische Satire den Gesamteindruck, und hie und da eingestreute ernste Facetten erinnerten an die grimmigen Tatsachen der realen Welt, die dem Weltenbau der Spiele zugrundeliegen. Bei »L. A. Noire« wird man als Ermittler Phelps Stück für Stück in die unangenehme Position bugsiert, hilflos zu durchschauen, dass man als Handlanger der politisch gut vernetzten Übeltäter einen Unschuldigen nach dem anderen als Sündenbock einbuchtet. — Ich bin schon gespannt, wie die ganze Geschichte ausgeht.
Nachtrag: Freund Volker B. hat in seinem Blog ›Random:Notes‹ mehrere Einträge zu »L. A. Noire« geschrieben: einmal seine allgemeinen Eindrücke nach der ersten Spielsitzung: L.A. Noire (I); für die Website von T-Online dann diese (auch oben beim Cover des Spiels verlinkte) Rezension Der Tod in der Stadt der Engel; und wieder in seinem Blog diesen quirligen Bericht einer längeren Session in etwa aus der Mitte des Spieles: L.A. Noire (III) – jetzt mit +++ Liveticker +++.
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Apropos: Hat zwar nichts mit Bürges Artikel, aber mit Kirche und Christen zu tun. Was mich wundert ist deren großes Schweigen dieser Tage. Im »Spiegel« und anderswo wurde vergangene Woche berichtet, wie ein altbekanntes Hamburger Versicherungshaus Mitarbeiter mit einer Runde Ringelpiez mit Anfassen in Prag ›belohnte‹, kurz: ‘ne Sexorigie auf Kosten des Hauses. Ist einerseits eine feine Art der Belohnung, gleichzeitig schweißen solche gemeinsame ›verruchte‹ Erlebnisse zusammen und machen erpressbar. Angeblich sollen Belohnungs-Veranstaltungen dieser Art verhältnismäßig verbreitet sein (was ich mir durchaus vorstellen kann und für wahrscheinlich halte, auch wenn ich nicht glaube, dass viele Firmen solche Veranstaltungen übers offizielle Konto abrechnen). — Was mich nun völlig verdutzt, ist, dass kein Christenprediger, die sich ja sonst gerne mal in alles mögliche populistisch einmischen, hierüber ein Wort äußert. Oder ich hab’s nicht mitbekommen?
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Eintrag No. 712
Literatur:
Zweimal Neal Stephenson: Als ich diesen Monat in Berlin war, habe ich mir im Otherland-Buchladen ein paar Bücher besorgt, unter anderem »In the Beginning was the Command Line« (1999). Mit diesem bisher einzigen Sachbuch-Titel bietet Stephenson, eine kurzweilige Mixtur seiner persönlichen Erlebnisse mit Computern, Betriebssystemen und graphischen Benutzeroberflächen; — der Nacherzählungen (für mich Laien fein nachvollziehbar) von deren Entwicklungsgeschichte und Funktionsweise; — sowie kenntnisreiche kultur-philosophische Kritik zum Zustand des Marktes. Knapp zusammengefasst findet es Stephenson empörend, wie sehr die Macht von Unternehmen wie Microsoft und Apple auf dem schönen Schein basiert, ihren Kunden gut gemachte Produkte zu verkaufen; — wie sehr sich Kunden dem Glauben hingeben, sie selbst (und nicht etwa die Shareholder dieser Unternehmen) stünden im Zentrum der Geschäftspraxis dieser Unternehmen. Und anhand des Vergleiches von Betriebssystemen und graphischen Benutzeroberflächen mit Disney gelingt es Stephenson, einige grundsätzliche erhellende Gedanken zum Thema ›vermittelte Weltwahrnehmung & -Handhabe‹ anzubringen.
