Eintrag No. 636 — Letzte Woche trudelte Post aus England ein. Wolf von Niebelschütz: »The Badger of Ghissi«, erschienen bei Unwin Unicorn 1985 (Nachdruck der englischen Erstausgabe von 1963). Befremdend und doch gleich vertraut für mich, dass dieser wunderbare deutsche Roman aus dem Jahre 1959, der bei uns DauerGeheimtipstatus hat, von den englischen Verlagsleuten unumwunden als ›Fiction/Fantasy‹ eingestuft wird. — Sehr schade, dass nur der halbe Roman übertragen wurde. Geht nur bis Ende Kapitel 21 von 39. — Und schräcklich ist das Umschlagsbild von einem gewissen Kevin Tweddell.
Der Übersetzer Barrows Mussey hat, soweit ich das beurteilen kann, eine erstaunliche Arbeit abgeliefert. Hier als Kostprobe der mittlerweile ja fast schon ›berühmte‹ erste (Ab)Satz:
A bishop had been lying dead down in a rock wash of the Cedar Mountains for five hours under teeming cloudbursts. The wash had crumbled away under him and his wagon and his mules and his beloved, away under him, down on top of him, as if earth were flinging him into the maw of hell — all this just before nightfall.
Als Zuckerl hier die einzige mir bekannte farbige Karte der ›mythischen‹ Provinz Kelgurien, die der tatsächlichen Provence nachempfunden ist, enthalten als beigelegtes Blatt in meiner gebundenen Ausgabe des Eugen Diederichs Verlags (Auflage 7. bis 11. Tausend; — Auf der Rückseite ist der Familienspiegel, ebenfalls mit farblichen Hervorhebungen). Leider geben alle späteren Auflagen, die ich kenne (also die Verlage DTV, Haffmans, Kain & Aber), diese Karte nur schwarz-weiß wieder.
Klick auf die Karte öffnet Fenster mit größerer Ansicht.
Fast in der Mitte der Karte liegt Ghissi, Herkunftsort der Hauptfigur Barral, der als Achtjähriger (geboren 1001) als einziger einen Sarazenenüberfall überlebt, dabei seinen ersten Gegner erschlägt, flüchtet, Jahre später als ca. 14-jähriger Schäfer zurückkehrt und dabei auf besagten hinabgemalmten Karren eines toten Bischofs und dessen verängstigter Liebesgespielin trifft.
Nahe Ghissi liegt der nächste größere Ort Ortaffa und es hat mich schier umgestrahlt, als ich bei Wikipedia ein Panoramabild des Ortes gefunden habe, der für Niebelschütz das Vorbild für Ortaffa: Les Baux. — Das ist wirklich eine feine Landschaft für einen satten Fantasy-/Mittelalterstoff! (Und liegt gar nicht in Neuseeland, na sowas!)
Eintrag No. 635 — Appell: Weiland das BKA (übertrieben gesagt) mit der ›tollen‹ Idee aufwartet, dass man nur noch nach Abgabe von Stuhl-, Blut- und Speichelprobe am Internet teilnehmen darf, wird Deutschland für dafür gerügt, dass Polizeigewalt zu einem Problem geworden ist. Da hielt ich es für eine gute Idee mich an der virtuellen Demo von Amnesty International zu beteiligen, die mehr Verantwortung bei der Polizei verlangt.. Ich finde alle vier möglichen Forderungen, für die man unterzeichnen kann sinnvoll:
Kennzeichnungspflicht jedes Polizisten;
Vorgänge in Polizeigewahrsam aufzeichnen;
Mehr Menschenrechtsbildung für Polizisten; und
unabgängige Untersuchung von Polizeiübergriffen.
Lektüre: Abwechselnd (zwischendurch) »The Walking Dead« und (hauptsächlich) »Die Kinder der Finsternis«.
Famos, dass man eine zeitgenössische, also jetzt genauer, zeitgeschichtliche Rezension im »Spiegel«-Archiv nachlesen kann (auch wenn leider nicht nachzuvollziehen ist, wer die Rezi verfasst hat, weil damals der »Spiegel« ja noch größtenteils ohne Autorenangaben erschien): Nur für Aristocraten mit c, aus dem »Spiegel« Nr. 31 von 1949 über »Der Blaue Kammerherr«.
Und zum Schluss die Dumpfbacke (genauer: der Dumpfback) der Runde: Tobias Schwarz (schreibt so Berlinromane … ja mei) findet die ewige Wiederentdeckung von Niebelschütz voll für die Füsse: Literarisch aus der Zeit gefallen, und es schmerzt mich, dass diese stumpfsinnige Meinung von der TAZ gedruckt wurde.
Eil-Ergänzung: Molochonik-Leser Marengo meldet im Kommentar zu dieser Wochenrundaschu, dass er (wie ich finde: ausführlicher, lesenwert & klug, und deshalb hier ergänzt) die jüngsten Artikel zu Niebelschütz kommentiert hat: Der Blätterwald über den Außenseiter.
Zweimal »Literaturschock«-Forum: Twillights hat für beide Romane je einen Thread eröffnet und bietet in den Eröffnungsbeiträgen Rezensionen zu »Die Kinder der Finsternis« und »Der Blaue Kammerherr«.
Sehr lustig finde ich die Diskussion zu »Die Kinder der Finsternis« bei google-groups. Ich stimme denen freilich zu, die den Roman als gelungenen Fantasy-, bzw. anspruchsvolleren historischen Roman empfehlen, und beeumel mich freilich, dass es natürlich Leser gibt, die meinen, dass der Roman ja gar keine Fantasy ist (wenn man auf Verlagsangaben Wert legt: sieht der Verlag der englischen Ausgabe — Unwin, bei dem ja auch Tolkien erscheint — anders, wie hier berichtet, hihi).
NETZFUNDE
Neuer Dauerlink: Schön langsam hat der Jongleur Luke Burrage mich überzeugt, denn zugegeben: seine Stimme klingt ziemlich nervig, er babbelt zu schnell um als freundlich gelten zu können, und bisweilen geht es recht wirr zu, wenn er mit seinen Notizen durcheinanderkommt. Trotzdem bin ich zum Stammhörer des Science Fiction Book Review Podcast geworden, denn mir taugen Lukes Meinungen und Herleitungen derselben. Wunderbar, wie er z.B. die Fantasy-Hypetitel »Name des Windes« und »Game of Thrones« als Durchschnittsware abkanzelt.
Eine willkommene Lektion in Beschönigungszauber bietet Klaus Jarchow in seinem »Stilstand«-Blog, wenn er zeigt, wie das Wörtchen ›Machtergreifung‹ bei Texten über Adi und die Nazis dazu dient, die geschichtlichen Zusammenhänge und Umstände schönzufärbeln: Wortlügen.
Ich gehe ja davon aus, dass in dem Infowar, in dem wir ja leben, es unter anderem beim Kampf um die besten Köpfe darum geht, wie verschiedene Sprachen miteinander kämpfen. In der Welt des Internets war der letzte Rundfunkstaatsvertrag ein voller Erfolg für die Gegner des Deutschen, eine erfolgreiche Verkrüppelung des Bildungs- und Informationsauftrages der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. — Warum? — Stefan Niggemeier macht es in seinem Bericht Die Leere hinter dem Link vom 19. Juli deutlich. Da werden massenhaft Mannstunden (und also Rundfunkgebühren) dafür verschwendet, mit irrem bürokratischen Aufwand dafür zu sorgen, dass Internetinhalte der öffentlich-rechtlichen nach kürzerer oder längerer Zeit (einer Woche bis 5 Jahren) gelöscht werden.
