molochronik

Molos Wochenrückblick No. 61

Eintrag No. 728 — Veränderung von Molos Kommunikations-Gebahren. Noch ist die Soschial-Nätwörg-Funktion ›Google+‹ in der Beta-Phase, aber ich habe mich zur Gruppe der bereits Teilnehmen gesellt. ›Facebook‹ war nie 'ne Option für mich. Zu umständlich, zu undurchsichtig, zu beschränkt, zu gierig und unterm Strich: nicht sexy, nicht Molo-like genug. Auch wenn Google zweifelsohne ebenfalls ziemlich unheimliche, sinistere Aspekte hat, macht Google+ auf mich vom Fleck weg einen besseren Eindruck. Ist eine Mischung aus Netzwerkerei (bilde Deine Kreise), Twitter- und Kurzbloggerei. Kreise kann man erstellen wie's einem taugt, aber es wird anderen nicht angezeigt, in welche Kreise man die Leuz, denen man folgt, eingeteilt hat (vorstellbar ist z.B. ein Kreis namens ›Volltrottel über deren Stuss ich mich beeumel‹) . Soviel verrate ich, dass mein erster selbst gezirkelter Kreis ›Phantasten‹ heißt.

Ab nun werde ich die Links, welche ich für einen im Werden befindlichen Wochenrückblick sammle, auf die Schnelle via meinem Google+-Konto verbreiten. Dienstags gibts dann wie gewohnt die geballte Ladung dieser Links in der Molochronik. — Neu ist auch der ›+1‹-Knopf oben in der rechten Spalte. Mit dem kann man die Molochronik ›plussen‹, sprich: empfehlen (erhört mein Ranking & wasnichtnochalles).

Schluss mit dem Getüdel. Es gibt viele Links diese Woche. Also los.

Halt. Stopp. Eines noch. Die Links sind diesmal nach etwas anderen Begriffen sortiert. Lasst mich wissen, ob Ihr die alte oder die neue Methode besser findet.

Politik & Gesellschaft

  • »Blödmaschinen«: Leider hatte ich selbst noch nicht die Zeit & Muse, einen eigenen Beitrag über mein großartiges Leseerlebnis mit diesem Buch von Markus Metz & Georg Seeßlen zu verfassen. Immerhin kann ich auf eine gute Rezension von Jürgen Nielsen-Sikora bei ›Glanz & Elend‹ verlinken: Die Herrschaft der Narren.

    — Großer Spaß auch, wie Herr Seeßlen seinem Blog (›Das Schönste an Deutschland sind die Autobahnen‹) in einem zweiten Nachtrag zum Buch auf eine mittlerweile ausgestrahlte Radio-Rezi eingeht, die dem Buch u.a. »undifferenziertes Geraune« (und wie geht ›differenziertes Geraune‹) und »obszönen Exzess an Kritik« vorwirft.

    Nebenbei-Empfehlung: Zur Klärung & Erforschung des Begriffes ›obszön‹ verweise ich auf den enorm gehaltreichen Band »Jahrhundert der Obszönität« von Eckhard Henscheid & Gerhard Henschel. Darin auch das prächtige Herbert Marcuse-Zitat:

    Nicht das Bild einer nackten Frau, die ihre Schamhaare entblößt, ist obszön, sondern das eines Generals im vollen Wichs.
    Entsprechend: Nicht die analytische Untersuchung und dialektische Kritik der Blödmaschinen ist obszöner Exzess (der Kritik), sondern eben die Totalität der Herrschaft und Stupiditätsfabrikation der Blödmaschinen.
  • Löblich: Die Tradition der »Weltbühne« fortführen will die Zweiwochenschrift für Politik, Kunst und Wissenschaft: Das Blättchen. — Ich frage mich zwar, wann ich das alles lesen soll, werde aber fürderhin die kommenden Nummern genauer goutieren. Gefreut hat mich schon mal der mir bisher unbekannte Text von Egon Friedell: »Die Revolution«.
  • Bescheidgeb: Der Verbrecher Verlag hat die Tagebücher von Erich Mühsam ins Netzel gestellt: Mühsam Tagebuch. Die Aufbereitung ist vorbildlich. Glosar ist integriert (Klick auf’n Begriff öffnet links eine Erläuterung), und Klick auf’s Datum zu Beginn eines Tagebucheintrages öffnet Fenster zu einem Scan der Originalseite. Ganz großes Lob!
  • Großartige Radiostunde! BR2 »Radiospitzen« widmet eine Sendung den diesjährigen Preisträger des Salzburger Stiers: »Cordoba – Das Rückspiel« von Florian Scheuba und Rupert Henning. Schauspieler Cornelius Obonya brilliert in allen Rollen des Stückes über ostdeutsche Flüchtlinge, einheimische Österreicher, türkische Geschäftsleute, deutsche & russische Touristen ext. — Gönnt Euch die Sendung, solange sie noch im Netz steht.
  • Versus Finanzschwarzmagier: Wieder mal, diesmal auf der Website der ›F.A.Z.‹, wurde ein Artikel zur Haushalts-Debatte mit einem Photo der berüchtigten ›Schuldenuhr‹ in Wiesbaden bebildert. Warum gibt es eigentlich keine entsprechend prominente ›Privatvermögen-Uhr‹. — Zumindest hat Arne Babenhauserheide hat mal eine programmiert. Bitteschön

(Deutschrachige) Phantastik-Links

  • Auf den Seiten des österreichischen ›Der Standard‹ bespricht Josefson in seiner diesmonatigen SF- & Fantasy-Rundschau Die Dampf-Revolution Bücher von: David Marusek (Golkonda Verlag! Yeah!), Jeff VanderMeer, Stephen Baxter, Antoine Volodine, A. Lee Martinez, Paul di Filippo, Scott Westerfeld (»Behemoth«, Yeah!), Tobias O. Meißner, Jonathan Strahan, Ronald Malfi und Stephen Hunt.
  • ›SF-Fan‹ vermeldet die Empfänger der Kurd-Laßwitz-Preise 2011. Besonders freuen mich freilich die Preise an China Miéville (für »Die Stadt & Die Stadt«) und Juliane Gräbener-Müller & Nikolaus Stingl (für die Übersetzung von Neal Stephensons »Anathem«).
  • Jubiläum: Am kommenden Samstag, den 09. Juli, kann man den hundersten Geburtstag von Mervyn Peake feiern. Im Vorfeld dazu bot letzte Woche der ›Guardian‹ schon mal A celebration of the writing and art of Mervyn Peake. Michael Moorcock portatiert vor allem den Menschen Peake, seine Wiederentdeckung bei Penguin Modern Classics; — Hilary Spurling preist das zeichnerische Werk von Peake; — China Miéville beschäftigt sich mit den »Gormenghast«-Büchern; — und AL Kennedy schreibt über Peaks Verhältnis zu der Insel Sark.

Zuckerl: Popkultur & Kunst

  • Neues Dauer-Lesezeichen: Interessantes, simples Projekt verfolgt das ›Blog für Leser‹ Fünf Bücher von Melanie Voß und Philippe Wyssen.
  • Kunst (1): Als wären Asteroiden in der Galerie eingeschlagen, oder als hätten gigantsche, mythisch-monströse Ur-Viecher Eier gelegt, so wirken die andersweltlichen Papierobjekte (im ›This is Colossal‹-Blog) des koreanischen Künstlers Chun Kwang Young.
  • Kunst (2): Grandios wandelt Kate MacDowell mit ihren (zumeist weißen) Skulpturen auf dem schmalen Grat zwischen Verstörung und Bezauberung. Meine Favoriten in ihrem Portfolio: Hase mit Gasmaske; — sezierter Frosch mit Menschenfötus; — das Wurzelhirn. — Würde ich gerne mal im Original sehen.
  • Schockschwerenot!  Matteo Bittanti und IOCOSE haben mit der Photographin Kenzie Burchell eine erschütternde Bilderserie aufgenommen, die uns die Folgen von maßlosen Daddeln zeigen: Game Arthritis. Gottseidank stelle ich an mir selbst keinerlei erste Anzeichen eines ›Playstation Daumes‹ fest … trotzdem überlege ich, meine PS3 sofort zu entsorgen. — (Entwarnung: Das ganze ist fiese, brillante, ernste Satire, aber eben brutal verstörend dank der Arbeit der Maskenbildnerin Emma Alexandra Watts.)
  • Raumkunst: Der polnische Künstler Marek Tomasik hat aus Holz und Computerschrott eine Rauminstallertion geschaffen, die überwältigend ist. Hier zu einem Bericht bei ›Laughing Squid‹ (engl.) mit Filmchen, Photos und (ohne nervigen Computersound), und hier zur Raumphoto-Seite des Künstlers (mit nervigen Computersound): You sometimes have to be open.
  • »Der Herr der Ringe« mal anders: Wie sähe LOTR als moderne ›Kumpel auf Rundreise‹-Geschichte aus? Illustratorin Noelle Stevenson hat sich das für uns in ihrem ›A Girl And Her Demons‹-Blog die»The Broship of the Ring«. Laut gelacht habe ich über die Hippster-Hobbits (»Wie, Du weißt nicht was ein zweites Frühstück ist?!«).
  • Analyse: Nicht wirklich überraschend, dass Michael Bay in seinem neusten »Transformers«-Streifen Schnipsel aus seinem Film »The Island« recyled hat, aber dennoch erstaunlich, wie der Vergleich aussieht: »Transformers 3« scene from »The Island« von Jermain Odremán.
  • Superhelden-Humor: Die vier intelligenten Spinner der ›After Hours‹ von ›Cracked‹ streiten sich, Ob Batman schlecht für Gotham ist (engl.). Achtet auf den Asperger-Test mit den Zuckertütchen!
  • Zum Schluss ein Filmchen: Die Idee an sich ist nicht so prickelnd, ist aber gut umgesetzt. Auf zum wilden Springen durch verschiedene Populär-Genres mit der Plot Device (von ›Red Giant‹). Mein Favorit: Natürlich der S/W-Krimi mit kommentiernder Gedankenstimme aus dem Off.

