molochronik
Dienstag, 25. September 2007

Molos Empfehlungen für Web-Glotzer

(Eintrag No. 410; Gesellschaft, Medien, Phantastik, Bildung & Unterhaltung) — Obwohl ich schon einige Monate mit einer komfortablen Breitbandleitung durchs Web gurke, habe ich erst in diesem Monat angefangen, mich in entsprechenden Portalen umzuschaun, wie es um lohnende Filmchen bestellt ist. Hier eine mehr oder weniger munter-unsortierte Auswahl lohnender Clips und Streams.

Kann sein, daß meine Links nicht lange online, oder die entsprechenden URLs schnell wieder unaktuell sind und wieder verschwinden. Gebt halt ggf. als Kommentar hier bescheid, wenn dem so sein sollte.

Den Anfang macht das einzige Web-TV-Angebot der öffentlich-rechtlichen, das ich regelmäßig verfolge: »Das Philosophische Quartett« mit Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski. Für mich, der ich mir kaum leisten kann abends mal aufn Bier zum Klönen wohinzugehen, sozusagen mein Stamtischersatz. Glaubt bloß nicht, ich nehm alles ernst, was die Damen und Herren des Quartetts so daherphilosophieren. Aber genau das, Daherphilosophieren (und zwar unaufgeregt), ists, was diese Sendung für mich so reizvoll macht. Leider reicht das Archiv nicht allzuweit in die Vergangenheit.

Ein Abend mit Neil Gaiman. Ich habe Gaiman ja im Frühjahr 2007 in Leipzig erlebt und kann sagen: Der Mann weiß, wie man einen vergnüglichen Leseabend gestaltet. Der hier verlinkte Fora.tv-Beitrag dauert fast 2 Stunden. Neil liest aus neustem Kurzgeschichtenband »Fragile Things«, inkl. Frage und Antwortspiel. Nict versäumen sollte man die Story »Secret Brides Of The Faceless Slaves Of The Forbidden House Of The Nameless Night Of The Castle Of Dread Desire«, ein Muss für alle, die eine deftige Parodie auf Gothic Novel-Schwulst abkönnen (zugleich aber auch eine köstliche Verteidigung der Phantastik). — Knackig auch Neil Gaimans Gedanken über Horror- und Weird Fiction Papst H. P. Lovecraft.

Apropos H.P.L.: Hier gibt Howard Philip Lovecraft Auskunft (1933). Fast möcht ich meinen, daß es sich hier um einen geschickten Fake handelt, aber der Clip wurde augenscheinlich von Lovecraft-Experten S.T. Joshi beigesteuert.

J.R.R. Tolkien spricht über die seine Mythologie. Man braucht schlaue Ohren, um das murmelnde Gebabbel vom Papa Hobbit zu verstehen, aber es lohnt sich. Was dieser Clip zeigt: Ian McKellen hat alle zuhandenen Filmaufnehmen des Meisters studiert und gibt als Gandalf eine beeindruckende Hommage auf Tolkien.

Richard Dawkins: Der streitbare Atheist, Autor von »Das egoisische Gen« und dem jetzt vieldiskutierten »The God Delusion« geht in Teil 1 den Wirrnissen des Aberglaubens (Astrologie & Co) nach, in Teil 2 widmet er sich der Scharlatanerie alternativer Heilmethoden (Homöopathie & Co.).

Der Neurologe, Humorist, Theater- und Opernregiesseur Jonathan Miller hat für die BBC versucht eine »Rough History of Atheism« auszubreiten. Kein leichtes Unterfangen, haben doch aus Angst vor gröberer Unbill lange Zeit Atheisten gezögert, sich als solche zu outen. Die Dokumentation hat drei Teile, die jeweils in etwa 10-minütige Clips aufgeteilt wurden. Hier zu den ersten Abschnitten von Sendung eins (»Shadows of Doubt«), zwei (»Noughts and Crosses«) und drei (»The Final Hour«). — Eine der schönsten Gemmen dieser Reihe ist Millers Unwohlsein mit dem Begriff ›Atheist‹. Immerhin: Warum sollte man speziell dem Nichtglauben an GOtt (oder Göttern) einen eigenen Namen geben? Gibt es ein besonderes Wort für Menschen, die nicht an Geister, Kobolde und Einhörner glauben? Eben. — Zusätzlich hat Jonathan Miller mit einer Reiher prominenter Nichtgläuber (und einem Gläubigen) Interviews geführt, die schon in seiner »Rough History« gekürzt verwendet wurden. Unter dem Titel »Atheism Tapes« kann man aber die ganzen Gespräche goutieren. Hier gehts zu den jeweils ersten Clips der Interviews mit Colin McGinn (Wissenschafts-Philosoph), Steven Weinberg (Physiker), Arthur Miller (Dramatiker), Richard Dawkins (Biologe), Denys Turner (Theologe), Danniel C. Dennett (Wissenschafts-Philosoph). — Wer nicht glotzen will, kann die kompletten Transkripte der Gespräche hier lesen.