WORTMELDUNGEN
Bei SF-Netzwerk wurde nach den 33 Filmfavoriten der Nullerjahre gefragt. Hier meine Aufzählung meiner auch wenn natürlich hinterher wieder aufgefallen ist, welch großartige Sachen ich aus Platzgründen nicht berücksichtigen konnte (»Gosford Park«, »Master & Commander«, »Enternal Sunshine of the Spottless Mind«, »Wallace & Gromit«, »Home« um nur die ersten die mir einfallen zu nennen). — Trotzdem ist das Zusammenstellen solcher Listen ab und zu immer noch ein feiner Spaß.
ZUCKERL
R2-D2 Übersetzer: Muss man doch mal wissen, wie der eigene Name auf R2-D2-isch klingt.
Eigentlich zu unheimlich für ein Zuckerl, trotzdem meiner Meinung nach schön genug um ein solches zu sein. Der Film »1945 - 1998« des Künstlers Isaro Hashimoto zeigt alle Atombombentest von 1945 bis 1998 auf der Weltkarte, mit Scorezählung der Länder.
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Eintrag No. 633 — Hotel gebucht. Fehlt nur noch die Anmeldung abschicken und Bahnfahrt dingfest machen, dann heißt es: »Hamburg und Kongress der ›Gesellschaft für Fantastikforschung‹, ich komme!«
Lektüre: Fertig mit »Der Blaue Kammerherr«, den ich nun also zum zweiten Mal komplett gelesen habe. Unglaublich. Ich bleibe dabei: eines der besten Bücher überhaupt und ever! Vor allem: eines der besten Fantasy-Bücher und wer’s nicht lesen kann, weil des Deutschen nicht mächtig, darf einem aus ganzen Herzen Leid tun. — Es gibt ja verschiedene Ausgaben und Auflagen dieses galanten Romens in vier Büchern (die gekonnt den vier Sätzen einer Symphonie entsprechen:
»Der Botschafter der Republik«: Allegro mit Overtuere und Feuerwerk (sprich: Vulkanausbruch, Erd- und Seebeben);
»Der Reichsgraf zu Weißenstein«: Andante, mit Intriguen-Fuge und Staatsstreich;
»Der Herzog von Scheria«: Scherzo, mit gigantischen Park-Abteilungen und einem Menuett;
»Die Bürgerin Valente« Allegro finale inkl. Traum-Kadenz, Bürgerkrieg, Wahnsinn und Himmelfahrt.
Von allen Ausgaben mag ich die Haffmans-Taschenbüchern am liebsten. Kann man antiquarisch für etwa 20 Euro bekommen. Ich mag die Titelbilder von Nikolaus Heidelbach sehr (die ich vor Jahren schon zu einem Desktop-Schmuck zusammengestellt habe … hier verkleinert wiedergegeben; das Bild zeigt die vier Titelfiguren von links nach rechts). — Aber auch die neue Ausgabe von Kain & Aber ist schön, und wer’s klassisch mag, der kann ja versuchen, die feine kleine (die gebundene, quasi-marmorierte) Schmuckausgabe des Insel-Verlages aufzutreiben.
Nun geht es direkt weiter mit dem anderen großen Roman von Niebelschütz »Die Kinder der Finsternis«.
Ansonsten habe ich mir als Kontrastlektüre den dicken großen Sammelband von »The Walking Dead« besorgt; wunderbar als Zwischendurchstoff in der Küche, während man aufs Heisswerden des Nudelwassers wartet.
NETZFUNDE
Marcus Hammerschmidt hat am 10. Juli für Telepolis ein mein Gemüt erwärmendes Geraunze gegen die sommer-märchenliche Fussball-Irrsinn-Stimmung verfasst: Ölpest an Gefühlen.
Der erstaunliche Herr Damaschke macht aufmerksam und bietet Übersicht zu den Einträgen einer erfreulichen Kolumne von Jan-Frederik Bandel, welcher in der »Jungen Welt« darüber schreibt, wie er auf Arno Schmidts »Zettels Traum« wartet, welchselbiges Monstre-Buch ja im Herbst erstmals in gesetzter Form bei Suhrkamp / Arno Schmidt-Stiftung erscheinen soll. (Ein Großereignis, dem ich auch schon entgegenfibbere.)
Hochinteressante Großreportage, kompletto umsonst zu lesen bei »Digital Culture Books«. Jim Rossignol will mit seinem Text ein positiveres Bild vom Video-Spieler zeichnen, und berichtet, wie Spiele das Leben bereichern und gewissen Dingen förderlich sein können, kurz: dass sie Kultur sind für viele aus der mit ihnen groß gewordenen Generation. This Gaming Life: Travels in Three Cities. Zugegeben, ich bin lediglich mit dem ersten Kapitel fertig, aber das reicht auch schon, um das Buch zu empfehlen.
Gut geschriebener Portrait- / Rezensions-Artikel der »New York Times« über das Autorenpaare Kenneth Rogoff (Schachmeister der in die Wirtschaftsforschung wechselte) und Carmen Reinhardt (aus Exilkubanischer Familie), die mit »Dieses Mal ist alles anders« eine datenreiche Großstudie über 800 Jahre Finanzmurksgeschichte vorgelegt haben: Economists Who Did Their Homework (800 Years of It).
Neuer Dauerlink: Schande, dass ich den jetzt erst einpflege. Herbert Gnauer betreut für Radio Orange in Wien eine kommentierte Lesung der »Kulturgeschichte der Neuzeit« des einzigartigen Egon Friedells. Zu den illustren bisherigen Gästen gehören solch Prominente des Geisteslebens wie Daniela Strigl, Klaus Nüchtern und Heribert Illig: Egon Friedell bei Radio Orange (hier als Podcast-Feed) neue Folgen jeden zweiten und letzten Donnerstag des Monats
WORTMELDUNGEN
Einer der fleissigsten und lesenswürdigsten Comic-Journalisten die wir haben, Stefan Pannor, hat eine Rezension zu dem wunderbaren neusten Band aus Schuiten & Peeters »Die geheimnisvollen Städte«-Welt geschrieben: »Die Sandkorn-Theorie«, und was muss ich Detailfizzelnörgler machen? Eben, in Herrn Pannors Blog mit Detailfizzelgewichtel auffallen.
Eintrag No. 631 — Immer noch am Rumrotzen und Schniefen mit meiner mysteriösen Sommergrippe, über die mittlerweile beschlossen wurde, dass sie ein simpler Fall von Heuschnupfen ist. Habe mir am Wochenende endlich helfende Arzneien besorgt. Ballern mir zwar das Hirn weg, aber ich kann wenigstens wieder ruhig durchschlafen und tagsüber bei Bedrängung durch schlimme Allergieattacken die Augen offen halten.
Lektüre: Habe eine kurze Pause bei »Der Blaue Kammerherr« eingelegt, bevor ich mit der Kadenz des Solisten (einer sehr argen Traumpassage) und dem Finale weiter mache. — Aber: hab mir endlich den (wie »Kammerherr«-Autor Niebelschütz es in seiner »Anotatio Auctoris« nennt) »Keim zu diesem Tulpenbaum« besorgt, den Anregungstext »Danae, oder Die Vernunfthochzeit«, enthalten in »Lustspiele Band III« der Werke Hugo von Hofmannthals.