Plot Device from Red Giant on Vimeo.

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»Eine andere Welt« (15) — Kap. XIII: Das Reich der Marionetten von Grandville & Plinius dem Jüngsten

Eintrag No. 726Zur Inhaltsübersicht.

Die Illustrationen einer alten französischen Ausgabe habe ich dem flick-Album von blaque jaques entnommen.

XIII. Das Reich der Marionetten.

Die Faust macht den Maler. Michel Angelo.

Dieser Abschnitt muss unbedingt gelesen werden, denn man erfährt durch denselben Nichts über das Gliedermännchen und ebenso wenig über das Land, in welchem das Feuer kein Feuer ist.

Schwadronaius konnte also seine Cigarre nicht anzünden, was für einen Raucher sehr unangenehm ist, wohl aber sah er das Gliedermännchen, das ein anderes Licht in das Transparent setzte, worauf es alsbald Tag ward.

»Das Gliedermännchen sieht sehr gescheit aus«, dachte unser Neugott, »ich werde mir Belehrung und Feuer von ihm erbitten.«

Der kleine Gliedermann machte einige Mal »Britt«, und dann einige Sprünge. Schwadronarius mit seinem Götterverstande begriff gleich, dass das heißen sollte: »Folge mir!«, und tat demgemäß.

Sie traten zuerst in einen großen Saal, der das Licht durch Blendrahmen erhielt. Aufgespannte Leinwand, Gypsabgüsse, Tabakspfeifen an der Wand, alte Waffen und Rüstungen ließen vermuten, dass hier ein Maler-Atelier sei. Wirklich gewahrte Schwadronarius auch drei Maler, die eifrig fortarbeiteten, ohne sich um die Anwesenheit eines Fremden zu kümmern.

Der Erste, nachlässig auf einem niedrigen Lehnsessel hingestreckt, rauchte und sah dabei nach der Decke, während sein rechter Fuß mit der Sicherheit eines Meisters auf der Leinwand hin und her fuhr. In wenigen Schritten vollendete er ein Gemälde von mehr als sechzig Figuren.

Neben diesem Fußkünstler malte der zweite Meister, von seinen Zeitgenossen Schwanzpinsel genannt, binnen wenigen Minuten eine Schlacht von zehn Fuß im Quadrat und gönnte sich kaum die Zeit sich umzudrehen, um neue Farbe mit dem Pinsel zu nehmen.

Der dritte Künstler, dem das Gliedermännchen besondere Aufmerksamkeit widmete, hatte nur eine Pfote, aber sie wog sechs Hänse auf; er hieß Pfotenfaust und war Meister im Portrait.

In einem anderen Atelier dicht daneben ritt ein Maler auf einem raphaelischen Steckenpferde und decalquirte {= Umpausen einer Zeichnung z.B. auf Lithographiesteine} Nichts als Beine und Ohren auf alten Bildern. Er war ebenfalls ein berühmter Meister, denn er schleppte einen langen Schweif von Schülern mit sich.

Schwadronarius sah zufällig durch ein Fenster des Ateliers, welches eine freie Aussicht auf eine Landwirtschaft gewährte, und wurde hier zwei Landschaftsmaler gewahr, die mit brennendem Eifer den Strahlen einer nicht minder brennenden Sonne ausgesetzt sich abmühten, Studien von Reisbeeten nach der Natur aufzunehmen.

Zu seiner nicht geringen Verwunderung erfuhr er, dass einer dieser beiden gewissenhaften Künstler drei volle Jahre damit zugebracht, eine Vogelscheuche in allen möglichen Beleuchtungen zu studieren.

Allen diesen so emsig — wie Ameisen, die von einem Gewitter bedroht werden — arbeitenden Malern lag daran, ihre Bilder zu dem für die Preisbewerbung unwiderruflich gestgesetzten Termine zu vollenden, denn sie sahen im Geiste schon die Gestalt ihres blinden und tauben daher unparteiischen Preisrichters vor sich.

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Molos Wochenrückblick No. 59 / 60

Eintrag No. 725 — Derweil nur die Links. Leider sehe ich mich nicht vor Freitag dazu kommen, auch etwas über die Lektüren und Filmsichtungen der vergangenen 14 Tage zu schreiben.

Nur soviel auf die Schnelle: »Blödmaschinen« von Georg Seeßlen und Marcus Metz war für mich die ganzen vielen 780 Seiten spannend und ertragreich. Absolute leseempfehlung meinerseits.

Und das neue Opus von Terrence Malick, »Tree of Life«, gefällt mir zwar nicht ganz so gut wie »Thin Red Line« und »The New World«, führt aber dennoch exzellent vor, wie toll, tief und kunstvoll Kino sein kann.

Hier die Rückblick-Links, teilweise auf Hau-Ruck-Art.

Netzfunde

(Deutschrachige) Phantastik-Links

  • Jubiläum: 25 Jahre ist es (echt schon…?; : !) her, dass Alan Moores & Dave Gibbons Meisterwerk »Watchmen« erschienen ist. Guter Grund für ein Sachbuch (»Under the Hood – Die Verweis-Struktur der Watchmen« von Hans-Joachim Backe) zu diesen lecker-schmecker semiotischen Spaghetti unter den Graphic Novels und eine Besprechung desselben für den ›Tagesspiegel‹ durch Lars von Tröne: Pop-Exegese: Forschungen in der Parallelwelt.
  • Für ›Omnivoracious‹ unterhält der eine Meister der zeitgenössischen Phantastik, der Amerikaner Jeff Vandermeer, sich mit dem anderen, dem Engländer China Miéville, über den neuesten Roman von letzteren: »Embassytown«.
  • Was dein Lieblings-»Alien«-Film über Dich verrät (engl.) — Meredith Woerner hat für ›io9‹ diesen Persönlichkeits-Bespiegelung ausbaldowert. Mich spricht demnach die kalte, dunkle Welt des Unbekannten an, denn mein Favorit ist immer noch der erste »Alien« von Ridley Scott (allein schon wegen der Pionierleistung).

Zuckerl

  • Verrückte Skulptur-Kunst von Tim Hawkinson stellt ›Indianpolis Museum of Modern Art‹ vor: irre Mischung aus Modellbau und Mathematik, dieses Möbiusband-Schiff.
  • TGWTG No 1: Stimme den Entscheidungen des ›Nostalgia Critic‹ in allen Punkten zu, wenn er bei seiner neusten Ausgabe von ›Alt vs. Neu‹ der Coen-Brüder-Fassung von »True Gritt« gegenüber der John Wayne-Fassung den Sieg einräumt: Old vs New: »True Grit«.
  • TGWTG Nr. 2: Wer Popkorn- und Genre-Knall-Bumm mag und dennoch einen (Anstands-)Rest Geschmack und Hirn nicht missen möchte, kann sich Bestätigungswonnen verschaffen bei Mathew ›Film Brains‹ Buck genüsslicher Zerlegung von Michael Bays »Transformer 2 – The Revenge of the Fallen« (zweites Video von oben ist der fast einstündige komplette Megacut).
  • Laaange und sehr kluge Besprechung mit reichlich Zeitgeschichts- und Kultur-Erklärung zu Thomas Pynchons »Inherent Vice« hat John Carvill für ›Bright Lights‹ geschrieben: The ›Bong‹ Goodbye (engl.).
  • Filmpalaver: was kommt raus, wenn sich zwei Regiesseure, deren Werk ich sehr schätze, ungezwungen unterhalten? Gebt Euch den Wahn mit Lars van Trier und Paul Thomas Anderson (engl.) auf ›Cigarettes & Red Vines‹.
  • Kurz vor Schluss ließ mir Andrea einen Link-Tipp zukommen. Vorsicht: Über-Putzigkeit voraus! Hier kommt der kleine Eichhörnchen-Nachwuchs im ›flickr‹-Blog.

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»Eine andere Welt« (14) — Kap. XII: Wie im Tiergarten! von Grandville & Plinius dem Jüngsten

Eintrag No. 722Zur Inhaltsübersicht.

Die Illustrationen einer alten französischen Ausgabe habe ich dem flick-Album von blaque jaques entnommen.

XII. Wie im Tiergarten!

Nach Sevilla! Nach Sevilla! Clemens Brentano.

Sandsteinbildsäulen, Bäume, die Sande nicht gedeihen, Kot, Staub.

Seidene Kleider, Sammethüte, seltsame Frisuren und eben solche Fußbekleidungen. Ein Mann, der sich stolz von einem Hunde an der Leine fortziehen lässt, auf dessen Halsband man die Inschrift liest: »Ich gehöre dem Grafen Alcibiades von Neu-Foundland.«

Dandies auf den Fußsteigen, vorrüberrollende Wagen, einige niedrig wie Lehnstühle auf vier Rädern, andere so hoch, dass der Kutscher auf dem Bocke dem Wetterhahn auf dem Turm einer Dorfkirche gleicht.

Auf jeden Fall befinde ich mich in einer Hauptstadt. Aber in welcher? That is the question.

Ich mag noch so scharfe Blicke durch die Kutschenfenster werfen, ich sehe nichts als Perücken oder Hüte auf Holzköpfen und in einigen Wagen Gliederpuppen, die mit dem größten Luxus und der größten Sorgfalt angeputzt sind.