Und dann: Endlich hat der Verlag Harper Collins Einzelheiten zum Ende 2011 erscheinenden neuen Roman von Meister Stephenson veröffentlicht! In »Reamde« (nicht »Readme«!!!) knüpft Stephenson wieder an Computerkultur-Stoffe an, die er in seinen früheren Büchern »Snow Crash« und »Cryptonomicon« verhandelt hat. Diesmal geht es um Richard Forthrast, der sich vor vier Jahrzehnten der Einberufung zum Militär entzogen hat, und einen Haufen Geld mit dem Schmuggel von Dope über die kanadische Grenze gemacht hat. Dieses Geld hat er mit Hilfe von Online-Spielen gewaschen und mit diesem Reichtum ein eigenes Unternehmen für Multiplayer-Fantasy-RPG gegründet. Ein asiatischer Goldfarmer löst dann versehentlich einen virtuellen Krieg um die Weltherrschaft aus und Richard findet sich zwischen den Fronten wieder.
Es freut mich, dass nach vielen Jahren ein neuer Roman von Lawrence Norfolk angekündigt wird: laut dem Ticker von Booktrade hat Norfolk im Frühjahr das Manuskript zu »John Saturnall’s Feast« abgeliefert. Im Englischsprachigen hat noch kein Verlag zugeschlagen, aber in Deutschland wird der Band bei Norfolks Stammverlag Knaus erscheinen. Die Kurzbeschreibung klingt verlockend (Schnellübersetzung von Molo): »John Saturnalls Gastmahl« spielt im 17. Jahrhundert und erzählt die Geschichte eines Waisen der während des englischen Bürgerkrieges lebt und zum besten Koch seines Zeitalters aufsteigt, und dessen Liebe zu einer Frau, die er niemals heiraten kann, sich zur großen Tragödie seines Lebens entwickelt.
Desweiteren habe ich nun mit dem zweiten Band der ›Die Zerrissenen Reiche‹-Reihe von Thomas Plischke begonnen: »Die Ordenskrieger von Goldberg«. Nachdem ich Band 1, »Die Zwerge von Amboss«, sehr kritisch aufgenommen habe, versprach ich mir selbst, Band 2 mit einer anderen Haltung zu lesen, mich nicht so schnell aufzuhängen an den Dingen, die mir Band 1 vergällten. Und siehe da: bisher komme ich um einiges besser mit Band 2 zurecht.
Schließlich habe nun endlich alle drei »Hellboy«-Kurzgeschichten-Sammlungen die Dark Horse auf Englisch herausgebracht hat: »Odd Jobs« (1999), »Odder Jobs« (2004) und »Oddest Jobs« (2008), zu denen solche meisterlichen Autoren und Autorinnen beitrugen wie Nancy A. Collins, Poppy Z. Brite, Frank Darabont, Charles de Lint, Guillermo del Toro, Joe R. Lansdale, Tad Williams und China Miéville.
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Eintrag No. 705 — Der Auszubildenden unseres Betriebes erste Lektionen in er Kunst des höheren Sprach-Blödsinns vermittelt. Man nehme eine Sache und verknüpfe sie mit einer Tätigkeit. Beides darf nicht zueinander passen. Die Kombo sollte nach Möglichkeit zudem ein extra unsinniges oder gar unmögliches Bild vor dem geistigen Auge heraufbeschwören. Aus der Erinnerung fallen mir noch folgende Beispiele ein: Ich gehe mal ein paar Pflastersteine aufblasen. … mal eine U-Bahn bügeln. … Gurken dressieren. … Sockenlöcher stapeln. … Autounfall föhnen.
An der Uni für höheren Blödsinn kann man entweder als ›Dr. jux‹ oder ›Dr. wirr‹ abschließen.