Als Neuanschaffung traf Mervyn Peakes »Boy in Darkness and Other Stories« ein. Wunderbare Zusammenstellung: neben der fast 100 Seiten langen Titelnovelle, die zu den Titus-Geschichten (auch bekannt als »Gormenghast«) gehört, versammelt der Band fünf weitere Kurzgeschichten, sowie an die 40 zum Teil farbige Illustrationen von Peake, nebst Vorwörtern von Joanne Harris, Sebastian Peake und Peake-Witwe Meave Gilmore.
Als weltlichen Zwischendurchhappen habe ich mir Tom Schimmecks »Am besten nichts Neues« über ›Medien, Macht und Meinungsmache‹ gegönnt. Wunderbar. Genau das, was einem die schlechte Laune angesichts schlapper politisch-gesellschaftlicher Berichterstattung und widerwärtig boulveardisierter Medienlandschaft kurieren hilft. Schimmeck liefert ein gut zu lesendes Sittengemälde, das nötigen kritischen Kommentar mit Rekonstruktionen von markanten Medien-Ereignissen und -Entwicklungen (sprich: -Degenerationen) der letzten Jahre verbindet. — In den neun Kapiteln wird geschildert: die Routine in Berlin und der Herdentrieb der Journalisten; das Rendite-Modell Burdas in Hamburg; das Prominentengehege und Politikernähe als Währung; Aufstieg des naiven Neoliberalismus; das Unisono der Medien zur Hessenwahl (Koch vs. Ypsilanti); Reality-TV und aufgeblähte Gefühlsevents; Propaganda-Rampensäue am Beispiele Haiders, Putins, Sarkozys & Berlusconis; Das Versagen des Wirtschaftsjournalismus; Das Geschäft der Spin-Doctors. — Ganz große Leseempfehlung meinerseits.
»Moderne und Absolutismus«: Vielleicht (zumindest für mich) die bisher beste Serie von Don Alphonso in seinem F.A.Z.-Blog »Stützen der Gesellschaft«.
1. »Die Staatsmätresse«; 2. »Der Fürstbischof«; 3. »Der Ämterkauf«; 4. »Der Hofschranze nach Wulff« süffiger Höhepunkt der Serie, in der Don den von Herrm Wulff zusammengebrabbelten Quark als solchen ausweist. Wulff glaubte naiv und frohgemut ungebildet (wie es wohl nur jugendliche Kandidaten von Casting-Shows und Politiker sein können) mit ›Voltaire am Hofe Friedrich II.‹ etwas Vorbildliches für seine eigene Bundespräsidentenschaft skizziert zu haben.
Schöne Meditation über den Natur- / Kultur-Begriff von Georg Seeßlen am 1. Juli in »Der Freitag«: Abschied aus dem Paradies.
Nicht reisserisch, sondern mit kühler Sachlichkeit stellte Ulrich Schmidt am 3. Juli für die NZZ zusammen, wie kolossal die Sonderstellung und Privilegien der Kirchen in Deutschland sind: Eine vortrefflich gemästete heilige Kuh.
Stöbert mal herum in der Zusammenstellung der ›Favourite Projects‹ der Graphik-Künstlerin Marian Bantjes, ihr werdet Sachen sehen, die wirklich die Augen zum kreiseln bringen. Bin auf die Künstlerin aufmerksam geworden durch ihren Vortrag »Intricate Beauty by Desing« bei TED.
Hurrah!! Es gibt ein neues RSA-animate! Diesmal wurde die Rede »Crises of Capitalism« des Soziologen David Harvey bebildert.
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Eintrag No. 629 — Mich hat ‘ne Sommergrippe erwischt. Das beigefügte Beweisphoto zeigt, dass ich mittlerweile nicht nur einen ›Bad Hair Day‹, sondern auch einen ›Bad Beard Day‹ haben kann.
Lektüre: Immer noch Wolf von Niebelschütz und sein »Der Blaue Kammerherr«, nur bin ich jetzt mit Band drei fertig und beginne den letzten, vierten Band.
Musik: Habe mir, passend zur Niebelschütz-Lektüre, einen ganzen Schwung neue Barockmusikalben besorgt. Auch wenn ich etwas, weil zu früh, neben der Epoche des Buches liege, passen folgende Aufnahmen hervorragend als Lesebegleitung zu »Der Blaue Kammerherr«:
Unglaublich, oder typisch Sommerloch? Die F.A.Z. eröffnete am 22. Juni ihre Feuilliton-Seiten mit einer Würdigung von Neil Gaimans »The Sandman«: Comic-Klassiker – Herr der Träume, Held der Schäume von David Gern. Was ich geradezu putzig finde, ist, wie die Rezi signalisiert, dass »The Sandman« nicht irgendein Comic ist, sondern was Anspruchsvolles, und also wird Norman Mailer als Garant bemüht und dessen Urteil »›Sandman‹ ist ein Comic für Intellektuelle«.
Achtung, Kültür: Es gibt Dinge, nach denen fahnde ich seit Ewigkeiten. Dazu gehört der Text eines Canons von Henry Purcell, den ich durch ein Album des Hilliard Ensemble, »Songs & Catches«, kennen gelernt habe (Leider ist das Album vergriffen und ich finde auch keine Hörprobe im Internet. Wer’s haben will, muss gebraucht oder in Stadtbüchereien suchen).
Here’s that will challenge all the fair.
Come, buy my nuts and damsons, my Burgamy pears!
Here’s the WomanWhore of Babylon, the Devil, and the Pope,
And here’s the little girl, just going on the rope!
Here’s Dives and Lazarus, and the World’s Creation;
Here’s the Tall Dutchwoman, the like's not in the nation.
Here is the booths, where the high Dutch maid is;
Here are the bears that dance like any ladies;
Tat, tat, tat, tat, goes the little penny trumpet;
Here’s Jacob Hall, that does so jump it, jump it;
Sound, trumpet, sound, for silver spoon and fork,
Come, here’s your dainty pig and pork.
Endlich gefunden auf den Seiten von »British History Online« im Dokument »Old and New London: Volume 2«, Kapitel XLIII » Smithfield and Bartholomew Fair« (etwa bis zur Mitte runter schubbern). Nicht wundern über die Abweichungen. Die Hilliards singen eine zünftigere, volkstümlichere Version. — Ich wage es nicht, zu versuchen den Text mit Reimen zu übersetzten, aber es geht um die Sensationen des großen Bartholomäus-Marktes zu London, mit seinen Masques, ›Freaks‹ und Artisten, Haushaltswaren und Lebensmitteln (ein Besucher von damals bemerkte jedoch enttäuscht: »Keine Bücher«). — Also nur sinngemäß: Hier gibt’s was, das den ganzen Markt in den Schatten stellt. / Kommt herbei, kauft meine Nüsse, Pflaumen und Birnen. / Seht hier »Die Hure von Babylon, der Teufel und der Papst«, / und dort ein junges Mädchen, das auf dem Seil balanciert! / Hier gibt es »Das Gleichnis vom reichen Mann und vom armen Lazarus« und »Die Schöpfung der Welt«. / Hier ist die Lange Holländerin, der im ganzen Lande keine gleichkommt. / Hier sind die Stände bei der hohen Holländischen Magd, / und dort sind die Bären die wie Damen tanzen. / Ta, ta, ta, ta, trötet die kleine Pfennig-Trompete. / Seht Jacob Hall, der Seiltänzer der springt wie kein anderer. / Spiel auf Trompete, spiel auf, für silberne Löffel und Gabeln. / Kommt her, hier gibt’s lecker Schweine und Fleisch.