Es scheint hier zu Lande Mode zu sein, sich auf den öffentlichen Promenaden durch Stellvertreter von Holz, Gyps oder Wachs repräsentieren zu lassen. Man zeigt sich elegant im Bilde: Kleider, Kopfputz, Shawls, Diamanten, Alles was die Schönheit, den Reichtum, den Luxus und den Geschmack einer Person zur Erscheinung bringt, ist vorhanden, nur sie selbst ist abwesend. Es gibt kein geistreicheres Mittel, sich öffentlich ohne alle Mühe zu zeigen. — Wozu auch die Person, die ist überflüssig. — Man begibt sich ja nur auf die Promenade um neue Moden zu sehen. — An die Feierlichkeiten der Mode denkend rief der Prophet: »Gliederpuppen! Alles ist Gliederpuppen!«

Das gewahre ich auf der Chaussee! Lustwandelnde Halbstiefelchen, Röcke, die die Nase hoch tragen und Mantillen den Arm reichen, Stiefel, die den Hut keck auf das linke Ohr setzten, kurz eine Fortsetzung desselben Systems. Die Schneider, Hutmacher, Schuster, Modehändler haben das Mittel gefunden, die Menschen wegzulassen, die ihnen als Aushängeschilder dienten, und das Aushängeschild hat sich vereinfacht und ist Mensch geworden.

Endlich finde ich einen Menschen unter so vielen Gliederpuppen, ein Unbekannter näherte sich mir, eine Reitpeitsche in der Hand, und zwingt mich, eine vorrüberreitende Amazone zu bewundern.

»Es ist die Gräfin von Haferlust«, erzählt er mir, »die erste Reiterin ihrer Zeit; sie hat eine Maschine mit Doppeldruck erfunden um die Jokeis mager zu machen. Sie können an dem ihrigen des Resultat ihres Systems sehn. Das Pferd, das sie reitet, ist der Blitz vom Donner und der Aurora, das ihres Jokeis Diana, von Actaeon und Iphigenie; edlere Rosse gibt es nirgends, nirgends echteres und graziöseres Vollblut.«

Ich muss mich in einer außerordentlich gebildeten Hauptstadt befinden; selbst die Pferde zeigen ihre Ahnen auf! — Aber genug davon; verlassen wir den zudringlichen Cicerone und gehen wir zu Tische.

Das Beefsteak, das ich mir hatte geben lassen, war weiter Nichts als eine sinnige Anwendung des Caoutschuk für die Ernährung des Menschengeschlechts. Ich bin nicht ganz außer Sorge über die Folgen meines Mittagsmals. — Indessen, was ist zu tun, lesen wir die Zeitungen; die Politik befördert die Verdauung.

»Kellner, die Zeitung!«

Der Kellner bringt mir das Modejournal. —

»Nicht doch, ich will ein politisches Blatt.«

Der Wirt selbst belehrte mich, dass das Modejournal die einzige politische Zeitung sei, welche hier erscheint und von der conservativen Partei herausgegeben wird; zwar haben die Liberalen auch die Concession erhalten, ein Blatt zu gründen, diese Concession ward ihnen aber bereits nach der Ausgabe des Prospectus wieder entzogen, da derselbe eine Stelle, in welcher die Censur gelobt wurde, enthielt, denn das Princip der Regierung ist, das Volk müsste stets tun, als wisse es gar Nichts von der Existenz der übrigens in diesem Lande sehr strengen Censur. Darauf machte er mich mit der Constitution des Staates bekannt, in welchem ich die Ehre habe mich zu befinden. Für die größten Dichter gelten hier die Verfasser der besten Rebus, die Referenten über die Moden werden am meisten gelesen, und sämmtliche Staatsmänner müssen, ehe sie in die höheren Dikasterien treten, als Practicanten bei einem Schneider gearbeitet haben. Der Landtag zerfällt in zwei Kammern, welche sich versammeln, um über die vom Ministerium vorgeschlagenen neuen Moden und Kleiderschnitte zu beraten. In diesem Augenblicke hatte die Opposition einigermaßen den Sieg davongetragen in einer Debatte über die Camails-Paletots {= der Mantel, den der Herr im letzten Bild dieses Kapitels trägt}, deren Annahme die ministerielle Seite heftig bekämpfte. Die Minister waren nahe daran ihre Entlassung einzureichen; wenigstens gab das der leitende Artikel im »Modejournal« deutlich zu verstehen. Er lautete folgendermaßen:

Mühlbachflorenz, am u. f. w. Die Opposition hat einen Sieg davongetragen, dessen Folgen dem ganzen Staate sehr gefährlich zu werden drohen. Schon bei der Motion hinsichtlich der Palatinen {= Stellvertreter des Königs} mit Hermelinchenschwänzchen für die Referendarien liess die radicale Partei ihre Absichten durchschimmern. Die Kleiderordnung soll umgestossen und die Vermischung der Trachten proclamiert werden. Ein so gefährliches System kann unmöglich Geltung erhalten; die Gutgesinnten werden sich dagegen verbinden und wir fordern alle wohlmeinenden Bürger auf, unserer Ansicht beizutreten.

Das Ministerium ist entschlossen die Kammern aufzulösen und neue Wahlen vornehmen zu lassen. »Festigkeit, Mut, Einigkeit!«, das sei unser Wahlspruch; die Nation mus den Camail-Paletot verwerfen. Die Geschlechter dürfen unmöglich die sie unterscheidende und characterisierende Tracht aufgeben; schreckliche Verwirrung würde die Folge sein, aber nimmermehr soll die Hydra der Anarchie ihren tausendköpfigen, scheußlichen Hals zu erheben wagen.

Wir benutzen diese Gelegenheit unseren Lesern mitzuteilen, dass die gestreiften Unaussprechlichen noch immer gern gesehen werden und dass der Erfinder der Geheimratstinktur, um das Ausfallen der Haare und Zähne zu verhüten, ein Patent und die Stieglitzmedaille für Mode und Schönheit, mit der Erlaubnis zum Tragen am graugelben Bande, erhalten hat.

Kaum habe ich diesen Artikel zu mir genommen, so bringt mir der Kellner eine noch feuchte Flugschrift der Oppositionspartei, getitelt: »Über die bürgerliche Kleiderfreiheit«, mit dem Motto, »Jeder ist sein eigener Schneider!«, in der ich nachstehenden Passus finde:

Die Nation wird bei ihrem feinem Geschmack schon wissen, auf wessen Seite sie tritt, wenn die Regierung wirklich so unüberlegt handelt, die Kammern auflösen zu wollen. Unsere Frauen lieben das Vaterland und werden, wir zweifeln nicht daran, mit patriotischer Gesinnung die Männertracht anlegen; die Edelsten des schönen Geschlechtes beginnen schon mit Meerschaumpfeifen und Ischibouts {= Chibouque: türkische Tabakspfeife mit langem Rohr} an öffentlichen Orten zu erscheinen. — Kann es ein schöneres Attribut für sie geben als den feinen, weißen Meerschaum, dem Venus selbst entstieg? Eben so wird der Camail-Paletot den Frack verdrängen und wir haben einen großen Schritt weiter getan, unserem erhabenen Ziele entgegen: der Gleichheit der Geschlechter, die die einzige gesunde Basis aller Politik ist.

Wir ergreifen eifrig die Gelegenheit, die Nation darauf aufmerksam zu machen, dass ein echter Vaterlandsfreund mehr gestreifte Unaussprechliche {= Umschreibung für Männer-Dessous, enganliegende Strümpfe} trägt, und warnen sie zugleich vor der Geheimratstinktur, die gerade befördert, was ihr talentloser Erfinder zu verhindern prahlerisch sich anmaßte.

»Glücklicher Puff!«, rief ich, als ich auch dies gelesen hatte, »du nährst dich mit Caoutschuk statt mit Beefsteak und wrist als Augenzeuge einer Staatsumwälzung beiwohnen!«

(Fortsetzung nächstens)

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»Eine andere Welt« (13) — Kap. XI: Eine Reise in den April von Grandville & Plinius dem Jüngsten

Eintrag No. 719Zur Inhaltsübersicht.

Die Illustrationen einer alten französischen Ausgabe habe ich dem flick-Album von blaque jaques entnommen.

XI. Eine Reise in den April.

Erfinden heißt Reisen. Aus den Briefen eines Verstorbenen.

Im April pflanz’ Deinen Kohl Und hüt’ Dich vor deinen Freunden wohl. Wetterregel des illustrierten Almanachs.

Wie Puff sich gezwungen sah, der Erfindung von künstlichen Gemüsen zu entsagen, und eine sehr lange Reise auf dem Papiere machte.

Attila stirbt, erstickt in seinem Bette an den Folgen einer Indigestion {= Verdauungsstörung}, und die Herrschaft der Welt entschlüpft ihm; ein vorrüberschreitender Esel weidet die Distel ab, und die Pflanzen bleiben unter dem Joch der Menschen. An solchen Fäden hängt das Geschick der Staatsumwälzungen!

Philosophische Betrachtungen nähren die Seele, aber nicht den Leib. Das begriff Puff sehr wohl, als er das Haupt der Verschworenen vom Kinnbacken eines Esels zermalmen sah, und dachte nun darüber nach, was er beginnen solle, da es mit dem künstlichen Gemüse Nichts war. Da fiel ihm plötzlich ein, dass er in den schönen Wissenschaften noch Nichts unternommen hatte. Von der theoretischen Kochkunst bis zur Nationalliteratur ist es nur ein Schritt. Die Reisebeschreibungen sind in der Mode, Reisebriefe, Reiseblätter, Reisenovellen, sagte Puff: schreiben wir Reise-Papyrus; das ist ein prachtvoller Titel, er hat so etwas Geheimisvolles! Das bringt mir schon ein Mittagsessen ein. Den Titel habe ich, jetzt nur noch einen Verleger und das Buch ist fertig.

