molochronik

Filmstöckchen

(Film) – Eigentlich wollte ich in der Molochronik weniger solche allzutypischen Fragespielchen veranstalten. Aber ich stelle fest, daß so zugeworfene Stöckchen zu beantworten Freude macht. Zumindest der Werfer (in diesem Fall: Kollege Bembelkandidat) hat ein Recht darauf meine Antworten zu erfahren, denk ich mir.

Summe der Filme die mir gehören: Auf Video ca. ein Dutzend. Auf DVD ca. 200, die meisten als Schnäppchen gefischt.

Letzter Film den ich gekauft habe: »Das Große Rennen von Belleville« vor zwei Wochen auf DVD gekauft. Wahnsinnsstreifen, überragender Zeichentrickspaß mit extrem übersteigert-grotesquen und doch harmonisch-lieblichen Design. Keine Dialoge, alles wird non-verbal erzählt. Die irre Verfolgungsjagd am Ende kann ich nur vergleichen, mit der nicht minder abstrusen Hatz in Chestertons »Der Mann der Donnerstag war«.

Letzter Film den ich gesehen habe: Gestern Nachmittag nach der Arbeit »American Psycho« auf DVD geguckt, zum ersten Mal auf Englisch, nachdem ich den Film — als er aktuell lief — damals in Hamburg auf Deutsch gesehen habe. Gekonnte, elegante Umsetzung des wilden Bret Easton Ellis-Romans. Wer sich beklagt, daß im Film bei weitem nicht so viel Spatter gezeigt wird, wie im Roman explizit beschrieben wird, hat (imho) goor nüscht bis wenig kapiert.

Fünf Filme die ich entweder regelmäßig schau, oder die mir viel bedeuten (in ungeordneter Folge): ›Öfter gucken‹ und ›viel bedeuten‹ sind zwei Paar Stiefel.

Ersteres tu ich Filme, die gute Laune, rege Stimmung, fetzigen Sound bieten, kurz: die feine Zeitmöbel fürs Nebenbeilaufenlassen sind. Meine fünf Liebelinge der letzten Monate dafür sind: • The Incredibles • Matrix-Trio (plus Animatrix-Supplemente) • The Nightmare Before Christmas • Sky Captain & the World of Tomorrow • Once Upon A Time in Mexico

Zweiteres sind Filme, die mich sozusagen sehr persönlich — ja ich möchte sogar das große Wort »intim« bemühen — zum Schwingen bringen. Hier ruf ich in echt »Boah« aus, sabbere mit offenen Mund, möchte beichten gehen oder jemanden liebhaben, weine, lache, kraule mich vor Begeisterung frenetisch usw. (Ist wohl bekannt, diese gewöhnlichen enthusiasmierten Infantalismen des modernen Zivilisationssubjektes.) • Der Elefantenmensch • Akira • Se7en • Magnolia • Koyaanis-, Powaq- & Naqoyqatis

Ich reiche den Stab weiter an: Wird noch ergänzt. Ich MUSS jetzt weiterlesen. Bin auf den letzten 30 Seiten des neuen, dicken, hervorragenden John Irving-Romanes »Until I Find You«.

Kuriosität in »Constantine«

(Film, Comic) – Traurig ist's, daß »Hellblazer« so untreu verfilmt wurde. Ich finde den Film nicht völlig daneben, bis auf die Tatsache, daß man aus dem blonden Engländer mit der Gabe die himmlischen und höllischen Mächte und ihre Diener auf Erden zu erkennen einen dunkelhaarigen Amerikaner (Keanu Reeves) gemacht hat. Und Los Angeles soll den Moloch London ersetzten. Das funktioniert einfach nicht.

Sehr lustig aber der kleine Cameo-Auftritt der »F.A.Z« in dem Film, wie ich jetzt gerade auf der DVD entdeckt habe. So ungefähr in der 24 Filmminute (Kapitel 8) scannt Constantines Freund Hennesy (so'n Dicker) mittels seiner magischen Fähigkeiten einen Stapel Zeitungen nach Meldungen, die auf das ungehörige Wirken von bösen Mächten weisen. Gleich die erste Zeitung über die seine Hand gleitet ist eine »F.A.Z.«. Mit etwas Geschick kann man die Schlagzeile vom 25. November 2003 erkennen: »Irakische Kritik an Berlin und Paris ›In der Stunde der Not links liegengelassen‹«

F.A.Z. in »Constantine«

Freilich frag ich mich da, was das für magische Praktien sind, als L.A.-Fuzzi in der F.A.Z. nach Spuren für infernalische Interventionen zu stöbern. Oder ist das feinerer Hollywood-Humor?

»Mirrormask«, oder: Mr. Gaiman & Mr. McKean drehen einen Film

(Film) – Der erste Kinofilm von Autor Neil Gaiman (»The Sandman«, »American Gods«) und Künstler Dave McKean (»Cages«, »Signal to Noise«), gemacht mit Hilfe von vielen frischgebackenen Kunststudenten und 4 Millionen Dollar (doch laut eines ersten Bericht bei AICN sieht der Film nach 40 Mille aus). Letzte Woche wurde »Mirrormask« auf dem Sundance-Filmfestival in USA vorgestellt, .

Allein Sonypictures Promo-Seite zum Film ist erfrischend anders, sehr hübsch, nur leider etwas mühsam zu gucken mit einer 54k-Leitung.