•••
Lektüre: Lese wie besessen Mervyn Peake. Habe in der letzten Woche sowohl den dritten und (aus dem Nachlass von Peakes Frau komplettierten) vierten Band seiner ›Titus‹-Bücher, sowie die Titus-Novelle »Boy in Darkness« gelesen. Großartige Bücher, bei denen es mir schwer fällt, auf den Punkt zu bringen, was ich an ihnen so toll finde … genauer: es ist schwer, die Vorzüge der Bücher von Peake so zu benennen, ohne dass man klingt, als wolle man eigentlich schwache Werke verteidigen. Die ›Titus‹-Bücher (auch bekannt als ›Gormenghast‹) lassen sich mit den gewöhnlichen Bewertungs-Markmalen, die heutzutage populär sind, schlecht fassen.
(Inzwischen finde ich die Umschlagsgestaltung der neuen Ausgaben so schrecklich, dass ich überlege die Schutzumschläge wegzuwerfen. Auf dem Cover von Band 3 – dem violetten Band – beispielsweise ist ein Ritter auf nem Zombiepferd zu sehen, und im ganzen Buch taucht so eine Figur nicht auf! Ich finde, man darf verlangen, dass ein Umschlagsgestalter den Stoff, den er illustrieren soll, gefälligst zumindest aufmerksam querliest!)
Ach ja: da fällt mir ein, dass ich jüngst eine heftige Abneigung entwickle gegen die Feststellung bei Buch- oder Filmkritiken, die (Haupt)Figuren einer Geschichte wären keine Sympathieträger, mit denen man sich identifizieren könne. Kritiker und Schreibhandwerk-Ratgeber behaupten ja, dass es wichtig sei, sympathische Figuren zur Identifikation anzubieten. Ich finde das empörend flach, zudem hält man damit das Publikum für doof. — Was wichtig ist, sind Figuren die nachvollziehbar sind. Sympathisch müssen sie nicht sein. Im Gegenteil: bestimmt finde nicht nur ich es spannend und unterhaltsam, wenn unsympathische Figuren gut dargestellt werden.
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Eintrag No. 689 — Lektüre: Während hier noch gewartet werden muss, bis ich selbst mit einer Rezension zu meinem letzten Buch von 2010 rüberwachse, verlinke ich mal diese Begeisterungs-Offenbarung zu Edward Abbeys »Die Monkey Wrench Gang«, die Jan Scheper für die ›TAZ‹ verfasst hat.
Fertiggelesen in 36 Stunden habe ich Jakob Arjournis »Chez Max«. Auch hier hoffe ich, bald eine Rezi liefern zu können. Würde mich freuen, wenn sich dieses Buch in SF-Kreisen noch weiter herumsprechen würde. Ist nämlich feine Sozial-SF, und richtig gut geschrieben, mit einem feinem Twist!
Weiterhin unterbeeindruckt bleibe ich von Haruki Murakamis »Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt«. Schön langsam frage ich mich, wie dieses Buch zum Kult werden konnte. Kann aber auch sein, dass ich derzeit einfach nicht den Geist für was Ruhiges habe, wo es schon mal über eine Seite dauern kann, bis ein (immer noch namenloser) Protag aus dem Bett kommt und sich was zum Frühstück macht. Passiert viel nix.
Deshalb habe ich beim englischen Buchladen zugeschlagen und mir den vielseits empfohlenen Roman »The Windup Girl« von Paolo Bacigalupi besorgt (der nächsten Monat bei Heyne als »Biokrieg« erscheinen wird, übersetzt von Hannes Riffel & Dorothea Kallfass). Die ersten vier Kapitel gefallen mir sehr gut. Gut durchdachte viele Infos geschickt dargeboten. In jedem Kapitel steht bisher eine andere Figur im Zentrum. Wenn es so weiter-flockt, bin ich bald durch.
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Eintrag No. 668 — Dem Kalender nach sollte es kälter werden, aber das Wetter tüdelt herum, als ob es einen zweiten Frühling anpacken möcht. Mein Immunsysthem spinnt entsprechend, meine Glieder knacken, meine Muskeln knirschen, und mein Nasen- & Stirnhöhlenbereich fühlt sich an wie etwas, das auf der Rückbank eines havarierten Autos vetrocknet. Trotzdem (leider — GOttseidank): zum richtig krank werden reicht es nicht.