Nach so viel ernsten Zeug über Glauben und Nichtglauben, hier noch ein Clip mit den englischen Humoristen, Schauspielern und Autoren Stephen Fry und Hugh Laurie, die in England berühmt sind für ihre Sendung »A Bit of Fry & Laurie«. — Unsterblich genial ist dieser Scetch »On Language«. Jupp: so isses.

Und als Schlußzuckerl schließlich noch zu den beiden haarsträubend grotesken kurzen Filmchen des amerikanischen Animationskünstlers Bill Plympton (einigen Freaks hierzulande bekannt als Schöpfer des gandiosen Films »The Tune«): »How to Kiss« und »25 Ways to Quit Smoking«.

Viel Vergnügen.

Freitag, 21. September 2007
Donnerstag, 20. September 2007

Öffentliche Petition zum Religionsunterricht an öffentlichen Schulen

(Eintrag No. 408; Gesellschaft, Großraumphantastik, Bundestags-Petition) — Gerade im deutschen Brights Blog gelesen: endlich tut sich was in Sachen Kritik und Aktion gegen §7 des Grundgesetztes. Dort steht nämlich (noch):

Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach. Unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes wird der Religionsunterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt. Kein Lehrer darf gegen seinen Willen verpflichtet werden, Religionsunterricht zu erteilen.

Ich bin ja schon lange der Meinung, daß Kinder und Jugendliche einen neutralen ›Lebenskunde‹-Unterricht erhalten und neutral und vor allem vergleichend über Religion informiert werden sollten. Die Privilegien der etablierten, organisierten Religionen in Sachen Unterricht (aber auch z.B. bezüglich deutscher Militärseelsorge, Konkordatslehrstühlen, Finanzierung der Ausbildung von Geistlichen usw ect pp ff) sind alles andere auf der Höhe des bei uns ja nur widerwillig geduldeten pluralistischen Informationszeitalters.

Wer, wie ich, etwas tun möchte, damit vielleicht in absehbarer Zeit der Mißstand des Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen behoben wird, lese bitte hier den Text der Bundestags-Petition und raffe sein (humanistisches, aufgeklärtes) Herz auf, um diese Einreichung mit seiner ›Unterschrift‹ zu unterstützen. Dazu ist noch Zeit bis zum 27. Oktober 2007.

Montag, 17. September 2007

»Credo quia absurdum«

(Eintrag No. 407; Grafimente, Totschlagargument) — Passend zum vielkommentierten Molochronik-Eintrag über das göttererschütternde Epikur-Rätsel reich ich hier ein altes Witzebildchen von mir aus dem Februar 1994 nach. (Entschuldigt die maue Ausleuchtung. Mein Zimmer ist düster, draussen ists feucht und ich hab keine starken Lampen.)

»Und so erledigte GOtt ein weiteres Atheisten-Schwein« (Credo quia absurdum) — 24. Februar 1994; Tusche und flüssige Acrylfrarben; ca. 360 x 535 mm.

Die Portraits zu Molos Sammelrezi in »Magira 2007«

(Eintrag No. 406; Portraits) — Mit kleiner Verspätung wird im Oktober zum siebten Mal das »Jahrbuch zur Fantasy« erscheinen, und ich freue mich wieder dabei zu sein mit einer Rundumrezi mit Empfehlungen zu Werken folgender Autoren. — Ende September wird es in der Molochronik einen Trailer auf meine Sammelrezi geben.