Notitzen für Argumente gegen einen Ausschluß des Filmes »Pink Floyd – The Wall« aus dem Feld der Phantastik

(Film) – Ich bin zwar nicht seiner Meinung, aber gerde deshalb Kollege J-Tull für seinen Anstoß-Beitrag in einem Thread bei SF-Netzwerk dankbar. Dort stellte sich die Frage, ob denn »The Wall« – (jene brilliante Umsetzung der Pink Floyd'schen Konzept-Doppel-LP durch Alan Parker, mit der genialen Mitarbeit des graphischen Satirikers Gerold Scarfe und des zu früh verstorbenen Komponist in allen Gassen Michael Kamen) –, ob dieser Film nun Phantastik ist oder nicht.

»Surreal« … auf jeden Fall, weil drastische Bildsprache für Sprachfiguren gezeigt werden: siehe Verwurstung der Jugend in der Schule, Mauernbauen um Gefühle usw.

Vier inhaltliche Stränge sind mir noch erinnerlich: A) Hauptfigur (Geldof) als Star-Wrack, Schauspieler, realistisch-autentisch; härter B) Rückblenden in Kindheit und Jugend, Schauspieler, realistisch-poetisch; zärter Allein das konventionelle Ineinanderverschränken von Jetzt und Damals ist bereits ehr abstrakt und damit phantastischer, als wenn dramaturgisch die Einheit der Zeit, also die chronologische Reihenfolge der Ereignisse gewahrt bleibt. Nun kommen aber zu diesen beiden Ebenen noch dazu: C) Wahnhafte Wirklichkeit; Schauspieler mit Masken, Groß-Puppen, filmische Verfremdungstechniken und Zeichentrick-Invasionen; halluzinatorisch-phantastisch; D) Traumhafte Wirklichkeit; Zeichentrick-Sequenzen, poetisch-phantastisch.

Oder wie läßt sich das Wesen dieser Animations-Sequenzen anders knapp beschreiben, denn durch ein Adjektiv mit -phantastisch, egal ob poetisch-, grotesk-, sozialtherapeuten- oder systemkritisch-, u.ä.?

»Drama«-, »Musik«-Film oder »Musik-Drama« sind freilich (gattungsbezügliche) sichere Einordnungs-Fächer für »The Wall«. Wie aber sieht mit dem Inhalt aus? Vorlage ist ein Werk (Pop-Album), das mittels Songs und Instrumentalmusik unter Verwendung von Hörspiel-Gewürzen die Geschichte einer empfindsam-aggressiven Identitätskrise (oder weinerlichen Nervenzusammenbruchs) erzählt. Die Musiker von Pink Floyd breiten Länge mal Breite ihre Autotherapie als ambitioniertes Gesamtkunstwerk auf, was freilich nicht jedermenschs Sache ist.

Ich pick mir mal nur die musikalische Dramaturgie des Filmes heraus, und kann mich wiederum an drei unterscheidbare Ebenen erinnern: A) Dramaturgische Song-Inzenierung: a la Musical (z.B. die Fascho-Rede). Das ist ja schon schwer phantastisch. Leider kennzeichnen sich die großen Momente unseres Lebens eben nicht dadurch, daß plötzlich alles zu singen und tanzen anfängt. – Man darf also Filme wie »Dancer in the Dark«, »Moulin Rouge« und »An American in Paris« getrost pauschal unter Phantastik einordnen. B) Illustrative Song-Inzenierung: a la erzählender Clip (Kindheitserinnerungen zum Song »Mother«, die Sachen des Vaters im Schrank entdecken). Wobei ich hier meine, daß der Song die Stimmung der Kindheit illustriert; die Filmbilder wiederum illustrieren die Songstimmung. C) Zeichentrick-Visualisierung für Instrumentalmusik: emotionelle und atmosphärische Stimmung der Instrumentalmusik geht eine Symbiose mit der ebenso sprachlosen Bild-Sequenz ein, die graphisch-magischen und nicht irdisch-realistischen Gesetzte unterworfen ist.

Mit diesen ehr formalen Eckwerten, konnte ich hoffentlich etwas dazu beitragen, den ein oder anderen Skeptiker mit dem Gedanken vertraut zu machen, daß »The Wall« waschechte Phantastik ist, wenn auch keine bequeme und für manchen eine elendig jammerante.

Der Film ist sicherlich ein Bastard, ein Hybrid- und Hybris-Wesen, das geb ich gerne zu. Und Mischwesen sind – nun ja – immer etwas knifflig einzuordnen. Das macht sie um so interessanter.

Vorschau 2005

(Film) – Worauf freut ich mich, wovor zittere ich? Meine Prognosen. ••• Nachtrag zur Filmvorschau:

Februar, Constantine: Hier erwarte ich nicht mehr viel und könnte somit angenehm überrascht werden. Comic-Meister Alan Moore hat John Constantine als Nebenfigur für »Swamp Thing« erfunden, und bald schon gab es eine eigene Serie namens »Hellblazer« um den prolligen Okkult-Detektiv. Im Comic ist Constantine Engländer und blond, im Film vom Keanu Reeves gespielt ist Constantine eben dunkelhaarig lebt in Los Angeles.

Erstes Quartal, Sin City: Das ist mein Tip für den Knaller des Jahres. Der erste große S/W-Film von Robert Rodriguez nach den harten Gangster-Comics von Frank Miller. Bruce Willis, Benico del Toro und Mickey Rourke werden sich auf Maul hauen.

Erstes Quartal, Elektra: Wenn schon ein Ableger des ehr mau gelungenen »Daredevil«, warum dann nicht die Lebensgeschichte von Bösewicht Bullseye? Weil die Meute nach Frau Garners Rehäuglein lechzt. Hoffe ich mal, daß die Mukke und die Stunts passen werden und der Film als Äktschn-Popcorn seine Pflicht erfüllt.

