molochronik
Montag, 12. März 2007

Improvisations-Portraits (1. Lieferung). Mit dabei: Joseph K. Junker

(Eintrag No. 349; Improvisations-Portraits) — Und weiter mit Bleistiftskribbels; einem vom letzten Jahr und zwei neuen. Ich darf mit Freude kundtun, daß ich mit scanen nicht nachkomme derzeit. Es flockt. Oh meine Freunde, die Ihr Euch schon sorgtet, daß ein ›Zeichners Block‹ den Molo heimsucht: derzeit hat mich dieser Alp nicht im Griff.

Joseph K. Junker: Einer der seit 30 Jahren nicht reingelassen wird beim Bachmann-Wettlesen. So entstand sein Lebensepos »Die Kummerkammer«.

Gezeichnet Juno 2006. Ca. 75 x 95 mm; Bleistift in Moloskin.

•••

Aus der laufenden, frischen, dicken, großen, tollen Leuchtturm-Agenda-Kladde. Jeweils ca. 40 x 40 mm; Bleistift. — Vielleicht Figuren aus Rosendorfers »Nacht der Amazonen«?

Samstag, 10. März 2007
Freitag, 9. März 2007

Exzellente Telepolis-Woche!

Sippenhaft (Eintrag No. 347; Woanders, Gesellschaft, Diskurshickhack) — Diese Woche war eine gute Telepolis-Woche.

Unter dem Pseudonym Bastian Engelke hat ein Telepolis-Autor sich die nicht gerade angenehme Fizzelarbeit angetan, mal exemplarische Röhrer aus dem Lager der prowestlichen Jubelperser zusammenzutragen. »Von der aufgeklärten Intoleranz zum pauschalen Hass« hieß die am 05. März vorgestellte, ausführliche Collage aus redaktioneller Anti-Islam-Erregung und vollbrustigen ›Iss doch wahr‹-Ottotnormal-Nazi-Schwurbel. Wer sich die von Engelke unter die Lupe genommene Website anschauen will, muß den entsprechenden Links im Telepolis-Artikel folgen. Ich finde die politisch ach so chick unkorrekte Site zu widerlich, um sie hier zu verlinken.

Worum gehts eigentlich? Um gallopierende Vorurteile und In-einen-Topf-Werferei, ganz dem Sprichwort folgend: »Steck den Haufen in einen Sack schlag mit einem Knüppel drein; einen falschen kann’ste nicht treffen.« — Ich pflege ja auch so meine Vorurteile, Hasszielscheiben und Ressentimentabladehalden, aber mir wird ist unwohl, wenn ich mich selbst bei solch pauschalem Verteufeln erwische. Andere Menschen aber reiben ihre Selbstbeschämungs-Reserven bereits mit anderen Sich-Selbst-Peinlichfinden auf.

Wie war das? Einige Jungs aus dem Orient wollen mit einigen Generationen Verspätung auch mal so richig national-religiöse Revoluzzer spielen und zünden als Einweihungskerzen für ihren Aneinanderklatscher der Kulturen in New York zwei Wolkenkratzer an. Der paranoid-authoritäre Okzident reagiert, wie man eben reagieren muss, mit so heldischen Versteifungs- und Zurückhaue-Reflexen, ganz gemäß der Beobachtung, daß zwischen einander Ähnlichen die Konkurrenzsituation und damit Konkurrenzgebahren immer besonders heftig sind. Fast möchte ich sagen: Was sich liebt, das neckt sich. Deutungs- & Gestaltungshoheitsgreangel unter großen Jungs halt. Wenn richtige Kerle sich so aufführen, will ich gern und stolz eine profillose Memme sein. — Nun ist ein asymmetrischer Konflikt zwischen dem westlichen Hegemonial-Bratz des entertain-miliär-industriellem Klüngel und den kleinen Bombenfest-Happenings-Terroristen der Minderwertigkeitskomplex-Aggros an sich ja schon zur Genüge ein besorgniserregendes Problem. Wie schön wäre es da, die durch Angst und Auch-Wichtigsein-Wollen nun reichlich quellenden Zornesströme sinnvoll zu bündeln, um dem fetten Westen zu mehr Demut, Umsicht und Tugendhaftigkeit zu ermahnen, oder um den als Globalisierungsverarschte verständlich Aufgerachten bei der Transformation zur ihrer Moderne zu helfen, statt dass Waffenhersteller sich freuen um die allseits steigende Nachfrage der seriösen und nicht ganz so seriösen ›Was soll’s? Geld stinkt nicht‹-Kundschaft.

Es kam, wie zu erwarten: die Moslems, die Orientalen als Ganzes kommen so manchem Denk- und Empathiescheuen grad recht als neues Feindkollektiv, an dem man sich abarbeiten, hochziehen kann. Oh, ich frage mich, in welchen altbackenen Fantasywelten muss man sich zuhause fühlen, um ernsthaft der Meinung zu sein, daß »die einen Zivilisation und Kultur {haben} und die anderen nicht«.