Lektüre: Mit »Behemoth« von Westerfeld & Thompson bin ich fertig. Kurzweilig, wunderschön dank der Illustrationen, diesmal mit einer Prise gelungener Niedlichkeit & Liebeswirren. Und obwohl mir dieser zweite Band der »Leviathan«-Trio gut gefallen hat, haben sich merklich Ermüdungs- und Routineeffekte eingestellt, die mich daran hindern ein natürlicher Freund von Serien- & Mehrteilerwerken zu sein .
Unterwegs ansonsten zur Abwechselung mal wieder was kurzes von Peter Sloterdijk: »Scheintod im Denken. Von Philosophie und Wissenschaft als Übung«. Bisherige Lieblingsstelle (S. 79):
Zu dem Bestand exoribitant schöner und ungewöhnlicher Bücher im Haushalt hat sich »I Wonder« der Typographin und Graphic Designerin Marian Bantjes gesellt. Auf Bantjes bin ich schon vor einigen Monaten aufmerksam geworden durch den TED-Talk »Intricate beauty by design«, für mich als Amœnokrat natürlich von besonderer Bedeutung. »I Wonder« ist eine Wunderkammer der modernen Ornamental-Gestaltung. In 13 Abschnitten denkt Bantjes über so verschiedenen Dinge wie Staunen, Verwunderung, Politik des Ornamementes, Erinnerungen (Photos und Schmierzettel), Heraldik, Firmenlogos, Ehre und Bedeutung nach. Am allerbesten aber finde ich »The Alphabet: A Critique«. In diesem merklich flappsigen Text kommentiert sie jedem Buchstaben und spannt dabei die ulkige Phantasie auf, dass ein anonymes Font-Studio der Altvorderen in Gemeinschaftsarbeit das Alphabet gestaltet hätten.
Ansonsten bin ich mit »Zettels Traum« Arno Schmidt bis etwa Seite 50 vorangekommen. Dän Pagenstecher doziert und das Übersetzerpärchen Paul und Wilma und deren Tochter Franziska lauschen, nicken, geben Widerworte zu den Ethym-Thesen von Dän, und seinen Theorien dazu, was den guten alten Edgar Allan Poe an unbewussten Impulsen und Prägungen zu seinen Texten getrieben hat. Ein Hase sprang bereits herum und Rehe wurden gesichtet. Also: eigentlich nix los, und dennoch, Dank der ungewöhnlichen Schreibe von Schmidt ist das ganze erstaunlicherweise unterhaltsam zu lesen. Wenn ich mein jetztiges Lesetempo beibehalte, dann bin ich in etwa einem Jahr mit diesem Trumm fertig.
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Eintrag No. 666 — Räume am Sonntag im Billy mit den gebundenen Schinken Zeugs aus der ersten in die zweiten Reihe, um Platz zu schaffen für Sachen, zu denen ich öfters greife, oder denen ich mich auf absehbare Zukunft vermehrt widmen will. Da fällt mir »Das Kritikon« von Gracian aus zwei Meter Höhe auf das Nachschlagwerk-Arbeitsregal, dass es die Dübel aus der Wand reisst. Perdauz aber auch, das Bookanier-Dasein ist gefährlich.
Lektüre: Auf dem Klo »Transmetropolitain«. — Unterwegs abwechselnd immer noch »Behemoth« von Westerfeld und Thompson, sowie zur Beschallung der »Barock-Zyklus« (engl.) von Stephenson. Bin mittlerweile im dritten von 8 Büchern angekommen. — Seit dem letzten Dienstag lese ich nun schließlich zu Hause, am Abend, endlich »Zettel's Traum« von Arno Schmidt, dem letzten Buch der Werksausgabe das mir fehlte, & auf das ich ca. 20 Jahre gewartet habe. Natürlich auch für Phantasten interessant, denn es wird (schier endlos) über Edgar Allan Poe doziert und gestritten, und es finden Verwandlungen und Poetisierungen längere Gedankenspiele statt. Nützlich für Leuts, die mehr zum Buch wissen wollen, ist dieser Prospekt des Suhrkamp Verlasges. Wenn alles klappt, dann werde ich hie und da ein wenig aus meiner Wanderung durchs »Zettel's Trumm« (Spitzname © Andrea) berichten. Ich schaffe pro Abend etwa zwei bis vier Seiten dieses Werkes. Hier derweil schon mal ein bildungsbürgerlich-gemütliches Stillleben mit Single Malt und Nüsschen.