Neal Stephenson

Die Gelehrten der Scheibenwelt (v. l.n.r.: Ian Steward, Terry Pratchett & Jack Cohen)

Susanna Clarke

Sergei Lukianenko

Tom Shippey

Mittwoch, 12. September 2007

Gott: Versager, Soziopath oder schlicht ein Trugbild?

(Eintrag No. 405; Gesellschaft, Großraumphantastik, Gottesfrage) — Weil’s so schön ist, präsentiere ich heute mal Epikurs (ca. 341 bis 270 v.d.Z.) in »Von der Überwindung der Furcht« gereichtes Rätsel, welches knapp und schön auf den Punkt bringt, weshalb herkömmlicher Gottesglaube schlicht Quatsch ist.

Wie so oft bei kritischen klassischen Texten, findet sich diese Epikur-Schrift weder auf Deutsch noch auf Englisch im Netz (obwohl das folgende Rätsel oft zitiert wird). Lediglich der Text »Dialogues Concerning Natural Religion« in dem David Hume (1711 bis 1776 n.d.Z.) Epikur anführt, findet sich als englisher eText.

Hier die englische und dann von mir übersetzte Fassung dieses Rätsels über die Nutzlosigkeit der Vorstellung vom allmächtigen und gütigen Gott:

If God is willing to prevent evil, but is not able to Then He is not omnipotent.
If He is able, but not willing Then He is malevolent.
If He is both able and willing Then whence cometh evil?
If He is neither able nor willing Then why call Him God?

Wenn Gott willlens ist das Böse zu verhindern, aber nicht fähig, dann ist er nicht allmächtig.
Wenn er fähig sein sollte aber nicht willens, dann ist er bösartig.
Wenn er sowohl fähig als auch willens sein sollte, woher kommt dann das Böse?
Ist Gott weder fähig noch willens, warum sollten wir ihn dann Gott nennen?
Sonntag, 9. September 2007

Die ›blonde Weisheit‹ der Eva Herman

(Eintrag 404; Portrait, Gesellschaft, Mutterwitz, Knieschußaktion) — Ich weiß auch nicht warum, aber es fällt mir um einiges schwerer schöne Portriats von Menschen zu zeichnen, die ich bewundere, als Leute kaputzuskribbeln, die mich beunruhigen oder die mir oberpeinlich dünken. Hier wieder mal eine Zeichnung aus der letztgenannten Abteilung.

Eva Herman (4 x verheiratet, 1 Kind aber auch erfolgreiche Powerfrau der medialen Meinungsschleuderei) führt exemplarisch vor, wie man mit empörend-peinlichem Aufmerksamkeitsgeheische ‘ne Arschbombe ins Abseitsbecken macht, indem sie ganz in Jörg Haider’scher Manier heutige ›Mißstände‹ (Emanzipation, Verfall von Familie und Mutterschaft) ankreidet, indem sie rausblökt, was ihrer Meinung nach unter Onkel Adi gar nicht so übel war. Nämlich »…zum Beispiel die Wertschätzung der Mutter«. — Genau liebe angehenden Mamas: nehmt Euch ein Beispiel an »Der Untergang«, wo gezeigt wird, daß eine richtige Mutter (Frau Grandgoschier) erst mit Gebähr- und Unterordnungsfreude eine Orgelpfeifenpalette in die Welt setzt, und die lieben Kleinen dann, wenn alles so richtig kaporres gegangen ist und das Mutterverherrlichungsvolk mit dem Rücken zur Wand steht, allerzärtlichst einzuschläfern, um sie vor dem Schreckensregieme der alliierten Nachkriegszeit und der vermaledeiten BRD/DDR-Epoche zu bewahren.

Eva, gandios in den Sand gesetzt. Selten so gegruselt beim Lachen. Dafür gibts von mir einen Wiedergabeversuch Deiner ›inneren Schönheit‹.