Wenig Tage nachher zeigten schon alle Leihbibliotheken als vorrätig an:

Reise-Papyrus Ausflug in den April. Von Piff-Paff-Puff, Doctor der Weltweisheit und der Waidmannskunst.

Wir wollen unseren Lesern das Leihgeld sparen und ihnen einige Capitel aus diesem interessanten Werke gratis mitteilen.

Sieben und dreißigstes Capitel. Die Fischnovelle

Was lockst Du meine Brut? Goethe.

Noch viel practischer als die Regenschirmstöcke sind die Eisenbahnstöcke auf Reisen. Wenn man müde wird von der zu raschen Bewegung, so nimmt man die Schienen unter den Füssen fort, klappt sie zusammen, steckt sie in das elegante Stockfutteral, stützt sich darauf und wandelt behaglich weiter, seine Eisenbahn in der Hand haltend. So machte ich es heute Morgen, um ganz nach Gefallen den Krümmungen eines Flüsschens mit blumenreichen Ufer in dem von mir neu entdeckten Tale, zu folgen.

Mich meinen Träumen hingebend kam ich auf dieser Wanderung endlich an ein natürliches Wehr, wo das Wasser von Klippen herabstürzte, um sich klar und durchsichtig in einem Becken zu sammeln. Plötzlich hörte ich lautes Gelächter in meiner Nähe; ich verbarg mich hinter einem Schirm von Pappeln und Weiden und wollte von hier aus den Faun belauschen, der die Najade verfolgte. Es war mir interessant die Mythologie auf der Tat zu ertappen, und ich hielt mich daher ganz still.

Aber — wer beschreibt mein Erstaunen! — ich erblickte statt der Faunen eine Bande lustiger, geschwätziger Fische, die das Sprückwort: »Stumm wie ein Fisch«, Lügen straften.

»Fressen Fische Könige?«, rief ich mit Müllners längst verschollenem Yngurd aus, als ich die schuppige Gesellschaft — dies Mal in der größten Stille — ihre Angelhaken mit Köder versehen in das Wasser werfen sah.

In weniger als einer Minute zog ein junger roter Fisch seine Angel herauf, an deren Ende ein hübsches Weibchen zappelte, das eine Diamantnadel schon mehr als halb verschlungen und sich daran gefangen hatte. Ich richtete nun die Blicke auf den Teich und sah ihn voll Männer und Frauen, deren Bewegungen ich bei der Klarheit des Wassers genau beobachten konnte. Sie schnappten sämmtlich gierig nach dem Köder, der ihnen hingehalten wurde und sehr verschiedenartig aus Orden, Epaulettes, Goldbörsen, Titeln, Ehrenzeichen bestand, nach welchem sie aber mit wahrem Heisshunger bissen.

Jetzt wurde ich inne, dass ich mich in einem verzauberten Walde befand; das Laub waren harte Taler, die Früchte Goldbarren. Ich hoffte nun menschliche Vögel und Schmetterlinge mich umflattern zu sehen, aber meine Gegenwart verscheuchte sie wahrscheinlich.

Nach Verlauf von einer halben Stunde waren die Fische mit ihrem Fange fertig; sie füllten die Körbe, schulterten die Angelruten und zogen fort, und bald trug nur noch das schwache Echo den Refrain des bekannten Chors aus der »Stummen von Portici« zu mir her:

Still, still! Dem Meertyrannen Gilt die kühne Jagd!

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Molos Wochenrückblick No. 56

Eintrag No. 718 — Welche Gemeinsamkeit haben »Thor«, »Hanna«, »Scream 4«? Sind alles Filme, die ich gerne auf Englisch im Kino sehen würde, aber seit es kein Turm-Kino mehr gibt, ist das frankfurter Angebot englischsprachiger OV-Filme erschreckend zurückgegangen. Ich erlaube mir etwas zu grummeln.

Gibsert Haefs: »Die Rache des Kaisers«, Goldmann Taschenbuch, 2011. Klick auf das Bild führt zu einer Leseprobe der ersten 40 Seiten.Lektüre: Seit ich als Jugendlicher über den Haffmans-Verlag das Schaffen von Gisbert Haefs kennen- & schätzen gelernt habe, gehört er zu den Autoren, deren Bücher mich seit vielen Jahren begleiten. Haefs hat als Krimi- (›Balthasar Matzbach‹-Romane) & HistoAbenteuer-Fabulant (»Hannibal«, »Alexander«), als Übersetzer & Werksausgaben-Herausgeber (Sherlock Holmes, Ambrose Bierce, Rudyard Kipling, Jorge Luis Borges) und als Selbsteinsprecher eines Hörbuches (»Roma. Der erste Tod des Marc Aurel« ist eines meiner Allzeit-Lieblingshörbücher) bewiesen, dass er einer der ganz wenigen hiesigen Gegenwartsautoren ist, die es druffhaben, die Tradition klassischer Unterhaltungs-Genre gekonnt fortzuführen. — Entsprechend habe ich mir die Taschenbuchausgabe der neuesten Unternehmung von Haefs besorgt, »Die Rache des Kaisers«. Der Roman erzählt die Geschichte von Jakob Spengler, der 15 Jahre alt ist, als er Anno 1519 vom Waldrand aus beobachtet, wie eine Schaar Söldner sein Heimatdorf niedermetzelt. Die Gesichter der vier Anführer prägen sich Jakob ein. Einige Jahre begleitet er als ›gefundener Sohn‹ einen orientalischen Diplomaten und dessen beiden Krieger-Diener, dann macht sich Jakob auf, die Schlächter seiner Familie zu suchen. Bisher habe ich das halbe Buch durch und finde es angenehm kurzweilig. Das Chaos und die Grausamkeiten der Bauern- & Söldner-Aufstände & Reformations-Unruhen sind passende Gelegenheiten, um kritische Gedankengänge über Religion, Gott, Abkehr vom Glauben, soziale Ungerechtigkeit und dergleichen einzustreuen. Wie immer versteht es Haefs, knapp und ohne langes Gefasel ein lebendiges Ensemble zu schaffen, Orte zu beschwören, komplexe Zusammenhänge zu erklären. Geschickt werden die ernsteren und abenteuerlichen Passagen abgewechselt durch beispielsweise romantische, zünftige oder alberne Stellen. Wenige Unterhaltungsautoren beherrschen diesen Kniff. — Ich liebe es, wenn plötzlich in einer eigentlich ziemlich harten Rachegeschichte wie hier, solche Sachen abgehen: Jakob und Freund / Waffengefährte Avram verbringen schwermütige Tage in Venedig und verfallen beim Wein in folgenden Dialog (Seite 204). Avram fragt, mit welchem Spitznamen Jakob Venedig bedacht hat:

»Kanalrattenstadt«, knurrte ich, »mit Wänden voller Kanalrattenschatten.« {…} »Schlafen Ratten auf Matten? Werfen dabei Kanalrattenmattenschatten?« Er {= Avram} rülpse leise: »Das will erwogen sein. Wenn sich zwischen platten Schatten satte Ratten matt begatten…«

Meine Freude am neuen Roman von Gisbert Haefs ist eine passende Gelegenheit, einige Erzähl-Tugenden zu benennen, welche »Die Rache des Kaisers« beispielhaft auszeichnen, und die ich allen Genre-Autoren zur inniglichen Beherzigung nahelegen möchte: — 1) Überkandidelte Sprache braucht kein Mensch. Aber es steht auch vornehmlich auf Unterhaltung abziehlenden Reissern gut an, die Prosa (natürlich passend zum jeweiligen Stoff) hie und da mit kleinen Sprachkapriolen zu würzen. — 2) Zeiträume können ruhig übersprungen, die Schilderung von Ereignissen gerafft werden. Haefs führt das glänzend vor. Abenteuerliche Romane werden nicht unbedingt besser, wenn sie aufgebläht werden, weil sie immer eng am Zeitstrahl entlangkriechen. Die Darstellung von Lebensabenteuern werden nicht zwangsweise ergiebiger, wenn man alles was vorfällt ausbreitet. — 3) Ruhig ab und zu einige Originaltöne einflechten. So bringt Haefs seinen Lesern die schreckliche Plünderung Roms durch spanische und deutsche Söldnertruppen durch Ausszüge aus der Chronik eines gewissen Gregorius oder Georgius nahe; zitiert die Nachwehen des Grauens durch die Schriften des Landsknechthauptmanns Sebastian Schertlin von Burtenbach. Früher im Roman listet der Icherzähler Jakob die Forderungen der aufständischen Bauern in deutschen Landen auf. So lassen sich geschickt die Kleinigkeiten von historischen Panoramen auffächern. — 4) Wiegesagt: Keine Angst vor Albernheiten oder ›Sentimentalitäten‹ oder blumigen Sprachbildern. Hier eine für meinen Geschmack besonders gelungene Stelle, wenn Jakob, inzwischen gute 20 Jahre alt, eine letzte Nacht bei seiner Geliebten Laura in der Nähe von Venedig verbringt, bevor er sich wieder auf den Weg macht, sich an den vier Mordbrennern zu rächen:

Für Laura und mich wurde es eine lange weiße Nacht. Zwischendurch gab es etwas, das ich nicht Liebe nennen mag, eher einen verzweifelten gegenseitigen Angriff; der Rest war Reden, Fragen, Nachfragen, Vorwürfe. Und Laura war nie schöner als in jener Morgendämmerung, da sie neben mir lag, auf den rechten Ellenbogen gestüzt, die Honigkaskaden des Haars über Schulter und Brust. Schön wie ein geschliffenes Schwert. Als es mir das Herz schlitzte, als ihre Augen Leid sprühten und dabei trocken blieben, hätte ich gern geweint.