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Eintrag No. 662 — Film: Hinke ja arg weit hinterher, was das Liefern von Film-Rezis oder zumindest Film-Kurzreszis angeht. Also hohle ich mal nach, zumindest von meinen jüngsten Kino-Besuchen zu berichten
Vor ca. zwei Wochen war ich in »Ponyo – Das große Abenteuer am Meer«, und wieder mal bin ich überwältigt von der Macht, die ein ›Studio Ghibli‹-Film über mich hat. Der Film richtet sich unverkennbar zuerst mal an Kinder von etwa 4 bis 7 Jahren, aber wie meine Begleiterin Andrea so trefflich sagt: »Bei einem Miyazaki-Film dauert es etwa zwei Minuten, und ich bin wieder am Staunen wie eine Fünfjährige«. Wie immer bin ich mitunter am meisten von den stillen Momenten fasziniert, wenn ›eigentlich‹ nix passiert. Die kann Regisseur Miyazaki inszenieren, wie kaum jemand sonst. Und fast das Herz gesprengt hat mir natürlich der große Äktschn-Höhepunkt, wenn Ponyo auf wilden Meerenwogen parallel zum einem Auto der Küstenstraße folgt.
— Kurz: ca. 9 bis 10 von 10 Punkten.
Und dann hatte ich letzte Woche Gelegenheit, mir den neuen David Fincher »The Social Network« anzuschauen. Wieder erstaunlich, wie mühelos Fincher sich in einem neuem Genre tummelt. Im Grunde funktioniert »The Social Network« wie ein Theaterstück oder ein Woody Allen-Film. Leute sitzen herum und reden, nicht zu knapp. Der Film veranschaulicht gelungen, wie man als Macher eines Projekt getrieben wird von dem Verlangen, etwas gestalten und bewegen zu wollen, und natürlich, wie im Zuge des Begehrens, Ruhm und Geld anzuhäufen im juristischen Slalomlauf so manche Freundschaft auf der Strecke bleibt. Dass freundschaftliche Bindungen der Erschaffung einer sozialen Netzwerk-Plattform geopfert werden, ist nur die offensichtlichste Ironie des Filmes.
— Wertung: ca. 7 bis 8 von 10 Punkten.
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Eintrag No. 633 — Hotel gebucht. Fehlt nur noch die Anmeldung abschicken und Bahnfahrt dingfest machen, dann heißt es: »Hamburg und Kongress der ›Gesellschaft für Fantastikforschung‹, ich komme!«
Lektüre: Fertig mit »Der Blaue Kammerherr«, den ich nun also zum zweiten Mal komplett gelesen habe. Unglaublich. Ich bleibe dabei: eines der besten Bücher überhaupt und ever! Vor allem: eines der besten Fantasy-Bücher und wer’s nicht lesen kann, weil des Deutschen nicht mächtig, darf einem aus ganzen Herzen Leid tun. — Es gibt ja verschiedene Ausgaben und Auflagen dieses galanten Romens in vier Büchern (die gekonnt den vier Sätzen einer Symphonie entsprechen:
Ansonsten habe ich mir als Kontrastlektüre den dicken großen Sammelband von »The Walking Dead« besorgt; wunderbar als Zwischendurchstoff in der Küche, während man aufs Heisswerden des Nudelwassers wartet.
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