Dienstag, 28. August 2007

Heute ist es soweit: 258 Jahre Goethe

(Eintrag No. 403; Olympierrückkehr) — Heit, anläschlich desch Gebuttstages, und der vorörtlichen Feschtlichkeit der Änthüllung des frisch rennofierten Dänkmals gehts natärrlich um njemands annasch als den gutn altn …

Die Namensplakette des Goethedenkmals

Ein Hoch auf ihn, auch mir ist er ein Wetzstein sondergleichen, und da wollt ich a mal gucken, wie das so zugeht, wenn man einen Klassiker wieder auf den Sockel hebt. Schon mal reingefallen: die Denkmalsenthüllung hab ich prall verpasst, denn ich trudelte erst um 13 Uhr am Rossmarkt ein, und das Hinfortreissen der Verhüllung soll dem Vernehmen nach pünktlich zur Geburtsstunde Schlag 12 Uhr stattgefunden haben.

So konnte ich aber staunen, wie der Platz sich binnen einen Stunde füllte, derweil »Die Dramatische Bühne« wie immer köstlich und lebendig einen gerafften »Faust« aufführte. Umsonstversorgung mit Apfelschorle und süßen Gespritzen wurde ausgeschenkt (weil der Frankfurter ja sonst nicht weiß, daß es was zum Stehenbleiben gibt). Herr Bürgermeisterin Petra Roth sprach Punkt 14 Uhr die lässlichen offiziösen Feiertagsworte und sodann stiegen die Dramatiker richtig ins Eisen. Ja doch, das Volk klatschte, als in Goethes Worten das buckelnde Untertanentum gescholten wurde; jedoch, als Bauernaufstandsmob gab man nur lasch Getön (wohl schon zuviel vom guten Äpfelbräu intus), da half es auch nichts, die wohlroutinierten Aversionen zwischen Offenbachern und Frankfurtern zu beschwören. Wer so mau revoluzzt, stört nicht mal den Nachbarn beim glotzen der großen Samstagabendshow (für die ganze Familie).

Dennoch: auch mir wurd warm ums Poetenherz. Immerhin, soviele Leute waren da:

Klick aufs Blid führt zu einer größeren Wiedergabe

Und wirklich schön buzzzt hamm'se das Denkmal, wie man den klassichen Sockelbasreliefs erkennen kann, die bekannte Stücke des Meisters zum Thema haben (ich glaube Ariadne auf Naxos und den Faust'schen Doktor mit Einflüster-Deifi erkennen zu können):

Klick aufs Blid führt zu einer größeren Wiedergabe

Mal schaun, zu welchen nun in den nächsten zwei Wochen stattfindenden Goethefestivalsveranstaltungen ich meinen Kadaver schleppen kann. Derweil hab ich schon mal einen kleinen Johann Wolfang-Stapel in meiner (gothischen) Leseklause aufgetürmt; natürlich die sechsbändige Inselkassette, der Inselband mit den Gedichten komplettamente, mit »Unser Goethe« von Bernstein und Henscheid, mit Nicholas Boyle prächtiger zweibändiger Biographie und als mir wertestes Gemmchen: »Gute Güte, Goethe – Bizarres und Behämmertes aus 250 Jahren deutschen Goethetums« von Oliver Maria Schmitt & J.W. Jonas. — Soviel von nem Bild der Welt, die man für die beste hält, amici.

Montag, 27. August 2007

Geschichtliche Kopfschmuck-Gallerie

(Eintrag No. 402; Nostalgie, Jubiläumsschau) — Nachdem die 2000-Tage-Barriere in den letzten Tagen von der Molochronik durchbrochen wurde, will ich mal ein wenig nostalgisch schwelgen und zurückblicken auf die bisherigen Kopfleistenverzierungen.

Bei den Bilder, die breiter als 500 Pixel sind, führt ein Klick auf's Bild jeweils zur Ansicht in Orinialgröße.