Das Problem wurde letztens auch im großen Bas-Lag-Forums-Interview mit dem englischen Phantasten China Miéville angesprochen:

BAS-LAG-FANSITE fragt: Viele erleben die heutige Zeit als eine sehr unsichere, fast gefährliche. Viele sprechen vom Clash der Kulturen, wo religiös-fundamentalistische Traditionalisten einem säkularisierten, individualistischen Westen gegenüberstehen. Einem Westen, der so saturiert scheint, dass er kaum noch Werte außer dem Geld kennt und sich deshalb umso unsicherer gegenüber den Fundamentalisten gebärdet. Was ist Deine Meinung dazu? Inwieweit werden sich solche Themen in Deinen nächsten Werken widerspiegeln? Hältst Du religiöse Überzeugungen für besonders schützenswert? Wenn ja, warum?

CHINA MIÉVILLE antwortet: Ich denke, die Idee, der Westen sei ›aufgeklärt‹ ist derzeit wenig überzeugend, und das ›Sekuläre‹ ziemlich fragwürdig. Denn der Massenmord, den der Westen angerichtet hat, bleibt meiner Meinung nach Massenmord, etwas zutiefst ›Unaufgeklärtes‹, das durch Rassismus und kulturelle Vorherrschaft gerechtfertig wurde, egal wie sehr man behauptet, dass es um die Verbreitung von ›Zivilisiertheit‹ geht. Ich glaube nicht, dass religiöse Glaubensvorstellungen besser als andere Meinungen in Schutz genommen werden sollten, aber ich denke auch, dass wir uns über die Art und Wiese klar sein sollten, wie Rassismus manchmal sowohl Religiosität wie auch Ethnie als etwas Verachtenswertes definiert und wie dementsprechend die Angriffe gegen ›Religion‹ von der Zeit und der angegriffenen Religion abhängen und so manchmal Teil eines bestimmten rassistischen Angriffes sind. In den 30ger Jahren des letzten Jahrhunderts verbreitete der Antisemitismus alle möglichen Vorwürfe über das Übel des jüdischen Glaubens — das war nicht nur eine abstrakte Kritik an der Religion, es war Teil einer Herabwürdigungskampagne. Ich glaube, wir können im Augenblick beobachten, wie man das mit dem Islam macht. Das soll natürlich nicht heißen, dass man Elementen der islamischen Glaubenslehre ›zustimmt‹ (obwohl, wie bei allen Religionen, die Mehrzahl der religiösen Verordnungen innerhalb der Glaubensgemeinschaft diskutiert werden), sondern bedeutet, dass man der Dämonisierung des Islams — oder anderer Gruppen — nicht zustimmt.

Zurück zu Telepolis. Bastian Engelke hat schon drei Tage nach seiner Rundumschau zum Trollgegrunze des gesunden pro-westlichen Volxämpfindns am 08. März eine Fortsetzung nachreichen können, über die armselige und beißreflexversabberte Re-Aktion auf den Artikel bei besagter, schwer-modisch politisch unkorrekter Website. In »Argumentation, Schlammschlacht, Gewalt« kann man nachlesen, wie Engelke exemplarisch die Gentleman-Diskrus-Stellung gegen die nicht eigentlich auf die Kritik eingehende Erwiderung der supermutig politisch unkorrekten Website reagiert. Schlicht köstlich.

Und heute bin ich dann wegen Telepolis vom Stuhl gefallen. Abgestürzt beim Hardcore-Schenkelklopfen. Marcus Hammerschmitt kommt daher, blickt durch, wie nur ein SF-affiner Autor mit super-Röngtenblick durchblicken kann, und macht mich endlich mit der größten deutschen Punk-Combo bekannt, in: »Pogo im Heiligen Land — Deutsche Bischöfe in Israel: Punk ist nicht tot, er zieht sich nur komisch an«. Na da ruf ich dem DJ doch gleich zu: »Tanz den Flagellanten!« Danke Marcus!

30-Sekunden-Improvisation (Staffel 1)

(Eintrag No. 346; Skribbel) — Nehmt das mit den 30 Sekunden bloss nicht wörtlich. Das Zeichnen kann schon mal ein paar Minuten brauchen. Aber länger als 30 Sekunden hab ich beim keinem Bild nachgedacht, was es denn werden soll. Überhaupt: ›Nachdenken‹ ist eh falsch. Wenn dann denkt man ja voraus als Zeichner, wenn man sich denn überhaupt Gedanken macht, vor dem oder während dem Zeichnen. Der gesetzte Punkt, die gezogene Linie, eine Fläche zerteilen, Farben geben, Weite und Enge verteilen, das sind ja alles wunderschöne Metaphern für Entscheidungen, die getroffen werden. Nur wer entscheidet, wohin mit diesem Punkt, dieser Linie, den Farben der Weite und Enge? Die Hand, das Hirn, eine taktische Instanz oder eine launische Grille? Fragen über Fragen.

30-Sekunden-Improvisationen, Staffel 1, No. 1-8

Alle ca. 30 x 30 mm. Die ersten beiden sind mit Bleistift, der Rest mit Parker-Füller gezeichnet. Gezeichnet am 08. März 2007. Die nächsten 12 (plus noch ein paar herumfliegende) 30-Sek-Impros sind schon fertig.