März, Vanity Fair: Hoffentlich wird das eine richtige Epochenverfilmung des Klassikers von Thackery. Und leider spielt die Witherspoon mit … aber auch Gabriel Byrne.

März, Robots: Computeranimation aus dem »Ice Age«-Haus. Kann nicht viel schiefgehen

Mai, Kingdom of Heaven: Weltenbaumeister Ridley Scott hat sich wieder mal in Marrokko ausleben dürfen. Ersten Berichten nach, wird es eine 45 Minuten lange Schlacht um Jerusalem geben. Mal schaun … Hauptsache Männer in Blechdosen dengeln mit Schwertern aufeinander ein.

Mai, Star Wars Episode III: Eeeeendlich darf die Gemeinde erfahren wie aus der männlichen Dumpfbacke Anakin das Phantom des Imperiums wird. Mal sehen, welche religiöse Joseph Campell-Volte Herr Lucas diemal in petto hat: Auferstehung von den Schockgefrohrenen und jungfräuliche Geburt hatten wir ja schon.

Juni, Per Anhalter durch die Galaxis: Die Mutter aller SF-Parodien, die selbst ein starkes Stück SF ist. Von einer richtig ordentlichen Verfilmung träumen die Fans schon seit Jahrzehnten.

Juni, War of the Worlds: Bei Spielberg kann ich sicher sein einen unglaublich gut gemachten Film zu erwarten. Bei Cruise kann man erwarten, daß sein Charakter wieder einen heftigen Karthasis-Parkur absolviert. Leider wurde die Geschichte in das gegenwärtige Amerika verlegt. Die viktorianische Kulisse des H. G. Wells-Roman wäre mir freilich lieber gewesen.

Juni, Batman Begins: Endlich ein Batman-Film, der auf einem Comic von Frank Miller basiert. Hoffentlich kommt der Flattermann diesmal wirklich düster rüber und nicht mit dieser ekligen Selbstironie der Schumacher-Vehikel.

Juli, Charlie and the Chocolate Factory: Tim Burton dreht ein Musical und Johnny Depp macht mit. Was kann da noch danebengehen?

Juli, Fantastischen Vier: Über einen Mangel an Superhelden kann man sich im 2005er Jahr nicht beschweren. Bin neugierig ob dieser Kultstoff geschickt oder blöd umgesetzt wird.

Juli, The Island: Die Story ist ein Derivat von »Flucht aus dem 21. Jahrhundert«. Michael Bay als Produzent verspricht große Äktschn und krasse Bilder.

Drittes Quartal, Adventures of Shark Boy: Robert Rodriguez die Zweite, hier der Kinder-Abenteuerfilm in 3D.

August, Doom: Aus dem düsteren SF-Ego-Shooter einen Film machen. Verspricht großartige Äktschn und krasse Kulisse. Hoffentlich arbeiten die dabei auch mit einem Drehbuch.

September, Aeon Flux: Auf MTV in den Achzigern ein Zeichentrickkult, soll nun mit Schauspielern verfilmt werden. Damals ergaben die zwischen klaustrophobischen und eskapistischen Polen pendelnden Clips keine zusammenhängende Geschichte. Bleibt also zu fürchten, daß man einen simplen Scharrn über die Kultmarke stülpt.

Oktober, Legende von Zorro: Degenballett in dem neben Herrn Zorro diesmal auch Frau Zorro den Stahl zischen lassen.

Oktober, Wallace & Gromit: Hurrah, und ich dachte schon, daß nach dem »Chicken Run«-Kassenflop die Knetschöpfer aus England keine Chance mehr in der Filmindustrie bekommen.

November, Cars: Die Feuerprobe meiner Begeisterung für die Pixar-Zauberer, denn ich hasse Autos. Können die mir eine Geschichte erzählen, ohne daß ich dauernd genervt und geekelt denken muß: »Aber es sind Sch***-Autos!«

November, Harry Potter und der Feuerkelch: Spannend wird, wie sehr die Geschichte des Buches diesmal vereinfacht und gekürzt werden muß, damit man alles noch in einen Zweistunden-Film unterbringt.

Dezember, King Kong: Peter Jackson erfüllt sich einen weiteren Jugendtraum und ich darf hoffen, daß der große Affe mich diesmal überzeugt. Außerdem darf die Massenszenensoftware aus der Ring-Trio hier zum ursprünglich gedachten Einsatz kommen.

Dezember, The Chronicles of Narnia: Nach »Der Herr der Ringe« die zweite krypto-christliche Trost-Fantasy aus dem Inkling-Kreis. Ginge nicht das Wort, daß »Narnia« ein ausgesprochen bunter Monsterfilm werden wird, er würde mich kaum interessieren.

Noch ohne Starttermin: ••• NachtragThe New World: Der neue Terence Mallick, dessen »Thin Red Line« diesertage mit Abstand mein liebster Kriegsfilm ist. Diesmal nimmt er sich die frühe Koloialzeit von Nordamerika vor. Colin Farrell gibt den John Smith und wir dürfen anehmen, daß es anders als bei »Pocahontas« diesmal keine Songs oder sprechenden Bäume geben wird.

Mirrormask: Drehbuch von Neil Gaiman, Regie und Gestaltung Dave McKean. Story klingt »Alice im Wunderland«-ähnlich, nur etwas düsterer. •••

Hannibal: Vin Diesel hat zweifellos die nötige Präsenz um den punischen Heerführer zu geben. Und die Alpenüberquerung mit Elefanten schreit in Zeiten der massiven Effekte nach Verfilmung.