Jakobs Abenteuer werden im Oktober dieses Jahres mit »Das Labyrinth von Ragusa« fortgesetzt.

Netzfunde

  • Reiseberichte sind immer eine gute Lektüre. Ich durfte zuhause in den letzten Tagen schon Andreas Begeisterung für die »Russische Reise« von John Steinbeck & Robert Capa aus dem Jahre 1948 erleben. Ein Hoch auf die Büchergilde Gutenberg und die von Illja Trojanow herausgegebene Reihe ›Weltlese‹. Hier eine ausführliche Empfehlung von Thomas Hummitzsch für das Portal ›Glanz & Elend‹: Menschen wie du und ich.
  • Hatte noch keine Zeit für gründliche Lektüre des Eintrages Imagination im Online-Philosophie-Lexikon der Universität Standford. Wird aber noch erledigt.
  • Es ist mir immmer ein Vergnügen, wenn respektable Literaturkritik sich Sachen vornimmt und zudem lobt, die von feuilletonistischen oder akademischen Kreisen leider allzuoft links liegen gelassen werden. Hier bei ›Literaturkritik.de‹ bricht Ole Petras eine Lanze für DEN Meister der erotisch angereicherten ›langbeinige Grazien‹-Comics: Sex in Zeiten der Anarchie: Zur Milo-Manara-Werkausgabe, am Beispiel des Comics »El Gaucho«.
  • Folgendes ist so irre und doch passend, als ob Metallica Beethoven-Symphonien interpretieren würden. Für die ›Financial Times‹ hat Stephen Fry ein Interview mit Lady Gaga geführt. Atemlos las ich Frys Bericht und lauschte dem Treffen dieser außergewöhmlichen Künstler im kompletten Interview, wenn Fry und Gaga locker mit Oscar Wilde, Bert Brecht und Thomas Mann um sich werfen. — Hier als Zugabe ein Link zum ersten Teil vom HBO Special: Lady Gagas Monster Ball. Und jetzt dürft Ihr Euch aufhören zu wundern, dass ich was mit Lady Gaga anfangen kann. »The Fame Monster« und »Born This Way« sind gloriose Meisterwerke der überproduzierten Popmusik und wie Fry auch, habe ich mir bei den ersten Musik-Videas von ihr gleich »Aha, Verfremdungseffekt! Kabarett!« gedacht und den Wahnsinn für gut beheissen.

(Deutschrachige) Phantastik-Links

  • Ich selber werde wahrscheinlich kaum dazu kommen, an der SF-Challange des Schweizer Anlegestelle für Bibliophile ›raVenport‹ teilzunehmen. Aber die Aktion findet meine Sympathie und ich bin gespannt auf die Beiträge.
  • ›Fictionfantasy‹ und ›Literatopia‹ präsentieren Der Phantast No 2: Dunkle Zeiten, 82 satte Seiten, diesmal mit deutlich verbessertem Layout, feinen Illustrationen von Frank Melech, und lesenswerten Artikeln und Rezensionen. Besonders freuen mich die Besprechungen zu Karl Capeks »Der Krieg mit den Molchen«, zu Paolo Bacigalupis »Biokrieg« und der begonnenen Gesamtausgabe von »Valerian & Vernonique« von Jean-Claude Mézières & Pierre Christin.
  • Das lobe ich mir. ›Deutschland-Radio: Wissen‹ hat ein kurzes Feature über RETRO-FUTURISMUS: Der Steampunk erobert Deutschland gebracht und diesbezüglich jemanden interviewt, der bescheid weiß: Clockworer-Kapitän Serenus Zeitbloom.

Zuckerl

  • ›peacay‹ bietet in seinem erstaunlichen Blog ›BibliOdyssey‹ wieder mal eine Gemme der Illustrationskunst: Peter Pan in Kensington Gardens, mit Arbeiten des unvergleichlichen Arthur Rackham zu James M. Barries Meisterwerk.
  • Der geniale John Coulthart hat für ›Tor:Com‹ eine Übersicht zusammengestellt: H.P. Lovecraft’s Favorite Artists, die solch illustre Meister der graphischen Seltsamkeiten und Extra-Devi-Vaganz wie Heinrich Füssli, Francesco Goya, John Martin, Gustave Doré, Sidney Syme, Nicholaus Roerich, Anthony Angarola und Virgil Finlay, versammelt
  • Sehr appart finde ich gelungene Mischungen aus Horror und Niedlichkeit, wie z.B. das ›2photo‹-Portfolio von Tony Sandoval zeigt. Besonders grauslig-niedlich finde ich diese nackte Schönheit mit Monster-Eingeweiden; — diese im Wasser sich spiegelnde Geistererscheinung; — und diese umschlungenen Skelette, die mich an eines der besten Roman-Enden aller Zeiten erinnern (»Der Glöckner von Notre-Dame« von Victor Hugo).
  • Nostalgie-Anfall! Beim Stöbern in iTunes habe ich entdeckt, dass Nik Kershaw immer noch vor sich hin bosselt. Als Teen war ich ein großer Fan seiner Alben »Human Racing« und »The Riddle«. Inzwischen hat er seine alberne Haarpracht abgelegt und sieht er aus wie ein richtig handfestes englisches Mannsbild. Und ich bin entzückt, über die Akustik-Version seines Hits »Wouldn’t It Be Good«, zu finden auf dem Album »No Frills«.
  • Im ›Ich höre gerade‹-Thread bei SF-Netzwerk bin ich dank eines Tipps von Kopernikus aufmerksam geworden auf Venice Classic Radio.
  • Zum Schluss ein wenig derbe Bildungshuberei. Zu meinen liebsten Musik-Schätzen gehört die »Madrigal History Tour« der King’s Singers (begleitet vom ›Consourt of Musicke‹ unter der Leitung von Anthony Rooley). Unter den aus Deutschland stammenden Liedern der Sammlung befindet sich »Vitrum Nostrum Gloriosum«, und so klingt das schöne lateinische Sauflied in der Aufnahme der King’s Singers selbst (hier in der Fassung der TV-Serie zur geschichtlichen Madrigal-Europareise). Der Text geht so:
    Vitrum nostrum gloriosum, Deo gratissimum. O, vitrum! Levate! Fac, fac, bibe totum extra, ut nihil maneat intra, Depone! Hoc est in visceribus meis. Prosequamur laude!

    Und wenn ich die englische Übersetzung des Beiheftes der CD ins Deutsche übersetzte ergibt sich folgender Inhalt:

    Unser herrlicher Kelch, zum höchsten Gefallen Gottes. Oh Kelch! Hebt ihn hoch! Kommt, trinkt ihn aus bis auf den letzten Tropfen. Hinunter damit! Ich fühle wie es {das Getränk} mich innerlich wärmt. Lasst unser Lob sich ihm anschließen.

    Und es gibt noch Winkel in der Welt (kann jemand das Schild das ab und zu rechts oben im Bild zu sehen ist entziffern?), wo nicht gelehrte Sänger sondern das gewöhnliche Volk rustikal dieses Lied anstimmen: Vitrum nostrum gloriosum.

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Molos Wochenrückblick No. 54

Eintrag No. 716 — Der Berliner Phantastik-Buchladens Otherland hat mich gebeten, für den Mai-Newsletter eine kurze Empfehlung zu Jesse Bullingtons »Die traurige Geschichte der Brüder Grossbart« zu schreiben. Hier der Text:

Jesse Bullington liefert mit seinem Debütroman allen ein Geschenk, die sich nach Abwechslung auf dem Gebiet der Fantasy sehnen. Als studierter Geschichts- und Volkskundler versteht es Bullington vorzüglich, aus dem Vollem zu schöpfen, um eine mittelalterliche Welt zu entwerfen, in der sich gefährliche Mantikors, pestilenzialische Höllendämonen, zähe Hexen und verführerische Nixen tummeln. Die Wahl seiner »Helden« ist jedoch die erfrischenste Überraschung, denn die Brüder Grossbart sind rücksichtslose, fiese Grabräuber und Dank einer Mischung aus misstrauischer Verschlagenheit und selbstgefälliger Tumbheit faszinierende Gestalten. Von den winterlichen Wäldern Süddeutschlands über die Alpen, durch Norditalien, Venedig bis in die Wüste von Ägypten folgt ihnen der Leser auf ihrer Suche nach der großen Beute. Durch seine aberwitzigen Debatten über Glauben und Aberglauben, seine derbe Magie- und  brutalen Kampfschilderungen empfiehlt sich der Roman für unerschrockene Leser, die bereit sind, am Leben von sowohl Unheil verbreitenden wie anziehenden Bösewichtern teilzuhaben.

Jesse Bullington: »The Enterprise of Death«.Apropos Bullington: Der Bastei Verlag wird seinen zweiten Roman »The Enterprise of Death« Anfang 2012 auf Deutsch unter dem etwas seltsamen Totel »Vom Tode verwest« herausbringen. — Wieder bekomme ich beim Vergleich der Original-Gestaltung und der Bastei-Ausgabe Koipfschmerzen. Das Original-Cover bedient sich eines Details eines Stiches des im Roman auch auftretendenden Maler-Söldners Niklaus Manuel Deutsch (und es wird auch erzählt, wie diese Zeichnung zustande kommt, so nachts auf dem Friedhof, Künstler und Nekromantin-Hexe und einige Untote). — Ich gebe zu, dieser Werbe-Blurb links oben muss nicht sein, ja der stört sogar sehr. Dafür ist der Font schön und das graphische Motiv wird auf dem Buchrücken in Klein wiederholt (macht sich fein im Regal).