Es war Bachmann-Wettlesen, und wie schon in den vergangenen Jahren hat Andrea darüber ausführich berichtet.
Tag Eins: mit Sabrina Janisch, Volker H. Altwasser, Christopher Kloeble, Daniel Mezger, Dorothee Elmiger;
Tag Zwei: mit Thomas Ballhausen, Max Scharnigg, Aleks Scholz, Judith Zander, Josef Kleindienst;
Tag Drei: mit Peter Wawerzinek, Iris Schmidt, Christian Fries, Verena Rossbacher; und schließlich die Preisverleihung.
Nochmal Kültür: Zu den Prosatexten, die mich sehr beeindruckt haben, weil mustergültig vorgeführt wird, was Sprachfiktionen zu leisten vermögen gehört »Ein schlichtes Gemüt« von Gustave Flaubert (zu finden in »Drei Erzählungen«. Ich empfehle die Übersetzung von Claus Sprick und Cornelia Hasting; gibts antiquarisch als schönes gebundenes Haffmans-Buch mit Volker Kriegel-Titelbild, und als Taschenbuch bei Piper, und als Hörbuch mit Harry Rowohlt). Für »New Criterion« hat Anthony Daniels unter dem Titel Flaubert’s simple heart – On a master’s lesson in true tolerance (Flauberts schlichtes Herz – Zur Lektion eines Meisters in Sachen wahrer Toleranz) einen ausführlichen Aufsatz zu dieser Geschichte geschrieben.
ZUCKERL
Auch mit Kugelschreiber kann man hervorragende Zeichnungen schaffen. Beste Beispiele, wie Kunst-fähig diese oft verschmähte Stift-Gattung ist, liefert Andrea Joseph in ihrem flickr-Album »Stricly Ballpoint«. Guckt ungedingt auch in Andrea Joseph’s Sketchblog vorbei.
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Eintrag No. 628 — Alleinstellungsmerkmal: Ist schon nötig, dass ich mich im Netz ›molosovsky‹ nenne. Hat sich nämlich ein neuer Namens-Zwilling eingefunden, diesmal in Person eines F.A.Z.-Rezensenten. — Also zur Klärung: der hier bin ich nicht.
Klamotte: Nachdem ich mir Anfang des Monats endlich mal ein PayPal-Konto zugelegt habe, kürte ich zur ersten Einsatzmöglichkeit den englischen T-Shirtversand »Last Exit Nowhere« (auf den ich durch Werbung im leider derzeit nicht erschienenden »DeathRay«-Magazin aufmerksam wurde). Aus deren Kollektion mit »T-Shirtmotiven, die von den erinnerungswürdigsten Orten, Firmen und Kooperationen der Kinogeschichte inspiriert wurden« habe ich (Molo) mir ein Paper Street-, und für meinen Hausandroiden (Alex) ein Nostromo-Shirt geordert. — Pling, und wieder ist das Zeigerchen meines Coolometers höher geklettert.
Lektüre: Nichts groß Erwähnenswertes, außer dem Wolf von Niebelschütz seinem »Der Blaue Kammerherr«. Mittlerweile fast bei der Hälfte, also am Ende von Band 2 von 4, mich kopfkratzend literaturlusterfüllt fragend, wie es sein kann, dass ich diesen Roman erst zum zweiten Mal lese, noch dazu jetzt nach ca. 20 langen Jahren. Muss fürs weitere Leben unbedingt ins Auge fassen, dass ich nicht noch mal so lange herumtrödle.
»Red Dead Redemption«: Zweifelohne das beste Spiel, was meine Playsie 3 mir bisher geboten hat (gefolgt von »GTA IV« und dessen Ergänzung »Episodes from Liberty City« (bestehend aus: »The Lost & The Damned« und »The Ballad of Gay Tony« — respektabel fand ich noch »Fallout 3« und »Batman: Arkham Asylum«; wohingegen mich »Metal Gear Solid 4« genervt und enttäuscht und »Mirror’s Edge« zwar begeistert aber auch merklich gefrustet hat. Im Prinzip ist mein im Grunde simpler ›Ballern, aber mit Anspruch‹-Geschmack nun derart verwöhnt, dass ich wohl warten muss, bis Rockstar und Team Bondi mit »L. A. Noir« nachsetzten). — Moment amal: ist das »Red Dead Redemption«-Erlebnis wirklich einfach nur als ›Spiel‹-Erlebnis glänzend? Mitnichten. Gerade die Story dieses Westerns hat mich überzeugt. Wie sie rätselhaft und sacht beginnt, man langsam zu alten Gunslinger-Kräften zurückkehrt, wie die Hauptfigur bei seiner Menschenjagd in die Wirren einer Revolution gerät. Und das Ende ist derart gelungen konsequent, da wird staubtrocken klar, dass die angeblich superzynischen Rockstarler (im guten Sinne) die Moralisten geben, wie es sich aber gefälligst für einen ordentlichen Western gehört, verdammt noch mal, bzw. Bravo! — Hat mich entsprechend gefreut, dass »RDR« das erste Spiel wurde, das vom sonst ziemlich strengen Angry Joe mit 10 von 10 Punkten, und dem offiziellen ›Bad Ass Anerkennungs-Gütesiegel‹ bedacht wurde.
Zu den Meldungen.
NETZFUNDE
Thierry Chervel hat für das Perlentaucher-Blog »Im Ententeich« am 16. Juni eine Übersicht zum Thema Christian Wulff und die Evangelikalen zusammengestellt, die in der (m.E. verständlichen) Forderung gipfelt, dass Herr Wulff doch bitte aus dem Kuratorium von Prochrist autreten solle, bevor die Bundespräsi-Wahl von statten geht.
Monströses aus der Sphäre der Verlegerintressen legt wieder einmal »Netzwelt« am 18. Juni dar: Leistungsschutzrecht soll Sprache monopolisieren. Wunderbar! Dreht die Uhren zurück in Feudalzeiten, am besten, nur noch bestellte, vereidigte und genehmigte Chronisten, natürlich anonymisiert, dürfen öffentlich die Weltläufte verlautbaren und der Herrschaft genehme Gedanken dazu verbeiten. Schweig, Volk!
Ich bin selbst erstaunt, dass ich einen »Spiegel«-Artikel für verlinkenswert befinde, aber Falsches Sparen: Wie Merkel die Verkehrswende topediert von Christian Schwägerl (am 19. Juni) spricht mir aus dem Knochenmark. Was die Automacke unserer Nation angeht grummle ich ja schon seit Ingolstädter Realschulzeiten: ich wollte Kunsterziehung, aber die Klasse kam nicht zustande, weil alle Technisches Zeichnen wählten, denn, wie Eltern andere Erwachsene den Jungs eintrichterten, »Des TeeZett muast nemma, des is’ wichtig wenn’st bei da Audii a’moi guat va’dinna mechast« — (Rechenanmerkung: von vier Klassen mit je ca. 25 bis 30 Schülern, also ca. 100 bis 120 Wahlberechtigten, haben sich keine 7 Jungs ›getraut‹ KE zu wählen. ich war damals einer von 5.).