The Corpse Bride: Tim Burton die Zweite. Endlich wieder ein Animationsfilm vom Meister. Blindes Vertrauen läßt mich prophezeien, daß dies ein toller Film wird.

Und sonst … … freue ich mich Tom Tykwers Umsetzung von Süßkinds »Das Parfüm« entgegen, von dem ich noch nicht weiß, wann der kommen soll. Außerdem wurden zwei gewichtige Comic-Klassiker von Alan Moore in Produktion geschickt. »X-Men«-Autor Hayter hat ein verfilmbares und angeblich brilliantes Drehbuch aus »Watchmen« gemacht, und nach all den Regisseur-wechsel-Dich-Reigen der Vergangenheit hat man sich auf Paul Greengrass geeinigt. Jude Law hat bereits angeboten Adrian Veidt zu spielen, auch wenn er – wie viele seiner Zunft – lieber den Rorschach geben würde (immerhin trägt Law ein Rorschach-Tattoo und hat seine Produktiktionsfirma nach dem menschgewordenen Nietzsche-Abgrund genamst). Die Wachowski-Brüder und Herr Silver wollen sich vom »Matrix«-Brimborium erholen, indem sie Alan Moores »V for Vendetta« auf die Leinwand bringen. Die Wachowski liefern das Drehbuch und Herr Silber sorgt dafür, daß die Explosionen nicht zu klein werden. Ins Kino kommen die beiden Filme so um 2006. Schön wärs, wenn »Watchmen« und »V for Vendetta« nicht solche mehr oder minder gescheiterten Umsetzungen von Moore-Comics werden, es wie »League of Extraodinary Gentlemen« und »From Hell« waren. Aber wie und wer überwacht die Filmindustrie?

Übersicht von Molos Filmbewertung

Hinweis, 15. Mai 2015: Die Übersicht würde gesäubert und somti beschränkt auf die Titel, zu denen sich in der Molochronik längere oder kürzere Besprechungen finden lassen.

Die Liste enthielt lange Zeit alle Titel, die ich vor vielen Jahren in der (immer noch nicht reparierten) Film-Datenbank von SF-Netzwerk bewertet habe.

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10 + + + + + Maßstabsetztendes Meisterwerk; Olympisch.

9 + + + + Überwiegend exzellent; Packend.

8 + + + Bemerkenswert mit leichten Schwächen; Anregend.

7 + + Befriedigendes Handwerk; Kurzweilig.

6 + Unterhaltsam mittelprächtig; Akzeptabel.

5 - Brauchbar mittelprächtig; ganz nett, aber insgesammt lau.

4 - - Überwiegend mittelprächtig; Anstrengend bzw. langweilig.

3 - - - Bis auf wenige Momente in die Hose gegangen; Nervend.

Noch kein Eintrag.

2 - - - - Ziemlich übeles Machwerk; Zeitverschwendung.

  • Twilight (Vampirschnulze nach Stephanie Meyer)

1 - - - - - Grottenschlechtes übles Ärgernis; Pathologisch.

Noch kein Eintrag.

»Ich Roboter, Du Zuschauer«

Eintrag No. 132 – »Das war nicht nur ein Mensch«, so lautet ein scherzhaft-beeindrucktes Gerücht über Isaac Asimov, »hinter dem Namen hat sich ein dutzendköpfiges Autorenkollektiv pseudonym zusammengetan.«

Er war ein Vielschreiber unter den Vielschreibern und betätigte sich als Roman- und Kurzgeschichtenautor ebenso erfolgreich und fruchtbar, wie als Sachbuchautor und Herausgeber von Anthologien. In meiner Bibliothek ist er nur noch in den beiden letztgenannten Funktionen vertreten, denn mit seiner erzählenden Prosa wurde ich nie recht warm. ••• Meine Skepsis gegenüber dem Erzähler Asimov festigte sich, als ich erfuhr, daß der junge SF-Autor bei der Gestaltung seines vielbändigen Foundation/Psychohistoriker-Zyklus sich weitestgehend an Edward Gibbons »Verfall und Untergang des römischen Imperiums« orientierte. •••

Die Verfilmung seiner Pinocchio-Cyborg-Variante »Der zweihundertjahre Mann« war für mich eine nervige Zumutung an Harmoniesüchtigkeit. Meine Hoffnungen ließen mich sehnen, daß »I Robot« nicht genauso ein Lapsus würde.

Mit dem Vorspann (wässrige und luftblasenverbubbelte Alptraumerinnerung des von Will Smith dargestellten Polizisten Spooner an einen »Auto versinkt im Fluß«-Unfall) wird dem mit Asimov nicht vertrauten Publikum das Fundament von dessen Robotergeschichten geliefert, die drei Gesetze der Robitik:

1. Ein Roboter darf mit seinen Handlungen oder Handlungsunterlassung keinen Menschen schädigen; 2. Ein Roboter hat den Anweisungen von Menschen immer Folge zu leisten, wenn nicht Gesetz 1 dabei gebrochen wird; 3. Ein Roboter hat sich um seine eigene Unversehrtheit zu kümmern, wenn dadurch nicht die Gesetzte 1 oder 2 verletzt werden.