Donnerstag, 8. März 2007

Ach, das Archaische

(Eintrag No. 344; Skribbel) — Nach einer verschollenen Illustration von Alfred Kubin aus dem Jahre 1908; mir bekannt als Umschlagszier der Reclam-Gesamtausgabe von Thukydides »Der Peloponnesiche Krieg«.

Ca. 80 x 45 mm; Bleistift & Digimotz.

Montag, 5. März 2007

Was überlegt sich die Riesenmaschine zur Molochronik?

(Eintrag No. 343; Woanders) — Ab und zu finde ich in meiner Referrer-Liste einen Link von »Riesenmaschine«, allerdings aus deren internem Bereich, der mit »Was tun?« benamst ist. Sieht dann etwa so aus:

riesenmaschine.de

Ich frag mich dann immer leicht paranoid: »Was hab ich denn verbockt, was hab ich falsch gemacht, bin ich jemanden von Riesenmaschine auf den Fuß getreten … ???« — Wobei die Antwort wahrscheinlich schlicht einfacher, und sogar erfreulicher sein dürfte. Vielleicht wars ein Tippfehler, von denen ich ja nicht wenige verbreite, der bei Riesenmaschine jemanden zum lachen brachte, oder ähnliches.

Sonntag, 4. März 2007

Menükarte: »Verborgene Orte«

(Eintrag No. 333; Lyrik, Juvelinia) — Willkommen zu den »Verborgenen Orten«, zehn Gedichten unstrenger Form über Reisen in imaginär-poetische Terrains, die ich Anfang der 90ger-Jahre in Wien und Hepberg geschrieben habe. Nocturne Meditationen die mir als Überlaufventil für allzu heftigen Gefühls- und Denkanfallüberschwang dienten. Der Titel dieser Sammlung ist eine Homage für die brillianten Comics über die »Cities Obscures« des Künstlers Francois Schuiten und des Autores Benoit Peeters.

Zusammen mit den »Zehn Etüden« (bereits eingepflegt in die Molochronik) , meiner ersten ›brauchbaren‹ Kurzgeschichte und der Novelle »Molosovsky Fragmente« habe ich diese Gedichte versammelt als »Deliterium« zweimal als Privatdruck zugänglich gemacht.

•••

eins: ExodusLaßt uns auswandern aus diesen Geistesbreiten…


zwei: ZufahrtAus den Tälern des Geistes steigen die Nebel des Summens…

& CafehausDer Mond fällt mitten in den Kaffee…


drei: WüsteWir verrichten unsere Notdurft des Geistes…


vier: FlußVergesse nicht. Verspreche nichts was du nicht halten kannst…


fünf: ArchivIn den Regalen tümmeln sich allerlei Exponate…


sechs: Herren der HölleIn erstickender Umschlingung würgen sich ihre aufgedunsenen, riesenhaften Schwulstleiber umeinander…


sieben: VakuumInnerhalb eines Tages erreicht mich die Einsamkeit…


acht: PresseSie ist eingesperrt. In einer Kammer…


neun: BrunnenIrgendwo in den Gedankengängen gähnt der Brunnen in das Dunkel…


zehn: Horror VacuiAus den dunklen Tunneln schnattert man es zwischen den Schritten hervor…

Freitag, 2. März 2007

Molosovskys Literatur-Würfel

Eintrag No. 332 — Mir z.B. cartesianische Systeme über mögliche Literatur-Räume zu basteln, macht mir ziemlichen Spaß.

Folgendes hab ich mal angedacht, um generelle inhaltliche, stilistische Eigenarten von Texten darzustellen:

  • Harmonisch (Einklang, narrativ gesehen: Plausibel, angenehm, wohlklingend) —Disharmonisch (›Missklang‹, narrativ gesehen: Verrückt, unangenehm, unbehaglich klingend);
  • Homophon (vertikale Ausrichtung mit Melodie oben auf, Rest begleitet drunter gefügt; narrativ gesagt ›Spannungsliteratur‹) —Polyphon (horizontale Ausrichtung mit mehreren selbstständigen Stimmen, narrativ ›Facettenliteratur‹);
  • Objektiv (Orientiert sich ›Weltenbau-mäßig‹ an möglichst allgemeinen, gültigen ›realistischen‹ Konventionen) —Subjektiv (Spiegelt das Weltverständnis- Empfinden von kleineren Gruppen oder Einzelnen wieder).

Es gibt natürlich noch eine große Menge weiterer Gegensatzpaare, die man eigentlich ganz fein zu solchen Koordinatenknäul zusammenknüpfen könnte. Die Art wie Raum (stationär oder mobil) , Zeit (linear oder nonlinear) und Körperlichkeit (Herr/Lust oder Sklave/Leid) behandelt werden.

•••

Dank an M. im BibPhant-Forum für die Anregung.

Dienstag, 27. Februar 2007

Zettelkastenskribbel

(Eintrag No. 331; Illustration zur freien Ergänzung) — Gestern abend beim DVD-Gucken nebenbei vor mich hin gekritzelt.

•••

Holzgeschnitzte Sicht Auf gesteckten Kopf;

Sie sind nicht angemeldet