Das Schnippsel Die heilige Banane des Ketzerpodcast von Ketzer 2.0 finde ich so gelungen, dass ich es in eigenen Worten wiedergeben möchte: — Der Gotteslästerungsparagraph diskriminiert Christen- bzw. Religionsgläubige, denn das Gesetz geht davon aus, dass die Gotteslästerer mehr Selbstkontrolle und Verantwortungsfähigkeit inne haben als Gläubige, weshalb sich das Gesetz an die Gotteslästerer wendet, sprich: eben diese in Verantwortung nimmt, stillschweigend davon ausgehend, dass, wenn bei einem religiösen Menschen der entsprechende Blasphemie-Knopf erst mal gedrückt wurde, dieser sich nicht in gut bürgerlicher und zivilisatorischer Art, also angemessener Untertanenweise zusammenzureissen vermag. Kurz: das Gesetzt hält religiöse Menschen als Adressat und Befolger von ordnungsstiftenden Regeln in etwa für so ungeeignet wie Vieh und Sachen. »Kann nicht selbstständig denken. Reagiert auf kritische Schlüsselreize automatisch pavlovsch wie eine Maschine und droht somit Krisen loszubrechen«, dieses Fazit über Gläubige zieht der Gotteslästerungsparagraph. — Wie verträgt sich nun diese Diskriminierung der Religiösen durch den Gotteslästerungsparagraphen mit den Forderungen von gewissen PolitikerInnen, man möge doch, bitte, ach, der religiösen Erziehung (wieder) einen höheren Stellenwert einräumen? Diese Forderung entpuppt sich dann als Wunsch der Regierenden danach, das Volk habe mechanisch sich zu erregen und bar jeglicher Reflektion, Haltung und Kontrolle sich dem Zorn und dem Eifer hinzugeben, wenn Gotteslästerer entsprechend verbal oder durch Kunst und Darstellung reizen. Man vernimmt von Ferne die Klage derjenigen, die mit neuen ordnungspolitisch-technischen Möglichkeiten verdienen wollen: »Es sind leider noch zu viele der Kultivierten, derer, die sich zurückzunehmen verstehen.«
ZUCKERL
Naggische und fastnaggische Mädels in Röntgenansicht gefällig? Bitteschön: EIZO »Pin-Up Calendar 2010«. Entworfen von der Agentur Butter Berlin/Düsseldorf. — Angestrebt ist zwar, mit diesem Kalender-Schmankerl Kundentreue zu belohnen und Neukundenwohlgesonnenheit zu gewinnen und zwar für Eizo, Hersteller für Medizintechnik, insbesondere Diagnosemonitore. Ich bin aber sicher, dass es nicht lange dauern wird, und die mehr als nur nacken Damen, ja diese tiefseeisch-gespenstischen GlamMortModels werden, eins, zwei, drei, bald Nacht- und DunkelRomantik-Clubeinrichtungen zieren, zum Wohlgefallen der bleichen und absinthig gestimmten Klientel.
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Eintrag No. 626 — Nur damit ihr vergewissert seid. Die Molochronik wird natürlich allen ein Fluchthafen der Ruhe sein, die, wie ich auch, nix mit dem Kommerzsportgroßtrubel anfangen können. Nur soviel: in der Juni-»Le Monde Diplomatique«, die ich letzten Freitag wie immer als »Taz«-Beilage geholt habe, findet sich der Artikel »Dreck am Ball. Die Geschäfte der Fifa« von David Garcia. — Sorry liebe WM-Freunde, aber zu mehr Fussballbegeisterung reicht es bei mir nicht.
Seltsam: Vergangene Woche (zum, ich glaube, etwa 3. oder 4. Mal seit ich dieses Blog führe) einem Autor mitgeteilt, dass ich aus zeitlichen Gründen und weil mich die Leseprobe nicht überzeugen konnte, ein angebotenes Phantastikbuch nicht für die Molochronik besprechen werde. Solche Absagen zu schreiben fällt mir immer noch irrsinnig schwer. Am liebsten würde ich solche Anfragen wegschweigen, aber wenn ich mich auch nur einen izzi-bizzi knappen Augenblick in die Lage dieser anderen Person versetzte, dann packt mich das heilige Pflichtgefühl und lässt mich die Rückmeldung schnellstmöglichst erledigen. — Und immer noch bin ich völlig baff, wenn mir aus dem Nichts von Irgendwoher so ein Angebot unterbreitet wird (oder ich mit einem Dankeschöngeschenk beglückt werde), nur weil ich mehr lahm als flott ein Blog führe und ein-, zweimal im Jahr einen Text publiziere.
Coole Horroshow: Nach dem schweren Sturmgewitter Ende letzter Woche am Griesheimer Ufer herumspaziert (und ich Riesendolm blöderweise wieder keine Kamera dabei!). Wunderschön, wie die Enten, Teichhühner, Gänse, Rabenkrähen, Schwäne, Kinder, RenterInnen, VormittagsAlkies und Uferfischer sich ihre Wege durch’s vom Unwetter angerichtete Chaos bahnen.
Lektüre:Geo-Epoche #43: »Der Zweite Weltkrieg. Teil 1, 1939-1942« und Geo-Kompakt #22: »Evolution« besorgt. Die Sondermagazine von GEO les’ ich sehr gern zwischendurch. Zudem finden sich darin oft wirklich schöne Bilder und Illustration. Vor allem begeistert mich das Sichtbarmachen von Dingen, die man (sonst, normalerweise) nicht sehen kann. Diesmal z.B. im »Evolution«-Heft je eine Doppelseite für Illustrationen einer Pflanzen- beziehungsweise Tierzelle von Jochen Stuhrmann.
Endlich mal das schon vor vier Monaten gekaufte »Tamara Drewe« von Posey Simmonds gelesen. Kein Zweifel, ein großartiges Comic eine großartige Graphic Novel. Kann ich z.B. besonders allen Phantastikfreunden sehr empfehlen, die gerade etwas phantastikmüde sind und / oder die sich mal umgucken möchten, was der (vermeintlich langweilige) Realismus so an Glanzleistungen hervorzubringen vermag.
Und seit gestern lese ich nach ca. 20 Jahren zum zweiten Mal Wolf von Niebelschütz’»Der Blaue Kammerherr «. Mehr dazu ein andermal.
NETZFUNDE
Habe Andreas dringlicher Empfehlung gehorchend im F.A.Z.-Feuilleton das große von Richard Kämmerlings mit Martin Kluger (yeah!!), Ulrich Peltzer (jööö) und David Wagner (buuuh) geführte Schriftstellergespräch Das Fernsehen schaut uns an gelesen und genossen. — Sehr lobenswert, wie Kämmerlings und seine Gesprächspartner uns zeigen, dass deutsche Literatur nicht immer Omphaloscopie, gestelzte Langeweile oder verkrumpelkrampfte Bemühlichkeitlichkeit bedeuten muss, sondern sich auch mal neugierig und begeistert in der großen weiten Welt populären Erzählens umzugucken vermag. — (Die Erkenntnis, dass im US-Fernsehen etwa seit »The Sopranos«, »Deadwood«, »The Wire« und Co. das romanhafte Erzählen erfolgreich, innovativ und relevant aufblüht, habe ich bereits 2008 für »Magira« in meinem Interview mit Matt Ruff mal so nebenbei fallen lassen.)