»Three law safety« {in etwa: »Dreifache Sicherheit durch Gesetze«} lautet passend der Werbeslogan des Robot-Monopolisten United States Robotics (USR) im Film. Der Roboter-Schöpfer (Artifex und Vater) findet sich – wenige Tage vor der Massenauslieferung einer neuen Roboter-Generation – zu Tode gestürzt mitten in der Lobby des Hauptsitzes von USR. Der Robotern mißtrauende Spooner nimmt die Ermittlung auf, begleitet von einer kühlen Roboter-Psychologin (KI- und Interface-Desingerin). Selbstmord oder Mord durch einen vom Tatort flüchtenden Roboter, die Klärung dieser Frage bedroht den gründlichen Wunsch der Bürger des futuristischen Chicago, den mechanischen Dienern vollkommen vertrauen zu können. Dem Film gelingt es für meinen Geschmack zufriedenstellend, als Mainstreamvehikel unterhaltend die zivilisatorische Abhängigkeit von Technik und unsere Kontrollillusionen sie betreffend zu thematisieren.

Hard SF-Verköstiger und Asimov-Liebhaber muß aber die »Hänsel und Gretel«-simple Gestricktheit der Geschichte und die ziemlich lockere Treue zur Vorlage {ich sag nur: suggested by…} bitter aufstoßen, und man tut deshalb gut daran, »I Robot« als weiteres Lehrstück über Hollywoods Konventionen zu nehmen.

Schwächen: • konventionelle narrative-ironische Distanz, am deutlichsten anhand Will Smith-Charaktergestaltung zu erkennen. Peinlichkeit wegen pathetisch-katharsischer Überhöhrtheit, wie bei Tom Cruise in »Minority Report«, ist mir persönlich angenehmer, als nerven-beruhigendes Kalauern und Gewitzel; • dummer Spruch über Schießen mit geschlossen Augen einer mit Waffen unvertrauten Person; • Spooners nerviger babbelnder junger Kumpel; • blasse Musik;

Aber Panoramen, große und blick-verführende Wimmel-Bilder und Äktsch'n-Sequenzen funzen durch leicht überdurchschnittliche Könnerschaft, zu der aber die dramatischen und charaktergetragenden Passagen nicht aufschließen, trotz der fast durchwegs guten Nebendarsteller. ••• Roboter-Erfinder, Großmutter, Polizeivorgesetzter, USR-Tycoon, Sicherheitsleute und CGI-Figur Sunny … alle fein. •••

Pluspunkte: • die verschieden designten und ausgereiften Roboter-Typen, vor allem die neuesten Modelle und ihr einzigartiger Vertreter Sunny; • die (vor allem beim Showdown überhöht beknackte, somit satirisch archetekturkritische) Gestaltung des USR-Firmensitzes, des Vorplatzes und der ganzen Stadt Chicago, nebst pitoresker Hängebrücken-Ruine; • Bösewichter mit rot leuchtenden Herzen von der Stange; • Audi-Vehikel, die sich benehmen wie die guten alten Magnetquirler im Physikunterricht; • kritische Gags gegen die bedenkliche Praxis des Verbrennungsmotors; • Flucht aus einem Haus, während es abgerissen wird; • Kaffee und Katzen als entspannende Szenenbeigaben; • Medizin aus der Spraydose; • Ungeholfenheit mit Geräten, die man noch per Knopfdruck und nicht mit der Stimme bedient;

Robotische Fähigkeiten überbieten die menschlichen an Schnelligkeit, Wendigkeit und Robustheit, und so dient die neue cinematographische Grammatik der Bullet-Time {bekannt und Usus geworden durch die Matrix-Filme, aber z.B. für Kenner von Kolibri-Dokumentationen, Brain de Palma- und Eisenstein-Filmen ein alter Hut} als Zuschauer-Service, um angenhem Übersicht wahren zu können, bei den geschwinden Handlungen und Reaktionen bei Verfolgung, Kampf und Geballer. »I Robot« gehört somit zu den Filmen, in denen Gewalt und unmittelbare Gefahr in bewegtbildliche Achterbahngravitation aufgelößt wird und genossen werden können, wie die Replays von gelungen absolvierten PC-Spiel-Situation. Die zur ohnmächtigen Zeugenschaft herausfordernde Authentiziät von Gewalt, wie ich sie zuletzt beeindruckend bei »Master and Commander« empfunden habe, strebt der Film nicht an.

Wertvoll ist der Film sicherlich als für das Durchschnitts-Publikum verständliche Reflektion über die Segnungen und Gefahren von natur-mimetischer Technik. Das für die menschliche Selbstversicherung bedrohliche Motiv der ontologischen Emanzipation von Technik und Dingen klingt an, auch wenn in diesem Fall die luziferische Revolte der Roboter noch einmal abgewendet werden kann. Erstaunt hat mich deshalb das Ausklingen des im Großen und Ganzen netten aber harmlosen Films, denn ich bin nicht sicher, ob die letzte computergenerierte Panorama-Aufnahme eines trockenen Michigan-Sees mit vielen vielen ausgemusterten aber (eigen)motivierten Robotern der Hoffnung oder Furcht Ausdruck verleihen soll.

Material zum Kapieren: »The Matrix«-Trilogie

(Film) – Dieser Beitrag ist für alle, die Probleme mit dem Kapieren des ganzen MATRIX-Schwurbels haben, und sich nicht durch englische Texte wühlen wollen. {Hey Ihr jungen Erwachsenen, als Teenager hab ich mit Büchern von Clive Barker und Fritz Leiber Englisch gelernt, und mit guten Comics. Und Filme? … Guckt mal hier, wie man zum Beispiel in X-Men (2000) veräppelt wird mit der deutschen Synchro.}

Ich will hier nicht näher auf die philosophischen Spekulationen der Filme eingehen und lasse also alle Aussagen zu Begriffen wie Schicksal, Kontrolle, Wirlkichkeit, Bestimmung und Freiheit außer Acht. Ebenso trage ich hier keine eigenen Theorien zu Farbsymbolik oder sonstigen Hermeneutiken der Filme bei. Doch hoffe ich, all dies hier erleichtert manchen die Freude an eigenen Interpretation der Filme.