Jesse Bullington: »Vom Tode verwest«.Das deutsche Cover ist, für meinen Geschmack, allerdings wieder Mal ein Griff ins Klo. Okey, ein Zauberbuch spielt in dem Roman schon eine wichtige Rolle. Aber es sieht nicht so aus, wie hier, was Format, Beschlag und Symbol betrifft. Der Font ist schräcklich und auch die Titel-Übersetzung bzw. Neu-Erfindung finde ich bedenklich / gewöhnungsbedürftig. — Naja. Hoffentlich spricht sich ja diesertage mit »Die traurige Geschichte der Brüder Grossbart« herum, dass Bullington sich lohnt und »Vom Tode verwest« findet trotz doofer Gestaltung seine LeseInnen.

Netzfunde

  • Endlich hat in einer deutscher Zeitung mal jemand, nämlich Jürgen Kaube für die ›FAZ‹, gerafft, wie großartig die RSA Animate-Filmchen sind (Molochronik-Leser wissen, dass ich in meinen Wochenrückblicken diese illustrierten Vorträge schon seit einiger Zeit empfehle, auch wenn ich den Inhalten nicht immer zustimme … aber die Form der Aufbereitung ist atemberaubend): Der Kommentar: Zeichentrickvorlesung. Kurzfassung.
  • Ich habe den nächsten Daddel-Wahn von Rockstar Games bereits vorbestellt und am Freitag, den 20. Mai ist es soweit: dann erscheint bei uns »L. A. Noire«, das Open World Polizei-Abenteuer im Los Angeles der 40-er-Jahre. Für mich als Dashiel Hammett-, James Cagney-, Bogart- und Edward G. Robinson-Fan natürlich ein wahrgewordener Traum. Auf der Website zum Spiel haben sich mittlerweile irre Dinge getan. »L. A. Noire« für die Playstation 3.Erstens hat Rockstar ein Büschel Autoren dafür gewonnen, stimmungsvolle Krimi-Kurzgeschichten beizusteuern: Original Short Fiction Series. Bisher sind bereits »See the Woman« von Lawrence Block, »Hell of an Affair« von Duane Swierczynski und »What's in a Name?« von Jonathan Santlofer für umme zu lesen. Es werden noch Geschichten von Megan Abbott, Joe R. Lansdale (Yeah!), Joyce Carol Oates (Jupp!), Andrew Vachss (Jau!) und Francine Prose folgen. — Zweitens haben die Rockstar-Helden eine erste Folge mit Film-Empfehlungen klassischer Crime Noir-Flicks zusammengestellt: A Film Noir Round Up (Part One) mit Trailern zu »The Big Sleep«, »Sunset Boulevard«, »The Lady from Shanghai«, »The Third Man«, »The Killing«, »Double Indemnity«. — Drittens kann man sich nun einiges von der Musik die im Spiel vorkommen wird anhören: »L. A. Noire« Soundtrack. Schon bei »GTA IV« dudelte im Autoradio bei mir oft der Jazz-Radiosender.

(Deutschsprachige) Phantastik-Funde

  • Die elektronische Zwischen-Musik (fiieps, piepsel-blipp) finde ich immer noch schräcklich, aber Kleinigkeit, denn beim neusten Schriftsonar-Podcast (Folge 41) empfehlen Schneiberg und Stoffel drei gute Bücher — »Biokrieg« (»The Windup Girl«) von Paolo Biacigalupi, »Die Stadt & Die Stadt« (»The City & The City«) von China Miéville und »Die Rückkehr des Captain Future« von Edmond Hamilton — und ein viertes, das ich, schändlicherweise, nicht kenne (»Weltraumkrieger«-Antho hrsg. von Dirk van den Boom und Oliver Naujoks).
  • Annalee Newitz hat für ›io9‹ eine Liste zusammengestellt, 10 works of science fiction that are really fantasy, die ich ganz interessant finde und der ich teilweise heftig zustimme.
  • Da überkommen mich Nostalgie-Wallungen: Roland Kruse hat in seinem Blog ›Der Comic-Neurotiker‹ in der Reihe ›Klassiker-Therapie‹ Richard Corbens »DEN: Die Reise nach Nirgendwo« einen Eintrag gewidmet.
  • In der British Library zu London kann man vom 20. Mai bis zum 25. September dieses Jahres die Ausstellung »Out of this World: Science Fiction but not as you know it« zur Geschichte der Science Fiction besuchen. Der ›Guardian‹ hat dazu eine kleine Diaschau auf seiner Website eingerichtet: Science fiction: Images from other worlds; — bei diesem Quiz des ›Guardian‹ kann man sein (unnützes) SF-Geek-Wissen testen: Quiz: Science fiction facts (ich hatte 9 von 10 richtig; Frage 3 hatte ich falsch; bei Frage 1 hatte richtig geraten); — und hier eine erste Pressemitteilung der British Library zur Ausstellung: The Brontës' secret science fiction stories.

Zuckerl

  • Dan & Tom Heyerman haben auf ihrer Website ›Pants Are Overrated‹ mal Bill Watersons großartige »Calvin & Hobbes«-Comics Comic weitergesponnen: Calvin und Susi haben geheiratet und nun eine Tochter namens Bacon: Hobbes and Bacon (1); — Hobbes and Bacon (2).
  • Hier ein Naturkunde-Filmchen, der in erschlagender Einfachheit die irre schöne Komplexität von Pendel-Schwingungen veranschaulicht. Man nehme 15 Kugeln, deren Pendelgeschwindigkeit stufenweise so abnimmt, dass die schnellste Kugel 65 Mal, und die langsamste 51 Mal in der Minute hin- und herschwingen. Entsprechend offenbart der Tanz der Kugeln auf hypnotische Weise die Magie der Zahlen. Dargebracht von ›Harvard Natural Sciences Lecture Demonstrations‹. — Schöne Idee für ein Wochenend-Bastelprojekt.
  • Kyle ›Oancitizen‹ Kallgren ist meine jüngste VBlogger-Entdeckung. Dieser Brusche aus Washington D.C. rezensiert in der Reihe »Brows Held High« mit Können, Wissen und Humor Kunstkinofilme für die Portale ›Reviewtopia‹ und ›That Guy With The Glasses‹. Folgende drei Folgen kann ich als Einstieg empfehlen: : Shakespeare, Film and Kenneth Branagh – A Retrospective (endlich jemand der, wie auch ich, Branaghs »Hamlet«, trotz aller Schwächen und Nervigkeiten, für durchaus sehenswert hält); — Naked Lunch (hatte lange das Plakat des Filmes im Zimmer hängen); — Zardoz (der durchgeknallteste Connery-Film ever).
  • Zum Schluss ein kleines Klassikmusik-Häppchen, wenn Igudesman & Joo hörbar machen, wie es klänge, wenn Mozart von James Bond gekidnappt würde: Mozart Bond.

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Molos Wochenrückblick No. 53

Eintrag No. 715 — Nachdem ihr letzte Woche wegen meiner Verballertheit bis Donnerstag auf den Rückblick warten musstet, hab ich mich gesputet, diese Woche aber ganz sicher gleich am Dienstag, bevor ich zur Arbeit aufbreche, den dieswöchigen Rückblick abzuschicken (05:54 Uhr).

Lektüre: Vorgestern »Embassytown« beendet. Wahnsinns-Teil. Soweit ich im Moment abschätzen und sagen kann vielleicht mein Liebslingsbuch von China Miéville neben »The Scar« und »Iron Council«.

Netzfunde

  • Mein Held der Woche! Auch wenn die Sache ziemlich sicher versanden wird, beruhigt es mich, dass der Hamburger Arbeitsrichter Heinz Uthman Anzeige wegen (öffentlicher) Billigung von Straftaten gegen Kandesbunzlerin Merkel erstattet hat, wie Daniel Kummetz für die ›Taz‹ berichtet: Ein Jurist erregt sich.
  • Georg Seeslen hat wieder in seinem ›Das Schönste an Deutschland ist die Autobahn‹-Blog zugeschlagen: Das Ästhetische und das Politische (I) und Weitere Bemerkungen über das Schöne.
  • Meine (ich glaube) erste Verlinkung auf einen der ›SpOn‹-Blogger, natürlich Herrn Georg Diez (Der Kritiker), der in seinem Beitrag Träumen von »Xanadu« wunderbar über die Miesheit deutschen Fernsehens schreibt (Hervorhebung einer besonders gelungenen Analogie von Molo):
    Die Kombination von Verachtung und Feigheit, mit der die deutschen Fernsehmacher ihr Publikum betrachten, hat dabei durchaus politische Konsequenzen. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen vertieft in seinem Fiktion-Bereich die gesellschaftliche Spaltung, die es in seinen Polit-Magazinen beklagt. {…} Es ist eine ZDFisierung der Verhältnisse, die das Land in Seher und Nichtseher teilt.