Oliver Kotowski legt als Fantasyguide-Spezial bei seiner phantastischen Weltreise (30 Bücher als aller Welt) den zweiten Zwischenstopp in Osteuropa ein. — Vom ersten Teil, Westeuropa war ich etwas enttäuscht: bei Albert Sánchez Piñol, Marc Agapit, Italo Calvino, Ricarda Junge und Mikael Niemi bimmelt bei mir eben keine Jubelglocke. — Im Osteuropa-Teil empfiehlt Oliver nun aber Milorad Pavić und dessen Lexikonroman »Das Chasarische Wörterbuch« (das ich 1992 als dtv-Taschenbuch gekauft habe). Milorad Pavić war für mich ein Augenöffner, dass es eben auch in der sogenannten (hoch-)literarischen Szene ›Spiele‹-Bücher gibt (zuletzt begeistert hat mich diesbezüglich ja Mark Z. Danielewski).
So sieht amœnokratisch gestaltete Aufklärung heute aus! Die ›Königliche Gesellschaft zur Förderung der Künste, der Herstellung und des Handels‹, also die englische ›Royal Society for the Encouragement of Arts, Manufactures and Commerce‹, kurz RSA, zeigt wie man das macht. Man nehme einen etwa 10-minutigen Vortrag mit gesellschaftlich relevanten Inhalt, lasse diesen von einem hochfähigen Zeichner des Cognitive Media Studios illustrieren und heraus kommen spektakuläre Filmchen, die zumindest mich vollends umhaun und begeistern. Hier alle RSA Animate-Filme, die ich finden konnte.
Left brain, right brain: Matthew Taylors Vortrag untersucht den wachsenden Einfluß der Gehirn- und Verhaltensforschung auf politische und gesellschaftliche Belange.
The Secret Powers of Time: Prof. Philip Zimbardo (ja, einer der Kerle, die das berüchtigte Milgram-Experiment durchgeführt haben) legt dar, wie unterschiedliche Zeit-Perspektiven unsere Arbeit, Gesundheit und unser Wohlergehen bestimmen; wie die Art unserer Zeit-Wahrnehmung uns als Person und unserer Verhältnis zu anderen und zur Welt formt.
Zimbardo Vortrag war der erste RSA Animate-Film den ich gesehen habe. (Gefunden via BoingBoing.)
ZUCKERL
Diese vergnüglich-wunderschöne Reihe mit alten Reklame-Sammelbildern der Schokohersteller Stollwerk aus dem Jahre 1897/98 bei Industrial Technology & Witchcraft entdeckt. »Im Jahre 2000«: No. 1: Eine Hauptstraße / No 2: Ein Reisehotel / No. 3: Unsere Polizei.
Eintrag No. 624 — In der Welt gehts zu wie eh und je: das Böse triumphiert, die Guten zagen herum und dazwischen lebts sich so lala, zumindest für uns hier im wohligen Norden (den meisten auf dem Planeten gehts ja bedeutend schlechter, wie der Empfindungspirat schon vor einiger Zeit deutlichst darzustellen wußte).
Einige Comics beim T3 geholt. — Yann & Olliver Schwartz, Spirou & Fantasio Spezial »Operation Fledermaus«: Nach »Potrait des Helden als junger Tor« das zweite Mal, dass ein Abenteuer der beiden klassischen franko-belgischen Comichelden im von den Nazis besetzten Brüssel spielt. Diesmal mit dollen Gastauftritt von »Tim & Struppi«-Bösewicht Dr. Müller als Folterscherge! — Andreas Platthaus hat letztes Jahr bereits zur Originalausgabe einen schönen Text in seinem F.A.Z.-Comicblog geschrieben: Nazis als Schießbudenfiguren.
Garth Ennis & Jacen Burrows, »Chronicles of Wormwood«: Wurde mir hier ja von Molochronikleser Miracleman empfohlen und brav wie ich bin, hab ich mir das Teil besorgt, auch wenn mir die Zeichnungen, vor allem die Kolorierung, nicht wirklich zusagen.
Brian Wood & Riccardo Burchielli & Ryan Kelly, »DMZ: Hearts and Minds«, Sammelband 8. Hatte noch keine Zeit, genauer reinzuschauen, außer, dass der Band die Hefte 42 bis 49, und damit zwei Stories, nämlich »No Future« und eben »Hearts and Minds« vereint.
Ansonsten immer noch mit Vergnügen dabei Ian Tregillis’ sein »Bitter Seeds« zu lesen.
NETZFUNDE
Seit ich als 17-jähriger seine Graphic Novel-Umsetzung von Leo Malets »120 Rue de la Gare« und ein paar Jahre später den einzigartigen Phantastik-Band »Hier Selbst« gelesen habe, bin ich ein treuer Fan des Comic-Meisters Jaques Tardi. Da freut es mich, dass die neueste Nummer des Magazins Reddition sich Tardi und seinem Werk widmet. Das 76 Seiten umfassende und (nur!) Acht Euro kostende Heft bietet: Einen Biographie-Essay (Leseprobe # 1); je einen Beitrag zu Tardis phantastischen Schöpfungen »Hier Selbst« und der Reihe »Adeles ungewöhnliche Abenteuer«; zwei Texte zu Tardis Umsetzung der Niederschlagung der Pariser Kommune von 1871 »Die Macht des Volkes«; einen Text über die Zusammenarbeit Tardis mit Malet (Leseprobe # 2); einen Text über die Tardi- & Legrand-Zusammenarbeit »Der Kakerlakenkiller«; sowie einen Text über Tardis Arbeiten zum Ersten Weltkrieg »Soldat Valot«, »Grabenkrieg«, »Elender Krieg« (Leseprobe # 3).
Wegen des (verhunzt-ironischen) Schlusses nicht ganz überzeugender, aber dennoch lesenswerter Artikel Trailer zum einem bald erscheinendem Buch von Paul Bloom brachte »The Chronicle Review of Higher Education«: The Pleasures of Imagination (Die Freuden der Vorstellungskraft ). Nette Sammlung von Anekdoten zum Thema: Warum verbringen wir so viel Zeit damit, uns mit Dingen zu beschäftigen, die nicht real sind? — Kurz vor Schluss gibts drei Erklärungen:
Fiktive Figuren sind in der Regel interessanter und schlauer als unsere Freunde und Familie, und die Abenteuer fiktiver Personen sind normalerweise viel aufregender;
Das echte Leben kreucht langsam dahin, mit lagen Spannen in denen nichts besonders geschieht. Der Kritiker Clive James wird zitiert: »Fiktionen sind Leben, bei dem man die öden Teile weggelassen hat«;
{Und am wichtigsten dünkt mir:} Die ›Techniken der Vorstellungskraft‹ vermögen uns Stimulationen zu bieten, mit denen die echte Welt nicht aufwarten kann. Ein Roman kann sich von der Geburt bis zum Tode einer Figur erstrecken, und uns zeigen, wie sie sich in verschiedenen Situationen verhält. In der Wirklichkeit kann man nie wissen, was jemand anderes tatsächlich denkt; bei einem Roman kann es uns der Autor einfach mitteilen.