Übersicht: Realitäten der Matrix-Trilogie

Ebene Null / The Matrix (grün):

Die Welt unserer Gegenwart 1998. (»Call trans opt: received. 2-19-98   13:24:18 REC:Log> Trace programm: running« = Beginn von Teil 1, Hervorhebung von mir. Die Matrix des Jon Anderson ist also im Jahre 1998, dem Kinojahr des ersten Films angesiedelt.) - Hier ist der Verstand (mind, auch Geist-Gemüt und Sinn, im Film auch Restselbstbild genannt) der Menschen in einer neuro-interaktiven Simulation gefangen … in dieser Simulation bewacht von den Agenten-Programmen (Mr. Smith und Co.) der Maschinen. John Anderson/Neo wird aus dieser Illusion durch Morpheus befreit. Es tummeln sich hier außerdem Programme aus dem Quellcode, die nicht gelöscht werden wollten oder konnten. Manche von diesen sogenannten Exilanten unterstützen die Menschen und Hacker (Orakel, Seraph, Schlüsselmacher), andere nutzen mit ihren Insider-Fähigkeiten die Menschen aus (Merowinger, Trainman).

Ebene Eins / ZERO-ONE & ZION (blau):

Die Welt der Zukunft um das Jahr 2199. Die Erdoberfläche ist eine postapokalypische Wüstenei und Herrschaftsbereich der Maschinen. {Ein Höhepunkt der Matrix-Produkte: Die beiden Zeichentrickepisoden »The Second Renaissance« aus der Animatrix-Kollektion erzählen die historischen Entwicklungen der Götterdämmerung, die zu den Waste-Lands geführt haben.} Vom Zweistromland aus hat sich um ???? herum Zero-One, die Stadt der Maschinen, ausgebreitet. Hier gibt es die Kraftwerke mit den Menschenbatterien und die Babyplantagen … die hier exploitierten Individuuen leben in der vorgegauckelten Matrixwelt der Ebene Null. — Ungefähr dreitausend Meter unter der Erdoberfläche liegt Zion , die letzte Stadt der freien Menschen (Zion-Eingeborene ohne, aus den Kraftwerken Befreite mit Körper-Buchsen). Mit den Hovercrafts (die alle lustige mythologische Namen tragen) düsen die Hacker durch die Trümmerwelt nahe der Oberfläche, um sich per Piratenfunk in die Ebene Null-Matrix einzumischen. An Bord der Hovercrafts und in Zion trainieren die Menschen in kleinen, unabhängigen Versionen der Matrix, sogenannten Konstrukten (weiße Ladeprogramme). Die Hovercrafts werden von den tintenfischartigen Sentinels (Wächtern) der Maschinen gejagd. Als die Maschinen die Position Zions entdecken, bohren große Drillmaschinen einen Angriffstunnel dorthin.

Zion und Zion-Archive (Rot) : In den Archiven ist das gesammelte (lückenhafte) Wissen der freien Menschen gespeichert. Delikat dabei, daß die freien Menschen nicht so wirklich wissen, wie die großen Lebensversorgungsmaschinen von Zion (z.B. Wasseraufbereitung) funktionieren. Zion ist stark befestigt und das Hovercraft-Dock wird aus einem weißen Controll-Konstrukt gesteuert.

Zero-One und Quellcode (Weiß) : In einem geheimen Stockwerk eines Ebene Null-Gebäudes befindet sich ein unendlicher weißer Gang (mit grünen Türen), durch den man in einen besonderen Raum gelangt, in dem eine ganz besondere Tür zum Quellcode der Matrix (so genannt im Film, Teil 2 im Monolog des Keymaker … welche gemeint ist, bleibt unklar) führt. Nur besondere Programme und waghalsige Hacker dringen in den weißen Gang vor … nur Neo, Morpheus und der Keymaker schaffen es in den Vorraum … allein Neo durchschreitet die Tür aus weißem Licht. Indem er sich im Kreisraum des Architekten für die Rettung von Trinity entscheidet, speißt Neo das neue Programm (¿»Liebe«?) in den Quellcode der Matrix (Bezug auf welche wieder offen). Schon zuvor begann als Umkehrung der reifenden Liebe ( …Deinen nächsten wie Dich selbst… ) Agent Smith einen Ebene Null-Menschen nach dem anderen zu absorbieren, seine (Egomanie-)Liebe macht alle gleich.

Genaues Datum – so es gegeben wird – will ich noch ergänzen.

Ebene Zwei / MATRIX-IN-MATRIX, QUELLCODE & ZION-ARCHIVE:

Die echte Wirklichkeit, oder eine weitere Verschachtelung?

Neos telekinetische Abwehr — oder die Shut-Down-Reaktion — der Sentinels am Ende von »Matrix Reloaded« läßt vermuten, daß auch die Wirklichkeit von Zero-One/Zion eine weitere Matrix ist (»Ich kann sie spüren… «). Die Szene erschließt sich vielleicht, wenn man ausformuliert, welche Prämisse sie wahrscheinlich vertritt: Neo darf nichts geschehen (vielleicht rettet ihn auch die unsichtbare Hand des pragmatischen Architekten … vielleicht beruhen Neos wunderliche Kräfte in der Ebene Eins von einem speziellen Hackercode, der ihm von Persephone beim Kuss im Edel-Klo übermittelt wurde), denn noch ist es möglich, daß er und Smith den Zusammenbruch der Matrix aufhalten. Ob das Ineinanderschachteln von Welten auf dieser Ebene endet oder immer munter weitergeht, wird nicht geklärt. Einen interessanten Ausblick und Grund zu munteren Spekulationen über solche weitere Verschachtelungen bietet die letzte Folge der Animatix-Kollektion »Imatriculated«.