(Deutschsprachige) Phantastik-Funde

  • Da ich derzeit ja nicht zum Rezischreiben komme, beruhigt es mich, dass ich auf Anubis’ Begeisterungs-Meldung in seinem Blog ›Lake Hermanstadt‹ zu China Miévilles vorletztem Roman »Kraken« hinweisen kann

Zuckerl

  • Tito hat in den 60ern und 70ern (unter anderem) Denkmale errichten lassen, um an Schlachtfelder oder Konzentrationslager des 2. Weltkrieges zu erinnern. Hier eine Auswahl mit 25 Jugoslawischen Monumenten, die ›Crack Two‹ zusammengestellt hat.
  • Hier eine Mappe des Künstlers Ramil Aliyev. Wunderschöne Bleistiftarbeiten, Illustrationen und Konzeptentwürfe für Filmprojekte: Orientalische Fantasy.
  • ›Ads of the World‹ stellt eine grenzgeniale Plakatkampagnie aus Litauen vor, für das Buchgeschäft Mint Vinetu (macht einen feinen Eindruck, das Ladenlokal). Mit bisher vier Motiven ermuntert die Werbeangentur ›Love Agency‹ aus Vilnius dazu, mal jemand anders zu sein: Mary Shelleys Frankenstein, Shakespeares Hamlet, H.G. Wells Unsichtbarer, und Cervantes Don Quixote.
  • Hier ein kleines Spiel, das kaum mehr ist als ein Reaktionstest, aber schön gestaltet und superblutig: Spike - A Love Story von Matzerath, vorgestellt von ›Newgrounds‹.
  • Eine historisch-satierische Photostrecke zum Thema U.S.-Spezialeinheiten, genauer Cats of War haben Holly Allen und Christopher Beam für ›Slate‹ zusammengestellt.
  • Dieser Mann ist wahnsinnig, aber das lässt ihn schöne Dinge machen. Einblick in seinen Arbeitsprozess gewährt der Künstlers Florian Bertmer in seinem Blog. Beispiele seines Könnens, die mir sehr sehr taugen, sind dieses Call of Cthulhu-Motiv; — dieses Hellboy-Filmposter; — und dieser Greebo.
  • Völlig Gaga, und ich glaube der erste Hinweis auf einen Font hier: das ›This is Colossal‹-Kunstblog stellt den Font Handschrift José Ernesto Rodriguez vor. Man nehme einen Kopierer, seine Hände und bringe seine Finger so in Stellung, damit man alle Zeichen bekommt, die man braucht. Erinnert an Schmelzvetika (oder wie der Font damals hieß).
  • Wenn Pixar-Animatoren bloggen, bzw. wenn sie Muttertags-Witzebild-Glückswunschkärtchen zeichnen, wie das Austin Madison, das er in seinem Blog ›Austin Translation‹ herzeigt: Alien Muttertag. Zum Quietschen schön!
  • Noch ein doofes Daddel-Zeug von ›Newground‹: Reimagine the Game. Im Grund eine Reihe kleiner Parodien auf bekannte Filme, Appleprodukte, Sängerinen usw., aber eben nett & gut gemacht.
  • Zum Abschluss das Schockigste. — Kaum zu fassen! Es gibt ein eigenes Blog zum Thema Tiere mit ausgestopften Tieren.

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»Eine andere Welt« (12) — Kap. X: Revolution im Reich der Pflanzen von Grandville & Plinius dem Jüngsten

Eintrag No. 714Zur Inhaltsübersicht.

Die Illustrationen einer alten französischen Ausgabe habe ich dem flick-Album von blaque jaques entnommen.

X. Die Revolution im Reiche der Pflanzen.

Auf Gurken! Zu den Waffen! Neue Marseillaise.

In diesem Kapitel werden die Pflanzen aus dem revolutionären und gemüsigen Gesichtspunkte betrachtet.

Dr. Puff an Krack von Krackenheim

Lieber Getreuer! Dein erhabenes Manuscript ist mir ohne Tintenfleck und die Flasche ohne Sprung angekommen. Du findest hier die Denkschrift beigeschlossen, die ich der Neugöttlichen Akademie über Deine Entdeckungen überreicht habe, so wie einen genauen Bericht von dem, was sich mit mir seit Deinem Untertauchen zugetragen hat. — Ich bitte Dich, meiner Abhandlung über die unterseeischen Rassen freundliche Aufmerksamkeit zu widmen; ich führe in derselben Deine Ansichten über das Vorhandensein einer eigenen Tierfamilie, welche die Mythe des Altertums gekannt hat oder der diese vielmehr ihren Ursprung verdankt, weitläufig aus. Die Tritonen und Nereiden find Proben existierender Gattungen, welche nur momentan verloren gegangen sind; die Constatierung dieses Factums wird uns bei den Männern der Wissenschaft den größten Ruhm erwerben.

In diesem Augenblicke bin ich damit beschäftigt, die Liquidation meines Hauses für physiologische Verkleidungen abzuschließen; dies Geschäftchen hat hübsche Procente getragen; es war eine glückliche Idee, die ich Dir verdanke; der bereits realisierte Gewinn setzte mich in den Stand, den Januar und einen Teil des Februar ganz behaglich hinzubringen; um mich während der Fastenzeit durchzuschlagen, sinne ich jetzt auf eine neue Speculation; aber, wie soll man an seine kleinlichen Interessen denken dürfen, wenn man die Übel in das Auge fasst, welche die Menschheit bedrohen!

Ein ganzes Naturreich empörte sich! Das ist die grässliche Neuigkeit, die ich Dir mitzuteilen habe. Du kennst meine Liebe für den Gartenbau, diese Erholung aller großen Seelen; auf meinem Fensterbrett stehn zwei Monatsrosen und eine Fuchsia in Töpfen. Dank meinem gründlichen orientalischen Studien, die Blumensprache ist mir geläufig. — Neulich nun, als ich mich meinem hängenden Garten näherte, um die Fortschritte und Wirkungen des Frühlings zu beobachten, belauschte ich das Geheimnis einer Verschwörung, deren Loosungswort der Westwind von einem Kelche zum anderen trug; einen besseren Mitverbündeten konnten sich die Blumen wahrlich nicht gewählt haben.

Das Volk (der Samenkapseln) steht auf, der Sturm (der Staubfäden) bricht los gegen die Menschheit. Treibhaus und Krautgarten reichen sich die Hand, bald werden die Glasglocken zum Sturm läuten; der Geist der Verschwörung hat sich in alle Kelche geschlichen, die Sonne und die Rache machen alle Pistille ausschwellen. Die Artischocke wetzt stillschweigend ihre Stachelspitzen; die Melone bereitet sich eine Schaalenrüstung, die dem schärfsten Messer Trotz bietet; ich hörte einen Chor von Gurken singen:

Das Volk steht auf, der Sturm bricht los! Wer legt noch die Hände feig in den Schoß? Pfui über die Buben dort an den Spalieren, Mögst Du durch Urban† getroffen erfrieren! Bist doch ein ehrlos erbärmlicher Wicht. Eine treue Rebe umarmt Dich nicht. Eine blecherne Gießkann’ erquickt Dich nicht, Ein ehrlicher Spaten häufelt Dich nicht. Stoßt mit an! Mann für Mann! Wer sich emporranken kann! †{Bezieht sich wahrscheinlich auf Urban einen Wetterzauberer im tirolischen Pustertal des 17. Jahrhunderts.}

Als ich dies vernahm, machte ich eine botanische Exkursion und brachte eine ganze Kapsel voll Kleinigkeiten mit; heimliche Schauer durchzogen die Beete mit jungen Bohnen; ein verdächtiges Flüstern verbreitete sich vom Kopfsalat bis zum Spinat und von diesem drang es weiter zur Cichorie und zum Sellerie. Die Verschwörer erwarten das Signal zum Aufstande.

Eine Königskerze, geschworene Feindin aller Empörungen, und eine loyale Immortelle, eine begeisterte Freundin des Bestehenden, haben mir alle Einzelheiten des Complots vertraut. Eine ganz gemeine Pflanze, aus den niedrigsten Klassen der Botanik stammend, kurz eine obscure ranglose Distel hat den rechten Plan ausgeheckt und sich an die Spitze der Revolution gestellt; nur Leute, die Nichts zu verlieren haben, sind begeistert für gewaltsame Umwälzungen.

In das Geheimnis eingeweiht, begab ich mich nun an den Versammlungsort der Verschworenen. Hier überzeugte ich mich, dass die Pflanzen schon lange eine geheime Verbindung organisiert haben, welche in Kränzchen, Sträuße und Girlanden zerfällt; diese Klassification, von der die Polizei eben so wenig ahnt, wie es Linné und Jussieu taten und Schleiden und Endlicher jetzt tun, flößte mir eine hohe Meinung von der politischen Bildung der Verbündeten ein.

Nichts ist so gefährlich wie ein Volksredner aus dem Volke; das hat mir die Distel recht deutlich bewiesen. Die Versammlung war vollzählig, alle Klassen des Pflanzenreiches hatte ihre Repräsentanten gesandt. — Der Catilina der Blumenwelt durchlief mit seinen Blicken die Reihen der Anwesenden und redete dann zu ihnen wie folgt:

Bäume und Sträuche, Büsche und Pflanzen! Blätterreiche Mitverschworene, geliebte Geschwister!

»Der Augenblick ist da, den Händen unserer Unterdrücker Spaten, Hacke und Hippe zu entreißen. Wir wollen uns nicht mehr von ihnen, nach ihrem Gutdünken, beschneiden und anbinden lassen, wollen nicht mehr eine gezwungene und noch obendrein gemischte Ehe mit einem uns fremden Pfropfreis schließen. Die Pfropfschaft ist noch tausend Mal hassenswerter und unmoralischer als die Leibeigenschaft, gegen welche sich das feige Menschengeschlecht selbst so oft empört hat.«

Zeichen des Beifalls unter den Zuhörern.