WORTMELDUNGEN
Nix besonderes.
RÜGE
Hiermit erteile ich die erste Wochenrückblick-Rüge.
Das Gute zuerst: nachdem es in den vergangenen Monaten bereits Lesungen der deutschen Fassung von Thomas Pynchons jüngsten Buch »Inherent Vice« gegeben hat, verkündet nun die bis Winter 2010 reichende Rowohlt-Vorschau, dass die gebundene Ausgabe »Natürliche Mängel« im September 2010 erscheinen soll (siehe Seite 24 / 25 der Vorschau). Ich baue & vertraue darauf, dass die Übersetzung von Nikolaus Stingl wieder sehr fein wird.
Aber was ist da beim Cover geschehen! Welcher DeDysing-Ungeist suchte da Rowohlt heim! 78 blaue kleine Surfer, ein in die andere Richtung orientierter kleiner margentaner Surfer. Ooops, Titel und Autor vergessen?!? — Ach, weiß’te was Hein Blöd, da klatschen wir unten rechts einfach einen Kreis hin und feddich. — Liebe junge hippe Buchgestalter! Gehts weniger in Clubs und mehr in Landschaftsgärten. Schauts weniger TV- und mehr Kupferstiche!
ZUCKERL
Das Flickr-Album »Stormtroopers 365« von Stéfan ist atemberaubend, komisch, überraschend … kurz: einfach ein Vergnügen, wenn man sich die Bilder z.B. als Diashow anguckt. Macht Euch nen Kaffee, Tee, oder n Weinchen, oder Bierchen auf und nehmt Euch die Zeit. Vergesst nicht bei der Diashow die Titelinfos mit einzuschalten! Die ersten paar Bilder zeigen einen einsamen Stormtrooper, zu dem sich aber bald ein zweiter gesellt (frisch aus der Verpackung). Einer der beiden stolpert von einem Mißgeschick ins andere. Sehr lustig finde ich, wie die zwei immer wieder Luke Skywalker verhöhnen.
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Eintrag No.623 — Viel passiert die Woche. Dennis Hopper ist gestorben. Ich muss gestehen, dass ich »Easy Rider« bis heute nicht kenne. Und Hopper-Fans müssen gestehen, dass er peinlich oft in lauen und/oder trashigen Filmen den Bösewicht gegeben hat. Wer aber wissen will, wie gut er war, der gucke erst »Blue Velvet« (Hopper als völlig durchgenallt-dämonischer Bösewicht) und dann »True Romance« (Hopper als weiser, herzensguter Looser-Papa des von Christian Slater gespielten Helden).
Apropos Bösewicht: Roland Koch zog sich letzten Dienstag aus dem Rampenlicht der Politik zurück. Wahrscheinlich, um sich seine lava-festen schwarzen Handschuhe anzuziehen und weiße Fluffikatzen zu streicheln.
Lektüre: Komme wenig zum Lesen, aber wenn, habe ich derzeit meinen Spaß mit Ian Tregillis »Bitter Seeds« (Band 1 der »Milkweed«-Trio). Nach dem ersten Drittel (von 352 Seiten) kann ich sagen: Ist sehr fein. Erinnert mich an Kim Newmans »Anno Dracula«-Romane (obwohl: Tregillis erzählt weniger extravagant) und Scott Westerfields »Leviathan« (obwohl: Tregillis liefert kein Jugendbuch ab und ist entsprechend ›härter‹). Die Nazis haben in der ›Reichbehörde für die Erweiterung des germanischen Potentials‹ mittels Götterelektron-Verstärkern Superhelden-Krieger & -Agenten geschaffen. Die Engländer bekommen über einen ihrer Spione in Spanien Wind davon und wagen es, sich hilfesuchend an englische Warlocks zu wenden (die blieben bisher nämlich lieber unter sich und können mit traditioneller Blutmagie Elementare beschwören). — Ach ja: »Bitter Seeds« ist Ian Tregillis Debut-Roman, nachdem er bisher im »Wild Cards«-Anthologieteam Kurzgeschichten unter Geroge R. R. Martins Mentorenschaft veröffentlicht hat, und Mr. Tregillis hat eine umwerfend schöne Website (Link führt zur Blog-Abteilung). — Und hier gehts zur Galerie des Cover-Künstlers von »Bitter Seeds«: John Jude Palencar.
NETZFUNDE
In Sachen Copyright / Urheberrecht gibt es hier eine heftige Denkanregung zu bestaunen. Johanna Blakley erteilt als TED-Sendung »Lessons from fashion’s free culture« (»Lehren der freien Modewelt-Kultur«). In dem 16-minütigen (englischen) Vortrag erfährt man, dass es in der Modewelt kein Urheberrecht auf eimzelne Design-Ideen gibt, sondern nur eines auf Handelsmarken. Also, ein bestimmtes Muster, eine bestimmte Kleidform ect pp ff wird in der Modeindustrie nicht urheberrechtlich geschützt (wäre ja auch ein Unding, wenn man Lizenzen für Dinge wie Pagodenschultern, oder Picadilly-Kragen, bestimmte Abnähvarianten usw blechen müsste). Durchaus unter Schutz stehen aber die Marken-Logos von Channel, Gucci, Versace usw.
Sprung etwa in die 11 Minute des Vortrages: Verblüffend die Aufzählung von Industriefeldern, die mit äußerst geringem Schutz von geistigen Eigentum florieren: Nahrungsmittelrezepte und Aussehen, Gesamtform von Autos, Möbeldesign, Magietricks, Haarstilistik, Open Sorce Software, Databases, Tattoo-Künstler mögen kein Copyright (»Woll’n wa’ nich’. Iss’ nich’ cool, Dude«), Witze, Feuerwerkchoreographie, Spielregeln, Geruch von Parfumes.
(Ich hab den Vortrag direkt bei TED gefunden. Die »Perlentaucher« haben ihn über »BoingBoing« gefunden und am 28. Mai in ihrer Feuilletons-Rundschau die gleiche Stelle wie ich in ihrer Meldung zusammengefasst.)
»Die Welt« glänzt durch Weisheit und ein gutes Händchen, denn für die hat am 25. Mai Frank Fischer vom genialen »Umblätterer«-Team den ›Nachruf‹ anlässlich der letzten Folge von »Lost« schreiben dürfen: Das letzte Abendmahl
Andrea hat am Samstag Grand Prix geguckt, zusammen mit Tine, Daniel und Eric. Ich selber habe an dem Abend gearbeitet und nix mitbekommen. Doch dank diesem Live-Ticker in den »Reisenotizen« konnte ich dann zuhause fast sagen: ich war dabei.
Ab morgen kann man die Ausstellung »Zelluloid. Film ohne Kamera« in der Schirn Kunsthalle Frankfurt besichtigen. Das Team der Schirn überrascht mich mich immer wieder damit, wie kontraststark die Ausstellungsfolge, und wie effizient die Räumlichkeiten gestaltet wurden (vielleicht nicht immer passend für den Andrang von mehreren gleichzeitig herumwuselnden Gruppen). Diesmal begibt man sich in ein dunkles, großes Kleinkinowabenwerk, das auf mich wie ›Caligari goes New Wave‹ wirkt. Zu sehen (und hören) gibt es direkt auf Filmstreifen gezeichnete, geritzte, collagierte oder chemisch hervorgezauberte Kunst (im Katalog habe ich eine Frau sogar mit der Heinz Ketchup Flasche hantieren sehen). Meine beiden Lieblingsclips im Youtube-Kanal der Schirn sind: Ian Helliwells »Orbiting the Atom« und Jennifer Wests »Wearing Thick Heavy«.