Ich weiß gar nicht mehr, ob ich zu Beginn im August 2002 schon einen Kopfschmuck hier hatte. Optisch angefangen hat alles mit diesem Logo am 10. November 2002. Das Gekritzel auf der ›Wand‹ stammt aus dem »Großen Tohuwabohu«, der pinselschwingende Langhaar-Molo ist nicht von mir, von meinem guten Freund dem Superkoch A., der als Witzebildzeichner von Berlin aus die Welt beglückt. Klick aufs Bild für eine größere Ansicht

Im zweiten Kopfschmuck vom 25. Februar 2004 hab ich als Hintergrundstruktur auf die »Kleine Improvisation« und bei dem Blamkopf auf meinen ›Psycho Hazard‹-Avatar zurückgegriffen. Klick aufs Bild für eine größere Ansicht

Ganz minimalistisch hab ich mit dem Schriftlogo vom 28. März 2005 versucht, eine Schrift zu einem geklecksten Rinnsal zu verformen. Hat mich nicht lange überzeugt… Logo Molochronik

… und so folgte dann bald der Photomontage-Kopfschmuck vom 18. April 2005. Ja, ich hab so lange Wimpern. Nein, ich habe keine Kaffetasse im Auge. Von diesem Logo habe ich zig Variationen gemacht, war aber nie zufrieden mit der Schrift. Kopfgschmuck: April 2005

Am 27. September 2006 gabs dann den ersten Imagemap-Kopfschmuck, mit dem meine Versuche starteten, der Molochronik ein papierenes, buchartiges Gepräge zu verleihen. Klick aufs Bild für eine größere Ansicht

Und hier die zweite Img-Map-Kopfzier, die seit Januar 2008 obsolet ist und durch die aktuelle Kopfzier ersetzt wurde: Klick aufs Bild für eine größere Ansicht

Derzeit lauf ich mit Andreas Digicam herum, und fotographiere Rostleisten und Ziegelmauern, in der Hoffnung, bald mal ein anspruchsvolles Graphik-Gefrickel für eine umwerfend schöne Molochronik zu vollbringen.

Samstag, 25. August 2007

Bizarrer Hartz-IV-Fragebogen (aber ich will mal nicht so knauserig mit meiner Meinung sein)

(Eintrag No. 401; Gesellschaft, Großer Bruder, Nach Vorne Verteidigung und Reaktion) — Grad les ich bei »SpiegelOnline« von einem Fragebogen, den man für ziemlich unverschämt oder innovativ halten kann. Die Arbeitsagentur in Hamburg (und angeblich bald auch anderer Städte) stellt darin Beziehern von Hartz-IV außerordentlich persönliche Fragen zu Neigungen und Fähigkeiten, angeblich wegen der noblen Ambition, um ›ein umfangreiches Profil der Kunden zu erhalten‹, um ›passgenauere Instrumente für den Förderbedarf‹ zu erlangen.

Das ist ja schön und gut, aber die Unverschämtheit liegt klar offen, wenn ich (Hartz-IV-Empfägner) darauf verweise, daß z.B. unsere Abgeordneten sich mit Händen und Füßen gewehrt haben, ihre Nebeneinkünfte von nichtparalemtarischen Tätigkeiten offen zu legen (und so richtig transparant ist die derzeitige Praxis dazu immer noch nicht). Zudem wäre es wohl im Interesse der öffentlichen, politischen Meinungsbildung und Orientierung, wenn die genannten Fragen von allen Inhabern öffentlicher Ämter beantwortet würden. Auch um einschätzen zu können, wie gut die Arge-Mirtarbeiter geeignet sind, sich mit meiner Lage zu befassen, wäre es sicherlich nur fair, wenn die Mitarbeiter der Arbeitsagentur selbst diesen Fragebogen ausfüllen und deutlich sichtbar in ihrem Büro aufhängen würden.

Hier die bei SpOn genannten Beispiele und meine mal der Unverschämtheit der Fragen angemessenen Antworten. Ich gebe die Fragen paraphraisiert wieder, da mir der Fragebogen selbst noch nicht vorliegt:

  1. »Peppen Sie ihren Speiseplan mit exotischen Gerichten (z. B. aus Indien, Japan und Mexiko) auf?«Molos Antwort: Ich beziehe meine Nahrungsmittel von ortsansässigen Händlern. Gerade als Hartz-IV-Empfänger muß ich auch was Ernährung betrifft sparen, und kann mir exotische Nahrung aus fernen Weltgeilden in der Regel nicht leisten. Zudem bin ich trotz meines Interesses für die Herkunft von Nahrung oftmals nicht in der Lage en detail nachzuvollziehen, woher Nahrung stammt, welchen Weg sie vom Ursprung bis zu meinem Herd zurückgelegt hat. Was Rezepte betrifft kann ich aber antworten, daß ich neugierig und für alles offen bin. Ich würde mir z.B. gerne mal afrikanische Ameisen- und Termitengerichte leisten können und wäre auch nicht abgeneigt, das Amazonasindianer-Rezept ›in Pflanzenblatt eingewickelte und im Feuer gegarte Tarantel‹ auszuprobieren. Allgemein habe ich eine Schwäche für alle eintopfartigen Gerichte.