»Vergissmeinnicht, erhebt Euch aus Euren weichlichen Träumen! Rosen, Nelken, Veilchen, Jasmine, entsagt Euren entwürdigenden Liebschaften, legt Eure bunten Festkleider ab, wappnet und rüstet Euch, wenn Ihr wollt, dass der Mensch künftig nicht mehr aus Euren edelsten Säften unreine Essenzen, verhasste Waschwasser, schmierige Pomaden bereite! — Und Du, Gemüse, redliches, fleissiges, kinderreiches Volk, wirst Du es noch länger dulden, dass man Dir Dein Liebstes, Deine Kleinen, schon in zartester Jugend raube, um sie im Übermut als erste junge Erbsen, junge Bohnen zu treffen!«

Eine Zwiebel vergießt heftige Tränen.

»Für die Erstgeborenen der Artischocke — unglückliche Mutter! — ward die Folterqual der Pfefferbrühe und des Backens in Teig von den Allesverzehrenden ersonnen. Hört das Klagegeschrei der Opfer, die aus dem tiefen Grunde der Kasserolen Euch beschwören ihre Rächer zu werden!« Schauer und Zähneknirschen unter den Zuhörern.

»Mohnköpfe, wacht auf aus Eurem Schlafe, es geht Euch an den Kopf!«

»Und Ihr, aufkeimende Champignons, die man so grausam der heimatlichen Erde des friedlichen Mistbeetes entreisst, statt der den Feinschmeckern so angenehmen Säfte entquelle Euch künftig ein tödliches Gift. — Euch aber, geliebte Pfeffergurken, verdammt das grausame Menschengeschlecht nicht allein zu der ewigen Hölle des gläsernen Kerkers, es zweifelt auch an Euren geistigen Kräften.«

Murren auf der Bank der Pfeffergurken.

»Ich frage Euch, Ihr Melonen, wollt Ihr Euch auch ferner so ruhig schlachten, Euch, Ihr Radiese, wollt Ihr Euch immer so roh behandeln, Euch, Ihr Zuckerrüben, wollt Ihr stets mit Haut und Haaren Euch kochen lassen?«

»Nein, meine Freunde! So darf es nicht bleiben; der Zorn, der Euch entflammt, bürgt mir dafür. Zu den Waffen, Ihr Sprossen des Pflanzenreiches! — Mögt Ihr siegen oder fallen, Unsterblichkeit wird Euch zu Teil. Die Trauerweide wird Tränen über der Ruhestätte der Toten vergiessen und die Cypresse am Grabe ihren Ruhm den Überlebenden verkünden, den Ruhm derer, die da tapfer starben für Freiheit und Vaterland.«

Nach dieser Rede trennten sich die Versammelten, aber die höchste Begeisterung erfüllte jedes Einzelnen Brust. Die Spargel trugen den Kopf noch ein Mal so hoch und selbst der Kürbisse kaltes Innere durchflammte des Freiheitsdranges lodernde Glut. Der Taback allein blieb seinem gewöhnlichen Indifferentismus {= Gleichgültigkeit} getreu; die ganze Rede hindurch liess er seine Pfeife nicht ausgehen.

Wenn die Zwietracht sich nicht unter die Verschworenen schleicht, so ist es um unsere Küche geschehen. Aber die Moose und die Farnkräuter sonderten sich bereits ab und bildeten einen eigenen politischen Club. Zwischen der Runkelrübe und dem Zuckerrohr kam es bereits zum Zweikampf und die — leider nur zu späte — Dazwischenkunft der Mohrrübe vermochte allein die erbitterten Gegner zu trennen. Die Runkelrübe wäre sonst ganz erlegen und der Bürgerkrieg ausgebrochen.

Was rät man mir zu tun? Soll ich die menschliche Gesellschaft in Kenntnis setzen von den geheimen Umtrieben, die die Kochkunst in ihren Grundfesten zu erschüttern drohen? — Nein, ich schweige — und erfinde ein Surrogat für das Gemüse. —

Was hälst Du von der Idee?

Doch ich vergesse, geliebter Krack, dass Du aus so weiter Ferne mir nicht zu antworten vermagst, und wähne mich immer von Deinem teuren Geiste umschwebt. — Beeile Dich indessen, mir die Flasche baldigst wieder zu senden, die ich der Courierpost des Weltmeers anvertraue.

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Molos Wochenrückblick No. 45

Eintrag No. 707 — Ohne much ado, hier die Links.

Netzfunde

(Deutschsprachige) Phantastik-Funde

  • Marcus Hammerschmitt schrieb für ›Telepolis‹ einige launische aber (meiner Ansicht nach) treffliche Gedanken zur jüngsten Welle von Alien- und Römer-Filmen: Die Träume des Empires.
  • Und auch diese Woche glänzt das Blog der ›Bibliotheka Phantastika‹ mit neuen, guten Beiträgen! Moyashi schrieb ein Portrait über die Autorin Diana W. Jones (siehe auch meine Rezi zu »Tough Guide to Fantasyland«) und Elora portraitiert den Künstler Charles Vess.
  • Wir dürfen uns freuen, denn es gibt ein neues PDF-Fanzine, das noch dazu den schönen Namen »Der Phantast« trägt. Erstellt wird es von einem Team der Web-Portale ›Fictionfantasy‹ und ›Literatopia‹. Ausgabe 1 ist dem Thema Science Fantasy gewidmet. — Forums-Threads zum Debüt finden sich bei SF-Fan und SF-Netzwerkdort habe ich auch einige Kritik zu dem Leitartikel von Rupert Schwarz angebracht … ziemlich oft, wenn ich hierzulande Fandom-Texte über Genre-›Theorie‹ zur Kenntnis nehme, finde ich was zum mäkeln.

    Das Gute daran: ich habe mir gedacht »Keine Kritik ohne Andeutung einer Hilfe« und die englischsprachigen Wiki-Einträge sind für Einsteiger in geschicktere Genre-Theorie und Handhabung von Genre-Begriffen meistens gar nicht so schlecht. Also habe ich einen mir besonders geistreich dünkenden Absatz aus dem englischen Eintrag zu ›Science Fantasy‹ übersetzt:

    For many users of the term, however, ›science fantasy‹ is either a science fiction story that has drifted far enough from reality to ›feel‹ like a fantasy, or a fantasy story that is attempting to be science fiction. While these are in theory classifiable as different approaches, and thus different genres (fantastic science fiction vs. scientific fantasy), the end products are sometimes indistinguishable.
    Schnellübersetzung Molo: Der Begriff ›science fantasy‹ bezeichnet für viele entweder eine Science Fiction-Geschichte, die stark genug von der Wirklichkeit abweicht um wie Fantasy zu ›erscheinen‹, oder eine Fantasy-Geschichte, die bestrebt ist Science Fiction zu sein. Auch wenn das in der Theorie voneinander unterscheidbare Vorgehensweisen und folglich verschiedene Genres sind (fantasyhafte Science Fiction vs. wissenschaftliche Fantasy), lassen sich die Ergebnisse manchmal nur schwer voneinander abgrenzen.
  • John Coulthart widmet in seinem ›{feuilleton}‹-Blog Alfred Kubins »Die Andere Seite« einen Eintrag; mit sehr feinen Bildern (u.a. von der Ausgabe, die meine erste war, die ich als Reprint von dem Buch erstanden habe) und Links. — Vielleicht täusche ich mich, aber kann es sein, dass im englischsprachigen Internet die Kubin-Renaissance inzwischen stärker ist, als im deutschsprachigen? Wenn ja, ist das eine kuriose Schande.
Zur Erinnerung: Hinweise auf bemerkenswerte deutschsprachige Internet-Beiträge zum Thema Phantastik (in allen ihren U- & E-Spielarten) bitte per eMail an …

molosovsky {ät} yahoo {punkt} de

… schicken. — Willkommen sind vor allem Hinweise zu Texten, die wenig beachtete Phantastikwerke behandeln (z.B. also Einzelwerke statt Seriensachen), oder die über Autoren, Theorie und Traditionsentwicklungen berichten.

Zuckerl

  • Das ›Superpunch‹-Blog zeigt uns einige Gemmen der Gallery 1988 Inle Show. Thema: Hasen. Aber was für welche! Ich mag den mit Zylinder und Wumme von Chet Zar am liebsten.
  • In Pupping hat ein kleiner Tornado die Planen eines Erdbeerfeldes abgedeckt und mit ihnen herumgespielt. etschi123 hat dieses anmutige und ehrfuchtsgebietende Natur-Wind-Spiel ins Netz gestellt.
  • Das Kunst-Blog ›Colossal‹ stellt die Arbeiten des Japaners Sagaki Keita vor. Was für ein Gefizzel. Mir wird ganz schwummerig. Hier geht es zur Website von Sagaki Keita.
  • Für ›Tumblr‹ wurde eine Auswahl der Werke von Zdzislaw Beksinski zusammengestellt. Kaum zu glauben, dass dieser polnische Künstler bisher an mir komplett vorbeiging. Trau mich jetzt schon sagen, dass dieser 2005 ermorderte Maler einen merklichen Einfluss auf die finstereren und wirrereren Bereiche der Phantastik hatte. Muss dem mal nachgehen.
  • Ward Shelly hat eine große Mind Map zur Geschichte der Science Fiction gemalt, die auch schon in deutschen Internet-Kreisen entdekct wurde. Hier geht es weiter zur Website von Ward Shelly, wo es weitere (Un)Ordnungswahnsinnsfrüchte zu sehen gibt, u. a. zur Frage, wer die Avantgarde erfunden hat (riesige Bild-Datei!!!), Rollenvorbildern in den Medien (riesige Bild-Datei!!!) und und und gibt.

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