So sieht das Haus aus, bei dem die Bücher »Q« und »Altai« von Wu Ming (ehemals Luther Blissett) auf Japanisch erscheinen werden. Ich hoffe, bald mal mit einer Rezi zu »Manituana« aufwarten zu können. Dieser historische Roman aus dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg hat mich schwer beeindruckt. Er wird aus Sicht der ›Native Americans‹ der Six Nations erzählt. Eine beeindruckende längere Strecke schildert, wie sich englandtreue Siedler, Indianer und Mischlinge zwecks Ersuchen von diplomatisch-militärischer Unterstützung nach London begeben. Die Exotengruppe aus der Ostküstenwildnis und ihr Blick auf die wuselige Gesellschaft Londons des Jahres 1775-1776 ist ›phantastischer‹ als viele Fantasy- oder SF-Stoffe.
Hurrah! Klett Cotta bringt eine Neuausgabe von »Gormenghast« heraus. Molochronikleser wissen, dass für mich die »Gormenghast«-Romane von Mervyn Peake wichtige Klassiker und Meisterwerke der ›anderen Fantasy‹ sind (die ›eine‹, also ›übliche‹ Mainstream-Fantasy ist natürlich jene, welche von Tolkien, Rollen- und Computerspielen geprägt wird). — Kai Meyer und Tad Williams durften Vorworte für die ersten beiden schreiben. Und: Klett Cotta wird wohl auch den vor einigen Monaten in England im Nachlass von Peake gefundenen, und von seiner Witwe Maeve Gilmore kompletierten vierten Band auf Deutsch veröffentlichen. — Hier die Titelbilder der ersten beiden Bände der Neuausgabe, die im August 2010 erscheinen sollen. Ich bin zear nicht superduperhappy (das Schloss links ist mir zu europäisch, die Farben zu knallig und die Ornamente etwas zu arschgeweihig) aber immerhin: viel schöner als die bisherigen deutschen Ausgaben. Ungeschickt finde ich, dass die Bücher wieder um die 22,– € kosten werden. Ein Preis, den wohl größtenteils nur Leute zu berappen willig sind, die Mervyn Peake bereits schätzen. Dabei bräuchten wir (weil die deutsche Fantasy-Szene viel zu Tolkien-dominiert ist) mal eine deutsche Taschenbuchausgabe von »Gormenghast«, einfach, damit mehr Leut den Zugriff beim Einkauf wagen.
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Eintrag No. 621 — Am vergangenen Samstag trudelte bei mir »Red Dead Redemption« ein. Ich ärgere mich etwas, denn aus irgendeinem Grund funktioniert bei mir das Soundtrack-Runterladen nicht (für mich der Hauptgrund die 5 € Preisaufschlag für die Limited Editon gelöhnt zu haben).
Bisher habe ich etwa 12% der Story gespielt und kann sagen: zum Schwersten, was ich überhaupt jemals gespielt habe, gehört Pferde einfangen und einreiten! Und ich habe richtig Schiss in gewissen bergigen Gegenden, wo es Pumas gibt (die manchmal sogar zu zweit jagen!). So ein Puma wenn ordentlich hinlangt, ist dein Reittier ratzfatz ein Ex-Pferd, und man selbst höchstwahrscheinlich auch gleich ein Gewesener. — Aber ich sollte eh nicht daddeln, sondern schreiben, übersetzten und lesen.
Netzfunde
Neal Stephenson, der brillante Autor von »Diamond Age« und »Der BAROCK-ZYKLUS« ist Schirmherr eines ungewöhnlichen Geschichtenwebe-Projekts namens »The Mongoliad«. Los gehen wird es mit Kurzgeschichten von Stephenson, Greg Bear, Nicole Galland, Mark Teppo, und anderen Autoren, die zusammen eine halsbrecherische Abenteuergeschichte im von den Mongolen heimgesuchten Europa des Jahres 1241 vorlegen. Daraufhin sollen unter anderem Kampf-Künstler & -Choreographen, Illustratoren, Programmierer und Spieledesinger weiteres Medienmaterial beisteuern und schließlich den Lesern selbst Gelegenheit gegeben werden, mit eigenen Geschichten zum großen Garn beizutragen. Ich bin bespannt.
Verkündet wurden die Nominierungen für den Max & Moritz-Preis 2010 (= Comic-Preis, der auf dem Internationalen Comic-Salon in Erlangen verliehen wird). Ich kenne diesmal erstaunlich wenig. — Bin schockiert, dass »Hector Umbra« nominiert wurde. Zeichnerisch ist der Band ja ganz nett, aber Story und Dialoge sind einfach nur geistlos spätpubertär und nervig. — Entschieden habe ich mich für »Spirou & Fantasio Spezial – Ein Portrait des Helden als junger Tor« von Emile Bravo.
Schöner langer Artikel über Ayn Rand von Corey Robin (mit genau der richtigen Portion sachlicher Häme) am 20. Mai in »The Nation«: Garbage and Gravitas / Abfall und Gravität. Der erste Satz geht so:
Aus dem St. Petersburg der Revolutionszeit stammt Vladimir Nabokov, Isaiah Berlin und Ayn Rand. Der erste war ein ein Romanautor, der zweite ein Philosoph. Die dritte hielt sich für beides, war aber keines davon.
St. Petersburg in revolt gave us Vladimir Nabokov, Isaiah Berlin and Ayn Rand. The first was a novelist, the second a philosopher. The third was neither but thought she was both.
Wortmeldung
Im SF-Netzwerk habe ich mich in die Debatte um »Schaumschwester«, den neuen Roman von Thor Kunkel, eingeklinkt. Als Fan von Thors bisherigen Veröffentlichungen fühlte ich mich bemüßigt, einige (in meinen Ohren) schrillere Mießmache zu kontern. Meine ersten Einträge in dem Thread überspringe ich mal, hier aber meine Meinung bezüglich »Endstufe« , und dass (seit diesem Roman) mit der literarischen Rezeption von Kunkels Büchern einiges extrem, vielleicht sogar exemplarisch, schief gelaufen ist. (Dummerweise habe ich das Buch erst gestern – Montag, 24. Mai – bekommen, und bin grad erst mal drei Kapitel weit drinn). — Das Bild vom Cover hier habe ich mit einem Link zum Bucheintag beim Perlentaucher versehen. Dort gibts bisher nur die Zusammendampfung der FAZ-Rezi von Sandra Kerschbaumer, die, so finde ich, von Tuten und Blasen nur sehr wenig Ahnung hat. Mehr dazu in meiner Rezi.
Ihr wollt niedlich? Vergesst Katzen-Content. Die absolut enzückensten Geschöpfe von Mama Natur, die jedes Herz zum Schmelzen bringen (und sogar Dath Vader ein sanftes ›Jööööh‹-Seufzen entlocken würden) sind Faultiere. Genauer: kleine Baby-Faultiere. Gefunden im Blog der amphibienliebenden Filmemacherin Lucy Cooke: »Sloth Love«.