Mobile Avenue: Eine vom Trainman beherrschte weiße U-Bahn-Station (mit grüner Beschriftung und Boden). Wir wissen nicht, wie beweglich dieses entführte Koppel-Konstrukt ist, wir wissen nur, daß sich über diese Schleuse Programme aus der Maschinenwelt (Quellcode, Zero-One) in die Gefängnis-Matrix (Ebene Null) ins Exil/Asyl aufmachen. Die Geschäfte einer Trainman-Fähre vermittelt der Merowinger. – Als Neo nach der Begegnung mit den Sentinels am Ende von »Reloaded« (Ebene Eins Welt) ins Koma fällt, taucht sein Restselbstbild hier auf.

Der Architekt und sein Kreisraum: Wir wissen nicht genau, wie der runde Raum mit den zwei Türen aussieht, am wahrscheinlichsten ist aber, daß er eine am Äquator geteilte Hohlspähre ist (oder halt: eine umgedrehte Salatschüssel). Da der Architekt alle Gleichungen der Matrix ausgleicht, liegt es nahe anzunehmen, daß er von hier aus auf alle Matrix-Ebenen Einsicht und Zugang hat (blanke Vermutung von mir). Man bemerke am Beginn der Szene von Neos Verhör durch Smith in Matrix Teil 1 das erste Auftauchen der Architekten-Bildschrime eben dieses Kriesraums.

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Versäumen Sie nicht diese anderen Beisträge zur Matrix-Trilogie: • Gedanken zu MATRIXWas der Architekt sagt

Am Beispiele von »X-MEN«

(Alltag) - Warum meide ich beim ersten Besuch eines anglo-amerikanischen Filmes im Kino die deutsche Synchronosiation? Weil die Übersetzung manchmal nicht nur schluderig und husch-husch gemacht ist, sondern dabei sogar willentlich Sinn verfälscht wird.

Ich bin fast aus dem Sessel gerutscht, als ich heute folgenden Fall von ideologischer Weichzeichnung durch Eindeutschung erlebte. Gleich der erste Satz von X-XEN (aus dem Jahr 2000) lautet im Original:

"Mutation - it is the key to our evolution. It has enabled us to evolve from a single cell organism to the dominant species on the planet."

Die deutsche Stimme von Patrick Steward alias Prof. X darf aber nur behaupten:

"Mutationen sind der Schlüßel zu unserer Evolution. Sie haben es uns ermöglicht uns von einzelligen Organismen zur komplexesten Spezies des Planeten zu entwickeln."

Das verschiebt den Inhalt des Prologes und lenkt vom zentralen Thema ab: das Schachspiel um Kontrolle und Macht zwischen den guten bzw. bösen Parteien bei Menschen und Mutanten. Ich frage mich nur, warum dominant abgewandelt werden mußte in komplex. Ist es in Deutschland nicht zumutbar, daß in einer Fiktionsblase die Stellung des Menschen als Herrscher darzustellen, als Hauptakteur, als Verbreitungs- und Anpassungsprotagonist auf dem Planeten eben dominiert, führt, alle anderen Arten überragt. Ist man sich der Riesenlatschen des menschlichen ökologischen Fußabdrucks in Deutschland schon derart schmerzlich gewärtig, daß in einer biologistischen Romantik der Erfolg einer Artentwicklung eben in Komplexität (Zier, Feinheit, Verständnis) und nicht in Vorherrschaft ausgedrückt wird. Oder steckt Rumsfeld und sein Desinformation-Kader hinter solchen Begriffsverwandlungen?

Und überhaupt: man sagt auf Deutsch nur in Fachkreisen und als Genbildhauer a la Mabuse und Frankenstein Spezies. Normale Menschen oder gebildete doch stilbewußte Mutanten würden das englische species ganz einfach mit Art übersetzten.

Gedanken zu MATRIX

(Forumbeitrag) - Meine Wortmeldung bei sf-fan.de.

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MATRIX REVOLUTIONS Impression und MATRIX Trilogie-Gedanken allgemein.

Hallo zusammen,

gleich vorweg: ich finde den ganzen Matrix-Kosmos recht fein, alle drei Teile und auch The Animatrix. Lediglich das Spiel kenne ich nicht.

Also, ich habe damals BOUND (den Lesben-Mafia-Thriller der W-Brüder) schon sehr gut gefunden und dementsprechend mit Freude den SF-Cyberpunk-Flick erwartet, bei dem einige Erzkünstler der Comicwelt mitdesingen. Zur Zeit des ersten Teil habe ich auch die ersten Meldungen mitbekommen, daß Matrix eigentlich eine Trilogie ist, aber vorsichtshalber eben nur der erste Teil realisiert wird. Der war ein "Kult"-Hit und so konnten Teil 2 und 3 folgen. Das hat natürlich zu gewissen Scharten und Schlaglöchern geführt, so daß Teil 1 sich etwas schief in die Reihe fügt (ich bin zB überzeugt, daß das Restaurant-Gespräch zwischen Agent Smith und Cypher urpsprünglich eine Merowinger/Cypher-Szene war, denn eigentlich ist das genau die Art von Geschäft, die der Merowinger dealt, aber es ging auch so.)