  2. »War das Leben in der DDR Ihrer Meinung nach gar nicht so schlecht?«Molos Antwort: Ich bin in der BRD aufgewachsen, und habe darüberhinaus in Wien, Marburg gelebt und wohne derzeit in Frankfurt am Main. Über das Leben in der DDR kann ich keine direkten Erfahrungsurteile abgeben. Dem Vernehmen nach, soll aber das Leben in der DDR weder vollends eitel Sonnenschein noch Pfui-Deibel gewesen sein. Die Dinge waren wohl, wie z.B. der Niederrheinländer Hans Dieter Hüsch zu sagen pflegte, ›gemischter‹.

  3. »Schauen Sie gern Filme, in denen viel Gewalt vorkommt?«Molos Antwort: Kommt auf den Film an. Nennen Sie Beispiele, und ich kann Ihnen mit meiner ästhetischen Meinung dienen. Im Großen und Ganzen weiß ich eine narrative, filmische Darstellung und Verarbeitung von bederückenderen und ungeheuerlichen Aspekten des Lebens zu schätzen.

  4. »Fänden Sie es schön, wenn eine Liebe ein ganzes Leben hält?«Molos Antwort: Wer fände das nicht schön? Zudem ist mir nicht klar, welche Art von Liebe gemeint ist? Die Liebe zum Leben? Die Liebe zur Wahrheit? Die Liebe zu einem Menschen? Liebe zum Geld? Tierliebe? Bücherliebe? Selbstverliebtheit? Präzisieren Sie bitte die Frage.

  5. »Können Ihnen Dinge wie Tarot, Kristalle oder Mandalas helfen, in schwierigen Lebenssituationen die richtige Entscheidung zu treffen?«Molos Antwort: Bezogen auf schwierige Lebenssituationen nehme ich Abstand von derartigen Hilfsinstrumenten. Aber im Alltag greife ich gerne mal zum Münzwurf, wenn es bei unentschiedenen Situationen z.B. darum geht, ob ich mit meiner Partnerin den Zoo oder den Botanischen Garten besuche.

  6. »Spielen christliche Wertvorstellungen keine Rolle für Sie?«Molos Antwort: Natürlich nicht. Allein schon, weil christliche Wertvorstellungen (nebenbei: Welche?) schon vor meiner Existenz vorhanden waren und ich mich als mit ihnen Konfrontierter auseinandersetzten muß (was aber auch für z.B. heidnische, technoikratische, neokonservative, libertinäre, humanistische, bellezistische, idealistische usw. ect. pp. ff. Wertvorstellungen gilt). Ich gebe freimütig zu mich persönlich als einen ›Bright‹ zu bezeichnen, genauer: als einen ›Brückenbauer-Bright‹, der daran ›glaubt‹, daß alle Weltbilder ihre guten und schlechten Seiten haben. Das absolute Verdammen oder Lobhudeln von Wertvorstellungskonglomeraten liegt mir allerdings fern. Zudem mühe ich mich zu unterscheiden zwischen Werten die sich auf die (möglichst) objektive Erkenntnis der Welt beziehen, und solchen, die sich mit ethischer Orientierung auseinandersetzen. Als ›Bright‹ pflege ich da freilich meine Präferenzen, was den großphantastischen, gesellschaftlichen Gestaltungsdiskurs betrifft.

EDITergänz vom 28. August 2007
Eine neue Frage tauchte in einem mittlerweile erschienenen Bericht des »Hamburger Abenblattes« auf.
  1. »Die Werbung im Fernsehen finde ich meist ganz unterhaltsam.«Molos Antwort: Ich habe seit ca. 15 Jahren keinen Tv-Anschluß und die wenigen Male, bei denen ich bei Bekannten Fernseh guck, ist mir jegliche Werbung ein Greul.
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