Ich bin mit REVOLUTIONS sehr zufrieden und war's auch schon mit RELOADED (den ich vielleicht sogar besser, weil abwechsungsreich ruppig, finde). Entscheident ist für mich die wilde Mischung, die Matrix darstellt, und ich komme zwar nicht immer mit, aber genieße die Fahrt. Die Filme schrauben mal heftig an der philosophischen Spekulationsschraube, nur um dann wieder lange in (sinnlosen?) Aktion-Orgien zu schwelgen. Wie paßt das zusammen? - Die W-Brüder sind Comic und Anime-Fans, und wo das eine Medium brilliert, wenn es wild Ideen zusammenschmeißt, macht das andere oft so gar keinen rational verständlichen Sinn (oder kann mit jemand verklickern, was genau bei Akria und Co abgeht?). Eigentlich bin ich ein wenig enttäuscht, daß nicht irgendwo in der Trilogie eine kreuzkitische Kindheitserinnerung am Spielplatz mit super-sentimentalen Song auftaucht, mitten zwischen zei Aktionsequenzen ... DAS wäre die Anime-Kirsche, die npoch fehlt.

Philosophie: definitiv ein (Publikums-)Sieb für jeden Blockbuster, denn im Gro will man bei einem Rums-Bums-Film eben überrascht werden, mit den Augen und Ohren achterbahnfahren, aber weniger denken und spekulieren. Für mich aber angenehm ist eben, daß sich eskapistische Wahnsinnsaktion hier mit den Eigenschaften eines sogn. ›offenen Kunstwerkes‹ mischt.

Ein ›offenes Kunstwerk‹ (Paradebeispiele: Ulysses von Joyce und Name der Rose von Eco, oder alle Filme von Lynch und Greenaway oder auch Fight Club von Fincher), legt es darauf an, nicht endgültig ausgedeutet, niemals befriedigend fertiginterpretiert werden zu können. - Meine bisherige Lieblings-REVOLUTIONS-Besprechung kommt von Henry Knowls auf aintitcoolnews.com ... er stellt ganz richtig (imho) fest, daß bei der Matrix-Trio weniger die feststellbaren Aussagen und Antworten, als vielmehr die Fragen die die Filme stellen wichtig sind. So verstanden ist es für mich ein Qualitätsmerkmal, daß am Ende eben NICHT alle Fragen beantwortet werden und alles klar und übersichtlich vor dem Zuschauer aussortiert wird.

Lieblingsszeen: Teil eins - die Exposition mit Morpheus, der die Welt erklärt (unter Zuhilfenahme einer Duracell) / Teil zwei - Morpheus mit Schwert gegen Auto, für mich als Autohasser und Schwertkampffan ein absolutes Überdrüber, sowie die ganze Architekten-Szene / Teil drei - derweil das Geballer im Ziondock, bzw. das indische Pärchen in der Mobile Avennue-Station.

AB HIER SPOILE ICH (glaub ich)

Interpretation: kann man an der Matrix-Trio üben. Unglaublich viel macht Sinn, aber was ist denn nun völlig auszuschließen? - Ich bin Anhänger der a) Matrix-in-der-Matrix-Theorie, aber noch nicht sicher ob ich auch ein b) ALLE-sind-Maschinen-Theorie-Anhänger bin.

Zu a): Für mich machen vor allem Teil 2 und 3 nur Sinn, wenn angenommen wird, daß auch Zion und die kaputte Erde mit Powerplants, Menschentomatenstöcken und Maschinenstadt eine künstliche Wirklichkeit ist. Dies ist die vom Architekten angesprochene Möglichkeit der Kontrolle, die von 99% der Probanten akzeptiert wird; eine Möglichkeit der Wahl (= Illusion zwischen denen mit Macht und denen ohne), auch wenn sie unbewußt vielleicht als solche erkannt wird (Morpheus am Ende von Teil 3: ist this real... der Frieden?). Siehe das Löffelmotiv, alle Rätsel um Neo-Kräfte in Zionwelt und die Mobile Avennue-Station des Trainman.

Zu b): Wenn man THE ANIMATRIX zur Klärung des Matrix-Kosmos heranzieht, kommen folgende Fakten hinzu. Die Symbiose von Mensch/Maschine ist DER Kern der Entwicklung der zweiten Renaissance, des Krieges der Menschen gegen die Maschinen; es gibt eine rote Matrix, die das Archiv von Zion ist; es werden Maschinen mit einer virtuellen Realität davon überzeugt, Menschen zu sein, oder doch zur Seite der Menschen zu gehören. Im ersten Teil beim Training heißt es, Neo saugt Programme »wie eine Maschine«, er schläft so gut wie nie usw. - So gesehen ist Neo ein Programm, daß regelmäßig die Verhältnisse klärt, indem er die Speerspitze einer die Matrix wieder hearmonisierenden Katharsis ist. Neo ist halt der erste, der am Ende den sanften Weg geht und nicht wie seine Vorgänger (Seraph, Merowinger, Agent Smith) auf die Dominanz seiner Position besteht (was bringt es schon recht zu behalten, wenn dann alles im Chaos darbt; Kultur ist eine Illusion, ein Lügengebäude um den Menschen vor der knallhärte der zweckrationalen Wirllichkeit zu schützen).

Soviel dazu.

Lustig übrigens, daß ich durch die Matrix-Filme nach über 15 Jahren mal wieder dem Lewis Carroll seine »Alice«-Bücher (diesmal auf engl.) lese, eine der großen Inspirations-Steinbrüche der W-Brüder, und auch ein hoffnungslos unauflösbarer und spaßiger Knoten aus Phantasie und Blödsinn.

Viel Spaß noch beim kontroversieren und deuten molosovsky

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